#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 07.01.2025 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.01.2025 um 10.30 UTC
Abklingende Schneeschauer und zunehmender Hochdruckeinfluss. Dabei zunächst
kalt, zum Wochenanfang Milderung möglich.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.01.2025
Am Ende mild – so könnte der erste Gedanke beim Blick auf die frischesten
Vorhersagen für die ab Freitag beginnende Mittelfrist lauten. Winterliche
Optionen gehen dabei nach Kaltstart in der neuen Woche flöten, immerhin scheint
dann unter Hochdruckeinfluss aber größtenteils Ruhe an der Wetterfront
einzukehren.
Bevor die mögliche Milderung einsetzt, ist das Temperaturniveau von Freitag bis
Sonntag zunächst noch so niedrig, dass zum Teil bis ins Tiefland Schnee fällt.
Möglich wird das durch einen Trog, der von Skandinavien bis nach Deutschland und
Polen reicht, sowie dessen korrespondierendes Bodentief, das mittags sein
Zentrum über dem Baltikum hat. Auf der Rückseite strömt aus Norden Meeresluft
polaren Ursprungs nach Deutschland, die für T850 hPa von -5 bis -10 Grad sorgt.
Im Norden ist die Luftmasse zudem noch feucht, sodass sie dort zur Konvektion
neigt, nach Süden hin macht sich dagegen bereits ein Keil eines Hochs über der
Nordsee bemerkbar.
Am Samstag zieht der Trog ostwärts ab, ein Teil davon tropft Richtung Mittelmeer
ab. Gleichzeitig bauscht sich das Hoch über der Nordsee gestützt durch einen
sich aufwölbenden Rücken westlich der Britischen Inseln auf und bekommt zum
Abend hin ein neues Zentrum mit einem Kerndruck über 1035 hPa über Süd-England.
Die eingeflossene Polarluft kommt durch Absinken nun zur Ruhe, womit die
Schauerneigung zurückgeht.
Sonntag bis Dienstag steht im Zeichen von Hochdruckeinfluss, wobei der Rücken
sich zunächst Richtung Mitteleuropa und dann zum Balkan neigt. Das Bodenhoch
verlegt seinen Schwerpunkt dadurch erst nach Mitteleuropa, um anschließend eine
Hochdruckbrücke zwischen den Britischen Inseln und dem Balkan zu bilden. Am
Montag wandert dabei von Nordwesten eine Feuchteband über Deutschland hinweg,
das sich mit einiger Mühe als Reste einer Warmfront eines Tiefs über dem
Nordmeer interpretiert lässt. Die Wetteraktivität bleibt beschränkt, allerdings
fließt nun, auch unterstützt durch massive WLA, deutlich mildere Luft mit T850
hPa von 5 bis 10 Grad ein. Möglicherweise greift diese Milderung zum Teil aber
nicht oder nur verzögert bis in die Grenzschicht durch, weil die Inversion zu
stark ist.
Zudem dreht die Strömung ab Dienstag nach dem Streifschuss eines flachen
Randtrogs nördlich und nordöstlich von uns wieder auf nördliche Richtungen,
womit das Temperaturniveau um etwa 5 Kelvin sinkt.
In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch bleibt der Hochdruckeinfluss ohne
nennenswertes Wetter (von der üblichen Grenzschichtproblematik mal abgesehen)
größtenteils erhalten. Bei T850 hPa von -1 bis 5 Grad bleibt Winterwetter
vorerst meist außen vor (Nachtfröste aber möglich).
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des EZMW-Modells ist zunächst gut, ab Samstagnachmittag
miserabel. Der im heutigen 0 UTC-Lauf nach Osten abziehende Trog wurde im
gestrigen 0 UTC-Lauf als abtropfendes Höhentief von Polen nach Deutschland und
über die Alpen Richtung westliches Mittelmeer geführt. Zwar tropft der Trog nach
wie vor ab, allerdings direkt über dem zentralen und westlichen Mittelmeer statt
über Polen. Das hätte am Samstag und Sonntag deutlich mehr Niederschläge für
Deutschland bedeutet, bei T850 hPa von -5 bis -10 Grad mit Schneeoptionen bis
ins Tiefland.
In der neuen Woche herrscht dann zumindest für Deutschland wieder mehr
Einigkeit, da in beiden Modellläufen der hereinkippende Rücken Hochdruckeinfluss
bringt.
Der gestrige 12 UTC-Lauf zeigte im Wesentlichen bereits die Entwicklung des
heutigen 0 UTC-Laufs mit der Abkehr vom über Deutschland hinwegziehenden
Höhentief.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen Modelle stimmen in den Tenor des EZMW ein und simulieren weitgehend
ähnlich ohne Höhentief über Deutschland. Diese von EZMW mit dem gestrigen 0
UTC-Lauf eingeführte Lösung scheint damit schon wieder vom Tisch.
Beim ICON fällt am Dienstag auf, dass der Streifschuss des flachen Randtrogs
deutlich amplifizierter abläuft und Deutschland stärker erfasst, womit die
Niederschlagsneigung wieder zunehmen würde. ICON steht mit dieser Lösung bisher
aber alleine da.
GraphCast ML (Google KI-Modell) und AIFS (EZMW KI-Modell) sind dem IFS bis in
die erweiterte Mittelfrist sehr ähnlich.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte des EZMW-Ensembles bestätigen im
Großen und Ganzen den deterministischen Lauf mit der Milderung zum Ende hin.
Dabei bettet sich der Hauptlauf meist gut in den Median ein, vor allem beim
Geopotenzial 500 hPa. Folglich wird das im gestrigen 0 UTC-Lauf des EZMW
vorhandene Höhentief am Samstag und Sonntag über Deutschland noch
unwahrscheinlicher. In den T850 hPa-Rauchfahnen gibt es ab Sonntag einen
größeren Spread, die Mehrheit schlägt sich aber auf die milde Seite. Die
Niederschlagssignale verschwinden ab Sonntag meistens, am Dienstag lässt sich
ein kleiner Peak erkennen. Dieser kann dem Randtrog-Streifschuss zugeordnet
werden, der sich auch in den Geopotenzial-Rauchfahnen wiederfinden lässt. Dessen
Einfluss könnte also doch stärker ausfallen, als bisher im deterministischen
Lauf angedacht wird.
CLUSTER:
Für Sonntag, 0 UTC bis Dienstag, 0 UTC werden 5 Cluster (alle mit
Blocking-Regime am Ende) benötigt, um die Unsicherheiten im Ensembleraum zu
beschreiben. C1 bis C4 gehören der O
UTC-EZMW-Det.-kein-Höhentief-über-Deutschland-Fraktion an, während C5 mit
unbedeutenden 4 Mitglieder noch an der Lösung des gestrigen 0 UTC-Lauf des EZMW
festhält. Folglich ist das Höhentief über Deutschland am Samstag/Sonntag nur
noch zu 8 % wahrscheinlich.
Von Mittwoch, 0 UTC bis Freitag, 0 UTC (nächste Woche) gibt es sogar 6 Cluster
(5 Blocking, 1 Atlantischer Rücken) mit unterschiedlichen Lösungen für den
Randtrog-Streifschuss am Dienstag (Ja/Nein/zu weit weg). Interessant ist C6 am
Donnerstag kommender Woche, da es ein kräftiges Höhentief über Skandinavien und
der Ostsee zeigt, was eine nördliche Strömung mit kalter Luft bringen würde. Mir
nur 3 Mitgliedern findet diese Lösung allerdings wenig Anklang.
FAZIT:
Das zunächst kalte, vor allem am Freitag teils noch zur Konvektion mit
Schneeschauern bis ins Tiefland neigende Wetter stellt sich mehr und mehr auf
Hochdruckeinfluss mit Grenzschichtgeschehen um. Dabei bleibt es bis Sonntag
kalt, danach deutet sich eine Milderung an. Wie nachhaltig diese bis in die
Grenzschicht durchgreift, bleibt aber ebenso abzuwarten wie die Auswirkungen
eines flachen, für Deutschland bisher wenig wetteraktiven Randtrogs am Dienstag.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
FROST:
In den Nächten zum Samstag, Sonntag und Dienstag ist direkt am Alpenrand, in der
Nacht zum Montag südlich der Donau über Schnee und bei längerem Aufklaren
strenger Frost unter -10 Grad wahrscheinlich.
WIND:
Ab Montag an den Küsten gebietsweise stürmische Böen Bft 8.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, eZMW, EZMW-EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler