SXEU31 DWAV 101800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.01.2025 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
An der Ostsee, auf dem Brocken und exponiert im Erzgebirge am Samstag stürmisch.
Nachts über Schnee teils strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC

Aktuell … liegen wir am Rand eines Troges mit Schwerpunkt über dem östlichen
Mitteleuropa unter einer nordwestlichen bis nördlichen Strömung mit der kalte
Luftmassen nach Deutschland geführt werden. Das Drehzentrum des Troges und das
Bodentief beim Baltikum, das zum Zentraltief wird, verlagern sich kaum und
ändern auch die Intensität nur wenig.

Der nach Westen hin flankierende Keil, gestützt durch Warmluftadvektion über dem
mittleren Nordatlantik, kräftigt sich und weitet sich zu den Britischen Inseln
aus, wobei ein vorgelagerter, schwächerer Anteil zur Nordsee zieht und die
Verstärkung einer Bodenhochdruckzone über Westeuropa stützt.
Ein Kurzwellentrog, der inzwischen das Zentraltief umläuft, lässt die zyklonale
Strömung bei uns auf Nord drehen. Die Schauertätigkeit kommt an den Küsten durch
das warme Wasser sowie an den Nordrändern der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge nicht zum Erliegen, so dass in Hochlagen der Berge einige wenige,
im Erzgebirge bis 8 cm Schnee fallen können. Ansonsten bleibt meist nicht viel
liegen. Im Nordosten hält sich starke Bewölkung durch ums Tief rumgeholte
Warmluft, nennenswerter Schnee fällt aber nicht.

Von Schleswig-Holstein südwärts macht sich Skandinavien-Föhn mit Auflockerungen
oder klarem Himmel bemerkbar. Auch sonst bleibt es bei teils starker, teils
aufgelockerter Bewölkung meist trocken unter sich verstärkendem
Hochdruckeinfluss.

Der Wind im Binnenland und im östlichen Bergland nimmt zunächst unter die
Warnschwellen ab. Nur auf den Gipfeln weht er weiter teils stürmisch aus
Nordwest. An der Ostsee frischt der Wind abends und nachts wieder auf und
erreicht später in Böen 7 bis 8, exponiert 9 Bft. Zum einen, weil der Druck von
Südwesten her steigt, zum anderen, weil das Tief über dem Baltikum sich dann
doch, wenn auch nicht viel, nach Südwesten verlagert.

Abgesehen vom Küstenstreifen stellt sich leichter bis mäßiger Frost ein. Bei
Aufklaren über Schnee ist vor allem im Süden, lokal aber auch über dem Norden
und der Mitte strenger Frost unter -10 Grad zu erwarten. Dazu gibt es
streckenweise Glätte durch gefrorene Nässe und geringen Neuschnee.

Samstag … verlagert sich das wetterbestimmende Zentraltief ein wenig weiter
südwestwärts mit seinem Zentrum nach Nordostpolen. Dabei beginnt es sich
abzuschwächen von 990 hPa im Kern, auf knapp über 1000 hPa. Hebung, die durch
„herumgeholte“ Warmluft ausgelöst wird, hält im Nordosten dichte Bewölkung
aufrecht und in Oder- und Neißenähe kann es leicht schneien. Unsicher ist, wie
weit die Schneefälle westwärts ausgreifen und wie viel fällt. Wahrscheinlich
reicht es nur für wenige cm Schnee oder Matsch.

Mit der Westverlagerung des Tiefzentrums nimmt im Nordosten der Gradient und der
Wind zunächst zu, so dass im nordöstlichen Binnenland Windböen Bft 7 aus
Nordwest bis Nord aufkommen. An der Ostsee, auf dem Brocken sowie dem
Erzgebirgskamm sind Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten, auf dem Fichtelberg bis 10
Bft. Am Nachmittag macht sich die Abschwächung des Tiefs im Nachlassen des
Windes bemerkbar.

Gestützt durch den Höhenkeil kräftigt sich von Westen der antizyklonale Einfluss
weiter. Deutschland gelangt in den Randbereich eines ausgedehnten Hochs, das
sich vom Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel über die Nordsee nach
Skandinavien erstreckt.
Die Schauertätigkeit klingt weiter ab. Nur im Nordstau der Mittelgebirge und im
Erzgebirgsraum und an den Ostalpen sind ein paar Krümel Neuschnee möglich.
Vermehrt stellen sich Auflockerungen ein. Im Norden kommen, bedingt durch
Skandinavienföhn, längere sonnige Abschnitte zustande.

Die Tageshöchsttemperaturen erreichen nur noch 0 bis 3, in Nordseenähe 4 Grad.
Oberhalb von 400 m sowie in Teilen Mittel- und Süddeutschlands hält sich
leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Sonntag zieht das Tief bei weiterer Abschwächung langsam
ostwärts ab. Die Keilachse greift auf die Britischen Inseln über, so dass über
Mitteleuropa die nördliche Strömung bestehen bleibt. Darin ziehen noch ein paar
schwache Schneeschauer in den Mittelgebirgsraum und sorgen für geringen
Neuschnee und örtliche Glätte. Die Schneefälle ganz im Osten lassen nach,
bringen aber geringen Neuschnee vom östlichen Brandenburg bis Ostsachsen; vor
allem im Stau des Erzgebirges fällt auch etwas mehr und um 5 cm über die Nacht
hinweg.

Das durch diesen Keil gestützte Bodenhoch weitet sich mehr und mehr nach
Deutschland aus. Im Westen und Südwesten mit Bodendruckwerten über 1035 hPa, was
dort bei geringen Luftdruckgegensätzen die eingeflossene Polarluft zur Ruhe
kommen lässt. Aber auch im Nordosten Deutschlands weicht der Gradient auf. Im
Binnenland ist der Wind nicht mehr warnrelevant, auch an der Ostsee wird der
Wind schwächer, erreicht in Böen auch Sonntagfrüh noch Bft 7. Brocken und
Fichtelberg sind dann wohl noch mit 7 bis 8 Bft im Rennen.
Flächendeckend tritt leichter bis mäßiger, bei Aufklaren über Schnee strenger
Frost auf.

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Sonntag … wird der Weg frei für ein kräftiges Bodenhoch, dass sich über
Deutschland nach Osten ausbreitet. Dabei stellt sich ruhiges Winterwetter ein.
Der Gradient weicht auf, Wind ist damit kein Thema mehr und auch die letzten
Schneefälle im Osten hören auf.

In der Nacht zum Montag hält sich der Hochdruckeinfluss. Ganz im Nordwesten
nähert sich eventuelle wieder die Frontalzone mit auffrischendem Südwestwind.
Dort kann auch feuchtere Luft mit tiefer Bewölkung aufziehen, aus der es lokal,
teils gefrierend nieseln kann.

Mehr Details sind in der nach wie vor aktuellen Frühübersicht zu finden.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren ähnlich. Unsicher ist, inwieweit das Tief beim Baltikum
seinen Einfluss nach Deutschland ausdehnt mit eventuellen Schneefällen und
Gradientverschärfung im Nordosten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner