S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.01.2025 um 10.30 UTC

Ende des Hochdruckwetters, aber kein markanter Umschwung.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 24.01.2025

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Montag liegt Deutschland unter
Hochdruckeinfluss, der sich jedoch langsam abschwächt. In der Höhe liegt ein
Keil rückwärts geneigt über Osteuropa, mit Achse Ägypten-Istanbul-Kaliningrad.
Ausgehend vom Tief nördlich von Schottland liegt ein Trog west/südwestlich von
Deutschland, der bis nach Tunesien reicht. Im Tagesverlauf schiebt sich der
Trog, der mehr und mehr zu einem mäßig kaltem (-25 Grad in 500 hPa) Tropfen
mutiert, von Südwesten herein. Mit zunehmender Drehung der Strömung auf Südwest
wird feuchtere Luft ins Land geführt. Küstennah sind ein paar Regenspritzer oder
leichter Sprühregen möglich. Sonst bleibt es weitgehend niederschlagsfrei,
allerdings steigt in den tiefen Lagen wieder die Neigung zu Nebel. Unter
dichteren Wolken im Norden ist es vor allem an den Küsten frostfrei. Nach Süden
hin droht bei längerem Aufklaren mäßiger Frost.

Am Dienstag ändert sich wenig. Der Tropfen liegt über Deutschland, das
Hochzentrum (ca. 1020 hPa) auch. In 850 hPa gelangt von Nordwesten allmählich
kältere Luft ins Land (<0 Grad), die sich in der Nacht zum Mittwoch auf den
gesamten Norden ausweitet. Regional fließen bis -6 Grad ein. Nach Süden hin ist
es milder. Das inzwischen von Shetland nach Norwegen gezogene Tief bringt in der
Nacht etwas Niederschlag in den Norden, der meist als Regen fallen wird. Dort
ist es meist frostfrei, nach Süden hin ist gebietsweise mäßiger Frost möglich.

Am Mittwoch verabschiedet sich der Hochdruck. Allerdings tun sich
Tiefdruckgebiete noch schwer. Das Tief über Südnorwegen füllt sich allmählich
auf, lenkt dennoch feuchte Luft nach Norden. Ein weiteres Tief über dem nahen
Atlantik nimmt Kurs auf den Ärmelkanal, ist aber ohne Höhenunterstützung dem
Untergang geweiht. Es bringt aus Südwesten wieder mildere Luft ins Spiel und
verdrängt in der Nacht zum Donnerstag die 0 Grad in 850 hPa in den äußersten
Norden und Nordosten Deutschlands.

Am Donnerstag verbindet sich das Tief in der Keltischen See mit einem Tief über
dem Nordatlantik. Aus der Zusammenkunft entsteht ein neues Bodentief bei Irland,
das sich langsam südostwärts nach Wales und Südengland verlagert. Die zum Tief
gehörige Warmfront samt leichter Regenfälle erreicht Deutschland am Vormittag
von Westen bzw. Südwesten. Sie verlagert sich schnell in den Norden, wo sie aber
eingefangen in einem Trog zum Erliegen kommt. In der Nacht zum Freitag erstreckt
sich der Trog von Südengland bis zu den Baltischen Staaten. Die Front beginnt zu
wellen, was für wiederholte und teils stärkere Niederschläge im Norden sorgen
kann. Im übrigen Bundesgebiet trocknet es nachts weitgehend ab. Auf dem Atlantik
nährt sich indes ein kleinräumiges, aber kräftiges Tief den Britischen Inseln.

Am Freitag spaltet sich aus dem Trog ein Tief über der Ostsee ab. Das Tief über
Südengland wird vom neuen kräftigen Tief vor Irland eingefangen und aufgesogen.
Die Frontalzone bleibt im Norden Deutschlands zunächst liegen, was weitere
Niederschläge zur Folge hat. Der Durchgang eines Troges in 500 hPa sorgt auch
weiter im Süden für zeitweise Niederschläge. In der Nacht zum Samstag zieht das
weiter okkludierende Frontensystem des Tiefs vor den Britischen Inseln von
Westen her nach Deutschland und schiebt die alternde Frontalzone im Norden
nordostwärts raus.

Am Samstag zieht das Frontensystem des Tiefs nordwestlich der Britischen Inseln
von Südwest nach Nordost über uns hinweg. Die Temperatur in 850 hPa liegt von
Nord nach Süd zwischen -2 und +2 Grad, Schnee gibt es also nur in den höheren
Lagen der Alpen. Im Tagesverlauf bildet sich ein Bodentrog mit weiteren
Niederschlägen, der bis über die Alpen reicht. Südlich der Alpen tropft in der
Nacht zum Sonntag ein Tief ab, das im Laufe des Sonntags südostwärts Richtung
Balkan zieht. Auf seiner Rückseite wird die eingeflossene feuchte Meeresluft im
Süden Deutschlands gehoben, was für längere Niederschläge sorgt. Bei bis zu -2
Grad in 850 hPa fällt Schnee aber wohl nur oberhalb von 1000 m. Im Norden des
Landes nimmt indes der Einfluss eines Hochs über Südskandinavien zu. In
nördlicher Strömung wird die Luft allmählich kälter.

Fazit: Der Hochdruckeinfluss endet im Laufe der Mittelfrist und es gelangt
wieder feuchtere Luft ins Land, allerdings ist ein Wintereinbruch mit Schnee bis
in mittlere oder gar tiefere Lagen nicht in Sicht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis Mitte nächster Woche herrscht zwischen den Modellläufen des IFS eine hohe
Übereinstimmung: Hochdruckeinfluss. Ab Mittwoch baut sich dieser von Westen her
ab und Tiefdruckeinfluss setzt sich durch. Das Tiefzentrum soll über Westeuropa
liegen bleiben, ob sich über oder nahe Deutschland Randtiefs bilden ist
unsicher, die Zufuhr milderer und deutlich feuchterer Luft ist jedoch sicher. Im
gestrigen 12z Lauf wurde für das Ende der kommenden Woche ein Sturmtief über den
Britischen Inseln gerechnet, dass sich ost-nordostwärts verlagern soll. Die 0z
Läufe simulieren dies deutlich weiter nördlich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich mit anderen Modellen stellt der aktuelle IFS-Lauf keinen Ausreißer
dar. Die Lage des Tiefzentrums nach Wochenmitte wird noch sehr unterschiedlich
berechnet.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse liefert im ersten Zeitschritt drei Lösungen, alle mit
blockierender Lage und kaum Unterschieden für Deutschland. Zeitschritt zwei
liefert 6 Lösungen, die zum geringen Teil beim Blocking bleiben und in der
Mehrzahl in NAO negativ schwenken. Deutlicher als gestern wird der
Tiefdruckeinfluss also zunehmen. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster eins.
Zeitschritt drei (Samstag bis Montag) liefert 4 Lösungen, wobei alle
Wetterregimes vertreten sind, außer atlantischem Rücken. Haupt- und Kontrolllauf
liegen in Cluster eins mit NAO-. Cluster 4 hingegen, immerhin mit 10
Mitgliedern, legt nahe, dass sich ein weiteres Blocking einstellt. Das war
gestern schon nicht ausgeschlossen, allerdings mit 13 Membern und Platz 3 im
Ranking etwas deutlicher als heute.

Die Rauchfahnen sind bis nächsten Montag sehr eng. Der Abfall in Temperatur (850
hPa) und Geopotential (500 hPa) ab Montag ist deutschlandweit eindeutig. Ab
Dienstag geht der Spread auseinander. Dabei liegt der Hauptlauf anfangs noch
mittig, zum Ende der Woche befindet er sich am unteren Ende der Ensembles. Diese
deuten nach Mittwoch einen eher linearen horizontalen Trend (meist über 0 Grad)
an, während der Hauptlauf einen stetigen, wenn auch nur leichten Abstieg
markiert.
Beim Niederschlag weisen die Ensembles im Norden und Osten ab Mittwoch, im Süden
ab Donnerstag einen deutlichen Anstieg auf. Die Trockenperiode scheint somit zu
Ende.

Der Trend der anderen Modelle samt Ensembles ist ähnlich. Es fällt jedoch auf,
dass die Temperatur der operationellen Läufe von GFS und ICON zum Ende der
kommenden Woche eher am oberen Ende der Ensembles liegt (konträr zu IFS).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Es gibt keine markanten Wettergefahren in der Mittelfrist.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn