#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 07.03.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.03.2025 um 10.30 UTC
Umstellung von Dauerhochdruck auf zyklonalen Sumpf. Es wird spürbar kühler und
unbeständiger, aber signifikantes Wetter ist Fehlanzeige.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 14.03.2025
Der Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums fällt heute zusammen mit dem
Start in die kommende Woche. Diese steht im Zeichen eines Wetterwechsels und
einer Umstellung der Großwetterlage. Die blockierende Hochdrucklage ist dabei ab
Montag Geschichte, denn über dem Atlantik hat sich bis dahin im Zuge eines
Kaltluftausbruchs ein neuer Langwellentrog manifestiert. Dieser Trog
amplifiziert recht zügig und erstreckt sich mit stark positiv geneigter Achse
von Portugal bis nach Skandinavien. Bodennah löst sich vom steuernden
Tiefdruckgebiet vor der galizischen Küste ein flaches Randtief ab, das
anschließend über Deutschland hinwegzieht. Ein nennenswerter Luftmassenwechsel
scheint damit aber noch nicht einherzugehen. Die Temperaturen in 850 hPa bewegen
sich noch immer zwischen +2 und +6°C. Immerhin fällt dabei im Zuge eines
okkludierten Frontenrestes im Süden etwas Regen, mehr als ein paar mm dürften
dabei aber kaum zusammenkommen. Insgesamt bleibt es noch recht mild mit
Höchstwerten der Größenordnung 10 bis 15°C.
Zum Dienstag ändert sich dahingehend kaum etwas. Insgesamt stellt sich die
Zirkulation weiterhin gestört dar. Zwei blockierende Hochs über dem Nordatlantik
stehen dem Langwellentrog über Europa gegenüber. Das spiegelt sich in einer
grundlegend meridionalen Grundströmung wieder, die zunehmend gradientarm
daherkommt. Zum einen lassen sich in der Höhe keine nennenswerten Jet-Maxima
mehr ausmachen. Zum anderen ist auch die bodennahe Druckkonfiguration geprägt
von mehreren flachen Tiefdruckzonen ohne nennenswerten Gradienten, die sich
erratisch über Mitteleuropa hinweg erstrecken und der Prognosegüte nicht
unbedingt zuträglich sind. Insgesamt bedeutet das, dass der Wettercharakter eher
instabil geprägt ist und hier und da etwas Niederschlag fällt, ohne eine
genauere räumliche Zuordnung treffen zu können. Wahrscheinlich fließt aber von
Norden zunehmend kältere Luft ein (T850 zwischen 0 und -4°C), sodass die
Temperaturen tagsüber zunächst ebendort auf Werte unter 10°C absinken.
Am Mittwoch bleibt die beschriebene Grundkonstellation bestehen. Die
eingeflossene Kaltluft bleibt im Nordwesten liegen und kommt aufgrund fehlenden
Antriebs nicht weiter voran. Ableger des zentralen Tiefdruckkomplexes über
Südwesteuropa sorgen auch weiterhin für leicht instabiles Wetter mit regional
und zeitweise auftretenden leichten Niederschlägen. Das Temperaturniveau sinkt
nun auch im Süden ab, Werte von über 10°C werden wahrscheinlich auch hier nicht
mehr erreicht.
Am Donnerstag unternimmt das Nordatlantik-Hoch einen Versuch, nach Süden
vorzustoßen. Damit wird im weiterhin dominierenden Langwellentrog ein
Abtropfprozess initiiert, wobei sich eine Dipolstruktur mit Zentren über
Südwest- und Westeuropa etabliert. Diese blockiert nun wiederum einen weiteren
möglichen Kaltluftvorstoß und reetabliert den herrschen Status Quo. Am
Wettergeschehen bei uns ändert sich im Vergleich zu den Vortagen fast nichts.
Auch am Freitag bewegt sich grundsätzlich fast nichts. Allerdings zeigt sich
eine leichte Tendenz zu Zwischenhocheinfluss. Das ist erneut dem Hoch über dem
Nordatlantik geschuldet. Dieses versucht nun, östlich des abgetropften
Höhentiefs nach Süden vorzustoßen. Dabei wird ein Zwischenhochkeil aufgebaut,
der auch Deutschland erfasst. Dabei wird der äußerste Nordosten von einem neuen
Streifschuss subpolarer Kaltluft erfasst. In T850 geht es dort nochmals bis auf
knapp -5°C herunter, im Rest des Landes dümpeln diese Werte weiterhin zwischen
+5 und 0°C umher. Unter Zwischenhocheinfluss nimmt die Niederschlagsneigung
vorübergehend ab, sonst ändert sich auch weiterhin nichts.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Lauf des IFS nimmt einen möglichen Kaltluftvorstoß gegenüber den
Vorgängerläufen deutlich zurück und lässt eher maritime und mildere Luftmassen,
die aus Westen bis Südwesten zu uns vordringen, dominieren. Die Wetterlage zeigt
sich insgesamt sehr arm an Dynamik und Baroklinität. Daraus folgt eine auch nur
maximal als mäßig zu bezeichnende Prognosegüte der Modelle. Konsistent ist nur
der zu erwartende Temperaturtrend für die kommenden Tage: Abwärts.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die weiteren Globalmodelle zeigen ganz grundsätzlich ähnliche synoptische
Muster, im Detail sind die Unterschiede bezüglich der Temperatur- und
Druckverteilung dann aber doch deutlich ausgeprägter. Ein großer
Unsicherheitsfaktor ist das Zusammenspiel zwischen dem blockierenden
Atlantikhoch und dem abtropfenden (oder auch nicht abtropfenden) Langwellentrog.
Es scheint durchaus wahrscheinlich, dass auch kältere Lösungen in Frage kommen.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Komplexität der kommenden Wetterlage zeigt sich auch in den verschiedenen
Ensembles. Dabei erscheint der aktuelle deterministische IFS-Lauf als recht
milde Lösung, während viele Member ein deutlich signifikanteres Vorankommen der
Kaltluft bis nach Deutschland bejahen. Allerdings nehmen die Unsicherheiten
spätestens ab Mitte der Woche deutlich zu und münden schließlich in komplettes
Rauschen, aus dem sich keinerlei Hinweise auf die weitere Wetterentwicklung
ableiten lassen. Für das ENS des GFS gilt das Gesagte ebenfalls.
Auch die Clusterung des ECMWF-ENS lässt nur wenig Rückschlüsse zu. Die
Umstellung auf NAO- ist quasi beschlossene Sache. Dabei wird eher auf
Detailunterschiede zwischen den Einzellösungen abgehoben, die aber keinen
signifikanten Effekt auf die Prognose haben. Die Tatsache, dass alle Cluster in
etwa dieselbe Anzahl von Membern aufweisen, spricht dabei für sich.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Zyklonale Sumpflage ohne Dynamik. Wo soll’s also herkommen? Signifikante
Wettererscheinungen sind nicht in Sicht und bescheren der Synoptikerzunft eine
wohl ziemlich stressfreie neue Woche.
Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, GFS, ICON, MOSMIX, sowie jeweilige ENS.
VBZ Offenbach / M.Sc. Felix Dietzsch