S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.01.2025 um 10.30 UTC

Hochdruckeinfluss mit Grenzschichtwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 15.01.2025

Die stark meridionale Strömung über Europa verhält sich progressiv, sodass ein
markanter Höhenrücken über dem Ostatlantik auf Europa zusteuert und ein Trog
über Mittel- und Osteuropa nach Südosten und Osten abgedrängt wird. Derweil hat
sich am Samstag, dem ersten Tag der Mittelfrist, schon ein kräftiges
Bodenhochdruckgebiet über Westeuropa gebildet und zu uns nach Deutschland
ausgeweitet.
Die östlichen Landesteile liegen zunächst am Rand eines Tiefs, das unter
Abschwächung vom Baltikum nach Belarus zieht in einer kräftigen
Nordwestströmung. Ansonsten ist die eingeflossene Meereskaltluft schon
weitgehend zur Ruhe gekommen. Im Osten sind anfangs starke Böen möglich, sonst
gibt es regional Dauerfrost und in der Nacht zum Sonntag je nach Bewölkung, vor
allem über Schnee auch strengen Frost. Da die Schneefälle der Kurzfrist zum Teil
bis in tiefe Lagen und im Flachland eine Schneedecke hinterlassen haben, gilt
das nicht nur fürs Bergland.
Am Sonntag und Montag kippt der Höhenrücken von West- nach Mitteleuropa ab und
der Schwerpunkt des hohen Druckes im Bodendruckfeld ist über Mitteleuropa zu
finden mit mehr als 1040 hPa. Die Kaltluft über Deutschland altert. Während
durch Absinken die Temperatur in der unteren Troposphäre langsam steigt, geht
sie bodennah eher leicht zurück. Grenzschichtprozesse stehen im Vordergrund.
Gebietsweise bildet sich Nebel und Hochnebel, bei Aufklaren über Schnee gibt es
strengen Frost, nicht nur im Bergland. Tagsüber ist gebietsweise Dauerfrost zu
erwarten.
Am Dienstag und Mittwoch regeneriert sich der Höhenrücken über Westeuropa und
das Bodenhochdruckgebiet zieht sich vorübergehend nach Westen zurück. Dabei
gelangen der Norden und Nordosten in eine nordwestliche Strömung, in der stark
abgeschwächte Tiefausläufer eine Milderung bringen. Der Westwind vor allem an
der See legt etwas zu, sonst fällt er kaum ins Gewicht. Das gilt auch für die
maximal geringfügigen Niederschläge. Nur wenn sie auf gefrorenen Boden oder
bodennah kalte Luft treffen, kann es Glatteis geben.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich der Hochdruckeinfluss fort.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells zu seinen Vorläufen ist gut. Der
Hochdruckeinfluss ist unstrittig. Lediglich die Lage und Stärke des Hochs
variiert etwas und damit in welchem Maße der Norden ab Dienstag in eine mildere
Nordwestströmung gelangt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Echte Alternativen haben die anderen Globalmodelle GFS, ICON und UKMO auch nicht
auf der Karte. Alle zeigen mittelfristig das Hochdruckgebiet mehr oder weniger
genau über uns. Am Samstag kann es vor allem nach Osten noch leicht wechselhaft
sein, was auf das Osteuropatief zurückgeht. ICON zeigt den Hochdruckeinfluss am
raschesten bei uns. Auch im äußersten Süden sind abziehende Schneefälle möglich
(GFS, UKMO). Was die Nähe zur Frontalzone im Norden und Nordosten in der
nächsten Woche angeht, sind ebenfalls Unschärfen zu erkennen, die aber kaum ins
Gewicht fallen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen der Ensembles stützen die Aussagen des Hauptlaufs. Es gibt für
den Mittelfristzeitraum kaum Niederschlagssignale. Bei geringem Spread, was mehr
noch für das Geopotential in 500 hPa, als für die 850er Temperaturen gilt, geht
es steil bergauf. Das hohe Niveau hält sich die gesamte nächste Woche. Die 2m
Temperaturen müssen bei entkoppelter Grenzschicht gesondert betrachtet werden
und haben mit der Erwärmung darüber nicht viel am Hut. Im Norden ist die
Milderung nächste Woche aber plausibel.
Die Clusterung zerteilt die Ensembles erst in 4, nächste Woche in 6 Cluster.
Dabei sind fast nur Blockinglösungen vorhanden. Die Unterschiede beschränken
sich im Wesentlichen auf die genaue Lage des Keils und auf Erscheinungen abseits
von Mitteleuropa.
Auch in der erweiterten Mittelfrist geben die Blockinglösungen, die uns
abgeschirmt vom Nordatlantik zeigen, den Ton an. Eine Minderheit lässt dabei den
Streifschuss eines Trogvorstoßes über Osteuropa zu. Das atlantische
Tiefausläufer den Weg zu uns finden, ist unwahrscheinlich (eventuell in Cluster
3 von 3, 9 Member).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Da sich am Samstag der Hochdruckeinfluss eventuell noch nicht ganz bis in den
Osten durchgesetzt hat, sind an der Ostsee und im Mittelgebirgsraum stürmische
Böen oder Sturmböen aus Nordwest möglich. Ab Dienstag wieder sind an der Ostsee
stürmische Böen aus West nicht ausgeschlossen.
Ansonsten tritt über Schnee und bei Aufklaren strenger Frost auf.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS +EPS, MosMix dürfte teilweise einige K zu mild sein. Gerade bei
Schnee/Aufklaren in den Nächten und nach strengem Nachtfrost oder bei Dauernebel
tagsüber.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner