#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch, den 12.02.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.02.2025 um 10.30 UTC
Oft ruhiges Hochdruckwetter mit teils strengem Nachtfrost. Montag im Süden
eventuell gefrierender Regen. Ab Mittwoch zunehmende Unsicherheiten.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.02.2025
Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Samstag liegen wir zwischen einem
großräumigen Höhentief über Nordosteuropa und einem Rücken, der sich von
Nordwestafrika über Westeuropa bis nach Ostgrönland erstreckt. Damit sich über
unseren Köpfen eine nordwestliche, nach Südwesten leicht anti- bzw. nach
Nordosten leicht zyklonale Höhenströmung. Am Boden ist ausgehend von einem
massiven Hoch über dem Nordmeer (ca. 1045 hPa im Zentrum) eine eigenständige
Hochdruckparzelle über Deutschland auszumachen. Ganz störungsfrei verläuft der
Tag allerdings nicht, denn an der Westflanke des Höhentiefs sorgt ein Randtrog
samt gekoppeltem Bodentief im Ostseeumfeld für ein paar Schneeschauer. Dieses
Höhentief hat zudem einen kräftigen Kaltluftvorstoß über Ost- und Mitteleuropa
zu verantworten mit T850er Werten von zum Teil -20 Grad! Deutschland wird davon
zwar nur gestreift, die -14 Grad im Osten können sich aber trotzdem sehen
lassen. Besonders im Osten und über der östlichen Mitte könnte es damit in
Regionen, wo noch Schnee liegt, in den Nächten für strengen Frost reichen. Im
Südwesten konnte sich die an den Vortagen eingeflossene Polarluft dank kräftigem
Absinken dagegen bereits auf bis zu 0 Grad erwärmen (in 850 hPa).
An dieser Konstellation ändert sich in den Folgetagen kaum etwas. Durch den
südostwärts schwenkenden Randtrog mutiert das Höhentief am Sonntag zunehmend zu
einem osteuropäischen Langwellentrog. Dieser wird durch an seiner Westflanke
ablaufende Kurzwellentröge immer wieder regeneriert. Der westeuropäische Rücken
wird seinerseits durch atlantische Austrogungen und damit einhergehender WLA
„bei Laune gehalten“. Die großräumige Potenzialverteilung erinnert vom
Erscheinungsbild her damit doch sehr an ein Omega, wenngleich hinter der
Beständigkeit unseres Wetters doch ein paar Fragezeichen stehen, doch dazu
später mehr. Niedertroposphärisch nimmt das Temperaturniveau von Tag zu Tag
etwas zu, was hauptsächlich dem Absinken geschuldet ist. Am Dienstag liegt die
Temperatur in 850 hPa im Nordosten „nur noch“ bei -6 Grad und im Südwesten bei
+3 Grad.
Eine für den Konsistenz- und Modellvergleich interessante Entwicklung stellt der
Abtropfprozess eines schwächelnden, ostatlantischen Troges dar am Sonntag dar.
Das kleinräumige Cut-Off-Tief umläuft in der Folge den sich gerade im
Regenrationsprozess befindlichen, westeuropäischen Rücken und zieht am Montag
über Frankreich in den westlichen Mittelmeerraum. Zugegeben: In dieser Form
nicht sonderlich interessant für unser Wetter, andere Modelle und auch
IFS-Vorläufe haben für dieses Tief allerdings eine andere Zugbahn im Programm –
so viel schon mal vorweg.
Zum Ende der Mittelfrist am Mittwoch kommt der westeuropäische Rücken und der
stromauf liegende atlantische Trog dann doch ein gutes Stück ostwärts voran,
wobei die gesamte Konstellation dabei in eine Nordwest-Südost-Ausrichtung kippt.
Die Rückenachse ist im Tagesverlauf diagonal über Deutschland zu finden, womit
im Südwesten Niederschläge aufziehen.
In der erweiterten Mittelfrist manifestiert sich über Skandinavien ein
Bodenhoch, mit dem T850 im Nordosten Deutschland wieder unter -10 Grad rauscht.
Der Südwesten liegt dagegen im Bereich einer Tiefdruckrinne mit feuchter und
deutlich milderer Luft. Auf der kalten Seite der Rinne sind dabei mitunter
länger anhaltende Schneefälle möglich.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Was die großskaligen Strukturen angeht, kann dem aktuellen 00-UTC-Lauf des IFS
eine durchweg gute Konsistenz bescheinigt werden. Ein Blick ins Detail bestätigt
das zwar auch für den gestrigen 00-UTC-Lauf (Dienstag), im Vergleich zum
gestrigen 12-UTC-Lauf ergeben sich dann aber doch mitunter große Differenzen,
besonders am Montag. Während es nach den beiden jüngsten 00er-Läufen unter
Hochdruckeinfluss trocken bleiben soll, ließ der 12-Uhr-Lauf eine Welle über
Süddeutschland hinwegziehen mit Regenfällen auf der warmen Südseite,
Schneefällen auf der Nordseite und teils gefrierendem Regen im Übergangsbereich.
Nach vorübergehender Annäherung am Dienstag verschlechtert sich die Konsistenz
ab Mittwoch wieder. Nun machen allerdings die jüngsten beiden Läufe gemeinsame
Sache und lassen Niederschläge aufziehen, während es nach dem 00-UTC-Lauf von
gestern weiter trocken bleiben sollte.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch im Vergleich mit anderen Globalmodellen (ICON, GFS, UK10) lassen sich
großskalig keine groben Abweichungen erkennen. Im Detail ergeben sich aber
ähnliche Unterschiede wie in der Konsistenzbetrachtung angesprochen. Demnach
lassen ICON, GFS und UK10 das Cut-Off-Tief am Montag als Randtrog südostwärts
über Deutschland hinwegziehen. Am Boden ist dabei eine mal mehr, mal weniger gut
ausgeprägte Welle zu erkennen. So oder so haben im Vergleich zu IFS alle drei
hier betrachteten Modelle Niederschläge über den südlichen Landesteilen im
Gepäck, die teils als Schnee, teils als (gefrierender) Regen runterkommen. Auch
das Annähern der Trog-Rücken-Struktur zum Ende der Mittelfrist wird nicht
geteilt. ICON lässt den Trog über der Iberischen Halbinsel abtropfen und lässt
uns im Einflussbereich des Rückens. GFS simuliert für Mittwoch sogar einen
Frontdurchgang (Nordhälfte) und lässt den Rücken danach regenerieren und bis ins
Nordmeer ausweiten.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte bestätigen die Entwicklung des
Hauptlaufs im Großen und Ganzen bis etwa Dienstag. Ein Fragezeichen steht dabei
- wie erwartet – noch hinter der Entwicklung am Montag, sprich hinter der
Zugbahn des Cut-Off-Tiefs bzw. Randtroges, wo ein paar Member
Niederschlagssignale zeigen. Ab Mittwoch nehmen sowohl der Temperaturspread als
auch die Niederschlagssignale deutlich zu. Für Berlin ergibt sich zum Beispiel
am Mittwoch ein Spread von +5 bis knapp -15 Grad (am Freitag sogar +10 bis -15
Grad)! Im Südwesten hält sich der Großteil der Member dagegen auch in der
zweiten Wochenhälfte im positiven Bereich, wobei es auch dort ein paar Ausreiser
Richtung -10 Grad gibt. Dass sich dort also in der zweiten Wochenhälfte wieder
tiefer Luftdruck breitmacht, liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Wie weit
sich dieser allerdings nach Nordosten ausbreitet bzw. wie stark der Hochdruck
samt polarer Kaltluft dagegenhält, ist aber mehr als unsicher.
Beim Clustering ergibt sich im Zeitraum von Montag bis Mittwoch genau ein
Cluster und das ist dem Regime NAO negativ zugeordnet.
Deutlich interessanter wird es für den Zeitraum von Donnerstag bis Samstag, wo
nahezu alle möglichen Regime ihren Platz finden. Cluster 1: NAO negativ (21
Member, inkl. Haupt- und Kontrolllauf), Cluster 2: Blocking (18 Member) und
Cluster 3: NAO positiv (12 Member). Während Cluster 2 etwa der GFS-Variante
(langgestreckter Rücken über uns, Bodenhoch über Mitteleuropa mit Südströmung
bei uns) entspricht, lässt Cluster 3 den Rücken über uns hinwegziehen, wodurch
wir nachfolgend trogvorderseitig unter einer südwestlichen Höhenströmung liegen
würden. Das wäre dann der Winterkiller schlechthin – gut für alle Winterfreunde,
dass diese Lösung in der Unterzahl ist.
FAZIT: Zumindest das Temperaturniveau bleibt in weiten Teilen des Landes
winterlich mit zum Teil strengen Nachtfrösten. Ob es am Montag in Süddeutschland
für gefrierenden Regen bzw. Schneefall reicht, ist noch unsicher, dass es aber
komplett trocken bleibt, ist eher unwahrscheinlich. In der zweiten Wochenhälfte
wird die Wetterentwicklung zunehmend unsicher, zumindest im Südwesten dürfte
sich aber wohl wieder etwas unbeständigeres und milderes Wetter durchsetzen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Auch wenn der heutige 00-UTC-Lauf des IFS davon nichts wissen will: Am Montag
ist im Südwesten und Süden regional gefrierender Regen nicht ausgeschlossen.
Hinweise dafür liefert einerseits so manch anderes Globalmodell, andererseits
aber auch der gestrige 12-UTC-Lauf.
Ansonsten ist in den Nächten vom Osten und der östlichen Mitte über den
Bayerwald bis zum Alpenrand besonders über Schnee gebietsweise mit strengem
Frost zu rechnen.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS(-EPS), ICON(-EPS), GFS, UK10, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz