#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 01.03.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 011800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.03.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
INGEBORG, rank, schlank und äußerst bodenständig. Bis auf Weiteres
Hochdruckeinfluss ohne besondere Vorkommnisse.
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
Aktuell … glänzt die Großwetterlage nicht gerade durch Brisanz, und wieŽs
aussieht, bleibt das so bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Nicht wundern also liebe
Freunde Synoptischer Übersichten, wenn diese in nächster Zeit eher kurz und auch
nicht besonders spannend ausfallen. Es kommen auch wieder andere Zeiten, ganz
bestimmt.
Heute Abend, kurz bevor die „Werkself“ zum Verfolgerduell im Frankfurter
Stadtwald antritt, befindet sich Deutschland im östlichen Bereich einer
langgestreckten, zonal orientieren Hochdruckzone mit Namen INGEBORG, die vom
mittleren Nordatlantik bis zum östlichen Mitteleuropa reicht. Gestützt wird das
Hoch von einem ebenfalls west-ost-ausgerichteten Potenzialrücken, der im Laufe
der Nacht von Nord- nach Süddeutschland wandert. In den Rücken des Rückens läuft
ein flacher Randtrog mit PVA-Maximum hinein, der sich aus der über NW-Europa
verlaufenen Frontalzone gelöst hat. Nennenswerte Wirkung erzeugt der Trog
allerdings nicht, weil die zur Verfügung stehende Luftmasse (leicht gealterte
maritime Polarluft mP) inzwischen deutlich an Stabilität gewonnen hat und
darüber hinaus mit Ausnahme der untersten 100-500 m sehr trocken ist.
So läuft am Ende, und das gilt auch für die nächsten Tage, alles auf
Grenzschichtmeteorologie hinaus, die zwar durchaus ein paar interessante Aspekte
anzubieten hat, der aber in Sachen Dynamik alles, aber auch wirklich alles
Denkbare abgeht. Einer der wichtigsten Punkte bei solchen Hochdrucklagen ist die
Lage der Absinkinversion, die heute Abend im Norden etwa zwischen 900 und 950
hPa, zur Mitte und nach Süden bei bis zu 800 hPa zu finden ist. Fortdauerndes
Absinken bewirkt in den nächsten Stunden, dass die Inversion deutlich nach unten
gedrückt und damit die Grundschicht ordentlich gestaucht wird. Entsprechend
werden weitere Löcher und Lücken in die vielerorts noch vorhandene Wolkendecke
gerissen, insbesondere in der Südhälfte. Gerade in den Flusstälern bildet sich
hier und da Nebel, während im Hochschwarzwald die Bise ein bis zwei Gänge
hochschaltet mit Böen 8-9 Bft aus Ost-Nordost auf exponierten Kämmen und Kuppen.
Im Norden und Nordosten, also nördlich der Divergenzachse, weht der Wind zwar
nicht so flott wie auf dem Feldberg oder der Hornisgrinde. Dafür kommt er aus
westlichen Richtungen, also größtenteils von der Nordsee, was in der Regel mit
Advektion feuchterer Luft verbunden ist. Und tatsächlich simulieren die meisten
Modelle eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für teils dichten Nebel (Nordwesten)
oder Hochnebel (sonst). Damit dürfte auch das große Wolkenloch, das heute Abend
noch vorhanden ist, weitgehend geschlossen werden.
Mit Ausnahme des äußersten Nordens sowie punktuell in Flusstälern bzw.
Ballungszentren West- und Südwestdeutschlands geht die Temperatur auf 0 bis
-4°C, in einigen Mittelgebirgen sowie in Richtung Alpen/südliches Vorland auf
bis zu -8°C zurück.
Sonntag … schwenkt der o.e. flache Randtrog mehr oder minder geräuschlos über
die Mitte und den Süden des Landes in Richtung Alpen. Dahinter regeneriert sich
der Rücken, der weiterhin das zonal exponierte, fast schon brückenartig
konfigurierte Hochdruckgebiet stützt. Dessen Divergenzachse verbleibt über der
nördlichen Mitte und reicht am Abend etwa vom südlichen Emsland bis hinüber ins
Vogtland. Nord-nordöstlich davon wird weiterhin flach feuchte Nordseeluft
herangeweht, in der sich viel tiefe Bewölkung respektive Hochnebel hält. Zwar
werden die Grautöne im Tagesverlauf von Südwesten und Westen her zusehends
angeknabbert, für eine Kompletttilgung wird das aber nicht reichen.
Das sieht auf der anderen Seite der Divergenzachse ganz anders aus. Die
Grundschicht wird noch ein bisschen gepresst, so dass die Inversion teilweise
auf dem Boden zu liegen kommt. Damit stehen die Chancen gut, dass sich Nebel
oder nächtliche Restbewölkung auflösen oder auflockern. Zwar wird es nicht
überall für einen vollkommen blankgeputzten Himmel reichen, dennoch sollte die
Sonne genügend Möglichkeiten bekommen, sich in Szene zu setzen.
Darüber hinaus bliebe nur noch festzuhalten, dass der Wind im Hochschwarzwald
etwas abnimmt. Außerdem steigt die Temperatur zumindest im Westen und Südwesten
in den unteren zweistelligen Bereich, was ihr heute noch nicht gelungen ist
(Stand früher Abend dürfte heute das für seinen Hundertwasser Bahnhof bekannte
Uelzen an der ICE-Strecke H-HH mit 9,6°C die Goldmedaille gewinnen).
In der Nacht zum Montag kräftigt sich der Höhenrücken bei gleichzeitiger
Ausdehnung nach Süden. Zum Morgen hin könnte sich über der östlichen Mitte eine
eigenständige Parzelle ablösen, zumindest wird das auf 300 hPa angezeigt. Große
Änderungen zieht das aber nicht nach sich, die Bodendruckverteilung bleibt sehr
konservativ. Vor allem im Norden hält oder entwickelt sich gebietsweise
Hochnebel/tiefe Bewölkung und wo es klar bleibt, kann sich „normaler“ Nebel
bilden. Zur Mitte und nach Süden hin vielfach gering bewölkt oder klar, aber
auch dort stellenweise Nebel oder Hochnebel. Während die Temperatur direkt an
der Nordsee sowie nordöstlich von Elbe und Havel (+ dort, wo es lange zu bleibt)
meist im Plus übernachtet, kühlt es sonst bis in den leichten, in den
Mittelgebirgen (Senken, Täler, Mulden) sowie allgemein im Südosten mäßigen
Frostbereich ab.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Montag … im Norden und Nordosten nach Auflösung von Nebel/Hochnebel
unterschiedlich bewölkt, sonst (ebenfalls nach Auflösung von Nebel/Hochnebel)
viel Sonne und wärmer (lokal 13/14°C). Mehr gibt es nicht zu schreiben.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Basisfelder sitzen, die Grenzschichtparametrisierung differiert leicht.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann