S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 10.03.2025 um 10.30 UTC

Zunächst wechselhaft und teils kühl, am Wochenende Luftmassengrenze über dem
Süden. In der kommenden Woche Hochdruckeinfluss und wärmer, allerdings mit
unbekannter Andauer.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 17.03.2025

Die an dieser Stelle bereits mehrfach angekündigte SSW findet auch mit den
Modellläufen vom heutigen Montag Bestätigung. Vielmehr riecht es immer mehr
schon nach der finalen Erwärmung, da die Windumkehr nach ECWMF und GFS bis
mindestens Anfang April bestehen bleiben soll. Eine gewisse Unsicherheit besteht
vor allem um den 16. März herum, wenn sich der zonale Wind noch einmal Richtung
positive Werte bewegt, diese aber nicht erreicht und danach wieder weiter ins
Negative absackt. Die Vorgänge in der Stratosphäre wirken sich gewöhnlich erst
mit einer gewissen Verzögerung (2 bis 4 Wochen) auf die Troposphäre aus, sodass
die Entwicklungen dort bis dahin noch weitgehend unberührt bleiben sollten.

Aktuell sind die Bedingungen in der untersten Atmosphärenschicht über dem
Nordatlantik durch einen negativen NAO-Index geprägt, der aber in der ab
Donnerstag beginnenden Mittelfrist allmählich in den positiven Bereich wandert.
Das wird durch einen Kaltluftvorstoß aus dem kanadisch-nordamerikanischen Sektor
rund um die Großen Seen heraus verursacht, der Richtung Labrador-Straße und
Grönland gerichtet ist und damit den bis nach Island vorgestoßenen Rücken
zunächst Richtung Skandinavien kippen lässt. Mit der zum kommenden Wochenende
hin bzw. in der neuen Woche anschließenden progressiven Wanderung des neuen
Trogs aus der Labradorstraße heraus Richtung Island und Britischen Inseln wird
der Rücken als Höhenhoch nach Russland abgedrängt.

Über West- und Mitteleuropa liegt am Donnerstag stromaufwärts des Rückens bei
Island ein im Abtropfen befindlicher Langwellentrog mit positiver Achsneigung,
wobei sich die Achse von der Biskaya über Dänemark bis zur Barentssee erstreckt.
Über der Biskaya formiert sich dann ein Höhentief, das am Boden allerdings kein
Pendant besitzt. Das Trogresiduum über Dänemark und Skandinavien stützt ein Tief
über dem Baltikum, dessen Kaltfront noch über dem Süden Deutschlands schleift.
Ansonsten herrscht in Deutschland in feuchter Luft Trogeinfluss, wobei
postfrontal Meereskaltluft polaren Ursprungs mit T850 hPa von -5 bis 0 Grad
einfließt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch am Freitag. Das Bodentief über dem Baltikum
wandert zwar mit der Bewegung der nordöstlichen Verlagerung des Trogresiduums
nach Nordwestrussland, die schleifende Kaltfront hängt mit neuen Niederschlägen
aber weiterhin über dem Süden Deutschlands fest. Über den anderen Teilen
Deutschlands lässt der Trogeinfluss außer im Nordosten meist nach. Dabei sinkt
die T850 hPa im Norden zum Teil auf -6 bis -7 Grad, südlich der Kaltfront bleibt
sie leicht positiv.

Am Samstag und Sonntag zieht das Trogresiduum ab, sodass sich der Einfluss des
Richtung Skandinavien kippenden Rückens durch ein neues Bodenhoch mit
Schwerpunkt über Irland und den Britischen Inseln bei uns verstärkt (HNz). Der
Süden Deutschlands liegt aber weiterhin unter der Luftmassengrenze, die durch
ein Tief über dem zentralen Mittelmeer aufrechterhalten wird. Über
Süddeutschland gibt es folglich weitere Niederschläge, während in der Mitte und
im Norden des Landes Hochdruckeinfluss dominiert. Die Temperaturen bleiben auf
dem Niveau des Vortags.

Am Montag kommender Woche wird der nach Skandinavien kippende Rücken zu einem
Höhenhoch umfunktioniert, wobei dieses am Abend den Süden Norwegens erreicht.
Das Bodenhoch verlagert sich im Zuge dessen Richtung Südskandinavien, dem
Baltikum und dem östlichen Mitteleuropa (SEa), womit die Aktivität an der
Luftmassengrenze über dem Süden Deutschlands durch Absinken zum Erliegen kommt.
Die T850 hPa steigen mit Drehung der Strömung auf Südost auf -4 bis 0 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag kommender Woche schwindet der
Hochdruckeinfluss wieder, da der eingangs erwähnte Vorstoß des Troges Richtung
Island und Britische Inseln das Höhenhoch abdrängt. Zugleich wird ein Tief knapp
westlich der Britischen Inseln in Stellung gebracht, dessen Ausläufer von
Südwesten her Deutschland ab Dienstagabend erfassen. Mit südlicher bis
südwestlicher Strömung wird deutlich mildere Luft mit T850 hPa von 1 bis 6 Grad
herangeführt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Prinzip kann dem neuesten Lauf des EZMW vom heutigen Montag im Vergleich zu
seinen beiden gestrigen Vorläufen eine gute Konsistenz bescheinigt werden, da
die Grundstrukturen gleich geblieben sind. Während die naturgemäßen
Detailunterschiede für Deutschland bis Sonntag vernachlässigbar sind, gibt es am
Montag leicht zunehmende Differenzen. Diese beziehen sich vor allem auf den
zeitlichen Ablauf. So soll die Luftmassengrenze über Süddeutschland etwas länger
in den Montag hinein bestehen bleiben, da der Tiefdruckeinfluss über dem
zentralen Mittelmeer ein wenig weiter nördlich angesiedelt ist. Infolgedessen
verzögert sich auch das Übergreifen von Tiefausläufern ab Dienstag kommender
Woche um rund 12 Stunden im Vergleich zum gestrigen 0 UTC-Lauf. Der gestrige 12
UTC-Lauf ging noch einen anderen Weg: Rascherer Abbau der Luftmassengrenze
bereits am Sonntag und anhaltender Hochdruckeinfluss bis in die erweiterte
Mittelfrist hinein.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

GFS ist zunächst der EZMW-Lösung recht nahe, bringt am Wochenende jedoch ein
kleines Höhentief über Norddeutschland ins Spiel, womit der Hochdruckeinfluss
untergraben werden würde. Hinter diesem sehr kleinen Höhentief kann aber
erfahrungsgemäß ein dickes Fragezeichen gesetzt werden, da auch die anderen
Modelle nicht mitziehen. Zudem liegt das Höhenhoch am Montag bereits rund 1000
km östlicher als beim EZMW, womit bei uns kaum noch Hochdruckeinfluss herrschen
würde. Das ist wieder einmal eine sehr eigenwillige Lösung des amerikanischen
Modells, das in jüngster Vergangenheit allerdings oft danebenlag.
ICON liegt da in den Grundzügen schon stärker auf einer Linie mit dem EZMW, mit
einer Einschränkung vor allem am Freitag. Der Abtropfprozess findet zunächst
über Deutschland statt und erst am Samstag in der Biskaya. Das würde am Freitag
einen deutlich wechselhafteren Tag in der Mitte und im Norden Deutschlands
bringen. Darüber hinaus baut sich die Luftmassengrenze schon am Sonntag statt am
Montag ab.
UK10 gleicht dem EZMW bis zum Ende seines Vorhersagehorizontes am Sonntag sehr
stark.
AIFS ist anfangs auf Seiten des IFS, bevor es am Sonntag wie beim ICON zu einem
rascheren Abbau der Luftmassengrenze kommt. Außerdem hält der Hochdruckeinfluss
in der erweiterten Mittelfrist länger durch als beim IFS (wie beim gestrigen 12
UTC-Lauf des IFS).
GraphCast ML (Google) misst dem Trogresiduum am Freitag bei uns mehr Bedeutung
zu, weshalb es wie beim ICON wechselhafter bei uns wäre. In der erweiterten
Mittelfrist schlägt sich das Modell hingegen auf die Seite des AIFS und lässt
den Hochdruckeinfluss sogar noch länger durchhalten.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des 500 hPa-Geopotenzials bestätigen für diverse deutsche Städte
den Hauptlauf des EZWM. Nach einem Tiefpunkt am Donnerstag steigt das
Geopotenzial bis zum Dienstag kontinuierlich an, wobei der Hauptlauf stets im
engen Median eingebettet ist. Erst ab Dienstag/Mittwoch kommender Woche werden
die Differenzen größer, wenn es um die Frage des Abbaus hohen Drucks bzw. des
Übergreifens neuer Tiefausläufer geht.
Bei den 850 hPa-Temperaturen sind die Kurven nicht ganz so eng gebündelt,
bereits ab Freitag öffnet sich der Spread zum Teil auf über 10 Kelvin. Dafür
sorgen jedoch nur wenige Ausreißer. Im Wesentlichen wird der Hauptlauf mit den
niedrigen Temperaturen (außer im Süden) bis zum Montag und dem Anstieg danach
aber bestätigt.
Niederschlagssignale gibt es vor allem am Donnerstag, nach Süden hin auch noch
bis zum Sonntag. Danach findet man erst wieder ab Dienstagabend Signale im
Südwesten, für die allerdings nur wenige Peaks verantwortlich sind. Der
Hauptlauf stellt einen solchen Ausreißer dar, was das Übergreifen von
Tiefausläufern in der kommenden Woche insbesondere im zeitlichen Kontext infrage
stellt.

CLUSTER:
Im zweiten Zeitschritt (Samstag, 0 UTC bis Montag, 0 UTC) werden 5 Cluster
benötigt, um die Unsicherheiten im Ensembleraum zu beschreiben (mehrheitlich
ATR-Regime). Die Ähnlichkeiten sind für unseren Vorhersagebereich sehr groß, nur
am Montag liefert C4 mit einem über der Nordsee weiter westlich liegenden Rücken
eine andere Lösung als die anderen 4 Cluster. Mit nur 6 Mitgliedern ist damit
aber vermutlich kein großer Staat zu machen.
Im dritten Zeitschritt (kommende Woche Dienstag, 0 UTC bis Donnerstag, 0 UTC)
sind ebenfalls 5 Cluster (kleine Mehrheit für Blockierungs-Regime vor NAO+)
vorhanden. Die Unterschiede sind deutlich, nur C1 mit 20 Mitgliedern sieht
ähnlich aus wie der Hauptlauf. Anfangs haben alle Hochdruckeinfluss im Programm,
danach ist zwischen anhaltendem Hochdruckeinfluss und durchziehendem Tief alles
möglich.

FAZIT:
Das am Donnerstag überall wechselhafte und kühle Wetter mündet bis zum Sonntag
in einer Luftmassengrenze und nur noch Niederschlägen über dem Süden. Nördlich
davon ist es dann recht kühl, aber trocken. Ein kleines Fragezeichen muss dabei
am Freitag gemacht werden, der wechselhafter sein könnte, als es der
EZMW-Hauptlauf vorhersagt. Spätestens am Montag setzt sich auch im Süden
Hochdruckeinfluss durch. Nachfolgend erwärmt sich die Luft in der kommenden
Woche unter Hochdruckeinfluss deutlich. Wann der Hochdruckeinfluss wieder endet,
ist fraglich. Die Tendenz des EZMW-Hauptlaufs mit Übergang zu Tiefdruckeinfluss
bereits ab Dienstagabend findet in der Modellwelt nur eingeschränkt Zustimmung.
Ein längeres Anhalten des Hochdruckeinflusses wäre daher nicht verwunderlich,
zumal die Probleme der Modelle mit dem Abbau solcher Wetterlagen bekannt sind.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

SCHNEEFALL:
In den südlichen Gebirgen (Schwarzwald, Schwäbische Alb, Bayerischer Wald und
Alpen) sind von Donnerstag bis Samstag oberhalb 800 bis 1000 m markante
Schneefälle (jeweils mehr als 15 cm in 24 Stunden) nach aktuellem Stand zwar
unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZWM, EZMW-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler