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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.02.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Ein Überraschungsei im Februar beendet die Hochdruck-Blues!
So könnte man die Witterungsbedingungen in den kommenden Tagen kurz
zusammenfassen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … kann der Einfluss von Hoch ELVIRA über Skandinavien und Russland
zumindest bodennah noch bis nach Deutschland reichen. Dennoch ist schon
festzuhalten, dass das Land auf der Südflanke liegt und sich somit trotz
antizyklonalen bodennahen Bedingungen für Tiefs anfällig zeigt. Und dann kommt
auch das Höhentief über Südengland ins Spiel, welches schon vom Ostatlantik über
Nordwesteuropa bis nach Skandinavien eine Rinne von tiefem Geopotential
ausbildet und bodennah mit einem Tief westlich von Frankreich korreliert. Dabei
gelangt vor allem der Südwesten Deutschlands auf die Vorderseite des
hochreichenden Tiefs. Mit der Strömung ziehen demnach wiederholt kurzwellige
Anteile nordwärts, die entsprechende Hebungsimpulse induzieren und auch den
Südwesten und äußersten Westen mit leichten Niederschlägen tangieren. Eine
erstes signifikantes Hebungsgebiet soll in der zweiten Nachthälfte auf den
Montag in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie dem Westen Baden-Württembergs
aufschlagen und sich tagsüber noch etwas nord- bzw. nordostwärts ausdehnen. Die
offene Frage in dieser Hinsicht ist die Phase der Niederschläge bzw. potentielle
Phasenübergänge am Boden. Diesbezüglich mischen einige Unbekannte in der
Wetterküche mit. Zunächst wäre da die Abkühlung unter den Gefrierpunkt. Vor
allem Auflockerungen am Abend und der ersten Nachthälfte können die Temperaturen
bodennah nochmals deutlich Absinken lassen, bleibt die Bewölkung dagegen
weitgehend dicht, kann es in Teilen des Saarlandes und dem Westen von
Rheinland-Pfalz sogar frostfrei bleiben. Zudem würden in diesem Fall auch die
Belege meist im positiven Bereich verharren. Des Weiteren ist der vertikale
Temperaturverlauf von Bedeutung. Je nach Modell stellen sich mehr oder weniger
isotherme Bedingungen ein. Liegt dabei die Temperaturkurve um oder unter dem
Gefrierpunkt fällt Schnee, liegt diese signifikant über dem Gefrierpunkt fällt
Regen. Örtlich ist sogar eine kleine warme Nase möglich. Alles in allem sollte
vom Norden des Saarlandes bis zur Eifel teils bis in die Niederrungen die weiße
feste Phase niedergehen. Vom südlichen Saarland über die Vorderpfalz bis in den
Westen Baden-Württembergs überwiegt dagegen die flüssige Phase, die je nach
warmer Nase/kaltem Fuß bzw. gefrorenen Böden lokal zu Glätte/Glatteis führen
kann. Entsprechend würde sich in den genannten Gebieten eine gelbe Grundwarnung
vor Glätte anbieten. Sollte es regional größere Mengen Schnee geben müsste eine
kurzzeitige gelbe Schneewarnung nachgeschoben werden. Schneeanteile von 0 bis 2
mm und resultierenden Schneehöhenänderungen von maximal 2 cm sprechen aber eher
für die erste Variante mit der gelben Glättewarnung als ausreichendes Mittel.
Anders sieht es aus, wenn der gefrierende Regen örtlich doch intensiver ausfällt
und dann eine Okker-Glatteiswarnung bedingen würde. Neben der besprochenen
Warnlage könnte in Teilen von NRW, Hessen und dem Nordosten von Rheinland-Pfalz
auch eine gelbe Glättewarnung wegen überfrierender Nässe oder Reif sinnvoll
sein.
Ansonsten kommt mit dem Wind ein weiterer Warnparameter zum Zuge. Zwischen dem
Hoch und dem Tief kann sich die Strömung aufgrund der Gradientverschärfung
verstärken. Entsprechend muss ab der Nacht im Küstenumfeld und dem angrenzenden
Binnenland mit steifen, auflandig auch stürmischen Böen gerechnet werden.

Montag … dreht das hochreichende Tief MAX dann voraussichtlich rund um den
Ärmelkanal seine Kreise und wandert in der Nacht die niederländische
Nordseeküste entlang. Mit weiteren kurzwelligen Anteilen werden dabei in Schüben
weitere Hebungsimpulse in den Westen und Südwesten gesteuert. Entsprechend
werden in der südwesthälfte weitere, teils kräftige Niederschläge induziert.
Aufgrund des Tagesgangs und der damit anteigenden Temperaturen sollte die
Glätte/Glatteisgefahr aber rasch gegen 0 tendieren. Da die Temperaturen in 850
hPa im Westen um oder unter -5 Grad liegen, kann sich bei stärkeren Intensitäten
aber die feste Phase unter die flüssige mischen oder diese vorübergehend
komplett ersetzen. Sollte dies der Fall sein müsste im Nowcasting eventuell
kurzfristig eine gelbe Glättewarnung vor Schneematsch gezogen werden.
Interessanter wird es in der Nacht, wenn die Temperaturen wieder Absinken und um
den Gefrierpunkt liegen. Somit wird bodennah der warme Fuß abgebaut. Aber nicht
überall. Derzeit kann man Deutschland in der Nacht zum Dienstag in vier Zonen
einteilen. Demnach bleibt es etwa östlich der Linie Bremen-Erfurt-München
trocken und frostig kalt. Im Osten Brandenburg ist bei klarem Himmel sogar
mäßiger Frost dabei. Auf der anderen Seite haben wir vom Westen NRWs, über
Rheinland-Pfalz, das Saarland sowie West- und Südhessen bis in den Westen
Baden-Württembergs nachlassende, teils abklingende Niederschläge, die
überwiegend als Regen niedergehen. Im Bergland und bei Aufklaren könnte aber
gebietsweise eine Glättewarnung vor gefrierender Nässe nötig sein. Die dritte
Region würde sich von Franken über die Westhälfte Bayerns und die Osthälfte
Baden-Württembergs erstrecken. Dort sind derzeit nämlich flüssige Niederschläge
im Programm, die bei teils gefrorenen Böden zu Glatteis führen können. Da dieses
Mal wohl das Timing noch besser passt und die Regenmengen höher als am Vortag
sind, muss regional auch die Okker-Karte ins Visier genommen werden. Ober es
lokal sogar für unwetterartiges Glatteis reicht, kann noch nicht abschließend
gesagt werden. Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit aber eher als gering
anzusehen. Die vierte und letzte Region von Interesse zieht sich von Nordfranken
über Ost- und Nordhessen, Westthüringen sowie Ostwestfalen und Südniedersachsen
bis zum Münster- und Emsland. Hier scheint der Temperaturverlauf hochreichend um
oder unter dem Gefrierpunkt zu liegen, sodass die Schneephase überwiegt. Der
Blick auf die Schneeanteile über diverse Modelle hinweg liefert 1 bis 10 mm in 3
bis 6 Stunden. Die Schneeänderung reagiert gleichzeitig mit Werten von 0 bis 10
cm. Im besonderen Fokus sind dabei das nördliche Münsterland und das Emsland.
Während sonst meist eine gelbe Schneewarnung über 1 bis 6 cm, gebietsweise auch
eine gelbe Glättewarnung reichen sollten, kann dort durchaus über eine
Okkerwarnung von 4 bis 10 cm in 3 bis 6 Stunden nachgedacht werden.
Der Wind ist weiter nur im Küstenumfeld ein Thema. Dort jedoch weht er in Böen
weiter stark bis stürmisch, exponiert sind auch einzelne Sturmböen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … feuert das kleine, hochreichende Tief die Unsicherheiten an. Je
nach Modell wird nämlich die Lage als auch die Intensität nicht mehr eindeutig
simuliert. Nach ICON soll es bis Mittwoch weiter rund um die Beneluxländer
wirbeln, bodennah jedoch zunehmend abschwächen. Resultierend lassen auch die
Hebungsimpulse nach. Der Nordwesten und der Süden bleiben aber weiter nass.
Während im Süden aber durchweg die flüssige Phase auf der Tagesordnung steht,
fällt im Nordwesten weiter Schnee, der tagsüber aber meist in Schneeregen oder
Regen übergeht. Dennoch muss vor allem in Niedersachsen regional mit einer
gelben Glättewarnung vor geringem Schneefall, lokal auch einer vorübergehenden
Schneewarnung gerechnet werden. In Ostbayern kann vor allem bis zum Mittag
örtlich auch noch gefrierender Regen nicht ausgeschlossen werden. In der Nacht
zum Mittwoch kann es im äußersten Nordwesten im Umfeld des Höhentiefs noch etwas
schneien, sonst sind allenfalls kurze Schneeschauer unterwegs. Im Süden fällt
dagegen Regen, der in Südostbayern gebietsweise erneut gefrieren und zu Glatteis
führen kann. Vom Westen bis in die Mitte sollen die Niederschläge dagegen
abklingen und die Wolkendecke gebietsweise auflockern. In der feuchten
Grundschicht ist dann wieder Nebel, Frost,Glätte ein Thema.
Der Wind weht im Küstenumfeld tagsüber noch spürbar steif bis stürmisch und soll
in der Nacht zum Mittwoch deutlich nachlassen.

Je nach Verlagerung des Höhentiefs könnte sich das Wetter auch mittelfristig
spannend gestalten. Vor allem ICON und UK lassen es bis zum Wochenende langsam
südwärts bis zu den Alpen bzw. Norditalien wandern. IFS ist etwas langsamer
unterwegs und positioniert es Samstagfrüh über dem Erzgebirge. Alle drei Modelle
haben aber gemeinsam, dass auf der Nordflanke sehr kalte Luft angesaugt und ins
Land gespült werden kann. Nach ICON und UK10 würden am kommenden Wochenende in
der kompletten Nordosthälfte in 850 hPa Temperaturen unter -10 Grad herrschen.
Schauen wir also gespannt auf die kommenden Tage und haben ein Auge immer auf
die Mittelfrist gerichtet.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis einschließlich Montag simulieren alle Modelle die großskaligen Strukturen
vergleichbar. Auch im Detail gibt es nur geringe Abweichungen. Die beschränken
sich meist auf das Timing der über- und ausgreifenden Niederschläge. Ab Dienstag
nehmen die Unterschiede zu. Vor allem die räumliche Einordnung und Intensität
des Höhentiefs sowie der korrelierenden Bodenstrukturen werden zunehmend
abweichend gezeigt. Dies wiederum hat Einfluss auf die räumliche Einordnung der
Niederschläge sowie auch auf deren Intensität und Phase.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel