S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.03.2025 um 10.30 UTC

Meist ruhiges und freundliches Vorfrühlingswetter, nachts Frostabschwächung,
tagsüber mild bis sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.03.2025

Über den gesamten mittelfristigen Zeitraum von Mittwoch bis Sonntag und sogar
bis in die erweiterte Mittelfrist hinein wird das IFS-EPS von antizyklonalen
Strömungsbedingungen über Europa geprägt. Die genaue Lage des Hochs und die
entsprechenden Strömungen sind dann für die genaue Einordnung der
Luftdruckstruktur verantwortlich. Während am Mittwoch und Donnerstag die
Wetterlagen Wa, NWa und HM die Member aufteilen, sind es von Freitag bis Sonntag
überwiegend Sa, Swa, SEa, HNa und HM. Schon die Zusammenstellung der
verschiedenen Lösungsstrukturen zeigt deutlich, dass über den gesamten
Mittelfristigen Zeitraum vor allem über Mitteleuropa ruhiges Hochdruckwetter
Trumpf ist.

Im Detail startet der mittelfristige Zeitraum mit einem kräftigen Rücken vom
zentralen Mittelmeerraum nordwärts bis nach Deutschland, England und die
Ukraine, der über Ungarn ein Höhenhoch aufweist. Die Zange bilden dabei zwei
Höhentiefkomplexe westlich der Iberischen Halbinsel und über dem östlichen
Mittelmeerraum und Ägypten. Entsprechend weist die Geopotentialverteilung
durchaus Ähnlichkeiten zu einem Omega auf, welches auf der Südflanke stark
verschlankt ist.

Dieses Grundkonstrukt bleibt bis zum Wochenende bestehen, verschiebt jedoch
seinen Schwerpunkt ostwärts. Entsprechend wandert das Höhenhoch bis zum
Schwarzen Meer, das östliche Höhentief in den Irak und das westliche Höhentief
unter deutlicher Abschwächung nach Sizilien. Hierzulande liegen in der Höhe zwar
nahezu durchgehend antizyklonale Strömungsbedingungen vor, aber das Geopotential
nimmt mit der Zeit ab. Während Deutschland am Mittwoch und Donnerstag noch stark
vom Rücken profiziert, gelangt das Land danach zunehmend auf dessen Westflanke.
Da das Höhentief über dem Mittelmeerraum ostwärts zieht, tangiert es das Wetter
in Mitteleuropa nicht. Auch der Trog über dem Ostatlantik, der sich bis Freitag
weit nach Süden amplifiziert, einen Abschnürrungsprozess einläutet und
schließlich mit einem Cut-Off nordwestlich der Iberischen Halbinsel endet, hat
bis Samstag noch kaum/keine Aktien in der Mitteleuropäischen Wetterküche.
Dennoch muss man am Freitag etwas genauer hinschauen, da sich ein Kurzwellentrog
von Frankreich über die Schweiz nach Norditalien verlagert. Dieser könnte im
Südwesten und äußersten Westen die Troposphäre etwas in Bewegung bringen. Da die
Luft jedoch noch ziemlich trocken ist, dürften Niederschläge noch keine Chance
zu haben. Anders sieht es am Sonntag aus, an dem die Hebungsprozesse auf der
Vorderseite des hochreichenden Tiefs nordwestlich der Iberischen Halbinsel, die
bodennah auch noch mit einem okkl. Frontenzug und somit frontaler Hebung
interagieren, dichter an Deutschland heranrücken und spätestens in der Nacht zum
Montag auch den Südwesten und äußersten Westen erreichen können. Aufgrund der
trockenen Vorgeschichte hält sich die Niederschlagsausbeute anfangs aber weiter
in Grenzen.

Bei dem, wie beschrieben, überwiegend ruhigen und freundlichen
Witterungsbedingungen lohnt sich ein Blick auf die Temperaturen. Wenn die
Strömung passt kann die Sonne mit einer stärke wie auch Anfang/Mitte Oktober
schon ordentlich einheizt, können die Temperaturen auf Klettertour gehen. Am
Mittwoch und Donnerstag sind in 850 hPa Werte zwischen +5 und +10 Grad, am
östliche Alpenrand teils bis 11 Grad zu verzeichnen. Von Freitag bis Sonntag
bleibt das Temperaturniveau von +4 bis +9 Grad überwiegend erhalten, nur in den
Nordwesten und Norden kann mit der Verlagerung des Hochschwerpunktes von Benelux
her etwas kühlere Luft einsickern. Bei Werten von +1 bis +5 Grad in 850 hPa wird
es aber auch dort wenig winterlich. Bodennah ergeben sich am Mittwoch und
Donnerstag voraussichtlich Höchstwerte zwischen 12 und 18 Grad. Nur an den
Küsten bleibt es kühler. Von Freitag bis Sonntag bleibt es in der Südwesthälfte
bei 13 bis 18 Grad, während es nach Nordosten mit Werten von 9 bis 14 Grad
geringfügig kühler wird. Insgesamt sorgt die Wetterlage typisch für die
Jahreszeit für eine große Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht. Während
absinkende Luft tagsüber die Sonne strahlen lässt, kann es nachts bei klarem
Himmel stark auskühlen. Allerdings führen die höheren Temperaturen tagsüber im
Verlauf dazu, dass sich der Nachtfrost abschwächt. In der Nacht zum Donnerstag
bleibt es wohl nur im Norden und am Niederrhein meist frostfrei, in der Nacht
auf Sonntag ist dagegen wohl nur noch in Bayern sowie einzelnen
Mittelgebirgslagen leichter Frost möglich.

Beim Wind gibt es bei einer solchen Wetterlage auch nur wenig zu berichten. Am
Mittwoch kann dieser allenfalls im Küstenumfeld in Böen noch stark böig
daherkommen. Danach fehlt der Wind als Zutat in der Wetterküche erstmal.

Zusammenfassend kann man also festhalten, dass Hochdruckeinfluss nahezu den
gesamten mittelfristigen Zeitraum bestimmt. Dabei kann die Sonne lange vom
Himmel scheinen. Am Mittwoch können sich im Norden und am Freitag im Südwesten
und Westen auch mal ein paar Wolken vor die Sonne schieben. Niederschlag steht
wohl erst ab Sonntagabend auf der Agenda. Als Warnparameter ist am Mittwoch der
Wind im Küstenumfeld noch auf dem Zettel. Sonst sind nachts Nebel und Frost
weiter ein Thema.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz innerhalb des IFS des ECMWF ist über den gesamten mittelfristigen
Zeitraum als gut zu bezeichnen. Im Vergleich des aktuellen zu den gestrigen
IFS-Läufen gibt es demnach nennenswerten Unterschiede. Deutschland liegt dabei
von Mittwoch bis Sonntag hochreichend überwiegend unter antizyklonalen
Strömungsbedingungen. Am Mittwoch ist im Nordosten noch die Frontalzone etwas zu
spüren, indem diese noch Wolkenfelder, aber voraussichtlich kein Niederschlag
induziert. Inwieweit am Freitag und Sonntag zudem der äußerste Westen schon von
einem Tief über dem Ostatlantik mit einer geringen Schauerneigung beeinflusst
wird ist noch nicht abschließend geklärt. Ansonsten herrschen trockene,
freundliche und milde bis sehr milde Witterungsbedingungen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch andere Globalmodelle wie ICON, GFS und UK10 simulieren die großskalige
Geopotential und Luftdruckverteilung vergleichbar zum IFS.
Am Mittwoch gibt es nur kleine Unterschiede in der nordwestlichen Ausdehnung des
Rückens. IFS amplifiziert diesen bis Irland, ICON bis Ostengland und UK10 und
GFS nur bis Nordwestdeutschland. Analog ist auch die bodennahe Ausdehnung des
Hochs leicht abweichend.
Am Donnerstag zeigen IFS und ICON nahezu identische Verteilungen. Beim UK10 und
GFS liegt das Höhenhoch etwas nach Südosten verschoben, sodass auch der Rücken
mit seiner Achse weiter östlich verläuft.
Am Freitag machen IFS und ICON weiter gemeinsame Sache und bekommen vom Uk10
Unterstützung. Nur das GFS verlagert den Rücken mit seinem Schwerpunkt rascher
ostwärts, sodass in den Nordwesten Deutschlands schon etwas feuchtere Luft
einsickern kann. ICON sieht zudem aber noch ein Höhentief über Italien, was das
IFS nur ansatzweise mit dem Kurzwellentrog von Frankreich bis zur Schweiz zeigt
und die anderen Modelle nicht im Programm haben. Selbst wenn Hebungsprozesse bis
in den Südwesten Deutschlands reichen ist das Bodenhoch sowie die trockene Luft
als Gegenspieler zu stark.
Am Samstag gibt es weiter nur geringe Unterschiede. Demnach haben ICON und GFS
über Westpolen ein kleines Höhentief auf der Agenda, welches bodennah ein
kleines Tief über Südpolen erzeugt, aber keinen/kaum Einfluss auf das Wetter
hat. GFS geht noch etwas weiter und setzt ein zweites Höhentief über
Mittelitalien, während die anderen Modelle dieses schon deutlich weiter
südostwärts im Programm haben.
Ab Sonntag wird es dann interessanter indem sich der hochreichende
Tiefdruckkomplex nordwestlich der Iberischen Halbinsel mit seinen Randtrögen
etwas ostwärts schiebt. Bis auf UK10 weisen aber alle anderen betrachteten
Modelle vergleichbare Entwicklungen auf und lassen erst ab dem Nachmittag/Abend
signifikante Hebungsprozesse in den Südwesten Deutschlands übergreifen.
Innerhalb des hochreichenden Tiefdruckkomplexes sind die Strukturen weniger
einheitlich. Die genaue Lage der Höhentiefs sind verschieden, sodass auch die
korrelierenden Bodentiefs räumlich abweichend gesetzt werden. Resultierend sind
auch potentielle Kurzwellentröge oder kurzwellige Anteile nicht in Phase. Dies
könnte sich schließlich ab Montag auf das Wetter hierzulande auswirken.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des IFS-EPS verschiedener Städte in Deutschland weisen bis
Sonntag bei einem geringen Spread der Temperatur in 850 hPa und des
Geopotentials in 500 hPa mit sehr gut definierten Bereich hoher
Auftrittswahrscheinlichkeit eine sehr hohe Vorhersagegüte auf. Erst am Montag
mit Start der erweiterten Mittelfrist wird der EPS-Raum deutlich gespreizt. Bei
der Temperatur liegt dies in dem Zeitpunkt der signifikanten Temperaturabnahme
begründet.

Bei der Einordnung der Geopotential- und Luftdruckstrukturen in übergeordnete
Cluster werden im Zeitraum von +72 bis +96h insgesamt drei Lösungen benötigt, um
alle Unsicherheiten ausreichend zu beschreiben. Das erste Cluster startet dabei
mit dem Schema einer pos. NAO und wechselt am Ende zum Blocking, Cluster 2
bleibt konstant im Schema einer pos. NAO und Cluster 3 im Schema Blocking. Die
Unterschiede zwischen den Lösungen sind vor allem bei der Amplifizierung und
Phase des Troges über dem Atlantik und potentieller Kurzwellentröge zu
verzeichnen. Zudem weicht die Ausdehnung und Intensität des Rückens von Cluster
zu Cluster leicht voneinander ab. Auf das Wetter hierzulande haben die
Unterschiede keinen Einfluss.

Im Zeitraum von +120 bis +168h, also von Freitag bis Sonntag, reicht eine Lösung
mit dem Schema Blocking, um alle Unsicherheiten zu erklären.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h werden die Abweichungen im
IFS-EPS weiter nur mit einem Cluster eingefangen. Dieses wechselt dabei vom
Schema einer neg. NAO zum atlantischen Rücken. Für das Wetter in Deutschland
würden unter Tiefdruckeinfluss wieder unbeständigere und bei einer nördlichen
Strömung deutlich kühlere Witterungsbedingungen Einzug halten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Der EFI des ECMWF zeigt über den mittelfristigen Zeitraum keine Hinweise auf
deutlich Überdurchschnittliche Wetterbedingungen. Am Freit und Samstag sind
regional allenfalls leicht überdurchschnittliche Temperaturen zu verzeichnen.

Von Seiten der Probabilistik gibt es nur am Freitag im Küstenumfeld geringe
Wahrscheinlichkeiten von 5 bis 40%, an exponierten Abschnitten der Ostsee bis
70% für stürmische Böen bis 75 km/h (Bft 8).

Sonst gibt unter Hochdruckeinfluss keine markanten Wetterphänomene.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-/ICON-EPS, bis zum WE auch det. IFS/ICON, TT auch MosMix (Achtung bei
Minima!)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel