#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 27.12.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.12.2024 um 10.30 UTC
Am Donnerstag Sturm möglich, danach kälter.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 03.01.2025
Am Montag befindet sich hohes Geopotential über Südwesteuropa, während ein
Langwellentrog über Nordeuropa ostwärts schwenkt. Dazwischen orientiert sich die
Frontalzone von Nordwesteuropa zur Ostsee und dem Baltikum, um von dort wieder
nach Nordosten abzubiegen. Dabei schleifen Tiefausläufer mit starker Bewölkung
und Regen über Norddeutschland, zur Mitte und vor allem nach Süden hin hält sich
der Einfluss einer ausgedehnten Hochdruckzone, die weite Teile Süd- und
Mitteleuropas überdeckt. Der gut ausgeprägte Druckgradient führt über dem Norden
Deutschlands zu einer lebhaften Westströmung, die Sturmböen an der See und im
nördlichen Mittelgebirgsraum zur Folge hat. Das Wetter nach Süden hin wird immer
ruhiger, typisch für eine antizyklonale Westlage. Dabei ist im Norden milde
Meeresluft bestimmend, im Süden hält sich eine dünne, bodennahe Kaltluftschicht.
Am Dienstag, Silvester, ändert sich daran nicht viel. Kurzwellige Tröge und die
gut gebündelte Frontalzone führen zur Bildung einer Tiefdruckrinne über
Schottland und der nördlichen Nordsee, an deren Südflanke der Druckgradient über
Norddeutschland zunimmt. Damit werden Sturmböen an den Küsten häufiger und
greifen in Form von stürmischen Böen und vereinzelten Sturmböen landeinwärts
aus. Direkt an der See und exponiert im Mittelgebirgsraum sind schwere Sturmböen
möglich. Nach Süden hin hält sich die Hochdruckzone mit Grenzschichtwetter;
gebietsweise Nebel, aber auch Sonne und einer bodennahen Kaltluftschicht. Im
Norden ist es, wie am Vortag, milder.
So ähnlich geht auch der Jahreswechsel über die Bühne und wohl auch der
Neujahrstag. Ganz im Norden kann es im Bereich von Tiefausläufern regnen. Im
Laufe des Mittwochs deutet sich eine leichte Beruhigung auch im Norden an. Vor
einem Orkantief westlich Irlands wird die Strömung durch Warmluftadvektion etwas
antizyklonaler, wobei die Tiefausläufer vorübergehend nach Norden abgedrängt
werden und der Wind etwas nachlässt.
Am kommenden Donnerstag dreht vor dem unter leichter Abschwächung in die Nordsee
ziehenden Sturmtief die Strömung auf Südwest zurück, wobei im Tagesverlauf die
Ausläufer des Sturms mit Regen und stark auffrischendem Wind auf Deutschland
übergreifen. In der Nordwesthälfte und im Bergland sind stürmische Böen oder
Sturmböen möglich, an der See, vereinzelt im Nordwesten und im höheren Bergland
sind schwere Sturmböen dabei. Durch den auffrischenden Südwestwind wird es auch
im Süden milder mit bis zu +10°C.
Am Freitag zieht das Sturmtief unter Abschwächung zur Ostsee. Auf seiner
Rückseite wird unter einem breiten Höhentrog aus Nordwesten kalte Meeresluft
polaren Ursprungs nach Mitteleuropa geführt. Dabei treten schauerartige
Niederschläge auf. Bei guter Durchmischung bleibt es im Tiefland und in den
Niederungen zunächst recht mild, während im Bergland die Niederschläge teilweise
in Schnee übergehen. Der Westwind lässt nur langsam nach, an den Küsten und im
Bergland bleibt es zunächst stürmisch.
In der erweiterten Mittelfrist hält sich der zunächst der Trogeinfluss mit
nassem Schnee teils bis ins Flachland. Im Bergland wird es winterlich. Unsicher
ist, wie stabil diese Troglage wird, eventuell wird es ganz zum Ende von
Nordwesten her langsam schon wieder milder.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des europäischen Modells ist aktuell eher mäßig. Die aus heutiger
Sicht antizyklonale Westlage zu Beginn sah in den Vorläufen noch zyklonaler aus.
Hier wurde schon zum Mittwoch, in der Neujahrsnacht, die Passage eines
Sturmtiefs angedeutet (mit schweren Sturmböen bis orkanartigen Böen an der See),
davon ist in der aktuellen Lösung, die oben beschriebene Rinne übriggeblieben,
die viel weniger Wind liefert. Die Entwicklung des Sturmtiefs am Donnerstag und
die nachfolgende Abkühlung werden mit nochmal größeren Abweichungen simuliert.
Die Vorläufe waren zum Teil deutlich progressiver mit der Zugbahn weiter
südlich.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Entwicklung bis Neujahr wird von deren anderen Globalmodellen, GFS, ICON und
UKMO ähnlich gesehen. Sie zeigen die antizyklonale Westlage mit einigen
Unschärfen was die Lage der Frontalzone im Norden angeht und die Wind- und
Niederschlagsentwicklung im Detail.
Zum Donnerstag, wenn der mögliche Sturm ins Spiel kommt, divergieren die
Lösungen stärker und die Entwicklung wird sehr unsicher. Bei den Amerikanern
zieht der Sturm rascher und weiter nördlich nach Osten, ICON zeigt eine
südlichere Zugbahn, wobei sich das Tief bevor es uns erreicht, stärker
abschwächt. UKMO simuliert zwar auch ein schwächeres Sturmtief, hat dafür eine
ziemlich markante Wellenentwicklung an der Kaltfront auf Lager. Allen anderen
Lösungen ist gemein, dass der folgende Trog am Freitag stärker amplifiziert als
im IFS und im Abtropfen begriffen simuliert wird.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles stützen die Aussagen des Hauptlaufes anhand der Rauchfahnen. Die
Kurven fächern vor allem in der zweiten Wochenhälfte stärker auf, wobei der
Hauptlauf zu den etwas langsameren Lösungen zählt, was das Übergreifen des
Troges und des Sturmtiefs angeht. Im Norden sind durchgehend
Niederschlagssignale vorhanden, über der Mitte und dem Süden kommen sie ab
Neujahr auf. Die meisten Ensembles simulieren die Passage des Sturmtiefs am
Donnerstag rascher als der Hauptlauf, und etwas schwächer. Dafür bleibt in den
meisten Ensemblelösungen die kalte Luft (bis an die -10°C in 850 hPa) auch über
die erweiterte Mittelfrist hinweg wetterbestimmend.
Obwohl im Zeitraum Mittwoch bis Freitag 5 Cluster gebildet werden, lässt sich
der Trend von W a hin zu einer Troglage zum Ende und in der erweiterten
Mittelfrist gut nachverfolgen. Alle Cluster zeigen dann eine auffällige stark
positive Geopotentialanomalie über dem Nordatlantik, die günstige
Voraussetzungen für den Langwellentrog und den Kaltluftausbruch. stromab
schafft.
Die Ensembles des GFS setzten dagegen deutlicher auf eine Milderung (zumindest
in der Höhe) bei zunehmendem Hochdruckeinfluss zum Ende und in der erweiterten
Mittelfrist.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der Wind steht mittelfristig im Focus des Warnmanagements. Bis Mittwoch sind vor
allem an den Küsten, im angrenzenden Binnenland und im höheren Bergland der
nördlichen Mittelgebirge stürmische Böen oder Sturmböen zu erwarten. Am
Donnerstag, bis in den Freitag ist eine Sturmlage möglich. Hier werden die
Unsicherheiten größer. An den Küsten, im Nordwesten und im höheren Bergland kann
es zu schweren Sturmböen kommen. Auch im EFI sind entsprechende Hinweise auf
überdurchschnittlich viel Wind zu finden. Das Windmaximum wird von den ENS am
Donnerstag gesehen mit geringen Wahrscheinlichkeiten für schwere Sturmböen 10
Bft im Nordwesten und orkanartigen Böen an der Nordsee.
Danach geht es mit den Temperaturen abwärts und am Wochenende tritt Schnee auf
den Plan mit geringen Wahrscheinlichkeiten für kräftige Schneefälle in Staulagen
des Berglandes.
Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS + EPS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner