#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 13.03.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 13.03.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Weiterhin recht kalt mit zeitweiligen, allerdings nur leichten Schneefällen in
einigen Mittelgebirgen und an den Alpen, dazu verbreitet Nachtfrost.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Aktuell … befinden sich weite Teile des Vorhersagegebietes nach wie vor im
Einflussbereich eines sich über mehrere tausend Kilometer erstreckenden und mit
positiv geneigter Achse ausgestatteten Potenzialtroges, der von der Barentssee
über Skandinavien und weiten Teilen Mitteleuropas bis zur Iberischen Halbinsel
reicht und von dort aus nach Westen, Richtung Azoren, abknickt. Inzwischen hat
er – immer mehr in die Länge gezogen – auch schon einiges an Kontur eingebüßt
und setzt sich aus mehreren Anteilen in Form kleinräumiger Drehzentren und
kurzwelliger Sekundärtröge zusammen. Flankiert wird dieses „gewaltige Gerät“ von
einer umfangreichen und blockierenden Höhenantizyklone über dem mittleren
Nordatlantik mit Schwerpunkt südwestlich von Island, wodurch die Frontalzone
weit nach Süden abgedrängt wurde und um die Südspitze des Troges herum über das
Seegebiet nördlich der Kanaren nach Nordwestafrika, von dort aus weiter ins
westliche Mittelmeer geführt wird.
Im Bodenfeld korrespondiert der Trog mit einer riesigen, unmittelbar
vorderseitig gelegenen und mit mehreren Minima ausgestatteten Tiefdruckrinne,
die grob südlich und östlich des Vorhersagegebietes verläuft. Diese trennt die
inzwischen weite Teile Deutschlands geflutete maritime Polarluft (T850 hPa -6
bis -2 Grad, lediglich ganz im Südosten, nahe der über die Alpen verlaufenden
Luftmassengrenze, etwas darüber) von deutlich milderer Luft weiter südlich.
Im Laufe der kommenden Nacht kommt der Potenzialtrog tendenziell mit seiner
Achse geringfügig weiter nach Südosten voran und auch im Bodenfeld steigt der
Luftdruck von Nordwesten her bei beständiger schwacher KLA langsam an. Dabei
sind mehrere kleinräumige und kurzwellige Sekundärtröge für den Wetterablauf
hierzulande verantwortlich.
Eines dieser Exemplare hat inzwischen auf den Nordwesten Deutschlands
übergegriffen, markiert in etwa die Hauptachse des Troges und kommt entsprechend
nur zögernd nach Südosten voran. Im Bodenfeld lässt sich unmittelbar
vorderseitig ein kleinräumiges Tief über der westlichen Ostsee ausmachen, das
nur langsam Richtung Südschweden wandert. An dessen Südwestflanke ist die
Luftmasse über dem Norden und Nordwesten des Landes bis etwa 750 hPa labil
geschichtet und es gibt einzelne unergiebige Schauer, die sich im Laufe der
Nacht vor allem von Ostfriesland bis nach Schleswig-Holstein sowie an der
Ostseeküste etwas intensivieren und häufiger auftreten. Bei noch auf -7 bis -8
Grad sinkenden 850 hPa-Temperaturen fallen diese auch teilweise als Schnee oder
Graupel, für eine nennenswerte Schneedecke reicht es aber eher nicht. Dennoch
lockern die Wolken zwischen den Schauern, wie in der gesamten Nordwesthälfte,
auch mal stärker auf und es gibt – mit Ausnahme der Küstenregionen – vielerorts
leichten Frost. Dann muss mit Glätte durch Überfrieren gerechnet werden.
Ein weiterer Sekundärtrog ist inzwischen von Frankreich her auf
Südwestdeutschland übergegriffen und kommt im Laufe der Nacht nur
außerordentlich zögerlich ostnordostwärts bis zum Vogtland voran. Dieser
korrespondiert mit einem Bodentief, das aktuell bereits vom Schweizer Mittelland
Baden-Württemberg erfasst hat und bis Freitagfrüh weiter Richtung nördliches
Franken zieht. An dessen Nordflanke weiten sich Niederschläge über die südliche
Mitte (Rheinland-Pfalz, Saarland, Nordbaden, Hessen) zögernd ostnordostwärts
nach Nordbayern, Thüringen, Westsachsen und bis nach Sachsen-Anhalt aus. Meist
fallen bis Freitagfrüh lediglich 1 bis 5 l/qm in 12 Stunden, dennoch simulieren
die Modelle mit nach wie vor unterschiedlicher räumlicher Verteilung kleinräumig
durchaus auch 5 bis knapp über 10 l/qm. Der Teufel steckt dabei im Detail, denn
die Schneefallgrenze hängt bei 850 hPa-Temperaturen in dieser Region zwischen -4
und -6 Grad vor allem auch von der Intensität der Niederschläge ab. Meistens
liegt sie zwischen 400 und 600 m, gebietsweise kann es aber durchaus auch mal
bis in tiefe Lagen schneien, vor allem in den Frühstunden. Sollten die
simulierten 5 bis 10 l/qm in Lagen oberhalb von 500 m fallen (was am ehesten vom
Odenwald bis zur Rhön durchaus der Fall sein kann), können örtlich auch mehr als
5 cm Neuschnee in 6 Stunden bzw. in den höchsten Lagen nahe 10 cm in 12 Stunden
fallen. In der Regel beschränken sich die Neuschneehöhen aber meist auf 1 bis 5
cm.
Eine dritte „wetteraktive“ Zone befindet sich schließlich noch im Süden und
Südosten des Landes, nahe der über dem Alpenraum schleifenden Luftmassengrenze.
Durch Hebungs- und Aufgleitvorgänge an der Nordflanke eines allmählich zum
Ligurischen Meer ziehenden Tiefs gibt es vor allem von Oberschwaben bis ins
Allgäuer Alpenvorland leichte Niederschläge, die sich im Laufe der Nacht
nordostwärts bis nach Niederbayern und zum Bayerischen Wald ausweiten. Meist
fallen nur wenige l/qm, lediglich im Allgäu können 5 bis nahe 10 l/qm
zusammenkommen. Die Schneefallgrenze liegt in diesen Regionen insgesamt etwas
höher, meist zwischen 800 und 1000 m, je nach Intensität kann sie vor allem
Richtung Oberallgäu auch auf unter 800 m sinken. Vor allem an den Alpen kommt
somit noch etwas Neuschnee zusammen, in den Allgäuer Alpen durchaus um 10 cm.
Im Rest des Landes verläuft die Nacht relativ ruhig, wobei es in den Niederungen
Süddeutschlands bei dichter Bewölkung frostfrei bleibt, ansonsten aber
vielerorts mit leichtem Frost und örtlich mit Glätte durch Überfrieren gerechnet
werden muss.
Freitag … ändert sich an der großräumigen Konstellation nur wenig, allerdings
schwenkt ein vom Höhenhoch ausgehender Höhenkeil allmählich Richtung Nordsee und
nimmt den sich kaum von der Stelle bewegenden Potenzialtrog mehr und mehr in die
Zange.
Der Sekundärtrog über Norddeutschland kommt dabei kaum nach Osten voran und wird
sogar von Nordwesten her noch einmal regeneriert. Im Bodenfeld füllt sich das
kleinräumige Tief vor der Südspitze Schwedens aber nun vollends auf und mit
Annäherung eines Hochkeils von der Nordsee her, der sich über Dänemark bis zur
südlichen Ostsee ausweitet, beginnt der Druck vor allem über Norddeutschland,
aber auch über den mittleren Landesteilen stärker zu steigen.
Dennoch reicht die bis 700 hPa reichende Labilitätsfläche nach wie vor für
einzelne Schauer vor allem im nördlichen Niedersachsen, in Schleswig-Holstein
und in Mecklenburg-Vorpommern, die aber allgemein nicht sonderlich ergiebig
ausfallen. Diese fallen bei -6 bis -7 Grad in 850 hPa aber teils bis in tiefe
Lagen als Graupel oder Schneeregen, für Glätte sollte es aber nicht reichen.
Das Niederschlagsgebiet über den mittleren und östlichen Landesteilen kommt nur
langsam ostwärts voran; das zugehörige Bodentief füllt sich ebenfalls auf, so
dass diese mehr und mehr an Intensität einbüßen. Sie erfassen noch Ostsachsen
und Südbrandenburg, wobei dort aber nur wenige l/qm fallen. Die Schneefallgrenze
steigt mit dem Tagesgang und der abnehmenden Intensität wieder an, so dass ab
dem Vormittag lediglich in den Kammlagen noch wenige Zentimeter Neuschnee
zusammenkommen.
An den Alpen und im Alpenvorland dauern die Niederschläge dagegen weiter an und
nach vorübergehender Abnahme intensivieren sie sich zum Nachmittag und Abend hin
wieder etwas. Mehr als 5 l/qm fallen aber höchstens Richtung Chiemgau und
Berchtesgaden (und auch lediglich nach Lesart des ICON-EU), so dass auch
oberhalb von etwa 800 bis 1000 m nur noch wenige Zentimeter Neuschnee fallen.
Im Westen, im Südwesten sowie in weiten Teilen der Mitte und zwischen Main und
Alpenvorland bleibt es dagegen weitgehend trocken. Vor allem im Westen und
Norden kommt häufiger mal die Sonne durch, sonst bleibt es noch meist stark
bewölkt bis bedeckt. Mit etwas zunehmenden Druckgradienten frischt im
Tagesverlauf der Wind aus Nord bis Nordost ein wenig auf, ist aber nicht
warnrelevant. Mit Höchstwerten zwischen 3 und 8 Grad, im höheren Berg- und
Alpenvorland um 0 Grad bleibt es recht kalt.
In der Nacht zum Samstag schwenkt der zonal ausgerichtete Höhenkeil allmählich
weiter zur mittleren Nordsee, verstärkt sich und weitet sich nach Osten bis zur
südlichen Ostsee aus. Der Trog verliert mehr und mehr an Kontur und tropft über
Frankreich aus; übrig bleibt eine über Norddeutschland hinweg laufende
Potenzialrinne.
Auch im Bodenfeld steigt der Druck über Mitteleuropa weiter an, die mit der
Höhenantizyklone korrespondierende Hochdruckzone erstreckt sich Samstagfrüh über
die Britischen Inseln und die Nordsee hinweg bis nach Dänemark und Nordpolen.
Im westlichen Mittelmeerraum wird dagegen die Tiefdrucktätigkeit durch den
Cut-Off-Prozess über Frankreich noch etwas angefacht und bis Samstagfrüh weitet
sich eine Tiefdruckrinne von den Balearen bis nach Nordwestitalien aus. Dadurch
verschärft sich der Druckgradient über dem Alpenraum und auch in Süddeutschland
weiter und der Wind frischt zumindest in den Hochlagen aus Nordost auf. Ob es
auf den Alpen- und exponierten Mittelgebirgsgipfeln aber schon für warnrelevante
Böen reicht, ist fraglich.
Die Schauer im Norden klingen im Laufe der Nacht rasch ab, die Niederschläge in
Teilen Brandenburgs und Sachsens ziehen nur zögernd Richtung Polen ab, fallen
aber nur gering aus, wobei es bis in tiefe Lagen ein paar nasse Schneeflocken
geben kann.
Im Süden gibt es hingegen im Zuge der Tiefdrucktätigkeit über dem Mittelmeerraum
durch Aufgleiten noch weitere Niederschläge, die sich nach Lesart einiger
Modelle auch wieder bis zur Donau oder etwas darüber hinaus ausbreiten können.
Mengenmäßig kommt aber auch dort nur wenig (maximal 1 bis 5 l/qm) zusammen. Die
Schneefallgrenze schwankt meist zwischen 700 und 1000 m (etwa -2 Grad in 850
hPa, im Norden und in der Mitte dagegen -4 bis -7 Grad).
Im großen Rest des Landes bleibt es dagegen trocken und vor allem im Norden,
Westen und in den mittleren Landesteilen lockern die Wolken zeitweise stärker
auf. Dort gibt es vielerorts leichten Frost und örtlich Glätte, im Süden und
Südosten bleibt es unter den dichten Wolken in den Niederungen meist frostfrei.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Samstag … ist den Ausführungen in der Frühübersicht nichts Wesentliches
hinzuzufügen. Kurz zusammengefasst: High-over-Low, im Süden, etwa südlich einer
Linie Schwarzwald-Bayerwald, weitere Aufgleitniederschläge (0 bis 5 l/qm,
Schneefallgrenze um 800 m), im Nordseeumfeld sowie an der Ostsee und Richtung
polnischer Grenze zunehmend sonnig, dazwischen im Tagesverlauf teils recht
dichte Quellbewölkung, aber meist trocken. Höchstwerte 4 bis 9 Grad.
In der Nacht zum Sonntag im Süden noch bedeckt, leichte Niederschläge und
frostfrei, sonst aufgelockert bis gering bewölkt und verbreitet leichter, im
Osten örtlich mäßiger Frost.
In der Mitte und im Süden lebhafter Ost- bis Nordostwind mit steifen Böen in
einzelnen West-Ost ausgerichteten Mittelgebirgstälern und stürmischen Böen in
den Kamm- und Gipfellagen einiger Mittelgebirge bzw. der Alpen.
Modellvergleich und -einschätzung
Der grobe Fahrplan steht, knifflig gestalten sich aber die Schneefallprognosen
für die kommende Nacht bis zum morgigen Vormittag, da nicht im Detail klar ist,
wo wieviel Niederschlag in welcher Phase fällt. Die Problematik wurde im Text
weiter oben erläutert.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff