SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 07.02.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Hochdruckrandlage, mäßig kalt, anfangs windig.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland am Südrand eines ausgedehnten blockierenden
Höhenhochs über Fennoskandien. Hierdurch wird ein kräftiges Bodenhoch mit
Schwerpunkt knapp östlich von St. Petersburg (mehr als 1055 hPa, das gab es
lange nicht) gestützt. Ausgehend von diesem Hoch erstreckt sich ein Keil in
Richtung Schottland. Die Frontalzone verläuft weit im Norden vom mittleren
Nordatlantik über Island und die Barents-See hinweg in die Kara-See. Das
Höhenhoch wird durch einen Höhentiefkomplex flankiert, der aus mehreren Zentren
besteht. Das westliche Zentrum über der Bretagne bildet sich auch im
Bodendruckfeld als eigenständiges Tief ab. Das östliche Zentrum, das sich, den
Nordosten Deutschlands streifend bis Samstagfrüh nach Südnorwegen verlagert, ist
ein Kaltlufttropfen.
Zwischen diesem Hoch und tiefem Luftdruck über Westfrankreich ergibt sich ein
kräftiger Gradient, so dass eine östliche bodennahe Windkomponente die Folge
ist. An der See sind Windböen, auf exponierten Gipfeln der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge anfangs noch stürmische Böen zu erwarten.
Mit dieser östlichen Strömung wird bodennah Kaltluft advehiert, die in dem
kräftigen Bodenhoch produziert wird. Nun ist ein Hoch über Nordosteuropa nicht
mehr das, was es noch in den 80-er Jahren mal war. Zudem liegt nur im
Zentrumsbereich des Hochs noch Schnee und die Ostsee ist weitgehend eisfrei,
d.h. die ageostrophisch ausfließende Luftmasse wird transformiert und altert, so
dass allenfalls mäßige Kälte zu erwarten ist.

In der Nacht zum Samstag wird zwischen dem Höhentief über der Bretagne und dem
Kaltlufttropfen die Strömung antizyklonaler, wodurch von Süden her Druckanstieg
erfolgt und der Gradient aufweicht, so dass Samstagfrüh allenfalls noch an der
Küste Windböen Bft 7 und über der offenen Nordsee stürmische Böen aus Südost zu
erwarten sind. Absinken lässt die Bewölkung im Süden und zum Teil auch in der
Mitte auflockern. Zudem flaut der Wind ab, so dass sich dann auch wieder
streckenweise Nebelfelder bilden können.
Nahezu deutschlandweit ist leichter, im Südosten auch mäßiger Frost zu erwarten.
Nur unmittelbar an der Küste sowie im äußersten Nordwesten und Westen bleibt es
wahrscheinlich noch frostfrei.
An der Südflanke des nach Südnorwegen ziehenden Kaltlufttropfens können schwache
Schauer auf den äußersten Nordosten Deutschlands übergreifen, die in Mischphase
fallen. Hierdurch kann etwas weiter landeinwärts örtliche Glätte auftreten.
Ansonsten sollte Glätte warntechnisch eher eine untergeordnete Rolle spielen und
auf Nebelgebiete (örtlich durch Reif oder gefrierendes Nebelnässen) beschränkt
bleiben.

Samstag … füllt sich das Tief über der Bretagne weitgehend auf, der
Kaltlufttropfen überquert Südnorwegen nordwestwärts. Bedingt durch einen vom
Höhentief über der Bretagne zum westlichen Mittelmeer reichenden Trog ergibt
sich eine schwache südliche Strömung, mit welcher oberhalb der Grundschicht
relativ warme Luft advehiert wird. Hierdurch (und auch infolge andauenden
Absinkens) steigt nahezu deutschlandweit im 850 hPa-Niveau die Temperatur auf
mehr als 0 Grad an. Der Gradient fächert weiter auf, so dass ab Mittag auch an
der Küste keine warnrelevanten Böen mehr zu erwarten sind.
Den äußersten Westen können mehrschichtige Wolkenfelder streifen, die aus der
leicht flatternden südlichen Strömung resultieren. Niederschläge, wie sie von
weiter zurückliegenden Modellläufen noch gezeigt wurden, sind jedoch eher
unwahrscheinlich oder verdunsten in der trocken-kalten Grundschicht.
Abgesehen vom Norden und Westen sowie einigen Flusstälern und Niederungen
Süddeutschlands, in denen sich zäher Nebel fällt, sind längere sonnige
Abschnitte zu erwarten. Die Temperatur steigt auf 2 bis 7, am Niederrhein bis 10
Grad. Bei zähem Nebel oder Stratus wird der Gefrierpunkt kaum überschritten.

In der Nacht zum Sonntag dockt der Kaltlufttropfen an die weit im Norden
liegende Frontalzone an, so dass sich ein vom Nordmeer bis in den Oslofjord
reichender Trog ergibt. Das Höhentief über der Bretagne rückt wieder etwas nach
Osten vor, das korrespondierende Bodentief ist bis Sonntagfrüh verschwunden.
Daher stellt sich im Randbereich des über Osteuropa liegenden Hochs erneut eine
schwachgradientige Lage ein, so dass das Wettergeschehen durch luftmasseninterne
Prozesse geprägt wird. Die Inversionslage verschärft sich, in der Mitte und im
Süden Deutschlands entsteht Nebel oder noch vorhandene Nebel- oder St-Felder
verdichten sich. Da es sich jedoch um eine trockenere Luftmasse handelt und
nicht um Nordseeluft wie bei früheren Lagen, sollte Nebel nicht so verbreitet
auftreten wie es bisher der Fall war.
Deutschlandweit stellt sich leichter, im östlichen Bergland und in einigen
Alpentälern auch mäßiger Frost ein. Glätte ist dann auf Gebiete mit dichtem
Nebel beschränkt.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … schwenkt der Trog von Südnorwegen nach Südschweden, stromaufwärts
entwickelt sich südlich von Island erneut ein blockierendes Hoch. Hierdurch wird
das wetterbestimmende Bodenhoch in seinem Westteil gestützt, d.h. es kommt ein
neuer Schwerpunkt mit mehr als 1045 hPa über Südnorwegen zustande. An dessen
Südflanke legt der Gradient im Norden Deutschlands wieder etwas zu. Für
warnrelevante Böen reicht es jedoch nur an der holsteinischen Ostseeküste, über
der offenen Nordsee sowie auf den ostfriesischen Inseln.
Das Höhentief über Nordfrankreich hat sich bis dahin in einen Kaltlufttropfen
umgewandelt und setzt sich wieder etwas westwärts in Bewegung. Bedingt durch
schwache Hebungsprozesse an dessen Ostflanke können südlich der westlichen
Mittelgebirge geringe Niederschläge auftreten. Bis in den Vormittag hinein
besteht hierdurch Glättegefahr. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch nur
sehr gering und dieses Szenario wird nur von wenigen Modellen gestützt.
Ansonsten dauert das Absinken an der Südflanke des wetterbestimmenden Bodenhochs
an. Vom Westen über die Mitte hinweg bis in den Osten hinein sind längere
sonnige Abschnitte zu erwarten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 1 bis 6,
am Niederrhein bis 8 Grad.

In der Nacht zum Montag tropft der nach Südskandinavien reichende Trog aus. Das
Cut-Off-Tief wird weitgehend zugeschüttet. Abgesehen hiervon ändert sich die
Druck- und Geopotentialverteilung nur unwesentlich. Hebungsprozesse an der
Ostflanke des dann über Nordfrankreich liegenden Kaltlufttropfens können im
Westen und Süden Deutschlands geringe Niederschläge induzieren. Aufgrund
positiver Temperaturen oberhalb der Grundschicht fallen diese Niederschläge in
flüssiger Phase, so dass Glättegefahr besteht. Die Wahrscheinlichkeit hierfür
ist sehr gering und die Modellvorhersagen sind hierzu noch zu inkonsistent, so
dass gut vorstellbar ist, dass diese Signale in den nachfolgenden Modellläufen
nicht mehr zu finden sind.
Ansonsten gilt es, Erhaltungsneigung zu beschreiben. Die Windsituation an der
Küste bleibt unverändert, in der Mitte und im Süden können sich nach vorherigem
Aufklaren erneut Nebelfelder bilden. Abgesehen vom Küstenbereich ist
flächendeckend leichter Frost zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann