SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.01.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
BEATE über alles – Fortdauer der ruhigen Hochdrucklage mit am Wochenende höheren
Sonnenanteilen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … dümpelt das Wetter in klassisch winterlicher Grenzschichtmanier
weitgehend ereignislos vor sich hin. Verantwortlich dafür zeichnet das stark
antizyklonal konfigurierte Setup, bestehend aus einem zonal über Mitteleuropa
respektive Deutschland verlaufenden Potenzialrücken und dem dazugehörigen
Bodenhoch BEATE. Die gute BEATE erstreckt sich von UK/Irland im Westen bis in
die Türkei im Südosten, wobei der Schwerpunkt heute Abend mit satten 1040 hPa
über dem nördlichen Balkan zu finden ist. Zyklonale Widersacher befinden sich in
deutlichem Abstand zum Vorhersageraum entweder über dem mittleren Nordatlantik,
dem Europäischen Nordmeer sowie der Barentssee oder aber zwischen Sardinien und
Tunesien. Keine Chance, dass diese Gebilde auch nur annähernd in die
antizyklonale Phalanx eindringen, vorerst zumindest nicht. Entsprechend wird das
Geschehen vor Ort weiterhin von Absinken bestimmt, was die ohnehin schon tief
positionierte (Absink)Inversion noch weiter nach unten drückt. Die feuchte
Grundschicht schrumpft noch mehr bzw. wird z.T. sogar gänzlich eliminiert, weil
die Inversion Bodenniveau erreicht. Für viele (nicht für alle), die des tristen
Einheitsgraus überdrüssig sind, ist das eine gute Nachricht, erhöhen sich doch
dadurch die Chancen, dass sich Nebel oder Hochnebel auflösen. Wenn man so will,
trocknet es subsidenzbedingt von oben her ab, während sich die Inversion
gleichzeitig noch verstärkt (Anstieg T850 bis Samstag verbreitet auf Werte um
+10°C).

In der kommenden Nacht werden nicht alle Lücken, die heute in die Hochnebeldecke
gerissen wurden, wieder geschlossen. Neben dem bereits erwähnten Absinken
zeichnet dafür auch eine leichte niedertroposphärische Windzunahme (Südhälfte)
verantwortlich, die die Lücken und Löcher durch Lee- und Überströmungseffekte
offenhält. Nicht so gut sieht es hingegen mit der offenen Stelle im Nordosten
aus, die sich tagsüber zwischen Vorpommern und Uckermark aufgetan hat. Diese ist
heute Abend vor allem durch Advektion (schwacher Südwestwind) bereits wieder
weitgehend geschlossen mit Nebel und Hochnebel. Abgesehen vom äußersten Norden
sowie stellenweise auch unter dem Hochnebel liegen die tiefsten
Nachttemperaturen im leichten, über Schneeflächen bei längerem Aufklaren auch
mäßigen Frostbereich. In einigen Alpentälern gehtŽs sogar runter auf Werte um
-10°C, was für Warmduscher eine Schlagzeile wert sein kann, früher im Hochwinter
aber niemanden gejuckt hätte. Vereinzelt kann es glatt werden durch gefrierende
(Nebel)Nässe sowie unter klarem Himmel bzw. in Nebelrandgebieten durch Reif.

Samstag … verstärkt sich der Höhenrücken noch etwas, wobei sich über
Norddeutschland eine abgeschlossene 580-gpdm-Isohypse etabliert. Dem gegenüber
steht das hochreichende Tief mit dem internationalen Namen Gabri dicht vor der
tunesischen Nordküste, so dass das großräumige Strömungsmuster eine
High-over-Low-Konstellation aufweist. Diese kann (oder sollte man besser sagen
„konnte“) in manchen Wintern durchaus frostig kalte Kontinentalluft zu uns
steuern, nicht so in diesem. Das bisschen Hausmacherkaltluft, hervorgerufen
durch nächtliche Abkühlung, taugt nicht wirklich was und wird vom Tagesgang mit
Unterstützung der Inversion respektive der Subsidenz so was von „plattgemacht“,
dass so manchem Hören und Sehen vergeht.

WerŽs nicht glauben will, begebe sich morgen beispielweise in den Hochharz oder
ins höhere Erzgebirge, wo die Temperatur bei strahlendem Sonnenschein 10°C oder
auch ein, zwei Grad mehr erreicht- bei sehr niedrigen Taupunkten und
entsprechend geringer relativer (und natürlich auch absoluter) Feuchte. Auch
sonst marschiert die Temperatur verbreitet in den positiven Bereich, je nach
Zeitpunkt der Nebelauflösung bzw. Sonnenangebot auf 1 bis 9°C. Einzig in den
Regionen, wo sich das lästige Grau erst sehr spät oder gar nicht auflöst,
verharrt das Thermometer bei 0°C oder im leichten Frostbereich. Die Rede ist
hier vor allem von Teilen des Oberrheingrabens und den Gebieten zwischen oberer
Donau und Bodensee. Aber auch im äußersten Norden sowie im gesamten Nordosten,
wohin sich die Divergenzachse des Bodenhochs verlagert, sieht es mau aus mit
etwaigen Auflösungstendenzen. Ansonsten aber stehen die Chancen nicht schlecht –
die Gründe wurden weiter oben bereits angeführt -, dass sich im Tagesverlauf die
Sonne zeigt, sofern sie es nicht schon von Anfang an macht.

In der Nacht zum Sonntag tut sich weiterhin wenig bis nix an der Großwetterlage.
Gebietsweise bildet sich Nebel oder Hochnebel bzw. breiten sich diese aus
(Südwesten/Nordosten). Vielerorts bleibt es in der mittlerweile abgetrockneten
Lauft aber auch klar. Folgerichtig kühlt es verbreitet in den leichten bis
mäßigen Frostbereich ab. Frostfrei verläuft die Nacht dicht am Nordseewasser
sowie in einigen Hochlagen, die mitten in der Inversion liegen und nicht als
Kaltluftsammelbecken agieren.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … zieht sich das Hoch etwas nach Südosten zurück und auch der
Höhenrücken schwächelt leicht. Trotzdem ändert sich wenig am Wettercharakter. Im
Norden und Nordosten stehen die Chancen sogar recht gut, dass sich das Dauergrau
auflöst. Dann bleiben noch die üblichen Verdächtigen wie der Oberrhein, die
obere Donau und der Bodenseeraum, vielleicht auch der äußerste Westen, wo
Tapferkeit und Resilienz gefordert sind. Ansonsten setzt sich aber vielfach die
Sonne durch. Weitere Einzelheiten sind der heutigen Frühübersicht zu entnehmen.

Modellvergleich und -einschätzung

Abgesehen von der leicht unterschiedlichen Grenzschichtparametrisierung ziehen
die Modelle an einem Strang.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann