SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 11.03.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.03.2025 um 10.30 UTC
Zunächst recht kalt, vor allem im Süden unbeständig, dabei Schnee teils bis in
tiefe Lagen. Im Norden bereits am Wochenende, danach auch im Süden zunehmender
Hochdruckeinfluss.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 18.03.2025
Nachdem der (Vor)frühling bereits im ersten Monatsdrittel sein Stelldichein
gegeben hat, dominiert etwa eine Woche vor dem kalendarischen Frühlingsbeginn im
Vorhersagegebiet noch einmal eher unterkühltes „Spätwinterwetter“.
Ein Blick auf die Geopotenzialverteilung in 500 bzw. 300 hPa liefert auch die
Erklärung dafür: Die „gestörte“ Zirkulation über dem nordatlantisch-europäischen
Raum. Diese ist nämlich zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am kommenden
Freitag, streng meridional aufgestellt (Großwetterlagenregime „atlantic Ridge“)
mit einem vom mittleren Nordatlantik über Island bis nach Südgrönland
gerichteten Höhenrücken und einem Langwellentrog über der Barentssee und
Skandinavien. Von letzterem ausgehend reicht ein mit mehreren (aus diversen
Abtropfversuchen resultierenden) Drehzentren ausgestatteter Randtrog mit
positiver Achsneigung über die südliche Ostsee, Nordwestdeutschland und
Frankreich hinweg bis zur Iberischen Halbinsel.
Bis Samstagfrüh schwenkt, ausgehend vom Höhenrücken, ein Höhenkeil von
Nordwesten her unter Verstärkung zur mittleren Nordsee, wodurch der Randtrog
über dem Vorhersagegebiet allmählich nach Südosten in die Mitte des Landes
abgedrängt wird.
Im Bodenfeld stützt der Rücken ein umfangreiches Hochdruckgebiet über dem
mittleren Nordatlantik, dessen Schwerpunkt sich bis Samstagfrüh allmählich nach
Irland bzw. Schottland verlagert (geschlossene 1025 hPa-Isobare), wobei sich ein
zur Nordsee gerichteter Hochkeil verstärkt, nach Osten ausweitet und südwärts
vorankommt; Samstagfrüh greift er auch auf die Deutsche Bucht und
Norddeutschland über. Gleichzeitig herrscht über dem westlichen und zentralen
Mittelmeerraum eine rege Tiefdrucktätigkeit, wobei sich die Tiefdruckrinne rasch
über den Balkan bis nach Osteuropa (Ukraine, Südwestrussland) ausweitet. Daraus
resultiert über dem Vorhersagegebiet eine nordöstliche Grundströmung, mit der
skandinavische Kaltluft maritimen Ursprungs advehiert wird mit Temperaturen in
850 hPa zwischen -7 Grad im Norden und -3 Grad im Süden des Landes. Diese
Luftmasse ist anfangs noch recht feucht und im Bereich eines kleinen
Cut-Off-Tiefs gibt es Freitag tagsüber somit einzelne Schauer, die teils bis in
tiefe Lagen mit Schnee vermischt sind.
Der Alpenraum befindet sich dabei noch im Bereich einer Luftmassengrenze, die
die Subtropikluft im Mittelmeerraum von der Polarluft weiter nördlich trennt.
Diese kommt zunächst kaum nach Süden voran, sondern verlagert sich sogar ein
wenig retrograd nach Norden, entsprechend gibt es im Südosten des
Vorhersagegebietes aus dichter Bewölkung noch teils länger anhaltende
(allerdings nicht allzu ergiebige) Niederschläge, die teils bis in tiefe Lagen
als Schnee fallen. Bei böigem Nordostwind (Alpengipfel eventuell Sturmböen aus
Nord) bleibt es recht kalt mit Höchstwerten zwischen 3 und 8 Grad, im Bergland
um 0 Grad.
Nachts klingen die Schauer im Norden und in der Mitte rasch ab und es gibt dort
verbreitet Frost, im Süden fallen weitere, nicht allzu ergiebige Niederschläge,
oft bis in tiefe Lagen als Schneeregen oder Schnee.
Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag schwenkt der Höhenkeil weiter nach
Norddeutschland und verstärkt sich noch etwas, wobei der Langwellen- bzw.
Randtrog bis Sonntagfrüh nun endgültig über Frankreich, mit mehreren Drehzentren
ausgestattet, abtropft.
Das Bodenhoch über den Britischen Inseln verstärkt sich weiter, ebenso der ins
Vorhersagegebiet Hochkeil, dessen Achse über Norddeutschland allmählich etwas
nach Süden vorankommt.
Gleichzeitig kommt die durch ein schleifendes Frontensystem markierte
Luftmassengrenze über dem Alpenraum aufgrund einer Zyklogenese über Norditalien
zunächst nicht weiter nach Süden voran. An deren Nordflanke bleibt es somit über
Süddeutschland weiterhin meist stark bewölkt bis bedeckt mit weiteren
Niederschlägen, teils Schnee, teils Regen. Oberhalb von etwa 500 bis 800 m
dürfte es für durchaus nennenswerten Neuschnee reichen.
In der Mitte und im Norden trocknet die Luftmasse dagegen im Einflussbereich des
Hochkeils weiter ab und es setzt sich vielerorts die Sonne durch. Dabei wird
nach wie vor skandinavische Kaltluft ins Vorhersagegebiet advehiert mit -7 bis
-3 Grad in 850 hPa, entsprechend liegen die Höchstwerte weiterhin meist nur
zwischen 3 und 8 Grad, im Bergland um 0 Grad, in der Nacht zum Sonntag gibt es
verbreitet leichten, bei Aufklaren gebietsweise auch mäßigen Frost.
Am Sonntag und in der Nacht zum Montag kommt es über Nord- und Osteuropa zu
einem weiteren Kaltluft- und Trogvorstoß, der aber nach Lesart des IFS östlich
des Vorhersagegebiets abläuft. Somit bleiben wir im Einflussbereich des nach
Norddeutschland gerichteten Hochkeils, der sich nach kurzer Abschwächung wieder
regeneriert. Über dem Mittelmeerraum bleibt der Tiefdruckeinfluss dagegen
erhalten, entsprechend kommt die Luftmassengrenze über dem Alpenraum kaum nach
Süden voran, schwächt sich aber ab. Somit steht für Süddeutschland erneut ein
meist stark bewölkter bis bedeckter Tag ins Haus mit weiteren, meist aber nur
leichten Niederschlägen, bis in mittlere Lagen (500 bis 800 m) als Schnee.
In der Mitte und im Norden bleibt es dagegen trocken. Vor allem über den
mittleren Landesteilen scheint dazu auch häufig die Sonne, während der Norden
und Nordosten von der Kaltfront eines Tiefs über Nordosteuropa gestreift werden,
die aber nach Lesart des IFS nur etwas dichtere Wolken, aber keine nennenswerten
Niederschläge bringt. Rückseitig steigt der Luftdruck, das Bodenhoch verlagert
seinen Schwerpunkt von GB zur Nordsee und weitet sich nach Südskandinavien aus.
Bei östlichen Winden bleibt es somit relativ kalt, selbst mit Sonne im Westen
reicht es kaum für die 10 Grad, nachts gibt es verbreitet leichten Frost.
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag verlagert die Höhenantizyklone ihren
Schwerpunkt allmählich zur Nordsee, wobei sich der nach Deutschland gerichtete
Höhenkeil verstärkt und Richtung Balkan ausweitet. Gleichzeitig kommt der
Langwellentrog über Nordosteuropa nur langsam nach Osten voran, amplifiziert
aber deutlich Richtung Südosteuropa, während es über dem mittleren Nordatlantik
zu einem Trogvorstoß kommt, wobei der Trog aufgrund der Blockadewirkung des nach
wie vor sehr robusten, von der Nordsee bis nach Island reichenden Höhenrückens
über dem Ostatlantik westlich der Biskaya austropft.
Über dem Mittelmeerraum kommt es im Zuge dieser Prozesse zu einem deutlichen
Geopotenzialanstieg, entsprechend verlagert das durch den Rücken gestützte
Bodenhoch seinen Schwerpunkt von der Nordsee bzw. Südskandinavien Richtung
östliches Mitteleuropa.
Im Vorhersagegebiet dreht somit die Strömung im Laufe des Montags allmählich von
Ost auf Südost und es kommt die Advektion milderer Luftmassen in Gang, bis
Dienstag, 00 UTC steigt die 850 hPa-Temperatur bereits auf +5 Grad im Südwesten
und -3 Grad im Nordosten.
Auch im Süden dürften somit die Niederschläge rasch nachlassen und nach Lesart
des IFS setzt sich vielerorts die Sonne durch, die Temperaturen steigen
gegenüber den Vortagen wieder etwas an. Nachts gibt es aber nach wie vor
vielerorts leichten Frost.
Am Dienstag und auch in der erweiterten Mittelfrist (Mittwoch, Donnerstag)
etabliert sich über dem nahen Ostatlantik ein Langwellentrog, der weit nach
Süden amplifiziert, sich immer wieder regeneriert, aber kaum nach Osten
vorankommt, da der letztendlich vom zentralen Mittelmeerraum über das östliche
Mitteleuropa bis ins Nordmeer reichende Höhenrücken robust aufgestellt bleibt
und weiterhin blockierend wirkt.
Das Bodenhoch wird langsam nach Osteuropa abgedrängt, verstärkt sich aber und
streckt seine Fühler weiterhin bis nach Mitteleuropa aus. An dessen Westflanke
werden von Süden her milde Luftmassen ins Vorhersagegebiet advehiert mit 850
hPa-Temperaturen von meist über 5 Grad. Somit wird es von Tag zu Tag etwas
milder und auch die nächtliche Frostgefahr nimmt ab, wobei oft die Sonne
scheint, erst zum Ende hin wird es von Westen durch WLA allmählich etwas
wolkiger.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Sonntag teilen die beiden gestrigen IFS-Läufe das weiter oben
skizzierte Szenario und unterscheiden sich lediglich im Detail, die räumliche
Verteilung und Intensität der Niederschläge im Süden betreffend.
Der Trogvorstoß zu Beginn kommender Woche über Osteuropa wird vom gestrigen 12
UTC-Lauf etwas weiter nach westen ausgreifend simuliert, so dass am Montag und
in der Nacht zum Dienstag in die Osthälfte etwas kältere Luft einsickern kann,
allerdings bleibt es auch nach dessen Lesart weitgehend trocken (höchstens an
Oder und Neiße ein paar Schneeflocken).
Danach dreht dann in allen Läufen die Strömung eher auf Süd bis Südost und es
kommt die Advektion milder Luftmassen in Gang. Allerdings ist der Höhenrücken in
den beiden gestrigen Läufen nicht so robust aufgestellt wie im aktuellen, so
dass von Südwesten her bereits zu Wochenmitte eventuell erste Frontensysteme mit
Niederschlägen auf das Vorhersagegebiet übergreifen können, vor allem nach
Lesart des gestrigen 00 UTC-Laufes.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die vorliegenden Globalmodelle fahren zunächst einen einheitlichen Kurs mit
der deutlichen Wetterberuhigung am Wochenende im Norden und in der Mitte und
weiteren Niederschlägen, die im Detail noch leicht unterschiedlich simuliert
werden, im Süden.
In der Nacht zum und am Montag lassen dann aber ICON und vor allem UK10 den
Trogvorstoß über Nordost- und Osteuropa deutlich weiter nach Westen, noch bis
ins Vorhersagegebiet reichend, ausgreifen. Beide Modelle simulieren leichte, im
Stau der Berge auch mäßige Niederschläge, die ab der Nacht zum Montag bis
Dienstagfrüh von Nord nach Süd über Deutschland hinwegziehen (im Westen kommt
allerdings davon kaum mehr was an). Diese fallen teilweise bis in tiefe Lagen
als Schnee. Erst danach verstärkt sich von Norden her wieder Hochdruckeinfluss.
GFS ähnelt dagegen dem IFS, allerdings setzt sich die Milderung zögerlicher
durch und in der erweiterten Mittelfrist ist der Höhenrücken über Osteuropa
nicht ganz so robust aufgestellt.
Nach Lesart des GEM kommt es in der ersten Hälfte der kommenden Woche zu einer
Orkantiefentwicklung bei Island (Kerndruck am Mittwoch sogar unter 940 hPa!), Im
Zuge dieser Entwicklung stellt sich hierzulande ab Dienstag/Mittwoch eine
schwach zyklonal geprägte Westlage ein. Das ist aber eher eine
Außenseiterlösung.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die 51 ENS-Member, der Haupt- und Kontrolllauf verteilen sich zu Beginn der
Mittelfrist (72 bis 96 Stunden) auf 3 Cluster, die allesamt den sich bis Samstag
vollziehenden Abtropfprozess über Südwesteuropa und den sich verstärkenden, zur
Nordsee und nach Norddeutschland gerichteten Hochkeil auf der Agenda haben, sich
also bzgl. Mitteleuropa kaum unterscheiden (Großwetterlagenregime „atlantic
Ridge“).
Auch für den nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden) ergeben sich drei
Cluster. CL 1 (23 Member) lässt den Trogvorstoß über Osteuropa weiter nach
Westen ausgreifen, der Schwerpunkt hohen Geopotenzials bleibt eher über dem
Nordatlantik und Island (Großwetterlagenregime durchgehend „atlantic Ridge“).
Diese Variante ähnelt der von ICON bzw. UK10, womit die Kaltluft über Osteuropa
zu Beginn kommender Woche vorübergehend und abgeschwächt auch bis ins
Vorhersagegebiet ausgreifen würde.
Nach Lesart von CL 2 (16 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf und CL 3 soll
sich der Schwerpunkt hohen Geopotenzials zu Beginn kommender Woche dagegen zur
Norwegischen See (CL 2) bzw. sogar nach Mittel- und Osteuropa (CL 3) verlagern
(Großwetterlagenregime entsprechend „Blocking“); auch im Bodenfeld befindet sich
der Schwerpunkt hohen Luftdrucks dann östlich von uns und es werden rasch
mildere Luftmassen ins Vorhersagegebiet advehiert.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) bleibt es dann zunächst
beim „Blocking“ (Cluster 1 bis 3) bzw. beim „atlantic Ridge“ (Cluster 4). Nach
Lesart der ersten beiden Cluster (19 und 12 Member, Haupt- und Kontrolllauf in
CL 2) dauert das Blocking über Osteuropa über die Wochenmitte hinaus an, wobei
das Bodenhoch nach CL 1 etwas rascher nach Osten abgedrängt wird als nach CL 2.
CL 3 (12 Member) tendiert zur GEM-Variante mit einem Sturmtief bei Island (NAO
positiv) und zunehmendem Tiefdruckeinfluss hierzulande und CL 4 (8 Member) hat
eine schwache Trogpassage und danach wieder zunehmenden Hochdruckeinfluss auf
der Agenda (ebenfalls NAO positiv).
Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur in den „Rauchfahnen“ verschiedener über
das Vorhersagegebiet verteilter Gitterpunkte verläuft bis Sonntag in einem recht
engen Spread auf niedrigem Temperaturniveau. Zu Beginn kommender Woche steigen
die Temperaturen bei deutlich breiter werdendem Spread dann an, wobei der
Hauptlauf in allen Gitterpunkten im oberen Bereich der Member angesiedelt ist,
ja teilweise zu den wärmsten Läufen gehört.
Gleichzeitig deuten gar nicht so wenige Ausreißer nach unten zu Wochenbeginn vor
allem über den Norden und Osten Deutschlands einen eventuellen Trogstreifschuss
an.
FAZIT:
Bis Sonntag dürfte die Wetterentwicklung einigermaßen sicher sein: Im Norden und
in der Mitte nach noch leicht unbeständigem und kühlem Freitag am Wochenende
rasche Wetterberuhigung mit einstelligen Höchstwerten und verbreiteten
Nachtfrösten. Im Süden dagegen zunächst weiter unbeständig mit Niederschlägen
teils bis in tiefe Lagen als Schnee.
Unklar ist, ob ein eventueller Trogstreifschuss am Montag bzw. in der Nacht zum
Dienstag noch einmal kältere Luft vor allem in die Osthälfte advehiert,
eventuell mit etwas Schnee bis in tiefe Lagen, oder ob sich rasch wieder mildere
Luft durchsetzt. Der Hauptlauf des IFS hat bzgl. der Milderung im Vergleich zu
den vorliegenden deterministischen Modellen die progressivste Lösung auf der
Agenda. Sogar die meisten ENS-Läufe sind diesbezüglich defensiver aufgestellt.
Wie lange diese antizyklonale Südlage dann andauert, ist ebenfalls unklar. Nicht
wenige ENS-Member tendieren nach Wochenmitte wieder zu zyklonaleren Lösungen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Markante Wetterereignisse stehen wohl bis in die erweiterte Mittelfrist so gut
wie keine auf der Agenda.
Auf den Alpen- und Schwarzwaldgipfeln reicht es – je nach Stärke Zyklogenese
über Norditalien – am Freitag und Samstag eventuell für einzelne Sturmböen, die
Wahrscheinlichkeit dafür ist aber nicht allzu hoch.
In den süddeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen kehrt noch einmal zumindest
ein Hauch von Winter ein. Schnee fällt vorübergehend sogar bis in tiefe Lagen,
die Mengen reichen aber wohl kaum für markante Warnungen.
Ansonsten sind vielleicht noch die recht verbreitet auftretenden Nachtfröste
eine Erwähnung wert.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff