#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 15.02.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.02.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Biedere Borussia strauchelt „anne Castroper“, man, man, man – Beim Wetter
winterlicher Hochdruckeinfluss (FINJA) mit kleinen zyklonalen Attacken.
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
Aktuell … schaut alles, was irgendeine lose Verbindung zum runden Leder hat,
nach Leverkusen, wo im Duell der Giganten vielleicht schon die Deutsche
Meisterschaft vorentschieden wird. Da kann das Wetter natürlich nicht mithalten,
auch wenn es durchaus ein paar interessante Aspekte zu bieten hat.
Hauptverantwortlich für das Geschehen vor Ort zeichnet nach wie vor das
umfangreiche Hoch FINJA, das von Grönland via Mitteleuropa bis zum Balkan
reicht. Gestützt wird FINJA von einem Rücken, der sich von SW-Europa über den
nahen Atlantik bis hoch in die Polgegend erstreckt. Zwischen dem Rücken und
einem wuchtigen, mit hochreichender Kaltluft gefüllten Trog über Nordosteuropa
hat sich über dem Vorhersageraum eine indifferente bis leicht antizyklonale
nordwestliche Höhenströmung etabliert, die in den nächsten Stunden aber
vorübergehend eine etwas zyklonalere Kontur annimmt. Dabei wird uns sogar ein
flacher Randtrog beschert, der in der zweiten Nachthälfte von den Niederlanden
deutsches Hoheitsgebiet erreicht. Schwache PVA auf der Vorderseite lässt in der
Mitte und im Süden leichte Hebung aufkommen, die wiederum in leichte Schneefälle
mündet. Auch wenn das allerletzte Wort in Sachen Regionalisierung noch immer
nicht gesprochen ist, deutet sich doch an, dass es von der Eifelregion südwärts
und bis nach Nordbaden und den Odenwald ost-südostwärts bis zum Morgen etwas
Neuschnee geben kann.
Die zweite „Baustelle“ wird an der Ostsee eingerichtet, wo sich von Norden her
ein kleines Leetief (norwegische Gebirge) mit angehefteter Rinne nähert. Bei
T850 um -11°C, niedertroposphärischer Labilität bis hoch auf etwa 700 hPa und
mit Winddrehung auf NO zunehmender Wasserdampfzufuhr kommt es gebietsweise zu
Schneefall, der landeinwärts bis ins nördliche BB vorankommt. Auch hier
divergieren die Modelle noch leicht hinsichtlich Menge und Raum, weshalb
vielfach zunächst nur mit einer Glättewarnung operiert wurde. Lediglich von
Rügen bis ins nordöstliche Vorpommern wurde eine prophylaktische
Schneefallwarnung mit 1-4 cm geschaltet. Nach Durchgang der Rinne frischt der
NO-Wind an der Ostsee vorübergehend mal etwas stärker auf, einzelne Böen 7 Bft
dürften sich aber im Wesentlichen auf Rügen und Fischland-Darß konzentrieren.
Im großen Rest des Landes passiert nicht allzu viel. `Ner Menge SC-Bewölkung
oder Hochnebel stehen einige Lücken gegenüber, unter denen die Abkühlungsrate am
stärksten ist. Strenger Frost unter -10°C bleibt die Ausnahme und tritt am
ehesten im Süden über Schnee auf. Ansonsten geht die Temperatur in den leichten
bis mäßigen Frostbereich zurück, im äußersten Westen und Südwesten bleibt es
lokal sogar frostfrei.
Sonntag … zieht der flache Randtrog rasch südostwärts ab. Die zugehörigen
leichten Schneefälle weiten sich am Vormittag bis in die Donauregion bzw.
südlich davon aus (genau genommen deutet sich im Süden eine Neubildung an, was
aber nur von akademischem Interesse ist), bevor sie von Westen wieder aufhören
respektive nach Österreich abziehen. Das Bodenhoch verlagert seine
Divergenzachse etwas nach Nordosten raus auf die Ostsee, so dass der gesamte
Vorhersageraum in eine leichte bis mäßige ost-nordöstliche Bodenströmung
gelangt. Die Rinne aus der Nacht hat sich mittlerweile aufgefüllt, trotzdem
reicht es im Norden und Osten (Binnenland + Ostseeküste) noch für ein paar
überwiegend unergiebige Schneeschauer aus der labilen Grundschicht heraus
(Inversion bis 800 hPa, T850um -12°C!).
Darüber hinaus gilt es zu konstatieren, dass sowohl durch Absinken als auch
durch Advektion die polare Kaltluft allmählich beginnt abzutrocknen, was sich in
zunehmenden Auflockerungen und Aufheiterungen bemerkbar macht. In der Vorhand
dabei vor allem der Nordosten und der Westen, während der äußerste Süden und
Südwesten schlechter wegkommen als heute (es sei denn, man geht oder fährt hoch
hinauf).
Die Temperatur erreicht Höchstwerte zwischen -2 und +4°C, im höheren Bergland
außer im Westen und Süden mäßiger Dauerfrost.
In der Nacht zum Montag steigt der Luftdruck etwas, gleichzeitig kommt der
Höhenrücken etwas dichter zu uns ran. Folgerichtig setzt sich der tagsüber
begonnene Abtrocknungsprozess weiter fort, ohne dass aber gleich alle Wolken
getilgt werden. Zünglein an der Waage, wo sich Wolken auflösen und wo nicht,
könnten Lee-Luv-Effekte an den Gebirgen sein. Details dazu wurden bereits in der
heutigen Frühübersicht sehr differenziert aufgezeigt, so dass hier auf eine
Wiederholung verzichtet wird. Es ist evident, dass die Verteilung der Bewölkung
einen großen Einfluss auf die Abkühlungsrate hat. Die Wahrscheinlichkeit für
flächig auftretenden mäßigen bis strengen Frost steigt gegenüber den Vornächten
aber definitiv an.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Montag … verstärkt sich der Hochdruckeinfluss, die Sonnenanteile nehmen zu.
Was sonst noch so passiert, siehe Frühübersicht.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Unschärfen in Bezug auf die bevorstehenden Schneefallereignisse wurden im
Text angerissen. Auch der allmähliche Bewölkungsrückgang bis Montag wird nicht
kongruent simuliert, was aber bei tiefer Bewölkung in und an Hochdruckgebieten
nichts Neues ist.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann