#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 11.02.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.02.2025 um 10.30 UTC
Nach letzten (leichten) Schneefällen (Fr, Sa) meist trocken und winterlich kalt,
gebietsweise strenger Nachtfrost.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 18.02.2025
Bis in die erweiterte Mittelfrist steht ein durchaus als winterlich kalt zu
bezeichnender Witterungsabschnitt ins Haus, allerdings kommen Freunde des
„weißen Goldes“ – außer dort, wo in der Kurzfrist was gefallen sein wird (v.a.
im Nordosten) – nicht wirklich auf ihre Kosten.
Wirft man einen Blick auf die Geopotenzialverteilung in 500 hPa (bzw. 300 hPa)
ab kommendem Freitag, so fällt sofort ein massiver Trogvorstoß über Nordost- und
Osteuropa ins Auge. Damit einhergehend, können dort Luftmassen aus polaren
Breiten bzw. aus der Arktis weit südwärts Richtung Balkan und Schwarzes Meer
vordringen. Auch Mitteleuropa und somit das Vorhersagegebiet bekommen davon noch
einen ordentlichen Streifschuss ab; das weitere Vordringen der Kaltluft nach
Westen wird dann allerdings durch eine sich verstärkende, von Grönland über das
Nordmeer und Südskandinavien zunächst bis nach Mitteleuropa reichende
Hochdruckzone verhindert. Diese Hochdruckzone wird ihrerseits wiederum gestützt
durch einen robusten Höhenrücken, der von Südwest- über Westeuropa bis in den
grönländisch-isländischen Raum reicht.
An dieser Druck- bzw.- Geopotenzialverteilung ändert sich bis zu Beginn der
erweiterten Mittelfrist erst einmal nur wenig.
Am Freitag befinden sich allerdings vor allem der Süden und Osten Deutschlands
noch im Einflussbereich eines Höhentiefs, respektive Kaltlufttropfens, der sich
bis Samstag vom süddeutschen Raum über die Westalpen bis ins westliche
Mittelmeer verlagert.
Ihm folgt ein vom Rücken über Westeuropa ausgehender, nach Mitteleuropa
reichender Höhenkeil, entsprechend steigt der Bodendruck über dem
Vorhersagegebiet weiter an und bis Samstagfrüh kann sich nach Lesart des IFS
über dem Nordosten Deutschlands und Westpolen eine eigenständige
Hochdruckparzelle etablieren.
Mit Abzug des Höhentiefs fällt am Freitag vor allem im Osten und Süden des
Landes noch etwas Schnee (ohne markante Mengen), in der Nacht zum und am Samstag
beschränken sich letzte, nicht allzu ergiebige Schneeschauer dann wohl lediglich
noch auf die Ostseeküste und die Alpen.
Von Osten her hat sich niedertroposphärisch landesweit zunehmend kontinental
geprägte Polarluft breitgemacht, vorübergehend sinkt die 850 hPa-Temperatur auch
im Südwesten und Westen auf deutlich unter -5 Grad (ehe sie dort in der Nähe zum
Rücken durch kräftiges Absinken am Samstag wieder auf nahe 0 Grad steigt), im
Nordosten sinken die Werte am Samstag sogar auf -12 bis -14 Grad.
Während sich die Sonne am Freitag noch generell eher rar macht und sich am
ehesten noch im Westen sowie im Nordosten zeigt, gewinnt sie dann am Samstag
schon größere Spielanteile. Im Nordosten sowie generell im Bergland gibt es wohl
an beiden Tagen leichten Dauerfrost, auch sonst werden die 0 Grad wohl nur knapp
überschritten, am Rhein sind 4, vielleicht 5 Grad möglich. In den Nächten auf
Samstag, vor allem aber auf Sonntag gibt es verbreitet leichten bis mäßigen, vor
allem über Schnee im Nordosten/Osten auch strengen Frost.
Am Sonntag und auch zu Beginn kommender Woche wird der Langwellentrogkomplex
über Nordosteuropa durch von Nordwesten hereinlaufende Randtröge immer wieder
regeneriert, so dass die Advektion polarer bzw. arktischer Luftmassen über
Osteuropa aufrecht bleibt. Der Höhenrücken über Westeuropa bleibt ebenfalls
robust und wird gestützt durch kräftige WLA vorderseitig eines zum mittleren
Nordatlantik vorstoßenden kräftigen Troges bzw. Sturmtiefs.
Entsprechend ändert sich auch nicht wirklich viel an Lage und Ausrichtung der
sich über Mittel- noch etwas nach Südosteuropa ausweitenden Hochdruckzone, deren
Divergenzachse meistens über dem Nordosten Deutschlands hinweg verläuft.
Lediglich der Gradient an deren Südwestflanke beginnt sich zu Beginn kommender
Woche, vor allem zum Dienstag hin, zu verschärfen (Druckfall über
Südwesteuropa), der dadurch auffrischende Ost-, später Südostwind dürfte aber –
außer in exponierten Kamm- und Gipfellagen einiger Mittelgebirge (vor allem auch
im Zuge nächtlicher Low Level Jets) noch keinen markanten Warnkriterien genügen.
Abgesehen von einzelnen Schneeschauern an der Ostsee (vor allem noch am Sonntag)
bleibt es somit wohl durchgehend trocken und die kontinentale Prägung der
Polarluft verhindert wohl auch die Ausbildung großflächigerer Nebel- bzw.
Hochnebelfelder. Auch, sich die MOS-Sonnenscheinprognosen noch sehr defensiv
aufgestellt sind (und gebietsweise können sich an der wohl recht markanten
Absinkinversion auch mal dichte Wolkenfelder halten), dürfte doch wohl
vielerorts die Sonne zum Zuge kommen.
Mit der sich nun auch niedertroposphärisch verstärkenden WLA, aber auch durch
das Absinken steigen die 850 hPa-Temperaturen bis Dienstag sukzessive an und
erreichen dann nach Lesart des IFS (Dienstag, 18 UTC) Werte zwischen 4 Grad im
äußersten Westen und -9 Grad in Ostvorpommern. Bodennah macht sich das natürlich
kaum bemerkbar – im Nordosten und Osten bleibt es gebietsweise bei leichtem
Dauerfrost, nachts gibt es nach wie vor leichten bis mäßigen, über Schnee nach
Osten zu örtlich strengen Frost. Die MOS-Werte sind auch diesbezüglich sehr mit
Vorsicht zu genießen – die für Dienstag apostrophierten 5 bis 9 Grad im Westen
und Südwesten dürften wohl kaum erreicht werden.
In der erweiterten Mittelfrist tropft der Höhentrog über dem mittleren
Nordatlantik ab und verlagert sich nach Südwesteuropa. Dadurch beginnt der nach
wie vor blockierende Höhenrücken zu kippen und nimmt eine
Nordwest-Südostausrichtung ein und kommt vor allem mit seinem Südteil nach Osten
voran.
Mit dem Druckfall über Südwesteuropa wird zwar auch die Hochdruckzone über
Mitteleuropa abgebaut und weicht einer flachen Tiefdruckrinne, aufgrund der
beständigen Advektion trockener kontinentaler Polarluft von Südosten her macht
sich der allmählich zunehmende zyklonale Einfluss aber wettertechnisch über dem
Vorhersagegebiet lediglich wohl in Form hoher und mittelhoher Bewölkung und
zunehmend höhenmilder Luft bemerkbar. Niederschläge werden keine simuliert.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Dem aktuellen IFS-Lauf kann eine gute Konsistenz zu den beiden Vorläufen
konstatiert werden. Kleinere Differenzen bzgl. der Zugbahn des abziehenden
Höhentiefs am Freitag haben nur geringen Einfluss auf die
Niederschlagsprognosen.
Den robusten Höhenrücken über Südwest- und Westeuropa sowie die damit
interagierende Hochdruckzone haben auch die beiden gestrigen Läufe sehr ähnlich
auf der Agenda und auch bzgl. der Geometrie des persistenten Langwellentroges
unterscheiden sich die Läufe nur wenig. Nach Lesart des gestrigen 12 UTC-Laufes
kommt die Achse des Höhenrückens zu Beginn kommender Woche etwas schneller
Richtung Mitteleuropa voran als nach den beiden 00 UTC-Läufen, was eine etwas
progressivere Milderung in der niederen Troposphäre zur Folge hat.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die vorliegenden Globalmodelle unterscheiden sich kaum voneinander.
Auffällig ist, dass nach Lesart des GFS das nach Süden abziehende Höhentief
bereits ausgangs der Kurzfrist, also in der Nacht zum Freitag vom über Osteuropa
nach Süden vorstoßenden Langwellentrog quasi „eingefangen“ wird. Mit der damit
einhergehenden kräftigeren Zyklogenese über dem Baltikum bzw. Weißrussland kann
am Wochenende noch etwas kältere Luft in die Nordosthälfte Deutschlands
vordringen, so dass die 850 hPa-Temperatur dort verbreitet auf Werte um -15 Grad
oder gar knapp darunter sinkt. Insgesamt hat das aber höchstens Einfluss auf die
Temperaturprognosen (höhere Wahrscheinlichkeit für Dauerfrost auch in den
mittleren Landesteilen, großflächiger strenger Frost).
Die Advektion der höhenmilderen Luft zu Beginn kommender Woche fällt nach ICON
geringfügig progressiver aus, ansonsten werden die Differenzen erst in der
erweiterten Mittelfrist größer, wenn ab Mitte kommender Woche GEM, vor allem
aber GFS mit der Umstellung auf SWz bzw. Wz (und entsprechend rascher Milderung
inkl. Erster Niederschläge) etwas zyklonaler aufgestellt sind als IFS.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Sowohl im Zeitraum 72 bis 96 Stunden (3 Cluster) als auch im nächstfolgenden
Zeitraum (1 Cluster) sind sich die ENS-Member des IFS zumindest im Groben einig:
Zwischen sich immer wieder regenerierenden Langwellentrögen über dem mittleren
Nordatlantik und Nordost- bzw. Osteuropa steht ein umfangreiches Blocking über
Island/Grönland/Nordpolarmeer gegenüber mit einem über West- bis nach
Südwesteuropa reichenden Rücken gegenüber, der jegliches Durchbrechen
atlantischer Frontensysteme nach Mitteleuropa erst einmal verhindert.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) tauchen dann drei Cluster
auf. Vor allem CL 1 (19 Member, zuzüglich Haupt- und Kontrolllauf) und CL 2 (16
Member) belassen es beim Blocking, nach Lesart des CL 1 nimmt allerdings der
Höhentrog über Südwesteuropa allmählich Einfluss auf unser Wetter (eventuell
südliche Westlage mit Nordmeer- bzw. Skandihoch, Ostwind und Schneeoptionen), CL
2 belässt es dagegen eher bei Südost antizyklonal.
CL 3 (16 Member) schwenkt dagegen Richtung Südwest oder West antizyklonal.
Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der einzelnen ENS-Member in den
Rauchfahnen für ausgewählte Gitterpunkte verläuft zu Beginn der Mittelfrist noch
in einem relativ engen Spread auf einem vor allem im Nordosten sehr niedrigen
Temperaturniveau. Bereits zum Wochenende wird der Spread aber deutlich breiter,
was auf durchaus zahlreich vorhandene (höhen)milde Member hindeutet.
Während der Hauptlauf für die meisten Gitterpunkte zunächst eher im unteren
Bereich der Member angesiedelt ist, ändert sich das zu Beginn kommender Woche
deutlich. Selbst im Nordosten steigt die 850 hPa zu Mitte kommender Woche auf 0
Grad, im Südwesten auf +5 Grad. Vor allem die nord- und ostdeutschen
Gitterpunkte warten dann nämlich auch mit einer Vielzahl von kalten Lösungen (um
-10 Grad) auf.
FAZIT:
Nach letzten (nicht wirklich üppigen) Schneefällen am Freitag im Osten und Süden
bleibt es danach bis zum Ende der Mittelfrist weitgehend trocken, aber auch
winterlich kalt mit vor allem in der Osthälfte strengen Nachtfrösten.
Ob es dann ab Mitte kommender Woche auch bodennah milder (und feuchter) wird,
bleibt noch abzuwarten.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Signifikante Wettererscheinungen sind über den gesamten Mittelfristzeitraum bis
Anfang/Mitte kommender Woche erwartungsgemäß nur rar gesät.
Allerdings muss in den Nächten vor allem ab der Nacht zum Sonntag zumindest im
Nordosten und Osten, eventuell aber auch in Teilen der Mitte gebietsweise mit
strengem Frost gerechnet werden. Am ehesten in diesen Regionen kann es auch eine
mehrtägige Dauerfrostperiode geben.
Zudem frischt zu Beginn kommender Woche vor allem in höheren Lagen der Wind aus
Ost, später Südost auf. In einigen Kamm- und Gipfellagen kann es dann stürmische
Böen bzw. Sturmböen geben.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS; MOSMIX unterschätzt wahrscheinlich die Sonnenscheindauer und
überschätzt die Temperatur.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff