S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.03.2025 um 10.30 UTC

Zunächst ruhiges Vorfrühlingswetter mit ansteigenden Temperaturen. Ab
Wochenbeginn zusehends wechselhaft und Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 10.03.2025

Am Donnerstag liegt Deutschland am westlichen Rand eines breiten Höhenrückens,
der sich in Richtung Skandinavien aufwölbt, im Laufe des Freitags aber
allmählich nach Osten verlagert, so dass dessen Achse in der Nacht zum Samstag
von der Ukraine zum Weißen Meer gerichtet ist. Diesem Rücken folgt ein Trog, der
über dem nahen Ostatlantik austropft. Das Cut-Off-Tief bezieht dabei einen
bislang über der Iberischen Halbinsel liegenden schwachen Trog in seine
Zirkulation ein. Aus dieser Konstellation ergibt sich über Mitteleuropa eine
schwache südwestliche antizyklonale Strömung, mit welcher trockene und zusehends
wärmere Luft advehiert wird. Daher erfolgt ein Temperaturanstieg auf Maxima
tagsüber deutlich über 15 bis nahe 20 Grad, wogegen in den Nächten vor allem im
Südosten, aber auch in Teilen der Mitte, weiterhin mit leichtem Frost zu rechnet
ist.
Durch den Austropfprozess wird eine markante Zyklogenese induziert. Ausgehend
von dem resultierenden Tief, das unmittelbar westlich der Iberischen Halbinsel
quasistationär wird und sich in ein Zentraltief umwandelt, greift Druckfall auf
Frankreich und nachfolgend auf den Südwesten Deutschlands über. Dies lässt die
bodennahe, aber weiterhin schwache Windkomponente auf Südost bis Ost drehen,
wodurch ein weiterer Temperaturanstieg ausbleibt. Zusätzlich wirkt am Sonntag
auf den Westen Deutschlands übergreifende mehrschichtige Bewölkung auf die auf
die Temperaturentwicklung dämpfend. Zwar macht sich dann an den Alpen leicht
föhniger Einfluss bemerkbar, der aufgrund der schwachgradientigen Lage kaum
Auswirkungen haben dürfte. Allenfalls auf höheren Alpengipfeln können dann und
auch bis in den Montag hinein einzelne Sturmböen nicht ganz ausgeschlossen
werden. Bis einschließlich Sonntag bleibt es landesweit trocken.
Am Montag läuft aus dem sich in die Biskaya verlagernden Cut-Off-Tief ein Trog
nach Nordosten und somit in Richtung Alpen ab. Vorderseitige Hebung lässt im
Süden und Westen Niederschläge aufkommen. Der Norden und wahrscheinlich auch die
Mitte werden von diesen Niederschlägen noch nicht erfasst. Gleichzeitig erfolgt
eine erneute Blockierung im Raum Island. Zwischen diesem Hoch und einem auf die
Norwegische See übergreifenden markanten Trog stößt arktische Polarluft südwärts
vor. Diese erreicht am Dienstag mit einer Kaltfront, die ihren Namen verdient,
Deutschland. Mit dieser Front kommen Niederschläge auf, die in der Nacht zum
Dienstag in höheren Berglagen wieder in Schnee übergehen. Bis Donnerstagfrüh
setzt sich die Kaltluft dann auch in den südlichen Landesteilen durch. Die
Schneefallgrenze sinkt dabei auf etwa 400 m ab, bevor von Norden her die
Niederschläge alsbald nachlassen. Die Temperaturen gehen spürbar zurück, die 10
Grad-Marke wird ab Mittwoch vorerst nicht mehr erreicht, in den Nächten ist dann
wieder vermehrt leichter Frost und bei längerem Aufklaren durchaus auch mäßiger
Frost zu erwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Modellrechnungen konsistent. Prognoserelevante Unterschiede sind bis dahin nicht
erkennbar. Auch der ab Dienstag beginnende Kaltluftvorstoß wurde von weiter
zurückliegenden Modellläufen bereits simuliert. Allerdings ließ der gestrige 00
UTC-Lauf die Kaltluft etwas rascher und die Rechnung von 12 UTC gegenüber der
aktuellen Simulation verzögert nach Süden vorstoßen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Sonntag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen gestützt. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten. Erst ab Montag divergieren die Modelle etwas. ICON zeigt
den nach Norden ablaufenden Kurzwellentrog schwächer, GFS lässt diesen Trog
rascher nach Norden vorankommen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum belässt GFS eine schwache
Tiefdruckrinne über Mitteleuropa, was häufige Niederschläge zur Folge haben
dürfte. Die Kaltluft ist bei diesem Modell erst weit über der Nordsee zu finden.
Im Gegensatz hierzu lässt das Modell des kanadischen Wetterdienstes die Kaltluft
etwas rascher nach Süden bis zu den Alpen vorstoßen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS zeigt im Gegensatz zur oben beschriebenen Entwicklung eine
Verlagerung der Blockierung vom Raum Island in Richtung nördlicher Nordsee und
Südnorwegen. Damit wäre der Weg für die Kaltluft nach Mitteleuropa versperrt,
der Kaltluftvorstoß würde demnach nur den Nordosten Deutschlands leicht
streifen. Es gibt aber durchaus Lösungen, die nicht nur Einzelmember sind, die
eher der oben beschriebenen Variante folgen als dem hauseigenen
deterministischen Modell. Diese hat vor allem der neueste Modelllauf im Angebot.

Das EPS des EZMW folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wenngleich der
Kaltluftvorstoß hier nicht so ausgeprägt wird wie beim deterministischen Modell.
Neben diesem haben auch einige experimentelle AI-Modelle diesen Kaltluftvorstoß
im Programm, nicht aber das inzwischen operationelle AIFS. Da jedoch auch weiter
zurückliegende Modellläufe diese Abkühlung gezeigt hatten, ist dieses Szenario
weiter zu verfolgen, auch wenn der EFI hierfür keine aussagekräftigen Signale zu
bieten hat. Das Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt ab Wochenbeginn von ca.
80 Prozent der Member einen Übergang zu einer Lage „Hoch Nordmeer zyklonal“, was
eine relativ eindeutige Aussage ist. Allerdings bestehen hinsichtlich der
Ausprägung des Kaltluftvorstoßes noch größere Unsicherheiten. Ab Dienstag wird
der Spread schlagartig größer, wobei die Spannweite im Nordosten Deutschlands
von einem Szenario weitgehend ohne Temperaturrückgang bis hin zu Temperaturen im
850 hPa-Niveau unter -10 Grad reicht. Der Hauptlauf ist dabei an der unteren
Grenze der Verteilung zu finden. Mehr nach Südwesten hin wird der Spread
geringer, zeigt zwar auch einen Temperaturrückgang, aber ein Szenario mit
Temperaturen im 850 hPa-Niveau unter -5 Grad ist nur bei Einzellösungen zu
finden. Wahrscheinlich wird der Kaltluftvorstoß nach Süden und vor allem nach
Südwesten hin zusehends entschärft.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Aufgrund der ruhigen Hochdruckrandlage sind bis einschließlich Samstag keine
markanten Wettergefahren zu erwarten. Erst am Sonntag und Montag sind durch
leichten Föhn auf Alpengipfeln einzelne Sturmböen nicht ganz auszuschließen.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS mit leichter Übergewichtung des deterministischen Laufes, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann