S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.01.2025 um 10.30 UTC

Am Mittwoch und Donnerstag vom westlichen Bergland bis in die Mitte hinein
Unwettergefahr durch starke Schneefälle. Danach Übergang zu ruhigem
Winterwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 11.01.2025

Am Dienstag liegt Deutschland unter einem Trog, der von einem Zentraltief über
Südnorwegen ausgehend nach Süden gerichtet ist. In dessen Bereich ist
Schauerwetter zu erwarten, wobei oberhalb 600 m meist Schnee fällt. In Staulagen
können durchaus um 10 cm Neuschnee innerhalb 12 Stunden zusammenkommen. An der
Südflanke des Tiefs bleibt ein kräftiger Gradient bestehen, Sturmböen sind
jedoch auf exponierte Gipfellagen und einige Abschnitte der Nordseeküste
beschränkt.
In der Nacht zum Mittwoch schwenkt zwar die Hauptachse des Troges nach
Osteuropa, von Westen her wird dieser Trog jedoch durch einen Vorstoß arktischer
Polarluft aus dem Raum Ostgrönland regeneriert. Das Zentraltief über Südnorwegen
wird durch ein blockierendes Hoch über dem Raum Grönland flankiert. Dieses Hoch
wird durch einen Trog unterlaufen, der sich in den nahen Ostatlantik verlagert.
Entwicklungsgünstig zu diesem Trog liegt ein Tief, an dessen Vorderseite
gealterte Subtropikluft bis in die Biskaya vorstößt. Hierdurch ergibt sich eine
frontogenetische Situation und es kommt zur Ausprägung einer scharfen
Luftmassengrenze. Das darin eingelagerte Tief greift am Mittwoch auf
Nordfrankreich über. Nach kurzer Wetterberuhigung aus der Nacht zuvor greifen am
Mittwoch von Südwesten her Niederschläge auf den gesamten Süden bis etwa zur
Mittelgebirgsschwelle über. Diese fallen zunächst als Schnee, gehen aber im
südwestdeutschen Bergland bis in Lagen über 1000 m alsbald in Regen über. Im
Südwesten ist vorübergehend auch die gefrierende Phase vorstellbar, ohne dass
sich jedoch eine größere Glatteislage abzeichnet. Darüber hinaus muss als Folge
eines nach Osten ablaufenden kurzwelligen Anteils im Küstenbereich mit weiteren
Schneeschauern gerechnet werden.
In der Nacht zum Donnerstag gelangt das Tief mit seinem Kern in den Bereich der
Mittelgebirge westlich des Rheins. An dessen Nordflanke setzen bereits am
Donnerstag im späteren Tagesverlauf kräftige Schneefälle ein, die von der Eifel
bis in den zentralen Mittelgebirgsraum ausgreifen. In diesem Bereich kommen 10
bis über 20 cm Neuschnee zusammen, zum Teil muss mit unwetterartigen
Auswirkungen gerechnet werden. Südlich davon fallen die Niederschläge bis in
Lagen oberhalb von 1000 m als Regen. Dieses Tief wird unter rascher Auffüllung
am Donnerstag über Süddeutschland hinweg nach Niederösterreich gesteuert. An
dessen Nordflanke dauern die kräftigen, teils unwetterartigen Schneefälle noch
an, wobei in einem Streifen von der Eifel bis nach Nordthüringen weitere 10 bis
über 20 cm Neuschnee hinzukommen können. Zudem fischt der Wind auf und erreicht
in Böen in den Hochlagen der westlichen Mittelgebirge Sturmstärke, so dass dort
zusätzlich Verwehungsgefahr besteht. Im Westen und Südwesten beginnt bereits am
Vormittag die Schneefallgrenze bis unter 400 m abzusinken, im Südosten fällt
dann bis oberhalb 1000 m noch Regen, bis zum Abend schneit es auch dort bis in
tiefe Lagen.
In der Nacht zum Freitag tropft der aus dem o.g. Vorstoß arktischer Polarluft
resultierende Teiltrog über die Alpen hinweg nach Südeiuropa aus und generiert
über Oberitalien eine Zyklogenese. Hierdurch sind dann am Alpenrand mehr als 10
cm Neuschnee vorstellbar. Ansonsten kommen im Bereich des über Mitteleuropa in
mehreren Etappen austropfenden Troges noch einzelne Schneeschauer zustande, die
nur noch wenige Zentimeter Schnee ergeben.
Am Freitag verlagert sich auch das Residuum des Troges nach Osten. Im Bereich
eines ausgedehnten Hochs zeichnet sich bei geringen Luftdruckgegensätzen eine
Wetterberuhigung ab. Letzte leichte Schneeschauer sind dann und auch in der
Nacht zum Samstag über den östlichen Mittelgebirgen und an den Alpen zu
erwarten. Vermehrt stellen sich dann Auflockerungen ein. Bei Aufklaren ist
vielfach mäßiger, über Schnee auch strenger Frost zu erwarten.
Am Samstag weitet sich ein Höhenkeil vom mittleren Nordatlantik in Richtung
Island aus. Von diesem Keil ausgehend ist ein weiterer Keil nach Südskandinavien
gerichtet. Durch diesen wird ein ausgedehntes und kräftiges Bodenhoch mit
Schwerpunkt über Südschweden gestützt. Damit ist der Übergang zu ruhigem
Winterwetter vollzogen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt das Hoch, vielmehr eine
Hochbrücke, bestehen. Deren Achse reicht von Südengland bis zu den Baltischen
Staaten, verschiebt sich aber zu Wochenbeginn in den Norden Deutschlands. Die
Frontalzone erstreckt sich von Südgrönland über Mittelskandinavien hinweg nach
Nordwestrussland, so dass frontale Prozesse vorerst nicht auf Mitteleuropa
übergreifen können und das ruhige Winterwetter andauert. In weiten Teilen
Deutschlands stellt sich auch tagsüber leichter Dauerfrost ein. In den Nächten
ist bei klarem Himmel über Schnee strenger bis sehr strenger Frost zu erwarten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede sind bis
dahin nicht erkennbar. Am Freitag lassen der aktuelle wie auch der gestrige 12
UTC-Lauf den Trog wie oben beschrieben über Mitteleuropa hinweg nach Süden
austropfen, worauf dann die Wetterberuhigung folgt. Der gestrige 00 UTC-Lauf
ließ einen weiteren kurzwelligen Anteil nach Süden ablaufen und war somit im
Bodendruckfeld deutlich zyklonaler geprägt. Nachfolgend stellt sich auch bei der
00 UTC-Modellrechnung des Vortages ruhiges Winterwetter ein, das nach allen
Modellläufen auch bis weit in die neue Woche hinein andauert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag ergeben sich keine signifikanten Unterschiede
zwischen den verfügbaren Vorhersagemodellen. Anzumerken sei jedoch, dass GFS und
UK10 das „Schneetief“ am Donnerstag auf einer etwa 100 km weiter südlich
liegenden Zugbahn verlagern. Demnach wäre der Bereich mit den stärksten
Schneefällen auch etwas nach Süden verschoben. Die Version des kanadischen
Modells, das dieses Tief nach Norddeutschland verlagert, ist als eher weniger
wahrscheinlich anzusehen. Übereinstimmend erfolgt dann bei allen Modellen eine
Wetterberuhigung, die bei GFS durch ein kräftiges Zentraltief, das von diesem
Modell über Polen simuliert wird, um etwa 2 Tage hinausgezögert wird.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS stützt weitgehend die oben beschriebene Entwicklung, setzt aber
im Gegensatz zum hauseigenen deterministischen Lauf nicht auf das sich über
Polen entwickelnde Zentraltief, sondern verlagert dieses Tief nach Südosten, so
dass sich, wie bei den anderen Modellen auch, an der Südflanke eines Hochs über
Fennoskandien ruhiges Winterwetter einstellt. Der Spread wird ab dem Wochenende
rasch größer, wobei der deterministische Lauf eher den unteren, d.h. den kalten
Rand der Verteilung markiert. Die Entwicklung eines blockierenden Hochs über
Fennoskandien wird jedoch von allen Membern mitgetragen.
Das EPS des EZMW folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wobei sich bei den
Druck- und Geopotentialfeldern bis in den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum hinein nur ein geringer Spread abzeichnet. Etwa die Hälfte
der Member zeigen die Blockierung ausgeprägter als dass dies beim
deterministischen Lauf der Fall ist. Die Frontalzone wird auch vom EPS ab dem
zweiten Januarwochenende weit im Norden erwartet. Das oben beschriebene
Schneefallereignis wird von Seiten des EFI gestützt, genauso auch der
nachfolgende, für die Jahreszeit eher zu kalte Witterungsabschnitt. Auch das
Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt ab Freitag den Übergang zu einer ruhigen
Hochdruckrandlage.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Dienstag sind infolge einer typischen Troglage schauerartige Schnee- oder
Schneeregenfälle zu erwarten, im Stau vor allem der zentralen und östlichen
Mittelgebirge sowie an den Alpen sind um 10 cm Neuschnee innerhalb von 12
Stunden möglich. Zudem besteht an einigen Küstenabschnitten sowie auf
exponierten Berggipfeln die Gefahr von Sturmböen Bft 9 aus Südwest bis West.
Am Mittwoch setzen im späteren Tagesverlauf im westlichen Bergland, in der Nacht
zum Donnerstag wahrscheinlich über das Hochsauerland bis in den Harz und nach
Nordthüringen ausweitend kräftige und zum Teil unwetterartige Schneefälle ein,
dabei sind 10 bis über 20, in den Mittelgebirgen westlich des Rheins auch mehr
als 20 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden zu erwarten. Zudem sind in den
Hochlagen der westlichen Mittelgebirge Sturmböen nicht auszuschließen und
hierdurch kommen Verwehungen zustande.
Am Donnerstag sind etwa vom Hochsauerland über den Harz bis in den Osten hinein
noch einmal weitere 10 bis über 15 cm Neuschnee zu erwarten, in den Staulagen
der nördlichen Mittelgebirge sind Unwetter durch mehr als 20 cm Neuschnee nicht
auszuschließen. Darüber hinaus muss im westlichen Bergland mit Verwehungen
gerechnet werden. In der Nacht zum Freitag sind an den Alpen mehr als 10 cm
Neuschnee möglich. Ab Freitag erfolgt wahrscheinlich ein Übergang zu ruhigem
Winterwetter, dann gibt es bei Aufklaren über Schnee strenger Nachtfrost. Im
Süden und im Teilen der Mitte muss dann auch tagsüber mit leichtem Dauerfrost
gerechnet werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann