#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 28.01.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 28.01.2025 um 10.30 UTC
Weitgehend hochdruckbestimmtes Wetter mit nur wenigen Niederschlägen. Tagsüber
meist mäßig kalt, in den Nächten häufig leichter bis mäßiger Frost.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 04.02.2025
Lange dauertŽs nicht mehr und der Winter 2024/25 geht – rein meteorologisch
betrachtet – in sein letztes Drittel. Wie beim Eishockey möchte man hinzufügen,
wo die Spielzeit bekanntermaßen ja auch in Drittel unterteilt ist. Tja,
Eishockey, das konnte man in früheren Wintern immer mal wieder draußen auf
zugefrorenen Teichen und Tümpeln oder zuvor überschwemmten Wiesen spielen, aber
diese Zeiten sind vorbei. Die Kaltluft, die heute hier bei uns als solche
bezeichnet wird, ist – wenn sie überhaupt präsent ist – in der Regel hausgemacht
(Stichwort Nachtfrost) und taugt nicht wirklich was. Aber nun, was sollŽs, wir
müssen uns mit dem begnügen, was die Atmosphäre im Angebot hat und das ist nun
mal in Sachsen Kaltluft keine Qualitätsware mehr.
Steigen wir ein am kommenden Freitag, dem letzten Tag des Januars und dem ersten
der Mittelfrist. Die Potenzialverteilung zeigt einen großräumigen, aus mehreren
kurzen Anteilen bestehenden Trog, der sich vom Nordpolarmeer bis hinunter zum
westlichen Mittelmeer respektive Nordwestafrika erstreckt. Ein darin
eingelagerter, gut definierter Sekundärtrog überquert Deutschland von West nach
Ost. Vorgeschaltet ist eine leicht schleifende Kaltfront, die bis Tagesende
südostwärts abzieht. Rückseitig gelangt ein Schwall maritimer Polarluft (mP) in
den Vorhersageraum, in der T850 auf -3 bis -7°C zurückgeht. Vor allem im Süden
und Südosten sowie in der östlichen Mitte fällt zunächst noch etwas Niederschlag
bei sinkender Schneefallgrenze. Allzu hohe Erwartungen in Sachen Neuschnee
sollte man allerdings nicht hegen, dass der Niederschlag mit Eintreffen der
kalten Luft und dem damit einhergehenden Druckanstieg alsbald aufhört.
Am Wochenende baut sich über weiten Teilen Mitteleuropas hoher Luftdruck auf (am
Samstag über 1030 hPa, am Sonntag dann etwas weniger), der von einem steilen,
sich vom nahen Atlantik nähernden Höhenrücken gestützt wird. Dieser Rücken,
immerhin von Südwesteuropa bis in den Raum Spitzbergen reichend, hatŽs nicht
leicht, wird er doch im Westen von einem weiteren Trog über dem Ostatlantik
traktiert und im Osten (östliches Mitteleuropa/nahes Osteuropa) vom o.e., sich
zu einem echten LW-Trog mausernden Sekundärtrog blockiert. Kein Wunder also,
dass der Rücken permanent seine Wellenlänge verkürzt, was dem Hochdruckeinfluss
bei uns aber keinen großen Abbruch tut. Kurzum, das Wochenende wird
niederschlagsarm, teils sonnig, teils bedeckt oder trüb (insbesondere im Norden
und Nordosten), mäßig kalt bis leicht mild (Westen) und Nachtfrösten.
Zu Beginn der neuen Woche schiebt sich ein neuer Höhenkeil bis zu uns vor, der
Rücken und Bodenhoch regeneriert. Grund des Potenzialanstiegs ist das vorherige
Abtropfen des Troges über dem nahen Ostatlantik, wodurch quasi der Weg für den
Keil freigemacht wird. Östlich von uns blockiert aber nach wie vor der
inzwischen sehr mächtig gewordene Trog, weshalb wir uns auch unterhalb einer
nord-nordwestlichen Höhenströmung befinden. Dabei baut sich über Deutschland
eine nicht zu verachtende Baroklinität auf mit meridional verlaufenden
Isothermen. Auf 850 hPa sinkt die Temperatur an der Grenze zu Polen auf nahe
-10°C, während an den westlichen Grenzen 0°C auf dem Zettel stehen.
Ab der Nacht zum Mittwoch (und damit schon in der erweiterten Mittelfrist) zeigt
das Hoch eine kurze Schwächephase, was der Okklusion eines Nordmeertiefs die
Möglichkeit verschafft, mit etwas Niederschlag (alle Phasen bis hin zu
gefrierendem Regen möglich) einmal von Nordwest nach Südost durchzuschwenken.
Danach kommt das Hoch aber stärker als je zuvor zurück, bis Freitag simuliert
IFS einen Druckanstieg auf etwas über 1050 hPa!, was fast schon Züge eines
winterlichen Sibirienhochs hat. Was es freilich nicht gibt, sind sibirische
Temperaturen, aber das hatten wir ja schon am Anfang.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des IFS-Modells vom ECMF ist nicht schlecht, aber auch nicht
überragend. Es sind die kurzwelligen Systeme und Anteile, die der Numerik das
Leben schwer machen und von Lauf zu Lauf leicht voneinander abweichende
Szenarien zutage bringen. Im Grundtenor bleibt sich die Mittelfrist aber
insofern treu, als dass wir nach einer Trog- und Kaltfrontpassage am
Donnerstag/Freitag in antizyklonales, sprich weitgehend hochdruckbestimmtes
Fahrwasser gelangen. Das heißt nicht, dass der Wetterablauf gänzlich
störungsfrei verläuft. Es sind aber weder nennenswerte Niederschläge noch
größere Mätzchen in Sachen Wind/Sturm zu erwarten. Das Temperaturniveau pendelt
sich am Tage in einem Bereich ein, den man Anfang Februar gemeinhin als mäßig
kalt bezeichnet (leichte einstellige Plusgrade, ganz im Osten Anfang der Woche
vielleicht auch mal 0°C oder leichter Dauerfrost), nach Westen hin auch mal an
der Grenze zum Milden. In den Nächten muss vielerorts mit leichtem bis mäßigem
Frost gerechnet werden.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Im Großen und Ganzen simulieren die etatmäßigen Globalmodelle einen ähnlichen
Ablauf. Alle verfrachten Deutschland zwischen den sich aufblähenden Höhentrog
knapp östlich und den sich regenerierenden Rücken knapp westlich von uns,
während am Boden hoher Luftdruck Trumpf ist. Unterschiede bzw. Unschärfen zeigen
sich vor allem in der Geometrie und der genauen Konfiguration der bestimmenden
Systeme, ein substanziell abweichender Wetterablauf resultiert daraus aber
nicht.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte laufen bis einschließlich
Samstag eng gebündelt. Danach setzt eine zunehmende Spreizung der Kurven ein,
die bei der 850-hPa-Temperatur deutlich stärker ausfällt als beim
500-hPa-Geopotenzial. Am Montag und Dienstag beträgt der Temperaturspread an
einigen Orten bis zu 20 Kelvin, was aber nicht ungewöhnlich ist bei hoher
Baroklinität. Schon kleinste Verschiebungen bei Trog und Rücken können große
Wirkung erzeugen. Von daher steht hinter der genauen Temperaturentwicklung schon
noch ein Fragezeichen. Klar erkennbar sind die sehr defensiven RR-Signale
zwischen Samstag und Dienstag, im Osten und Süden sogar bis Mittwoch, was auf
einen weitgehend niederschlagsfreien Abschnitt hindeutet. Die vom HRES
apostrophierten 1050 hPa Richtung übernächsten Freitag markieren ganz eindeutig
den oberen Rand der Ensembles, was zu erwarten war.
Zwei Cluster werden für den Zeitraum T+72…96h (Freitag/Samstag) angeboten, die
sich in unserem Raum nur marginal unterscheiden und beide den Trogdurchgang
zeigen. Von Sonntag bis Dienstag (T+120…168h) bleibt die Zahl Zwei erhalten. Die
Grundmuster sind die gleichen wie beim HRES mit dem kleinen Unterschied, dass CL
1 (28 Fälle + HRES) den östlichen Trog etwas dichter an Deutschland positioniert
(und somit die kälteren Lösungen favorisiert) als CL 2 (23 Fälle) – passt zur
Beobachtung bei den Rauchfahnen. In der erweiterten Mittelfrist (T+192…240h;
Mittwoch-Freitag) werden drei Schubladen aufgemacht, die aber alle eine
Hochdruckbrücke über Mitteleuropa offerieren. CL 1 (20 Ensembles) zeigt eine
recht weit nördlich platzierte Divergenzachse (=> Übergang zu einer (kalten???)
Ostströmung, CL 2 (16 E + HRES) legt diese genau über die Mitte (=>
Norddeutschland anfällig für zyklonale Streifschüsse) und CL 3 (15 E) sieht die
Achse im Süden (=> in weiten Landesteilen antizyklonale oder nördliche Westlage
Wa).
FAZIT:
Zu Beginn des meteorologisch letzten Winterdrittels stellt sich eine überwiegend
antizyklonal gefärbte, aber nicht komplett störungsfreie Wetterlage ein.
Zwischen Ost und West baut sich am Wochenanfang ein nicht unerheblicher
niedertroposphärischer Temperaturgradient auf, dessen genaue Positionierung noch
Unschärfen aufweist. Insgesamt ist nur wenig Niederschlag zu erwarten, dafür
verbreitet Nachtfrost und tagsüber ein überwiegend mäßig kaltes
Temperaturniveau. Spötter würden kurz und knapp von atmosphärischer Langeweile
sprechen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Es ist kein großes Geheimnis, das aus solch einer Großwetterlage auf dem Sektor
„signifikantes Wetter“ nicht viel zu holen ist. Am Freitag könnte es anfangs im
Süden hier und da für gefrierenden Regen mit Glatteis reichen, eine überregional
markante Glättelage zeichnet sich aber nicht ab.
Danach tut sich nicht mehr viel, auch wenn z.B. ein Szenario „Nieseln aus
Hochnebel bei negativen Temperaturen“ gebietsweise nicht auszuschließen ist.
Fraglich ist auch, wie sich die Störung am Dienst/Mittwoch auswirkt.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS mit Modellmix und MOS-Mix.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann