S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.01.2025 um 10.30 UTC

Hochdruck „open End“ mit der dabei üblichen Grenzschichtproblematik.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 20.01.2025

Ein Blick auf die Prognose der Großwetterlagen nach Paul James spricht Bände:
Bis weit in die erweiterte Mittelfrist dominieren antizyklonale Lagen.
Angefangen mit „HM“ bzw. „BM“ (Hoch bzw. Brücke Mitteleuropa) gesellen sich zu
Beginn kommender Woche zunehmend antiyzklonale Süd- bis Südwestlagen („Sa“ bis
„SWa“, vereinzelt auch „SEa“) ins Portfolio, was nichts anderes bedeutet, dass
sich das wetterbestimmende Hoch allmählich nach Osten zurückzieht.

Somit ist die Entwicklung im Einzelnen schnell erzählt:
Bereits am Donnerstag, zu Beginn der Mittelfrist, erstreckt sich ein breit
angelegter, zonal ausgerichteter und robuster Höhenrücken vom nahen Ostatlantik
über England bis nach Mitteleuropa und weitet sich in der Nacht zum Freitag nach
Südosteuropa aus. Flankiert wird er von einem Höhentief über dem westlichen
Mittelmeerraum, das sich allmählich südwestwärts zurückzieht und von der vom
mittleren Nordatlantik über das Nordmeer bis nach Nordosteuropa verlaufenden,
mäandrierenden Frontalzone, an deren Südflanke beständige WLA den Rücken stützt.

Das mit dem Rücken korrespondierende Bodenhoch überdeckt am Donnerstag weite
Teile Mittel- und Südosteuropas. An dessen Südwestflanke weht in
Südwestdeutschland anfangs noch lebhafter Ostwind, eventuell mit stürmischen
Böen im Hochschwarzwald, im weiteren Verlauf schwächt sich dieser aber ab. An
der Nordflanke des Hochs gelangt im Warmsektor eines weiter nördlich
durchschwenkenden Frontensystems feuchtmilde Luft nach Norddeutschland, während
sich die anfangs noch kalte Luftmasse im Süden des Landes niedertroposphärisch
durch Absinken allmählich erwärmt (T850 hPa Freitagfrüh zwischen 2 Grad in
Südbaden und 7 Grad im Norden).

Im Zeitraum Freitag bis Sonntag etabliert sich aus dem Rücken eine umfangreiche
Höhenantizyklone, die ihren Schwerpunkt allmählich vom nördlichen ins östliche
Mitteleuropa verlagert.
Dem korrespondierenden Bodenhoch ergeht es ähnlich und insgesamt schwächt es
sich auch allmählich ab, so dass über dem Vorhersagegebiet leichter Druckfall
vorherrscht und der Gradient weiter aufweicht. Insgesamt dominiert aber nach wie
vor der antizyklonale Einfluss und bedingt durch das kräftige Absinken im
Bereich der Höhenantizyklonale kann sich die Luftmasse niedertroposphärisch vor
allem bis Samstag weiter erwärmen auf Werte zwischen 7 und 11 Grad allgemein am
Wochenende.
Bodennah kann sich die Milderung natürlich nicht durchsetzen; vor allem im
Norden bleibt es oft bedeckt bzw. trüb durch Hochnebel. Auch in der Mitte und im
Süden können sich in den Niederungen gebietsweise ganztägig Nebel und Hochnebel
halten bei Werten um 0 Grad. Ansonsten, insbesondere in den Höhenlagen, scheint
aber die Sonne und es wird tagsüber mild, während es nachts in der Mitte und im
Süden recht verbreitet Frost gibt, in einigen Alpen- und Mittelgebirgstälern
auch unter -5 Grad, in höher gelegenen und schneebedeckten Alpen- bzw.
Bayerwaldtälern auch unter -10 Grad.

Zu Beginn kommender Woche schwenkt ein Höhentrog vom Nordmeer unter
Amplifizierung über Skandinavien und das nördliche Mitteleuropa hinweg ostwärts,
wodurch der Höhenrücken bzw. das Höhenhoch nach Ost- und Südosteuropa abgedrängt
wird und sich abschwächt, während sich gleichzeitig ein Höhenrücken über
Südwest- bzw. Westeuropa verstärkt.
Im Bodenfeld werden der Norden und Nordosten Deutschlands nach Lesart des IFS
von schwachen, im weiterhin antizyklonalen Umfeld wenig wetterwirksamen
Frontensystemen gestreift, die keinen nennenswerten Niederschlag bringen, nach
Durchschwenken einer Kaltfront verstärkt sich dann zu Beginn der erweiterten
Mittelfrist (Dienstag) von Südwesten her vorübergehend wieder der
Hochdruckeinfluss, der zumindest bis Wochenmitte wetterbestimmend bleiben
dürfte.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle Lauf erweist sich als konsistent zu den beiden Vorläufen von
gestern. Alle haben das sich aus dem Rücken etablierende und seinen Schwerpunkt
bis Sonntag allmählich nach Osteuropa verlagernde Höhenhoch auf der Agenda,
ebenso die Hochdruckzone im Bodenfeld. Differenzen beschränken sich auf die
Geometrie und Ausdehnung von Höhen- bzw. Bodenhoch und haben somit lediglich
Einfluss auf die Nebel- und Hochnebelprognosen.
Zu beginn kommender Woche werden die Unterschiede dann geringfügig größer,
beschränken sich aber weitgehend auf den durchschwenkenden Höhentrog, der im
aktuellen Lauf etwas progressiver als in den beiden gestrigen Läufen simuliert
wird. In allen Läufen finden Trog- und Frontpassagen aber in einem insgesamt
antizyklonalen Umfeld ohne nennenswerte Niederschläge statt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Ähnliche Aussagen wie bei der Konsistenzbetrachtung gelten auch für den
Modellvergleich. Alle Modelle simulieren bis Sonntag sehr ähnlich und
unterscheiden sich lediglich bzgl. Ausdehnung bzw. Geometrie des Höhenrückens
bzw. Höhenhochs.
Den „Trogstreifschuss“ am Montag/Dienstag über dem Norden und Nordosten
Deutschlands haben GFS und GEM so nicht auf der Agenda, sondern simulieren eher
eine leicht „flatternde“, antizyklonale westsüdwestliche Höhenströmung über dem
Nordwesten und Norden des Landes ohne jegliche Frontpassagen. Vom Wetterablauf
unterscheiden sich die Modelle somit nur
wenig.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusterung zeigt im Zeitraum 72 bis 96 Stunden drei, im nächstfolgenden
Zeitraum (120 bis 168 Stunden) sogar sechs Cluster, die sich allesamt bzgl.
Mitteleuropa zunächst kaum und etwa ab dem kommenden Wochenende lediglich die
Ausdehnung und Geometrie des Höhenhochs/Höhenrückens betreffend unterscheiden.
Erwartungsgemäß sind somit alle Cluster dem Großwetterlagenregime „Blocking“
zugeordnet.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) treten dann auch zunehmend
zyklonale Lösungen auf den Plan.
CL1 (19 Member) tendiert Mitte kommender Woche allmählich Richtung „NAO positiv“
mit ersten zyklonalen „Streifschüssen“ über Norddeutschland (aber erst am
Mi/Do).
CL2 (17 Member) bleibt dagegen durchgehend bei „Blocking“.
CL3 (15 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) deutet den zyklonalen
Streifschuss, ähnlich wie im Hauptlauf, bereits ab Dienstag im Norden und Osten
Deutschlands an, vorübergehend noch einmal gefolgt von einem kräftigen
Höhenrücken (Großwetterlagenregime „NAO negativ“).

Ausnahmsweise sei heute mal ein Blick über den Tellerrand erlaubt, also auf die
Clusterung im Zeitraum 264 bis 360 Stunden.
Die ENS-Member verteilen sich dann auf drei Cluster. CL1 (19 Member) hat ein
erneutes massives „Blocking“ vom Nordmeer über Skandinavien bis nach Osteuropa
auf der Agenda, was hierzulande auf antizyklonale Südost- bis Südlagen
hinauslaufen dürfte.
CL2 (16 Member) schwenkt um auf eine sehr (höhen)milde und hierzulande
antiyzklonale Südwestlage (mit kräftigem Islandtief, also „NAO positiv“).
CL3 (16 Member) deutet eine zunächst zyklonale, später (vorübergehend?)
antizyklonale Westlage an.

Die Rauchfahnen für verschiedene, über das Vorhersagegebiet verteilte
Gitterpunkte zeigen bis Sonntag ebenfalls einen einheitlichen Trend bzgl. T850
hPa (steigende Tendenz mit einem nur zögernd größer werdenden Spread, wobei sich
der Hauptlauf meist im oberen Bereich der Kurvenschar befindet) und auch G500
(bis Samstag gleichbleibend hoch, danach allmählich fallend).
Niederschlagssignale tauchen bis Sonntag so gut wie keine auf.
Zu Beginn kommender Woche wird der Spread von T850 hPa bei insgesamt leicht
fallender Tendenz für alle Gitterpunkte dann aber deutlich größer. Vor allem in
den nord- und ostdeutschen Gitterpunkten gehört der Hauptlauf eher zu den
„kälteren“ Membern, im Südwesten eher zu den wärmsten. Niederschlagssignale
tauchen dann in allen Gitterpunkten zunehmend auf, vor allem ab
Dienstag/Mittwoch, also in der erweiterten Mittelfrist.

FAZIT:
Ruhiges Hochdruckwetter bleibt uns bis Anfang kommender Woche noch erhalten.
Danach könnte es zumindest einige „zyklonale Streifschüsse“ geben, es bleibt
allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit mild, Winter ist nach wie vor nicht in
Sicht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bei beständigem Hochdruckeinfluss sind so gut wie keine signifikanten
Wetterereignisse zu erwarten.

Anfangs, also am Donnerstag, kann es im Hochschwarzwald an der Südwestflanke des
Hochs eventuell noch stürmische Böen bzw. (Feldberg) Sturmböen aus Ost geben.
In einigen Hochtälern der Alpen und der süddeutschen Mittelgebirge ist bei
klarem Himmel über Schnee mit strengem Nachtfrost zu rechnen.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff