S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.01.2025 um 10.30 UTC

Meist ruhiges, „fußkaltes“ Hochdruckwetter, nur im Norden mit zeitweise
kräftigem Westwind rasche Milderung.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 16.01.2025

In der Mittelfrist setzt sich meist ruhiges, von Grenzschichtprozessen
dominiertes Hochdruckwetter durch. Während sich in der Südhälfte die Höhenmilde
kaum durchsetzen kann und es nur zu einer zögerlichen Frostentschärfung kommt,
gelangt zumindest die Nordhälfte vorübergehend in den Bereich der Frontalzone in
eine kräftige West-/Nordwestströmung, womit eine rasche Milderung begünstigt
wird.

Zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag liegt ein Höhentrog über Osteuropa und ein
aus diesem hervorgegangenes Cut-Off-Tief über dem zentralen Mittelmeer.
Gleichzeitig kann sich eine Höhenantizyklone mit Zentrum knapp westlich der
Iberischen Halbinsel positionieren, von dem ausgehend ein Rücken zu den
Britischen Inseln gerichtet ist. Während sich der Schwerpunkt der Antizyklone
kaum verlagert, schwenkt der Rücken zur Nordsee und nach Südskandinavien, womit
sich eine zunehmend positive Achsenneigung ergibt. Im Bodenfeld stützt der
Rücken ein Hochdruckgebiet, das sich auf knapp 1045 hPa kräftig und mit seinem
Zentrum von Südengland und Nordfrankreich nach Deutschland verlagert. Das zuvor
noch wetterwirksame, mit dem Osteuropatrog korrespondierende Tief füllt sich
weiter auf und zieht zur Ukraine ab. Die nördliche bis nordwestliche Strömung
reißt damit langsam ab und die eingeflossene, arktische Meeresluft (T850 -4 bis
-12 °C) kommt zur Ruhe.

Am Montag schwenkt die Achse des Rückens nach Mitteleuropa und nimmt eine zonale
Orientierung an. Gleichzeitig zieht ein Kurzwellentrog vom nahen Nordostatlantik
zum Nordmeer, das korrespondierende Tief nach Skandinavien. Die Divergenzachse
der langestreckten, ebenfalls zonalen Hochdruckzone wird dadurch nach
Süddeutschland gedrückt, sodass die Nordhälfte in eine westliche Strömung
gelangt, mit der niedertroposphärisch mildere Meeresluft herangeführt wird (T850
auf +3 °C steigend). An der See sind Sturmböen möglich.

Am Dienstag schwenkt der Kurzwellentrog über Skandinavien südostwärts ins
östliche Mitteleuropa und streift den Norden und Nordosten Deutschlands. Der
Rücken wird über die Alpen nach Süden verdrängt, gleichzeitig kann sich ein
neuer Rücken über Westeuropa aufwölben. Dies sorgt für eine quasi retrograde
Verschiebung des Hochdruckgebietes, sodass sich erneut eine nordwestliche
Strömung ergibt. An der See sowie in den Hochlagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge können Sturmböen auftreten. Die Kaltfront des nach
Nordwestrussland ziehenden Tiefs erfasst Deutschland zwar, läuft aber in die
Hochdruckzone und hat eine nur geringe Wetterwirksamkeit. Rückseitig gelangt
maritim erwärmte Polarluft zu uns (T850 +1 bis -3 °C), allerdings ist die
Kaltfront im Süden maskiert und führt bodennah eher zu einer
Erwärmung/Frostabschwächung. Sollten die (schwachen) frontalen Regenfälle bis in
den Süden vorankommen und dort in die kalte Grundschicht fallen, ist lokal
gefrierender Regen und Glatteis nicht ausgeschlossen.

Am Mittwoch und Donnerstag schwenkt der neue Rücken nach Mitteleuropa und nimmt
wie sein Vorgänger eine zonale Orientierung ein, sodass sich im Bodenfeld eine
mit Achse wieder über Süddeutschland verlaufende Hochdruckbrücke ergibt. Während
sich in der Südhälfte dadurch wieder Grenzschichtprozesse einstellen und es
„fußkalt“ bleibt, kommt die Nordhälfte rasch wieder in der Peripherie der über
Nordeuropa laufenden Frontalzone in eine westliche Strömung, mit der wieder
ziemlich milde Meeresluft herangeführt wird.

Auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt uns die Hochdruckdominanz
voraussichtlich erhalten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Im Großen und Ganzen kann dem IFS eine gute Konsistenz bescheinigt werden.
Allerdings wird der zyklonale Streifschuss in Form eines Kurzwellentroges am
Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch von Lauf zu Lauf etwas stärker gerechnet,
wodurch der frontale Regen bis in den Süden vorankommen kann, dort in die kalte
Grundschicht fällt und lokal gefrieren könnte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Gewisse Unschärfen bei der Prognose des o. e. Kurzwellentroges ergeben sich auch
beim Blick auf die anderen Modelle. GFS und ICON beispielsweise rechnen ihn
schwächer als IFS, sodass er in Deutschland kaum Wetterwirksamkeit entfaltet.
Dass es verbreitet – wie von IFS berechnet – zu leichten Niederschlägen kommt
mit der Gefahr von Glatteis im Süden, ist also fraglich.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des IFS-EPS sind die meiste Zeit über relativ eng gebündelt und
geprägt von einem Anstieg des Geopotenzials und der Temperatur (850 hPa) bis zum
Ende der kommenden Woche. Lediglich am Dienstag und Mittwoch zeigt sich eine
Delle bei vorübergehend erhöhtem Spread. Es fällt auf, dass die Temperatur- und
Geopotenzialdelle im deterministischen Lauf verhältnismäßig stark ausfällt.
Davon abgesehen stützt das IFS-EPS aber den Trend zu sehr hochdruckdominiertem,
niederschlagsarmem Wettergeschehen.

Bis +168 h vollzieht sich in allen Clustern der Übergang zu „Blocking“.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht ausmachen.
Im Zeitraum +192-240 h setzt sich das Blocking in den Clustern 1,2 und 5 (32/51
Member) fort. Auch wenn die verantwortliche positive Geopotenzialanomalie teils
unterschiedlich positioniert wird, ergibt sich für Deutschland meist
antizyklonales Wettergeschehen. Lediglich in Cluster 2 (13/51 Member) würde der
Nordosten erneut von einem Trog gestreift werden. Cluster 3 und 5 (19/51 Member)
wechseln zu NAO+, was zumindest für den Norden zyklonaleres Wetter bedeuten
könnte.

FAZIT:
In der Mittelfrist stehen die Zeichen auf Hochdruck! Das bedeutet vor allem für
den Süden „fußkaltes“ Wetter und nur allmähliche Frostentschärfung zur
Wochenmitte. Der Norden gelangt zumindest zeitweise in die Peripherie der
Frontalzone, wodurch sich dort mit einer kräftigen Westströmung die Milderung
zügiger durchsetzen kann. Fraglich ist, ob sich am Dienstag und Mittwoch
eventuell doch ein etwas stärkerer zyklonaler Streifschuss ereignet und sich
leichte Niederschläge bis in den Süden vorarbeiten könnten. Das würde zumindest
lokale Glatteisgefahr auf den Plan rufen.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

FROST:
Bis zumindest Dienstag im Süden bei Aufklaren über Schnee örtlich strenger Frost
unter -10 °C und Dauerfrost wahrscheinlich. Danach wahrscheinlich
Frostentschärfung.

GLATTEIS:
In der Nacht Mittwoch und Donnerstag im Süden und Südosten lokal gefrierender
Regen und Glatteis nicht ausgeschlossen.

STURM:
Am Montag und Dienstag an der See Sturmböen (8-9 Bft) möglich, am Dienstag auch
auf Gipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det.+EPS, MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser