SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 31.01.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Hochdruckeinfluss mit leicht zyklonalen Randerscheinungen ad infinitum – Beileid
an alle Autoren Synoptischer Übersichten der nächsten Tage!

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland – noch muss man hinzufügen – im hinteren,
also dem westlichen Teil eines umfangreichen Mehrkomponententroges. Dieser
reicht vom Nordpolarmeer bis zum östlichen Mitteleuropa, wo er in einen zweiten,
etwas abgesetzten Teil übergeht, der sich bis hinunter nach NW-Afrika erstreckt.
Mehrkomponententrog deswegen, weil sich das sehr ausladende Potenzialgebilde aus
diversen kurzwelligen Anteilen zusammensetzt und nicht als eine runde Einheit in
Erscheinung tritt. Liest sich kompliziert, ist es auch, muss uns aber nicht
weiter interessieren, weil die Atmosphäre andere Pläne verfolgt. Diese lassen
sich gut am Druckanstieg ablesen, der von Westen her auf den Vorhersageraum
übergegriffen hat. Absender ist das umfangreiche Hoch CAROLINE mit Zentrum
westlich der Iberischen Halbinsel, die – initiiert und gestützt durch einen vom
nahen Atlantik bis zum Europäischen Nordmeer reichenden Höhenrücken – ihre
Fühler bis nach Mitteleuropa ausstreckt. Unterstützung kommt zudem von KLA
hinter einer inzwischen südostwärts abgezogenen Kaltfront, die eine Portion
polarer Meeresluft (mP) bei uns abgeladen hat, in der T850 auf -5 bis -8°C
zurückgegangen ist.

In der kommenden Nacht tropft der südwestliche Teil des Troges über Frankreich
ab, was bei uns geringe, aber zunehmend antizyklonal gefärbte
Potenzialgegensätze zur Folge hat. Einzig der Nordosten verbleibt rückseitig
eines ostwärts abziehenden Teiltroges unterhalb einer leidlichen, zyklonal
konturierten nordwestlichen Höhenströmung, in der in den Frühstunden ein
weiterer Sekundärtrog im Norden aufschlägt. Derweil hat sich weiter unten, genau
genommen im Bodendruckfeld eine eigenständige 1030-hPa-Parzelle bei uns
breitgemacht, die fortan den Namen CAROLINE trägt (der weiterhin präsente
atlantische Teil des Hochs bekommt eine Frischzellenkur durch ein neues Hoch mit
Namen DILAN, das aber nur am Rande). Absinken sorgt in der Mitte und in weiten
Teilen Süddeutschlands für eine Stauchung der Grundschicht, z.T. wird die heute
Abend noch zwischen 800 und 900 hPa liegende Inversion bis ganz nach unten
gedrückt. Mit der Folge, dass sich weitgehend konvektiv geprägte Tagesbewölkung
vielfach auflöst oder nur wenige Reste übrigbleiben (u.a. in Form einiger
Cirren). Bedeutet aber auch, dass die Temperatur in der frisch eingeflossenen,
relativ trockenen Polarluft bei gleichzeitig windschwachen Bedingungen in den
leichten bis mäßigen Frostbereich zurückgeht. Nebel bildet sich nur vereinzelt.

Etwas anders gestaltet sich das Geschehen an den Rändern des Hochs. Ganz im
Süden löst sich die frontale Restbewölkung nicht überall auf. Insbesondere an
den Alpen, im unmittelbar angrenzenden Vorland sowie an der Grenze zu „Hopp
Schwiiz“ bleibt es voraussichtlich bedeckt, allerdings ohne nennenswerten
Niederschlag. Der fällt auch kaum noch im Nordosten, wo aber die andauernde
Zufuhr niedertroposphärisch feuchter und wolkenreicher Luft nördlich der
Divergenzachse (=> West-Nordwestwind) gewährleistet ist. Die Wahrscheinlichkeit
für (dichten) Nebel und Hochnebel ist im Nordwesten der Republik am höchsten, wo
kaum Luftbewegung herrscht und die Taupunkte im Schnitt höher sind als z.B. in
der Mitte.

Samstag … gelangt die Westhälfte des Landes unter die unmittelbare
Ostabdachung des etwas ostwärts vorankommenden, dabei aber an Wellenlänge
einbüßenden Höhenrückens. Die Osthälfte hingegen wird von dem o.e. Sekundärtrog
süd-südostwärts überquert, ohne dass dieser dabei auf besonders fruchtbaren
Boden (die Luftmasse ist trocken und stabil) treffen würde. Wie man ohnehin
sagen muss, dass die Prozesse in der mittleren und oberen Troposphäre nur eine
untergeordnete Rolle spielen. Grenzschichtmeteorologie ist Trumpf und da ist
wichtig, welche Pläne unser Hoch CAROLINE verfolgt. Am morgigen Samstag geht der
Trend zunächst mal in eine leichte Nordverlagerung des Zentrums ohne
nennenswerte Intensitätsänderung. Zur Mittagszeit verläuft die Divergenzachse
etwa entlang einer Linie nördliches Emsland-Harz-Zittauer Gebirge.

Nord-nordöstlich davon wird mit schwacher westlicher Grundströmung weiterhin
eine feuchte, mit vielen tiefen Wolken angereicherte Meeresluft advehiert, in
der es die Sonne schwer hat, substanzielle Lücken zu finden. Zwischen Ostsee und
Oder fallen eher mal ein paar Tropfen Regen oder Nieselregen. Im Nordwesten
wiederum entpuppen sich Nebel und Hochnebel als unangenehme, weil resistente
Parameter, denen ohne Mithilfe von Wind (und den wird es dort definitiv nicht
geben) nur schwer und äußerst zögerlich beizukommen ist.

Ganz anders die Situation süd-südwestlich der Divergenzachse, wo in vielen
Regionen schon von Anfang an die Sonne scheint. Und dort, wo das nicht der Fall
ist (Teile des Westens und der nördlichen Mitte) stehen die Chancen nicht
schlecht, dass die trüben Bretter im Tagesverlauf erfolgreich gebohrt werden.
Nur ganz im Süden, wo man ebenfalls stark bewölkt oder bedeckt aus der Nacht
kommt, könnte die Auflösung der dichten Wolkendecke zu einer zähen Hängepartie
werden. In diesem Fall wäre der Tagesgang der Temperatur erheblich gedämpft, im
Klartext, stellenweise wird der Gefrierpunkt nicht überschritten. Ansonsten
steht leichter Dauerfrost nur in einigen höheren Lagen auf der Karte, während
sich die meisten von uns auf eine Spanne zwischen 1 und 7°C einstellen sollten.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Rücken respektive ein Keil davon
geringfügig nach Osten aus. Trotzdem verliert das Bodenhoch etwas an Substanz,
fällt doch der Luftdruck auf etwas unter 1030 hPa. Allerdings bleibt die gute
CAROLINE weiterhin sehr gut vernetzt: im Norden via kräftiger Skandinavienbrücke
mit einem fetten 1045iger-Gerät bei Nowaja Semlja, im Südwesten mit der o.e.
DILAN und im Südosten mit einem Schwarzmeerhoch. Bei so viel Hochdruck vergeht
etwaigen zyklonalen Spießgesellen die Lust aufzubegehren oder sich mit CAROLINE
anzulegen. So bleibt im Grunde alles beim Alten, sprich, vor allem im Norden und
Osten sowie im äußersten Süden Nebel und Hochnebel, im Nordosten hier und da
etwas Regen/Nieselregen oder Schnee. In den übrigen Regionen verläuft die Nacht
häufig klar mit nur wenigen Nebelfeldern. Dort, wo es aufklart, ist leichter bis
mäßiger Frost obligatorisch. In den übrigen Gebieten hängt die thermische
Entwicklung etwas vom genauen Werdegang ab. Es scheint, dass IFS tendenziell zu
wenig Bewölkung/Hochnebel/Nebel rechnet, weshalb auch die Temperaturminima bei
MOS-Mix einen leicht negativen Bias aufweisen. Wenn schon am Abend oder früh in
der Nacht tiefe Bewölkung oder Hochnebel präsent sind und die Temperatur vom Tag
noch positiv ist, wirdŽs schwer mit dem Frost. Genau aus diesem Grund sollte
auch Glätte im Nordosten kein großes Thema sein.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … bestätigt der neueste Lauf von ICON (12 UTC) die Versionen seiner
jüngsten Vorgänger. Die ohnehin schon geringe Niederschlagswahrscheinlichkeit im
äußersten Nordosten sowie an der Küste ist auf nahe null zurückgerechnet worden.
Der „spannende“ Rest ist der Frühübersicht zu entnehmen.

Modellvergleich und -einschätzung

Das Übliche: Basisfelder passen, Grundschicht- sowie Hochrandprozesse leicht
individuell.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann