S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 05.01.2025 um 10.30 UTC

Zu Beginn markante Grenzwetterlage (Mi, Do) mit teils markanten Schneefällen,
aber auch Glatteis, teils weiterhin stürmisch. Ab Freitag Wetterberuhigung, über
Schnee strenge Fröste.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 12.01.2025

Am Mittwoch zeigt sich in der Höhe eine aktive Frontalzone mit starker
Isohypsendrängung. Zwar erkannt man in der Höhenströmung einen flachen Rücken.
Dieser ist aber komplett von Warmluftadvektion überlaufen. Am Boden erstreckt
sich eine zonal orientierte Tiefdruckrinne vom nahen Ostatlantik bis nach
Nordfrankreich, wobei sich das Tief vorderseitig einer stärkeren Austrogung
stromaufwärts ostwärts in Richtung Deutschland verschiebt.
Die Warmfront des Tiefs greift von Süd/Südwest im Tagesverlauf auf Deutschland
über. Schon aus der Nacht heraus greifen im Vorfeld der Warmfront Niederschläge
auf Deutschland über. Dabei gibt es zunächst Schnee. Da aber im Süden rasch bis
zum Mittag die 0 Grad Isotherme und in den Abendstunden dann auch die 5 Grad
Isotherme übergreifen, gehen die Niederschläge von Süden in Regen über. Im
Übergangsbereich ist die gefrierende Phase vor allem im Bergland nicht
ausgeschlossen. Weiter nach Norden kann man bei trockenerer Luft unter dem
flachen Rücken von Sonnenschein profitieren, nur ganz im Norden kann es mit
Höhenkaltluft zu Schauern kommen.

Am Donnerstag amplifiziert sich der bis zur Mittagszeit nach Ostfrankreich
vorangekommene Höhentrog. Das dazugehörige Tief liegt dann über der Mitte
Deutschlands. Es hat sich ebenfalls vertieft und hat seine zonale Streckung
verloren. Damit kann die Kaltfront von NW auf Deutschland übergreifen und rasch
südostwärts vorankommen (nachts ist dann bereits ganz Deutschland überquert).
Rückseitig flutet polare Kaltluft das ganze Land. Der Norden Deutschlands
gelangt nicht in den Warmlufteinschub, sondern verbleibt den ganzen Tag in der
Kaltluft (aufgrund der Lage nördlich/nordwestlich des Tiefzentrums). Damit
ergibt sich eine komplexes Wettersituation mit teils kräftigen Schneefällen an
der Nordflanke des Tiefs. Im Warmsektor fällt hingegen teils kräftiger Regen und
es werden zum Teil zweistellige Höchstwerte erwartet. Nacht kann es dann mit der
einfließenden Polarluft und frostigen Tiefstwerten vielfach glatt werden. Zudem
kann aufgrund des kräftigen Gradienten im Bodendruckfeld auch der Wind/Sturm mit
Kaltfrontpassage und allgemein an der Südflanke des Tiefs eine Rolle spielen.

Am Freitag verlagert sich der stark amplifiziert Trog über Deutschland ostwärts.
Damit gelangt der Vorhersageraum auf der Trogrückseite unter den Zustrom polarer
Kaltluft. Die Höhenkaltluft sorgt dabei im Tagesverlauf für schauerartige
Niederschläge, die zumeist als Schnee fallen und vor allem im Bergland etwas
Neuschneezuwachs bringen.
Im Tagesverlauf steigt der Luftdruck, sodass sich das Wettergeschehen zusehend
beruhigt und die Höhenkaltluft im weiteren Verlauf ostwärts abzieht. Nachts gibt
es bei nur noch schwachgradientigen Verhältnissen verbreitet leichte bis mäßige
Nachtfröste.

Am Samstag verbleibt Deutschland in der nördlichen Höhenströmung. Über dem
Atlantik liegt ein stark amplifizierte Höhenkeil, dessen Achse sich bis zu den
Britischen Inseln ausweitet und eine zunehmend zonale Orientierung annimmt. Am
Boden setzt damit kräftiger Druckanstieg ein. Es resultiert ein großräumiges
Bodenhoch, dass am Sonntag große Teile von Europa beeinflusst und dessen Zentrum
sich von Nordfrankreich und dem Ärmelkanal bis nach Deutschland erstreckt.
Kalte Luftmassen sind wetterbestimmend, wobei die 850 hPa Temperatur im Osten
bis auf -10 Grad zurückgeht. Dabei trocknet es im Verlauf deutlich ab.
Schneeschauer gibt es noch im Nordstau der östlichen Mittelgebirge, lassen aber
immer weiter nach. Tagsüber liegen die Maxim nur wenig über 0 Grad, nachts im
leichten bis mäßigen Frostbereich. Über Schnee sind bei klaren Verhältnissen
auch mal strenge Fröste denkbar (vornehmlich Bergland).

In der erweiterten Mittelfrist entwickelt sich ein eigenständiges Höhenhoch mit
Zentrum knapp östlich des Ärmelkanals. Die vorderseitige Hochachse schwenkt nach
Süden. Das kräftige Bodenhoch wird damit stärker nach Süden gedrückt, sodass von
Norden die Frontalzone einen stärkeren Einfluss nehmen kann. Eine schwache
Warmfront drückt am Montag und Dienstag nach Süden und dahinter gelangt ein
kräftiger Schwall Höhenwarmluft nach Deutschland, wobei im Norden sogar die 10
Grad Isotherme in 850 hPa hereinschwenkt. Damit wird es von Norden unbeständiger
und milder. Nach Süden kann sich die Warmluft bodennah aber zunächst nicht
durchsetzen. Gut möglich, dass sich daraus auch wieder eine erhöhte Glättegefahr
ergibt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die grundlegende Großwetterlage wird von den verschiedenen Modellläufen ähnlich
vorhergesagt. So zeigen alle Läufe die sich entwickelnde Grenzwetterlage mit
einem über Deutschland ziehenden Tief und einem kräftigen Warmlufteinschub an
seiner Südflanke. Es ergeben sich aber noch Unterschiede bezüglich der genauen
Zugbahn des Tiefzentrums. Dies ist wiederum stark an die Orientierung der
Trogachse gekoppelt. Die Tiefdruckzugbahn bestimmt letztlich die Regionen mit
Schnee, Regen und ggf. auch gefrierenden Regen. Die im aktuellen Modelllauf
prognostizierte Tiefzugbahn verläuft etwas nördlicher als im gestrigen 00 und 12
UTC Lauf.

Auch im weiteren Verlauf der Mittelfrist herrscht eine recht gute
Übereinstimmung. Zunächst die nördliche Höhenströmung mit polarer Kaltluft,
anschließend der stark amplifizierte Höhenkeil über dem Atlantik und der Aufbau
eines kräftigen Bodenhochs. Die genaue Lage des Hochzentrums zeigt dabei noch
Unsicherheiten. Das wirkt sich dann vor allem zum Ende des Betrachtungszeitraums
aus. Der gestrige 00 UTC Lauf zeigte noch ein recht nördliches Zentrum und eine
kalte östliche Bodenströmung über Deutschland (zudem ein Höhentief im Osten mit
(Schnee)niederschlägen). Die neuen Läufe lassen das Hoch deutlich rascher nach
Süden verlagern und die Frontalzone mit deutlich milderer Luft übergreifen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch beim Vergleich der verschiedenen Globalmodelle lässt sich in allen Modellen
das grundlegende Muster zu Beginn der Mittelfrist erkennen. Es bleibt das
Problem der genauen Verlagerung des Bodentiefs am Mittwoch und Donnerstag. Das
ICON zeigt noch eine deutlich nördlichere Zugbahn, als das ECMWF, sodass die
milde Luft größere Landesteile fluten würde. UK10 ist ähnlich der Entwicklung
der Europäer. Das GFS tanzt aus der Reihe und zeigt einen weniger stark
amplifizierten Trog und damit auch eine weiter bestehende zonale Tiefdruckrinne,
ohne starkes Aufsteilen. Das Resultat wäre eine Grenzwetterlage mit mildem Süden
und kaltem Norden.
Nachfolgend kann modellübergreifend die Kaltluft Deutschland fluten (ab der
Nacht auf Freitag).
Während zum Wochenende die meisten Globalmodelle einen antizyklonalen Verlauf
mit Aufbau eines kräftigen Bodenhochs zeigen, ist bei GFS der Trog und die
Höhenkaltluft deutlich näher. Damit würde sich weitere stärkere Schneefälle
ergeben. ICON ist dem ECMWF ähnlich, aber mit dem Zentrum des Bodenhochs eher
über dem Südwesten. Damit im Verlauf auch schneller mild, als das ECWF. UK10 ist
dazwischen angesiedelt.
Zum Ende der Mittelfrist zeigt auch das GFS eine Milderung von Nordwesten und
Norden, aber deutlich langsamer und weniger stark, als das ECMWF. Es stimmen
dann auch größere Differenzen in der Druck- und Potentialverteilung zwischen
beiden Modellen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen von Offenbach zeigen bis in die erweiterte Mittelfrist einen
sehr einheitlichen Verlauf. Der Hauptlauf bewegt sich dabei stets im Bereich des
Medians aller Lösungen. Eine größere Schwankungsbreite der T850 hPa zeigt sich
vor allem zu Beginn (Mi/Do) der Mittelfrist. Diese ist der Zugbahn des
Bodentiefs geschuldet. Es gibt durchaus auch Lösungen einer deutlich südlicheren
Zugbahn (T850 bleibt gleich). Schaut man auf eine Station im Nordwesten (z.B.
Bremen) dann gibt es nur wenige Einzellösungen, mit einem Anstieg der T850. Das
heißt, die Möglichkeit einer noch nordwestlicheren Zugbahn, ist eher gering.
Zum Ende der Mittelfrist nimmt die Schwankungsbreite wieder zu. Dies beschreibt
die Unsicherheit, wie schnell die milde Atlantikluft übergreifen kann. Es lässt
sich aber (fast) in allen Membern ein Anstieg der Temperatur (vor allem in der
Höhe) verzeichnen. Bevorzugt der Süden könnte bei nur geringen
Windgeschwindigkeiten aber noch länger entkoppelt bleiben.

Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 h bis +168 h (Fr00 bis So00) zwei
Lösungen. Im Grunde sind beide Cluster recht ähnlich. Cluster 1 zeigt aber einen
stärker nach Süden amplifizierten Trog und nachfolgend einen kräftigeren
Höhenkeil mit stärkere Potentialanomalie. Der Trog würde dabei ins zentrale
Mittelmeer abtropfen und die Strömung stärker aus Nordost kommen. Haupt- und
Kontrolllauf sind in diesem Cluster. Cluster 2 (mit ähnlich vielen Membern)
zeigt eine etwas flachere Potentialverteilung, ohne Abtropfprozess. Die Lösung
wäre milder, als Variante 1.
Für den Zeitraum +192 h bis +240 h (Mo00 bis Mi00) werden drei Möglichkeiten
angeboten. Es ergeben sich nun größere Unterscheide in der Potentialverteilung.
Cluster 1 (inkl. Haupt- und Kontrolllauf) zeigt ein recht platt gedrücktes
Höhenhoch. Variante 2 lässt die positive Potentialanomalie weiter nach Norden
ausgreifen (weniger starke Milderung und kaum Durchgreifen der Frontalzone) und
in Cluster 3 würde das hohe Geopotential über Nordeuropa liegen und ein
Höhentief über den zentralen Mittelmeerraum. Im Resultat ergäbe dies eine recht
kalte Ostströmung.

Das Ensemble des GFS zeigt prinzipiell ein ähnliches Verhalten, wie das ECMWF.
Im Nordwesten kaum Member mit Mildeinschub. Auf dem Weg nach Südwesten Zunahme
der Milderung. Allerdings im Vergleich zum ECMWF auf niedrigerem Niveau.
Nachfolgend verlaufen Haupt- und Kontrolllauf am Unterrand des Ensembles. Es
gibt also durchaus einige Lösungen, die derjenigen des ECWMF ähneln. Allgemein
ist ein Trend der deutlichen Abtrocknung zu verzeichnen. Es gibt kaum noch
Niederschläge (am ehesten noch nach Norden).

Fazit: Am Mittwoch und Donnerstag steht mit einem über Deutschland ziehenden
Bodentief erneut eine brisante Grenzwetterlage ins Haus. Dabei auf der kalten
Seite teils markante Schneefälle und im Warmsektor zweistellige Maxima und teils
markante Dauerniederschläge (inkl. Tauwetter). Im Übergangsbereich vor allem im
Bergland wieder Glatteis möglich. Die Zugbahn des Tiefs zeigt noch eine erhöhte
Schwankungsbreite sowohl im Ensemble, als auch zwischen den verschiedenen
Modellen. Am Freitag flutet uns postfrontal modellübergreifend Kaltluft aus
Norden. Zum Wochenende baut sich ein kräftiges Bodenhoch über Zentraleuropa auf
und es gibt eine deutliche Wetterberuhigung mit über Schnee teils strengen
Nachtfrösten. Unsicherheiten gibt es bei der genauen Lage des Hochschwerpunktes.
Das bestimmt dann nachfolgend auch die Langlebigkeit, also ob das Hoch rasch
wieder nach Süden gedrückt wird und zu Beginn der neuen Woche der Norden wieder
in den Bereich der Frontalzone gerät, oder eben nicht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch zunächst im Süden Schneefälle, im Verlauf auf die Mitte, vor allem
westliche Mitte, ausgreifend. Vereinzelt markante Schneefallmengen nicht
ausgeschlossen. Weiter nach Süden im Verlauf Übergang der Niederschläge in
Regen, dabei vor allem im Bergland gefrierender Regen möglich. Im Südwesten dann
markante Abflussmengen möglich (Dauerregen und wieder tauender Schnee).
Im Norden (vornehmlich Küstenumfeld) stürmisch aus West, zum Abend deutlich
nachlassend. Ab dem Nachmittag im Südwesten zunehmender Wind, teils stürmische
Böen, vor allem Bergland.

Am Donnerstag über der nördlichen Mitte bis in den Nordwesten noch anhaltende
Schneefälle, vereinzelt markant nicht ausgeschlossen, im Tagesverlauf abnehmend.
An den Alpen einsetzender Stau und ebenso markante Neuschneemengen. Über der
Mitte und dem Süden teils stürmische Böen, vor allem im Bergland und mit Passage
der Kaltfront.
Nachts bei Aufklaren in Regionen mit tagsüber Regen, markante Glättesituation
nicht ausgeschlossen.

Am Freitag deutliche Wetterberuhigung. Nachlassender Wind und Niederschläge.
Voraussichtlich keine markanten Wettergefahren mehr. Aber weiterhin gebietsweise
Schnee und Glätte.
Am Samstag Hochdruckeinfluss ohne markante Wettergefahren.

In den Nächten auf Samstag und Sonntag über Schnee, besonders im Süden, teils
strenge Nachtfröste (Minima unter -10 Grad).

Zu Beginn der neuen Woche (Mo bis Mi) markante Glätte durch Regen auf gefrorenen
Böden (von Nord nach Süd ausgreifend) nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF(- EPS), MOS-MIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer