#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Mittwoch den 12.03.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 121800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.03.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Leicht unbeständig und nasskalt; oberhalb von 400 bis 800 m etwas Schnee,
insbesondere in den höheren Lagen der Alpen, aber keine markanten Mengen.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Aktuell … ist die Strömung in 500 bzw. 300 hPa über dem
nordatlantisch-europäischen Raum stark meridional aufgestellt. Dabei befindet
sich Deutschland unmittelbar vorderseitig eines Langwellentroges, der von der
Barents-See über Skandinavien und die Nordsee bis nach Frankreich reicht,
unterhalb einer südwestlichen Höhenströmung. Flankiert wird der Trog von einer
blockierenden Höhenantizyklone über dem mittleren Nordatlantik mit Schwerpunkt
südwestlich von Island. Diese wird im Laufe der Nacht unterlaufen von einem
Cut-Off-Tief, das sich bis Donnerstagfrüh als Dipol (in 500 hPa) ins Seegebiet
zwischen Azoren und Portugal verlagert. Durch Interaktion mit diesem Cut-Off
kommt der oben angesprochene Langwellentrog zunächst nicht weiter nach Osten
voran, sondern beginnt, Richtung Iberische Halbinsel zu amplifizieren, wodurch
er allmählich an Kontur verliert und sich bis Donnerstagfrüh ein eigenständiges
kleinräumiges Drehzentrum in etwa über der Normandie (in 500 hPa) etabliert. Auf
dessen Vorderseite kann sich ein kurzwelliger Randtrog formieren, der morgens
Ostfrankreich erreicht.
Im Bodenfeld hat die schleifende Kaltfront eines kleinräumigen Tiefs bei
Dänemark inzwischen den Südosten Deutschlands erreicht. Durch das föhnige
Überströmen der Alpen hat sich über dem Osten Österreichs ein kleines Lee-Tief
etabliert, das im Laufe der Nacht über das Böhmische Becken nordnordostwärts
nach Zentralpolen zieht. Somit kommt die Front auch im Laufe der Nacht kaum nach
Osten voran und gerät zudem aufgrund einer einsetzenden Zyklogenese über
Norditalien über dem Alpenraum ins Schleifen.
Postfrontal wurden inzwischen weite Teile des Vorhersagegebietes von maritimer
Polarluft geflutet, bis Donnerstagfrüh sinkt die 850 hPa-Temperatur auch an den
Alpen auf etwa -1 Grad, im Nordwesten verharrt sie meist zwischen -5 und -6
Grad.
Die dynamisch induzierten Hebungsprozesse im Frontbereich halten sich zwar in
Grenzen, getriggert durch entlang der Front ablaufende flache Wellen, gibt es
rückseitig und von der Front etwas abgesetzt recht verbreitet, aber überwiegend
nur wenig ergiebige Niederschläge, die sich insbesondere an der Nordwestflanke
des Lee-Tiefs aktuell in etwa von Oberfranken über das östliche Thüringen und
Westsachsen bis ins südwestliche Brandenburg etwas intensiviert haben und im
Laufe der Nacht über den Süden und die Mitte Brandenburgs nach Polen abziehen.
Bis Donnerstagfrüh fallen dort in etwa 2 bis 8 l/qm, wobei die Schneefallgrenze
je nach Intensität etwa zwischen 400 und 800 m schwankt. Vor allem im Vogtland
und Westerzgebirge kann es dabei gebietsweise Glätte durch Schneematsch bzw.
etwas Neuschnee geben, für eine warnrelevante Schneedecke sollte es aber kaum
reichen, zumal die höchsten Mengen eher im Flachland fallen.
Mit der Zyklogenese über Oberitalien intensivieren sich im Laufe des Abends und
der Nacht – induziert durch WLA und Aufgleiten, auch am Alpenrand die
Niederschläge und weiten sich ins Alpenvorland, später auch bis nach
Niederbayern bzw. zum Bayerwald aus. An den Alpen und im Alpenvorland fallen
verbreitet 5 bis 10 l/qm, gebietsweise auch mehr, wobei die Schneefallgrenze
allmählich auf 1000 bis 800 m sinkt. Oberhalb von 1000 m muss entsprechend mit
bis zu 10 cm Neuschnee gerechnet werden, in Staulagen auch mehr.
Im Rest des Landes verläuft die Nacht dagegen weitgehend trocken. Im Nordwesten
gibt es nahe der Trogachse bzw. an der Südflanke des sich auffüllenden Tiefs bei
Dänemark anfangs noch einzelne leichte Schauer, die sich im weiteren Verlauf
aber lediglich auf das Nordseeumfeld beschränken. Ansonsten lockern die Wolken
in der gesamten Nordwesthälfte bis in die mittleren Landesteile stärker auf.
Dort gibt es dann verbreitet leichten Frost und örtlich auch Glätte durch
Überfrieren. Zudem kann sich vielerorts auch dichter Nebel bilden. Im Süden und
Südosten beschränkt sich Frost lediglich auf die höheren Lagen.
Donnerstag … setzt sich die Amplifizierung des Langwellentroges Richtung
Iberische Halbinsel weiter fort, indem das Cut-Off-Tief vor der Küste Portugals
in den Trog einbezogen wird. Dadurch kommt das ganze System weiterhin kaum nach
Osten voran und über Frankreich etabliert sich sogar vorübergehend ein weiteres
Cut-Off-Tief. Auf dessen Vorderseite greift der kurzwellige Randtrog im
Tagesverlauf von Ostfrankreich unter Konturverlust auf Südwestdeutschland über.
Unmittelbar vorderseitig setzt auch im Bodenfeld Druckfall ein und von der
Schweiz verlagert sich ein kleinräumiges Bodentief nach Südwestdeutschland. An
dessen Nordostflanke setzen bereits ausgangs der Nacht in Baden-Württemberg, im
Saarland und in Rheinland-Pfalz schauerartige Niederschläge ein, die sich bis
zum Abend nach Unterfranken, Südhessen und eventuell auch bis ins südliche NRW
ausweiten. Die Luftmasse dort ist mäßig labil geschichtet und es wird auch etwas
Cape simuliert, dennoch dürfte es kaum für Gewitter reichen. Die
Schneefallgrenze schwankt meist um 600 m (ein paar nasse Flocken kann es auch
mal weiter unten geben), darüber kann es gebietsweise Glätte durch Schneematsch
oder etwas Neuschnee geben, für eine nennenswerte Schneedecke (immerhin werden
vom Saarland über die Südpfalz bis nach Nordbaden 5 bis 10 l/qm in 12 Stunden
simuliert, an der Grenze zu Frankreich auch mehr) dürfte es angesichts der
warmen Böden aber wohl kaum reichen.
Da die Front nach wie vor südöstlich des Vorhersagegebietes schleift, gibt es
auch im Süden und Südosten Bayerns sowie in der Oberlausitz, anfangs auch im
Erzgebirge weitere Niederschläge, die aber mehr und mehr an Intensität
verlieren. In den Kammlagen des Erzgebirges und vor allem auch des Bayerwaldes
reicht es eventuell für etwas Nassschnee, an den Alpen fallen nochmals
gebietsweise 5 bis 10 l/qm, so dass die Schneedecke oberhalb von 1000 m noch
etwas anwächst.
Das kleine Bodentief vor der dänischen Nordseeküste füllt sich weiter auf und
verlagert sich bis zum Abend nach Schleswig-Holstein, wobei es dann auch im
hochaufgelösten Isobarenfeld nicht mehr wirklich auszumachen ist. In dessen
Peripherie sowie nahe der Achse des Langwellentroges, die abends auf
Nordwestdeutschland übergreift, labilisiert die Luftmasse im Tagesverlauf wieder
und es entwickeln sich im Nordwesten und Norden einzelne kurze Schauer, die bei
-5 Grad in 850 hPa meist als Regen, teils aber auch als Graupel fallen,
mengenmäßig kommt aber nur wenig zusammen.
Ansonsten bleibt es aber meist trocken und vor allem im Westen und Norden zeigt
sich neben den Quellwolken und Schauern auch mal die Sonne zwischendurch. Die
Höchstwerte liegen allgemein zwischen 3 und 8 Grad, im höheren Bergland kaum
über 0 Grad.
In der Nacht zum Freitag wird das Cut-Off-Tief über Frankreich wieder in den
Langwellentrog einbezogen, insgesamt kommt der Trog geringfügig weiter
südostwärts voran, so dass dessen Achse bis Freitagfrüh in 500 hPa die gesamte
Nordwesthälfte des Landes überquert hat.
Das kleinräumige Bodentief über Süddeutschland kommt etwas nach Osten voran,
füllt sich aber komplett auf. An dessen Nordflanke kommen die leichten
Niederschläge in der (südlichen) Mitte nach Osten voran, verlieren dabei aber
deutlich an Intensität, insgesamt kommen nur noch wenige l/qm zusammen. Die
Schneefallgrenze sinkt noch etwas ab, je nach Intensität auf etwa 400 bis 600 m.
Dabei kann gebietsweise Glätte durch Schneematsch auftreten, hier und da bildet
sich auch eine dünne Schneedecke.
Leichte Niederschläge gibt es weiterhin auch im Südosten des Landes, die meisten
wohl in den Allgäuer Alpen. Dort fallen oberhalb von etwa 800 m durchaus noch
ein paar Zentimeter Neuschnee.
Während es sonst in weiten Teilen des Landes trocken bleibt, gibt es im
Trogbereich im Norden, insbesondere im Küstenumfeld, aber eventuell auch in den
westlichen Mittelgebirgen, noch einzelne Schauer, teils bis in tiefe Lagen
zumindest mit Schnee vermischt. Stellenweise tritt dort Glätte auf, im Bergland
durch etwas Neuschnee, sonst aber auch durch überfrorene Nässe. Bei
aufgelockerter Bewölkung kann es in der Mitte und im Norden vielerorts leichten
Frost geben, in den Niederungen Süddeutschlands bleibt es bei dichter Bewölkung
meist frostfrei.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Freitag … gelten im Großen und Ganzen die Ausführungen in der Frühübersicht.
Der aktuelle Lauf des ICON-EU hat allerdings die Niederschlagsmengen im Südosten
Bayerns gegenüber den Vorläufen etwas aufgestockt und simuliert nun etwas
abgesetzt von den Alpen im Alpenvorland in 12 Stunden zwischen 5 und 10 l/qm, im
ostbayerischen Vorland auch noch etwas mehr. Zudem dürfte die etwas höhere
Intensität die Schneefallgrenze gebietsweise auf unter 800 m, vielleicht auf
nahe 600 m drücken, so dass im höheren Vorland und am östlichen Alpenrand
durchaus mehr als 5 cm Neuschnee fallen könnten. In der Nacht zum Samstag werden
dagegen geringere Mengen simuliert.
Ansonsten hat sich aber gegenüber den Modellläufen vom Vormittag nichts
Wesentliches geändert.
Modellvergleich und -einschätzung
Im Detail ergeben sich noch Unsicherheiten, die räumliche Verteilung der in
höheren Lagen teils als Schnee fallenden Niederschläge betreffend.
Ansonsten fahren die Modelle aber einen einheitlichen Kurs.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff