#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 03.02.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 031800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 03.02.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Zunächst ruhiges Hochdruckwetter. Ab der Nacht zum Mittwoch von Nordwesten
Frontpassage und in der Folge teils markante Glätte durch gefrierenden
Sprühregen. In den Nächten zögernde Frostabschwächung.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … zeigt der MTG-RGB das klassische Bild einer Wetterlage, bei der die
Grenzschichtdynamik dominiert.
Der sich heute tagsüber über dem Süden bereits nordwärts ausbreitende Hochnebel
sollte bis zum Abend noch etwas weiter in Richtung Werratal/Eger vorankommen.
Gleichzeitig lockert sich der Hochnebel zwischen Schwäbischer und Fränkischer
Alb sowie entlang des Odenwalds auf. Die kältesten „cloud tops“ verbleiben somit
von Oberschwaben bis ins Chiemgau und in Richtung Taunus/Spessart. Zeitweise
kann es aus dem Hochnebel etwas (teils gefrierenden) Sprühregen geben, sonst
bleibt es trocken. Besonders zwischen Hunsrück und Pfälzer Wald tritt auch
dichter Bodennebel mit Sichtweiten von lokal unter 150 m auf.
Im Norden scheint die Sonne bzw. geht es in einen wolkenlosen Abend, wenngleich
zeitweise um den Höhenkeil herumgeführte Cirrenfelder südwärts driften. Diese
mindern die Sonnenanteile jedoch kaum. In Richtung Nordfriesland, Angeln und
Dithmarschen bleibt es ebenfalls hochnebelartig bedeckt.
Die abendlichen Werte liegen zwischen +2 und -3 Grad und der schwache Wind kommt
meist aus südöstlicher bis südlicher Richtung mit einer Divergenzachse im
Bodenwindfeld, die sich zonal über der Mitte positioniert hat (grob zwischen
Main und Donau).
In der Nacht zum Dienstag erfolgt eine erneute Ausbreitung/Verdichtung des
(teils schon vorhandenen) Hochnebels, wobei nun zunehmend weite Bereiche von
Rheinland-Pfalz und Hessen betroffen sein sollten. Hier, wie auch im Saarland
werden dabei die schlechtesten bodennahen Sichten bis in den warnrelevanten
Bereich erwartet, was wohl auch auf die Region Schwaben und den Streifen vom
Kraichgau bis zum Main sowie entlang des Oberrheins zutrifft. Ansonsten
dominiert vor allem in Bayern meist der Hochnebel, während dieser im Südwesten
immer weiter auflockert (Schwarzwald und Schwäbische Alb bis zur Jagst).
Im Norden verläuft die Nacht klar, in Richtung Oderbruch und Uckermark auch
bedeckt mit etwas Nebel und Hochnebel. Zusätzlich gelangt der Nordwesten im
Verlauf der Nacht auf die Westflanke der Divergenzachse des Höhenkeils, sodass
sich der Hochnebel auch zunehmend auf den gesamten Nordwesten ausdehnt.
Dahingehend gibt es aber noch beträchtliche Diskrepanzen in der Numerik, was
auch mit der Lage/Intensität der Keilachse in Verbindung gebracht werden kann.
Besonders das Emsland und Ostfriesland sollten aber einen allmählichen Aufzug
des Hochnebels aus Südwesten erwarten.
Die Minima liegen von Nordwest nach Südost zwischen 0 und -9 Grad, am
Bayerischen Wald /Alpenrand ist lokal strenger Frost nicht ausgeschlossen und
das bei einem schwachen Südwind.
Dienstag … tagsüber und in der Nacht zum Mittwoch gelten die Ausführungen der
Frühübersicht, sodass hier nur auf die nächtliche Frontpassage eingegangen wird.
Die teilokkludierte Kaltfront weist einen frontolytischen Charakter auf, wird
von steigendem Bodendruck überlaufen und arbeitet sich in eine trockene
präfrontale Luftmasse voran, geprägt durch vorheriges Absinken. In cross
sections ist keine Labilitätszone zu erkennen mit einer maximalen (vertikalen)
Anfeuchtung bis rund 750 hPa, ohne jegliche PV oder nennenswerte Omega
Signaturen. Zusätzlich gibt es noch einen nicht unerheblichen Spread bei der
Verlagerungsgeschwindigkeit der Front, wobei die EZ angetriebenen Modelle recht
forsch daherkommen.
Grundsätzlich ist die Nacht im Nordwesten mit einer fortschreitenden Verdichtung
der Wolkendecke sowie nachfolgend mit etwas Regen zu rechnen. Vom Niederrhein
bis ins Oldenburger Münsterland sollte der südwestliche Wind und die
Gegenstrahlung für meist frostfreie Verhältnisse sorgen. Geht es nach der EZ
Variante müsste man jedoch ausgangs der Nacht entlang der westlichen zentralen
Mittelgebirge zunehmend mit gefrierendem Sprühregen und Glätte rechnen.
Abseits dessen verläuft die Nacht meist klar mit lokalen Nebelfeldern und das
bei Minima zwischen +3 Grad im äußersten Nordwesten und lokal -10 Grad am
Bayerischen Wald/Alpenrand über Schnee. Der Wind aus Südwest frischt über der
Deutschen Bucht etwas auf, ebenso auf dem Brocken und kommt sonst schwach bis
mäßig aus Südwest daher.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … erfolgt dann die Frontpassage, wobei sie weiter in den über der
Mitte liegenden Höhenkeil läuft, sodass sie über der breiten Mitte zunehmend ins
Schleifen gerät und im Osten in Richtung Erzgebirge geführt wird.
An der vertikalen Struktur der Front ändert sich wenig und ebenso nicht an deren
geringen vertikalen Ausprägung mit einer Inversion bei rund 750-800 hPa.
Unterkühlte Wassertröpfchen bleiben das Hauptthema und somit auch der
Sprühregen. Jetzt schon groß über Feinheiten der Glätteproblematik zu
spekulieren macht wenig Sinn, da viel im Nowcast entschieden wird (Timing der
Front, Ausprägung möglicher Niederschlagsschwerpunkte, thermische Schichtung der
Grenzschicht). Dennoch weisen viele Regionen entlang der zentralen/östliche
Mittelgebirge schon jetzt Frostwerte bis in 10 cm Tiefe auf. Entsprechend ist
die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass ganztags über der breiten Mitte mit
Glätte zu rechnen ist, die sich in Kältelöchern bis weit in den Tag ziehen kann.
Die Ausgabe von markanten Warnungen ist wahrscheinlich und besonders in Richtung
Vogtland (wo die Stundenwerte beim Niederschlag dank Interaktion mit der
Orografie zunehmen) kann eine regionale Ausgabe einer Unwetterwarnung vor
Glatteis nicht ausgeschlossen werden.
Im Süden bleibt es neben lokaler Nebelfelder meist sonnig, während postfrontal
in einer westlichen Anströmung weiterhin feuchte Luftmassen in Form von dichtem
Hochnebel und etwas Sprühregen den Tag trüb gestalten.
Die Maxima liegen im Dauergrau um 0 Grad und erreichen besonders im Nordwesten
milde +8 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag breitet sich die Feuchte der Front in den Süden aus
und beeinflusst dann weite Bereiche Deutschlands. Eine Mischung aus unterkühlten
Tröpfchen (Kollision-Koaleszenz Prozess) und seeder-feeder dürfte eine recht
inhomogene Niederschlagsverteilung mit Blick auf die Phase hervorrufen. Der
Glätteschwerpunkt liegt zwischen Spessart/Rhön/Werratal/Erzgebirge und der Donau
(nach EZ auch Alpenrand), wo bei gefrierendem Sprühregen mit markanter Glätte zu
rechnen ist. Regional ist die Ausgabe einer Unwetterwarnung weiterhin möglich.
Zusätzlich erreicht die Sättigung hier und da den Bereich um -10 Grad, sodass
der Niederschlag auch mal in der festen Phase fallen kann. Unter dem Strich muss
entlang der zentralen Mittelgebirge und südwärts bis zum Alpenrand mit
Straßenglätte gerechnet werden.
Im Norden bleibt es unter dem Hochnebel bedeckt mit etwas Sprühregen. Sollte die
Bewölkung regional auflockern wäre auch hier mit Glätte zu rechnen, da die
Temperaturwerte bei windschwachen Verhältnissen und Aufklaren der mittelhohen
und hohen Bewölkung aus Nordwest sowie T850 Werten um -6 Grad rasch unter den
Gefrierpunkt fallen dürften.
Die Minima verbleiben somit im Norden zwischen +1 und -1 Grad und liegen sonst
zwischen -1 und -5 Grad, am Alpenrand bei bis zu -8 Grad. Der Wind kommt schwach
aus Nord bis Nordwest.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Entwicklung innerhalb der Kurzfrist wird zwar weiterhin gut erfasst, im
Detail ergeben sich aber größere Unterschiede. Besonders EZ und die EZ
angetriebenen Modelle bringen die Front ab der Nacht zum Mittwoch deutlich
zügiger nach Südosten als es z.B. die deutsche Modellkette zeigt. Diese
Diskrepanzen beim Timing der Frontpassage ergeben auch bei der
Niederschlagsphase noch einige Unsicherheiten. Alles in allem sieht es aber nach
einer schwach dynamischen Frontpassage aus, deren Niederschläge mit
einhergehender Glätteproblematik das gesamte Ende der Kurzfrist dominieren. Im
EZ-ENS tracker frontaler Strukturen wird die Front rasch über Benelux aufgelöst,
während im begleitenden Wahrscheinlichkeitsprodukt mit Blick auf die Position
der Front eine recht breite Streuung auszumachen ist, wenngleich die Werte auf
teils unter 40% zurückgehen. Von daher ist fraglich, ob es sich noch um eine
intakte Frontpassage handelt, oder eher um eine ausgeprägte Zone mit hoher
Feuchte in der unteren Troposphäre (günstig für den Sprühregen).
Abseits dieser Aktivität gibt es geringe Unterschiede bei der Positionierung der
Keilachse mit UK10 am südlichen Ende im poor man’s ensemble. Zusätzlich dauert
die variable Handhabung der Grenzschichtdynamik innerhalb der Numerik weiter an.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy