S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.02.2025 um 10.30 UTC

Kräftiges Blocking. Anfangs noch leichte Niederschläge durch Höhentiefs, später
wahrscheinlich weitgehend niederschlagsfrei.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.02.2025

Der gesamte Mittelfristzeitraum ist von einer gewaltigen Blockierung geprägt,
die von einem kräftigen Höhenhoch ausgeht, das zunächst über dem Norden
Russlands liegt und später von einem sich neu entwickelnden Höhenhoch über dem
Nordmeer abgelöst wird, das nach Skandinavien zieht. Die gesamte Frontalzone
wird dabei weit nach Norden gelenkt und verläuft vom Isländisch-Grönländischen
Raum ins nördliche Nordmeer, Richtung Spitzbergen und die Barentssee.
Gleichzeitig ist der Subtropenjet über dem Raum Ägypten-Arabien recht kräftig
ausgeprägt. Über Deutschland kommt dabei über einen längeren Zeitraum hinweg die
Luft in der gesamten Troposphäre aus östlichen und teilweise südlichen
Richtungen.

Zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, am kommenden Freitag, weitet sich nach IFS
ein Höhenrücken von Skandinavien nach Nordwestrussland aus. An seiner Südflanke
ziehen zwei Höhentiefs westwärts, deren Drehzentren am Mittag über der zentralen
Ostsee und über Nordfrankreich zu verorten sind. Bodennah zeichnen sich diese
nur schwach ab mittels einer Delle in dem äußerst kräftigen
Bodenhochdruckgebiet, dessen Kern mit über 1055 hPa über dem Nordwesten
Russlands zu finden ist. Im Bereich der Delle ist dabei der Gradient recht stark
ausgeprägt, so dass bei uns der Ostwind mäßig, bisweilen sogar frischt weht und
Windwarnungen im Rahmen des möglichen liegen. Die Höhentiefs sorgen für Hebung
und damit viele Wolken, aus denen vor allem im Nordosten und Westen etwas
Niederschlag fallen kann. Dieser fällt bei meist -4 bis -8°C in 850 hPa bis in
mittlere Lagen als Schnee, im Tiefland kommt bei Temperaturen über dem
Gefrierpunkt Regen an. In der Nacht zum Samstag weitet sich der westliche
Höhentiefkern noch etwas nach Süden aus und aus der Delle im Bodendruckfeld
entwickelt sich ein flaches Tief über Nordostfrankreich. Damit dreht die
Strömung vorübergehend auf Süd, an den Alpen wird es föhnig, die Wolken reißen
von Süden auf und in 850 hPa setzt sich von Süden deutlich mildere Luft durch.

Am Samstag dreht das Bodentief über dem Ärmelkanal seine Kreise, über
Deutschland ziehen dagegen die letzten Niederschläge nach Westen ab und mit der
Südströmung reißen die Wolken bis in den Norden auf und in 850 hPa setzen sich
vielfach Temperaturen über 0°C durch.

Am Sonntag zieht dann der gesamte Höhentiefkomplex weiter nach Westen, im Norden
erreicht das Höhenhoch mittlerweile Nordrussland und ein weiteres bildet sich
zwischen Schottland und Island. Da sich das Bodenhoch über Südskandinavien
verstärkt und das Tief sich auflöst, dreht der Wind auf Nordost. In der Höhe
bleibt dagegen noch eine schwache Südströmung bestehen, die uns die
niedertroposphärisch milde Luft erhält. Es wird dabei kaum Bewölkung simuliert,
so dass sich sonniges und tagsüber mildes Wetter einstellen sollte.
Wahrscheinlich wird es aber regional schon Nebel und Hochnebel geben.

Am Montag verstärkt sich das Höhenhoch über dem Nordmeer weiter und übernimmt
die Regie. Korrespondierend dazu bläht sich das Bodenhoch über Südskandinavien
auf über 1050 hPa auf. Auch wenn bei uns in der Höhe immer noch leicht
antizyklonale Prägung herrscht, dominiert Hochdruckwetter bei weiterhin sehr
wenig simulierter Bewölkung. Mit weiter mäßigem Ostwind sickert aber zunehmend
niedertroposphärisch wieder etwas kältere Luft ein, trotzdem sollte aber der
Montag tagsüber noch einmal sehr mild werden.

Am Dienstag ändert sich die Lage kaum. Am Rande des Hochs fließt mit mäßigem
(hypergeostrophischem) nordöstlichem Wind langsam wieder etwas kältere Luft ein,
so dass es wahrscheinlich tagsüber etwas weniger mild als am Vortag wird. Dabei
wird weiterhin sehr wenig Bewölkung simuliert, Nebel und teils zäher Hochnebel
sollten aber in Betracht gezogen werden.

Bisher unerwähnt blieben die Nachttemperaturen, die in allen klaren Nächten in
der Regel im leichten, regional auch mäßigen Frostbereich liegen werden.
Strenger Frost ist dagegen aufgrund der insgesamt nicht zu kalten Luftmassen und
mangels Schneedecke unwahrscheinlich.

Der Blick in die erweiterte Mittelfrist zeigt kaum Änderung. Boden- und
Höhenhoch sind wie fest betoniert, lediglich über den Süden Deutschlands soll
von Osten her mal ein Kaltlufttropfen ziehen, der aber keine signifikante
Wetteraktivität entfalten soll. Dabei ist ein leichter Temperaturrückgang zu
erwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist
über den gesamten Betrachtungszeitraum hinweg bezüglich der
Blockierungssituation sehr gut. Was die Höhentiefs/Kaltlufttropfen angeht, die
für unser Wetter durchaus bedeutsam sind, gibt es aber größere Unterschiede. Vor
allem am Samstag und Sonntag zeigen die beiden jüngeren Läufe eine deutlich
weiter westliche Position der beiden Höhentiefs als noch der gestrige
00-UTC-Lauf. Damit ist nach dem jüngeren Stand mit einem deutlich rascheren
Abziehen sämtlicher Niederschläge nach Westen zu rechnen. Im übrigen Zeitraum
sind die Unterschiede geringer.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Samstag sind die heute vorliegenden deterministischen Modelle in guter
Übereinstimmung. Am Sonntag aber lassen UKMO und ICON die Höhentiefs langsamer
nach Westen abziehen, so dass der Westen unseres Landes noch von Wolken und
Niederschlägen betroffen bleibt. IFS und GFS sind hingegen auf der trockenen und
zunehmend sonnigen Schiene. GEM lässt die westlichen Höhentiefs ebenso abziehen,
zaubert aber ein neues Höhentief in den Norden unseres Landes, das dort wieder
Niederschläge bringen soll. Am Montag und Dienstag werden sämtliche
Höhentiefpositionen noch unterschiedlicher simuliert. ICON und UKMO haben dabei
weiterhin Positionen im Angebot, die bei uns zumindest regional für reichlich
Bewölkung und leichte Niederschläge sorgen dürften. IFS, GFS und GEM
unterstützen dagegen trockene Varianten. Ein Blick in die erweiterte Mittelfrist
bei IFS, GFS und GEM zeigt, dass die Blockierung weiter simuliert wird,
wenngleich mit leicht unterschiedlichen Lagen des blockierenden Hochs.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Im Zeitraum von Sonntag bis Dienstag ist das IFS-EPS drei verschiedenen Clustern
zugeordnet, deren Unterschiede zu erwähnen nicht lohnt. Alle 3 sind wenig
überraschend dem Regime „Blocking“ zugeordnet und zeigen den Schwerpunkt von
Selbigen anfangs über Nordrussland, später über Südskandinavien. Die extremen
Geopotentialanomalien lassen erahnen, wie massiv die Blockierung ist.
In der erweiterten Mittelfrist bis Freitag nächster Woche wird nur noch ein
Cluster gebildet, welches weiterhin eine kräftige Blockierung über Skandinavien
zeigt (und darüber hinaus über das Nordpolgebiet bis zur Beringstraße), sowie
Höhentiefeinfluss über den Alpen.
Ganz verwegen wagen wir heute mal einen Blick in den Zeitraum bis 15 Tage in die
Zukunft, wo wiederum nur ein Cluster zu sehen ist, das – oh welch Überraschung!

  • die Blockierung konserviert. Wer sich letztes Jahr noch zur Abwechslung mal
    wieder eine Hochdrucklage gewünscht hat, darf sich jetzt freuen.

Der Blick auf die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands spiegelt den
Abzug der Höhentiefs von Freitag auf Samstag wider, was sich in deutlich
ansteigender Temperatur und Geopotential zeigt. Danach verharrt die Mehrheit der
Kurvenschar sowohl beim Geopotential als auch bei der Temperatur auf hohem
Niveau, es sind aber (vor allem bei der Temperatur ersichtlich) immer wieder mal
Ausbrüche nach unten zu sehen, die die Möglichkeit einzelner Kaltlufttropfen
andeuten. Insbesondere zum Sonntag/Montag ist dies noch verstärkt zu sehen.
Zudem sei darauf hingewiesen, dass einzelne Ausreißer in allen Regionen die
Temperatur in 850 hPa durchaus auch mal unter -10°C sehen. Über die
Niederschläge muss nicht viel gesagt werden, in den meisten Läufen bleibt es
trocken.

Die Rauchfahnen des GFS ähneln denen des IFS stark.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Nach IFS-EPS und ICON-EPS besteht an der Ostfriesischen Küste (hauptsächlich
Inseln) am Freitag eine geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen aus Ost.
Eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit zeigt vor allem ICON-EPS auch an
ostexponierten Küstenabschnitten der Ostsee. Auch auf den höheren Bergen muss am
Freitag mit stürmischen Böen oder Sturmböen gerechnet werden.

Ansonsten stehen signifikante Wettergefahren nicht auf der Agenda.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann