#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Freitag den 24.01.2025 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.01.2025 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Windige und teils sehr milde Südwestlage.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Aktuell … liegt Deutschland auf der Vorderseite des Orkantiefs GILLES
(international EOWYN). Sein Kern zieht aktuell mit einem Druck um 950 hPa
Richtung Shetlandinseln. Das Tief hat um seinen Kern eine Warmluftsekklution
gebildet, sein Sting Jet der an der irischen Küste Böen bis 183 km/h gebracht
hat, ist schon seit einiger Zeit zusammengebrochen und das Tief beginnt sich
allmählich aufzufüllen. Wir liegen auf der Südwestflanke des Orkantiefs im
Zufluss milder Meeresluft, in der die 850-hPa-Temperatur auf über 5 °C in der
Südhälfte Deutschlands gestiegen ist. Bei mäßig guter Durchmischung erreichten
die Höchstwerte daher am Oberrhein bis zu 14 °C, während sich bodennah im
Südosten bei südöstlicher Strömung noch eine etwas kältere Luftmasse hält. Im
Bereich des Warm Conveyor Belts hat sich ein markanter Low-Level-Jet vor der
Kaltfront, die schleifend über Nordwesthälfte liegt, über die Mitte Deutschlands
gelegt, bei dem bis zu 60 kt in 850 hPa simuliert werden. Bei relativ stabiler
Schichtung werden aber meist nur starke Böen um 55 km/h in tiefen Lagen
registriert, während es auf exponierten Gipfeln Sturmböen, auf dem Brocken auch
orkanartige Böen gibt. Der Nordwesten wird ebenfalls von den Ausläufern des
Windfeldes vom Orkantief erfasst. Somit gibt es dort verbreitet starke, an der
See stürmische Böen.
In der Nacht zum Samstag zieht das Orkantief unter weiterer Abschwächung
ostwärts. An seiner schleifenden Kaltfront bildet sich südlich des Ärmelkanals
ein flaches Wellentief, das im weiteren Verlauf über Benelux zieht. Dadurch
fächert der Gradient besonders im Nordwesten deutlich auf, sodass dort die
Windböen zum Erliegen kommen. Auch der Jet über der Mitte schwächt sich
vorübergehend ab, sodass sich auch dort der Wind abschwächt. Die
ICON-D2-Prognose scheint aber besonders in den Leelagen etwas zu defensiv zu
sein, denn bei immer noch bis zu 45 kt auf 850 hPa sollten zumindest in den
Leelagen der zentralen Mittelgebirge erfahrungsgemäß Windböen auftreten.
Im Bereich der Welle fällt in der Nacht etwas kräftigerer Regen, wobei im Stau
des Bergischen Landes bis ins Ruhrgebiet bis zu 30 mm Regen simuliert werden.
Weiter im Südosten ist es noch längere Zeit aufgelockert, sodass es vorwiegend
in Teilen Niederbayerns leichten Frost gibt. Ansonsten bleibt es frostfrei.
Samstag … schwächt sich das ehemalige Orkantief weiter ab und zieht vor die
Küste Norwegens. Gleichzeitig amplifiziert sich ein ostwärts schwenkender Trog
über Westeuropa, der die Iberische Halbinsel überquert. Vorderseitig steilt die
Höhenströmung über Mitteleuropa weiter auf. Im Warmsektor werden über dem
Südosten ungewöhnlich hohe 850-hPa-Temperaturen mit bis über 10 °C simuliert,
sodass Höchstwerte von 12 bis 17 °C erwartet werden. Rückseitig der Front fließt
in den Nordwesten bereits rückkehrende maritime Polarluft mit Höchstwerten von
„nur“ 5 bis 10 °C ein. In die Höhenströmung eingebettet ist die schleifende
Kaltfront mit ihrem satbilen Wellentief, das über den Nordwesten Deutschlands
zieht. Auf seiner Südostflänke verstärkt sich wieder der Gradient, sodass ein
Low Level Jet mit über 50 kt über der Nordwesthälfte Deutschlands zieht. Die
Schichtung ist mäßig stabil, sodass besonders in Leelagen mit starken Böen zu
rechnen ist. Auch hier könnten die Windprognosen von ICON-D2 in Anbetracht des
starken Höhenwindes wieder zu tief angesetzt sein. Mit einer zunehmend auf Süd
drehenden Höhenströmung setzt in den Alpen Föhn ein.
Im Bereich der Welle fällt im Nordwesten leichter Regen. Erst im Laufe des
Nachmittags wird die wellende Front dann nochmals stärker aktiviert, sobald sie
unter die trogvorderseitige Hebung der herannahen Westeuropatroges gelangt. In
einer langgestreckten Tiefdruckzone zieht dann etwas kräftigerer Regen in den
Südwesten und Westen. Währenddessen bleibt es im Südosten noch größtenteils
aufgelockert.
In der Nacht zum Sonntag zieht die Trogachse über Frankreich ostwärts.
Vorderseitig soll sich dadurch über der Mitte Deutschlands an der schleifenden
Front ein weiteres stabiles Wellentief bilden. In seinem Bereich regnet es etwas
kräftiger. Rückseitig wird in den Nordwesten maritime Polarluft herangeführt,
sodass die 850-hPa-Temperatur bis Sonntagmorgen in der Nordwesthälfte auf -1 bis
-4 °C fällt. In den Gipfellagen der zentralen Mittelgebirge geht der Regen somit
in Schnee über, hört aber dann auch sehr rasch auf, sodass kein nennenswerter
Neuschnee zu erwarten ist. Im Südosten ist es in der Nacht noch aufgelockert.
Hier gibt es gebietsweise leichten Frost. Sollte der Regen, der nur langsam
ostwärts vorankommt, die Frostgebiet in Niederbayern erreichen, was derzeit sehr
zweifelhaft ist, so ist dort örtlich Glatteis möglich. Auch im Nordwesten sorgen
postfrontale Auflockerungen für leichten Frost in den Morgenstunden.
Überfrierende Nässe bleibt aber wahrscheinlich die Ausnahme.
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
Sonntag … ändert sich zu den Vorläufen wenig. Das Wellentief zieht ohne
weitere Verstärkung ostwärts ab, sodass die Kaltfront im Tagesverlauf bis an die
Alpen vorankommt. Dort stauen sich die Niederschläge, sodass oberhalb von etwa
800 – 1000 m etwas Neuschnee fällt. In Staulagen können dabei durchaus um 10
zusammenkommen. Ansonsten gelangt die eingeflossene maritime Polarluft unter
schwachen Zwischenhocheinfluss, bevor wir wieder auf die Vorderseite eines
weiteren Sturmtiefs kommen, das wieder auf Irland zuzieht.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modellsimulationen sind recht ähnlich. Während ICON-D2 in der Simulation der
Windböen etwas defensiv agiert, sind AROME und SuperHD aggressiver. Auffällig
ist, dass ICON12z den Low Level Jet morgen etwas weiter nördlich simuliert, als
derselbe ICON-D2-Lauf, was sehr unterschiedliche Windprognosen für die Eifel und
für das Sauerland bedeutet. Diesbezüglich wird bei den Warnungen auf die
nördlichere ICON- Variante gesetzt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold