#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Dienstag den 11.02.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 111800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.02.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Höhentief mit noch etwas unsicherer Verlagerung nach Osten. Insgesamt
wechselhaft, im Süden regnerisch, im Norden zeitweise Schneefall. Tagsüber im
Südwesten teils sehr mild, im Nordosten kalt oder mäßig kalt. Nachts im Süden
anfangs frostfrei, in der Folge auch hier Frostverschärfung. Küsten teils
stürmischer Nordostwind.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Aktuell … liegt ein umfangreiches Höhentief mit seinem Zentrum knapp westlich
von Rotterdam/Amsterdam im Seegebiet „Südwestliche Nordsee“ und wird von einem
gut etablierten Bodentief begleitet (Kerndruck 13Z bei rund 1017 hPa). An dieses
Bodentief geknüpft wurde heute Vormittag eine Okklusion ostwärts über weite
Bereiche Deutschlands geführt, die jedoch im scharfen Bogen über der Mitte nach
Südwesten in Richtung Frankreich abbiegt und dort fließend in eine Warmfront
übergeht. Dank einer konstanten Auffüllung des Bodentiefs inklusive einer immer
weiter abschwächenden amorphen PV Anomalie bei rund 700-800 hPa verebbet
jegliche Schubkomponente nach Osten, sodass die Okklusion mehr oder weniger vor
Ort liegenbleibt. Der Fokus richtet sich zügig auf das südliche Ende der Front,
wo WLA dominiert die Wetteraktivität über Süddeutschland aufrecht gehalten wird.
Bedeutet für den Nachmittag und Abend in einem Streifen vom Vogtland über das
Mansfelder Land, die Magdeburger Börde bis nach Hamburg, dass die leichten,
vorübergehend auch mäßigen Niederschläge weiter andauern, die dank einer
ausreichend kalten thermischen Schichtung überwiegend als Schnee oder
Schneeregen, in den tiefsten Lagen auch mal als Regen fallen. Bei positiven
Straßenbelägen kommt es bis zum Abend meistens zu keiner nennenswerten
Akkumulation, zumal die Intensität der Niederschläge insgesamt sukzessive
nachlässt. Ausnahmen sind die Bereiche im östlichen Niedersachsen, wo aktuell
(1330Z) ein kräftiges Niederschlagsgebiet mit mäßigen Schneefällen wenigstens
temporär für etwas Akkumulation sorgt und auch das östliche Thüringer Becken, wo
der frühe Abend ein bisschen im Auge behalten werden sollte, da dort vielerorts
noch leichter Frost in 5 cm Bodentiefe steckt. Hier könnten die
Belagstemperaturen recht zügig absinken. Abseits dessen gilt die bereits
ausgegebene Glättewarnung.
Weiter östlich sorgt eine knochentrockene Luftmasse (Lindenberg, 12Z mit einem
PW Wert von 2.5 mm!) für einen freundlichen und trockenen Tagesausklang.
Im Westen bleibt es zwar meist stark bewölkt mit nur kurzen Auflockerungen,
Niederschlag fällt jedoch meist keiner. Wenn, dann sind es nur einzelne Tropfen
peripher des Höhentiefs.
Anders sieht es in etwa südlich des Mains aus, wo die zunehmende WLA inklusive
Hebung für ein ausgeprägtes Niederschlagsgebiet sorgt, dass sich über weite
Bereiche Süddeutschlands legt. Bei deutlichen Plusgraden handelt es sich hier um
Regen.
Die abendlichen Werte liegen im Nordosten bei 0 bis -2 Grad, in einem breiten
Streifen von der Deutschen Bucht bis zum Bayerischen Wald zwischen +2 und -1
Grad und im Westen /Südwesten zwischen +4 und +7 Grad.
Der Wind kommt im Norden frisch bis stark aus Ost, im Küstenumfeld stark böig
bis stürmisch (Bft 7 bis 8) und im Südwesten schwach bis mäßig aus Südwest.
In der Nacht zum Mittwoch öffnet sich das Bodentief über Benelux und geht in
eine recht diffuse Bodentiefdruckrinne über, die sich südostwärts in Richtung
Bayern erstreckt. Am Südrand des Höhentiefs kommt derweilen die Warmfront
zögernd nordwärts voran und wird zugleich von ostwärts ablaufenden, schwachen
Impulsen aus der Höhe wiederholt (niederschlagstechnisch) aktiviert.
Somit erwartet den Süden eine überwiegend bedeckte und regnerische Nacht mit 12
std. Niederschlagsmenge von 5 bis 10 l/qm (mit den höchsten Werten im Umfeld der
Alb und der Donau). Auch der Schwarzwald fängt einiges Nass ab mit 12 std.
Mengen von teils bis zu 20 l/qm. In Richtung Chiemgau und Rottal bleibt es dank
einer leicht westlichen föhnigen Komponente trocken.
Etwas kritischer wird der Bereich vom Oberpfälzer Wald, Fichtelgebirge bis
Frankenwald und Vogtland, wo der Regen im Verlauf der Nacht wieder einsetzt und
dort entweder zügig in Schnee, oder teils auch in gefrierenden Regen übergeht
(bei recht verbreitet auftretendem leichtem Frost im Boden). Die Glatteisgefahr
sieht aus jetziger Sicht aber überschaubar aus, da die leicht positive
Schichtung unterhalb von 900 hPa dank eines moderaten T-Td spread recht zügig in
einen Bereich um 0 Grad gebracht werden dürfte, sodass rasch die feste Phase bei
Isothermie überwiegen sollte. Entsprechend macht eine Schneefallwarnung mit
Mengen von 1 bis 5 cm (höhenabhängig) mehr Sinn. Ggf. muss dann
regional/kurzzeitig eine markante Glättewarnung zeitnah ausgegeben werden,
sollte der flüssige Anteil länger überwiegen als gedacht.
Ansonsten verläuft die Nacht im Nordosten überwiegend klar und trocken, sonst
bedeckt mit einzelnen Tropfen oder Flocken, sowie gebietsweise teils dichten
Nebelfeldern (v.a. im Westen). Eine allgemeine Glättewarnung ist vielerorts
gültig, da wir im Westen im Grenzbereich um den Gefrierpunkt liegen mit Minima
von +2 bis -2 Grad. Je nach Bewölkungsverteilung kann es regional Frost und
etwas überfrierende Nässe, oder eben frostfreie Verhältnisse geben.
Ansonsten liegen die Minima im Südwesten bei +1 bis +6 Grad und im Nordosten
zwischen -2 und -8 Grad.
Der Wind kommt dominant aus Ost, im Nordosten frisch bis stark und mit
stürmischen Böen im Küstenumfeld (Rügen, exponierte Abschnitte der Kieler Bucht
und die Deutsche Bucht).
Mittwoch … ergibt sich weiterhin ein zunehmender Eintrag erhöhter
Unsicherheiten, wohin genau das Höhentief weiterzieht. Nach GFS erfolgt ein
recht zügiges Abdriften nach Osten, während sonst eher ein stagnierendes
Verhalten über Benelux bevorzugt wird. Dies liegt auch an der Interaktion mit
einem kleinräumigen Kaltlufttropfen, der von Polen kommend mit unserem Höhentief
interagiert und gleichfalls für die zunehmende numerische Diskrepanz
verantwortlich ist.
Nicht weniger komplex gestaltet sich die Entwicklung im Bodendruck, denn die
Modelle deuten irgendwo entlang der zuvor genannten Tiefdruckrinne einen
erneuten „spin-up“ an, der nach GFS/UK10 über der Mitte stattfinden soll und bei
EZ und ICON kaum erkennbar etwas westlicher ansetzt. Mit dieser
Bodentiefentwicklung wird die Warmfront wieder stationär bzw. in einen
Warmfront-dominanten Part östlich und einen Kaltluft-dominanten Part westlich
des Tiefs aufgeteilt.
Die Folge ist eine verstärkte Frontogenese, die je nach Lage des Bodentiefs über
der Mitte oder zwischen Main und Donau zu finden sein wird. Peripher dieses
Bereichs treten anhaltende Niederschläge der leichten, zeitweise auch mäßigen
Sorte auf und bringen 12 std. Mengen von 5 bis 10 l/qm. In Richtung Alpenrand
fallen die Mengen deutlich geringer aus. Die Schneefallgrenze steigt im
Südwesten auf über 1500 m und verbleibt in Richtung Bayerischer Wald bis
Frankenwald bei rund 500 m, sodass es im Osten bis zur Mittagszeit noch einige
Flocken geben kann. Zum Nachmittag und Abend gerät der Bereich vom Oberpfälzer
Wald bis ins Vogtland hinein erneut in den Fokus bezüglich der Phasenfrage, da
die Niederschläge nun wieder kräftiger werden. Eine Mischung aus Schnee und
gefrierendem Regen wird angezeigt und viel entscheidet sich im Nowcast,
inwieweit der gefrierende Anteil noch das Warnmanagement beeinflussen wird
(vorhandene Schneedecke, noch Frost im Boden? etc.). Auch die Gipfellagen vom
Thüringer Wald und Oberharz könnten im Tagesverlauf einen geringen
Neuschneezuwachs vermelden, da der Hauptschub der WLA knapp südlich dieser
Regionen verbleiben sollte.
Letztendlich stellt sich dann noch die Frage, wieviel der Feuchte von der
wellenden Front in die weiterhin vorhandene Höhentiefzirkulation im Nordwesten
in Form einer sich erneut strukturierenden Okklusion mit eingebunden wird. Hier
gibt es dank der geometrischen Diskrepanzen beim Höhen- und Bodentief noch
erhebliche Unsicherheiten. Dennoch sollet man im gesamten Nordwesten im
Tagesverlauf mit leichten Niederschlägen rechnen, die je nach Intensität und
thermischer Schichtung teils als Schnee oder Regen fallen. Warntechnisch
interessant hinsichtlich regionaler Glätte könnte es ggf. eher in Richtung
Emsland und Oldenburger Münsterland werden, aber auch hier scheinen die
Straßenbeläge eher auf der positiven Seite zu liegen.
Die Maxima liegen im Nordosten bei -1 bis +2 Grad und erreichen entlang des
Oberrheins ungewöhnlich milde 12 oder 13 Grad.
Der Wind kommt meist schwach bis mäßig aus Ost, küstennah auch weiterhin stark
böig, exponiert stürmisch und im Südwesten schwach bis mäßig aus Südwest.
In der Nacht zum Donnerstag nehmen die Unsicherheiten weiter zu, wenngleich man
sagen muss, dass das Höhentief zu diesem Zeitpunkt von UK10, GFS und EZ recht
homogen in Richtung Norddeutschland gebracht wird. Bodennah scheint das diffuse
Bodentief nach Sachsen-Anhalt zu driften und über dem Süden bleibt weiterhin die
leicht wellende Front wetteraktiv liegen.
Somit treten im Süden wiederholt leichte Niederschläge auf, die sich 12 std. auf
5 bis 10, strichweise um 15 l/qm summieren.
Warntechnisch spannend könnte es erneut im Bereich vom Frankenwald bis zum
Oberpfälzer Wald werden, wo aus dem Böhmischen Becken ausfließende Kaltluft auf
die WLA von Südwesten trifft und ggf. eine längere Episode von Glatteisregen
induzieren kann, ggf. im Grenzbereich markant zu Unwetter. Auch hier ergeben
sich aber noch größere Unsicherheiten, die aus der Kurzfrist zuvor resultieren
(u.a. Ausmaß einer ggf. vorhandenen dünnen Schneedecke und Frost im Boden).
Weiter im Norden entscheidet u.a. die Geometrie des Höhentiefs über das Ausmaß
der festen Phase. Je besser strukturiert, umso eher kann an dessen Flanken
regional etwas kräftigerer Schneefall auftreten. Gehen wir nach den aktuellen
Ensembleabschätzungen, verbleiben wir aber dabei in einem Streifen von
Niedersachsen bis zum Erzgebirge meist nur bei wenigen Zentimetern Neuschnee. In
Richtung NRW wird es eher eine Mischung aus wechselnden Niederschlagsphasen mit
Glätte durch überfrierende Nässe und ggf. bildet sich teils dichter Nebel.
Die leichten Schneefälle könnten auch den Nordosten Deutschlands erfassen,
sollte das Bodentief so ziehen, wie aktuell angenommen.
Die Minima liegen meist zwischen 0 und -4 Grad mit den niedrigsten Werten im
Nordosten. Der Süden bleibt mit +4 bis +1 Grad meist noch frostfrei (mit
leichtem Frost um 0 Grad in Richtung östliches Bayern).
Der Wind kommt im Nordosten mäßig aus Nordost, peripher der Küste weiterhin
stark böig auffrischend und im Süden überwiegend mäßig bis frisch aus West.
Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC
Donnerstag … nehmen die Unsicherheiten weiter zu.
Das Bodentief sollte nach den meisten Modellen in Richtung Polen weiterziehen,
nur ICON zeigt keine klare Bodentiefentwicklung. Entsprechend wird hier die
schleifende Front im Süden kaum südwärts gedrückt, während sie sonst bei den
anderen Modellen recht zügig an die Alpen geführt wird.
Bei den Modellen mit einem agilen Höhentief/Bodentief wäre die einbezogene
Mischluft bei allgemein zurückgehenden Temperaturwerten gut für ein ausgedehntes
Schneefallgebiet, das weite Bereiche Norddeutschlands und besonders den
Nordosten betreffen würde. Je nach Intensität des Niederschlags und der
Temperatur des Straßenbelags könnten 1 bis 5 cm Neuschnee in 12 Stunden
zusammenkommen, regional auch etwas mehr.
Nach der deutschen Modellkette wäre davon nichts zu sehen mit sonnigen und
trockenen Verhältnissen im Nordosten. Allerdings macht die defensive ICON Lösung
aus heutiger Sicht weniger Sinn und auch im ICON-EPS fallen die Minima
(Bodendruck) recht ähnlich aggressiv aus wie bei den anderen Ensemblevorhersagen
(inklusive einer ähnlichen Verlagerung des Bodentiefs).
Im Süden regnet es peripher der südwärts ziehenden Front weiterhin mit Maxima
von 10 bis 20 l/qm am Alpenrand und bei ICON zwischen Main und Donau.
Die Maxima liegen im Nordosten um 0 Grad und im Süden allgemein bei 7 oder 8
Grad. Der Wind kommt mäßig bis frisch aus Nordwest, im Nordosten aus Nordost und
frischt peripher der Küsten stark böig bis stürmisch auf.
In der Nacht zum Freitag wäre nach der deutschen Modellkette zunehmend kräftiger
Nassschneefall in etwa entlang/südlich der Alb und Donau zu erwarten (12-std.
Mengen von 10 bis regional über 20 l/qm), während es sonst (nach der bevorzugten
Fahrtrichtung der anderen Modelle) allgemein im Süden und Osten leichte
Schneefälle mit wenigen Zentimeter Neuschnee geben würde. Mögliche
Akkumulationsschwerpunkte sind dabei jetzt noch nicht herauszuarbeiten (abseits
der Staulagen der östlichen Mittelgebirge und des Alpenrands). Im Nordwesten
trocknet es ab.
Rückseitig des ostwärts abziehenden Höhentiefs setzt hochreichend KLA ein und
drückt die 850 hPa Temperaturwerte sukzessive in Richtung (im Nordosten etwas
unter) -10 Grad. Insofern treten deutschlandweit frostige Minima auf mit Werten
zwischen 0 und -7 Grad und der Wind kommt mäßig aus überwiegend nördlicher
Richtung.
Ein abschließendes Wort zum Potenzial für Dauerregen. Signale gibt es für den
Hochschwarzwald in variablen Zeiträumen (24, 48 oder 72 std.), wobei besonders
bei COMSO-LEPS mäßige Wahrscheinlichkeiten (für markant) hervorgehoben werden.
Allerdings sind wir bei den Mengen meist im Grenzbereich der markanten
Warnschwelle und das betroffene Gebiet ist bei aktuell normaler Flußführung im
Einzugsgebiet auch ein Überschaubares, sodass vorerst auf das Einbinden des
Hinweises im Warnlagebericht und auf keine Warnausgabe gesetzt wurde.
Modellvergleich und -einschätzung
Die grobe Entwicklung auf synoptischer Ebene wird gut erfasst. Entscheidender
sind jedoch die Detailfragen bei der geometrischen Struktur des Höhentiefs, bei
den das Höhentief begleitenden diversen „spin-ups“, bei der Lage der wellenden
Front über der südlichen Mitte sowie bei der Interaktion eines kleinräumigen
Kaltlufttropfens, der von Polen in unser Höhentief mit eingebunden wird.
Insofern nehmen die Unsicherheiten während der Kurzfrist sukzessive zu.
ICON nimmt zum Ende der Kurzfrist eher eine Außenseiterlösung ein, sodass dieses
Modell etwas weniger stark gewichtet wurde, zumal auch das ICON-EPS wenigstens
teilweise die Lösung der anderen Modelle stützt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy