#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 24.12.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.12.2024 um 10.30 UTC
Anfangs störungsfrei, dabei im Norden bewölkt, im Süden sonnig mit teils
strengem Nachtfrost. Ab Sonntag vor allem im Norden zunehmend wechselhafter,
teils windig.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 31.12.2024
Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag und voraussichtlich auch noch am Samstag
befindet sich Deutschland unter Hochdruckeinfluss. Der Schwerpunkt des
Bodenhochs liegt am Freitag direkt über unserem Vorhersagegebiet, das Hoch
schwächt sich zum Samstag leicht ab und die Divergenzachse verlagert sich etwas
nach Süden. Auf der Nordflanke des Hochs über dem Norden und der Mitte
Deutschlands sickert mit einer westlichen Strömung recht feuchte Luft ein. Daher
dominiert dort meist dichte Bewölkung, hier und da kann etwas Sprühregen nicht
ausgeschlossen werden, meist bleibt es aber trocken. Auf der Südflanke des Hochs
fließt mit einer östlichen Strömung dagegen trockenere Luft ein. Nachts ist vor
allem in Flussniederungen stellenweise Nebelbildung nicht ausgeschlossen,
sollten sich größere Flächen bilden, kann die Auflösung tagsüber auch länger
dauern. Häufig zeigt sich im Süden der Himmel aber wolkenlos, so dass die
bodennahe Luft nachts bei wolkenlosem Himmel stark auskühlt. Über Schneeflächen
muss daher gebietsweise mit strengem Frost (unter -10 Grad) gerechnet werden.
Ab der Nacht zum Sonntag bzw. am Sonntag greift von Nordwesten ein kurzwelliger
Trog mit einer okkludierenden Front und leichtem Regen auf den Nordwesten über.
Auch wenn sich der Höhenkeil auf der Nordflanke dadurch weiter abschwächt und
sich das Bodenhoch mit seinem Schwerpunkt noch etwas südwärts verlagert, gelangt
die Front auf ihrem Weg nach Südostenunter höheren Luftdruck, verliert bald an
Wetterwirksamkeit und in der Mitte fällt dann kaum noch Regen. Der Gradient
nimmt im Norden etwas zu, so dass vor allem an exponierten Küstenabschnitten und
in den exponierten Lagen der zentralen Mittelgebirge zeitweise starke bis
stürmische Böen auftreten können. Nach Süden hin dominiert weiter
Hochdruckeinfluss es dort nach Auflösung lokaler Nebelfelder oder auch Durchzug
dünner, hoher Wolkenfelder wieder überwiegend sonnig wird. Nachts kann über
Schnee bei klarem Himmel vor allem an und in den Alpen sowie teils in deren
Vorland wieder strenger Frost um -10 Grad auftreten.
Am Montag nimmt die Höhenströmung auch im Norden wieder leicht antizyklonale
Konturen an, es bleibt zwar häufig bewölkt, Niederschlag fällt aber kaum. Im
Süden dominiert weiter Hochdruckeinfluss mit weitgehend wolkenfreien
Verhältnisse. Mit dem leichten Zwischenhocheinfluss von Süden können sich auch
über den mittleren Landesteilen wahrscheinlich einige Auflockerungen
durchsetzen. Der Gradient bleibt im Norden etwas stärker bzw. nimmt noch etwas
zu, an den Küsten und im Bergland mit stürmischen Böen bis Sturmböen, auf dem
Brocken teils schwere Sturmböen. Unter klaren Verhältnissen und über Schnee
nachts im Süden teils wieder strenger Frost nicht ausgeschlossen, stellenweise
Nebelbildung.
Am Dienstag dominiert im Süden weiter Hochdruckeinfluss, wobei der
Hochschwerpunkt mittlerweile südlich der Alpen und über Südfrankreich zu finden
ist. Insgesamt dreht die Strömung auf West und den Nordwesten und Westen
erreicht die wellende Frontalzone. Diese Frontalzone wird dann mit teils
anhaltenden Niederschlägen voraussichtlich über dem Norden und den mittleren
Landesteilen liegen bleiben. Die Verlagerung gen Süden wird durch die Bildung
eines Wellentief bei den Britischen Inseln verhindert. Auf der Nordseite der
Frontalzone sickert deutlich kühlere Luft ein, in den zentralen Mittelgebirgen
kann dann oberhalb etwa 400 bis 600 m teils Schnee fallen – je nach genauer Lage
der Frontalzone. Nach Süden hin gestaltet sich der Tag noch häufig sonnig,
voraussichtlich im Nachtverlauf kommen hohe bis mittelhohe Wolkenfelder von
Norden auf, womit das Risiko für strengen Nachtfrost abnimmt. Es bleibt aber im
Süden wahrscheinlich häufig noch niederschlagsfrei. Im Norden und der Mitte muss
gebietsweise mit starken bis stürmischen Böen gerechnet werden, an den Küsten
und im Bergland mit Sturmböen aus Südwest bis West, exponiert (v.a. Brocken und
Fichtelberg) können wahrscheinlich schwere Sturmböen auftreten.
Vor allem im Süden (vor allem am Alpenrand, eventuell auch noch etwas weiter gen
Norden) kann sich der Hochdruckeinfluss also über weite Teile der Mittelfrist
halten. Anhand aktueller Vorhersagen deutet sich ein Frontdurchgang ganz im
Süden erst in der erweiterten Mittelfrist nach Neujahr an.
Insgesamt dominieren zudem weitgehend milde Luftmassen, je nach Lage der
Frontalzone sickern wie erwähnt voraussichtlich zum Ende der Mittelfrist bzw. im
Übergang zur erweiterten Mittelfrist von Norden wieder kühlere Luftmassen (um
oder leicht unter 0 Grad) ein. Demnach fallen Niederschläge erstmal weitgehend
als Regen, erst auf der Nordflanke der Welle dürfte die feste Phase eine Rolle
spielen – zunächst aber im Bergland. Insbesondere in der südlichen Mitte und im
Süden bleibt das Zusammenspiel von dann gebietsweise gefrorenen Böden und
aufkommenden Niederschlägen (anfangs Regen, Übergang in Schnee, vorübergehend
evtl. gefrierender Regen) im Bereich der erweiterten Mittelfrist Ende kommender
Woche spannend.
Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich eher eine zyklonal geprägte
Witterungsphase an, allerdings ist auch eine anhaltend antizyklonal dominierte
Witterung vor allem im Süden oder ein Revival des Hochdruckeinflusses von
Südwesten nach vorübergehend zyklonalem Einfluss möglich.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist zu Beginn der Mittelfrist am
Freitag gut. Dabei dominiert ein Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über
Deutschland das Wettergeschehen. Die Hochdruckzone überschreitet dann aber ihren
Zenit und es erfolgt der Umbau in eine recht zonal ausgerichtete, zyklonale
Wetterlage, in der sich das Wetter von Norden her wieder zunehmend wechselhaft
gestaltet. Dieser Umbau findet ab dem Wochenende statt und weist doch einige
Unterschiede im Detail und im zeitlichen Ablauf auf. Bereits ab dem Wochenende
und auch im weiteren Verlauf der Mittelfrist nimmt die Konsistenz ab.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch andere Globalmodelle bauen die zunächst antizyklonal geprägte Wetterlage
recht rasch in eine zyklonal dominierte um, im Detail freilich mit
unterschiedlichen Amplituden und Timing. Vor allem ICON ist weniger zonal
aufgestellt und zeigt zum Ende der Mittelfrist eher eine zyklonale Südwestlage.
Allerdings hält auch bei ICON und GFS nach Süden/Südosten der Hochdruckeinfluss
wahrscheinlich über weite Teile der Mittelfrist und auch in die erweiterte
Mittelfrist hinein an.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Freitag 00UTC bis
Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) werden vier recht gleichmäßig besetzte Cluster
(14, 13, 13 und 11 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 3, alle im Regime
Blocking) angeboten. Warum hier so viele Cluster erscheinen, ist etwas
fragwürdig, die Differenzen in der Trog-Keil-Strukturen scheinen doch recht
gering, Prognoserelevanz ergibt sich für unser Vorhersagegebiet auf jeden Fall
nicht. Im Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC werden zwei
Cluster mit 31 bzw. 20 Membern gezeigt, Haupt- und Kontrolllauf werden in
Cluster 1 einsortiert. Unterschiede ergeben sich vor allem zum Ende der
Mittelfrist am Dienstag, wobei Cluster 1 die Frontalzone bzw. den sich nähernden
Trog von den Britischen Inseln her etwas markanter im Programm hat. Die Strömung
würde etwas mehr auf Südwest drehen, die Frontalzone greift auch etwas weiter in
die mittleren Landesteile aus während sie in Cluster 2 eher über dem Norden
liegt und damit nicht nur im Süden sondern wohl auch in der Mitte des Landes
hoher Luftdruck dominieren würde. Für die erweiterte Mitelfrist werden drei
Cluster (20, 17, 14 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1) simuliert,
wobei der zyklonale Einfluss unterschiedlich bewertet wird. Dabei sind Lösungen
durchaus möglich, bei dem der Süden insgesamt weitgehend störungsfrei unter
schwachem Hochdruckeinfluss verbleibt bzw. sich der antizyklonale Einfluss von
Südwesten wieder regeneriert. Insgesamt sind aber zyklonale Lösungen
vorherrschend.
Auch die Rauchfahnen zeigen den zunächst niederschlagsarmen, also weitgehend
störungsfreien Witterungsabschnitt, der im Norden ab Sonntag allmählich abnimmt
und vor allem zum Ende der Mittelfrist bzw. in der erweiterten Mittelfrist mit
deutlich zunehmenden Niederschlagssignalen einhergeht. Nach Süden hin zeigen
sich bis einschließlich Montag im Prinzip keinerlei Niederschlagssignale, ab
Montag nimmt der Spread aber sehr deutlich zu und auch die Niederschlagssignale
deuten mehr auf zyklonal geprägtes Wetter mit zunehmender
Niederschlagswahrscheinlichkeit. Allerdings ist die Bandbreite sowohl beim
Geopotenzial in 500 hPa als auch bei der Temperatur in 850 hPa sehr groß und
auch eine Häufung an Membern in einem bestimmten Bereich ist kaum zu erkennen.
Die Unsicherheiten sind also noch erheblich…
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Insgesamt stehen wenig signifikante Wetterereignisse auf dem Programm.
Im Süden, vor allem am Alpenrand bzw. in Alpentälern (ggf. auch im Alpenvorland)
muss nachts bei klarem Himmel und über Schneeflächen mit strengem Frost um/unter
-10 Grad gerechnet werden.
Ab Sonntag nimmt der Gradient über den nördlichen Landesteilen allmählich zu.
Dabei ist am Sonntag zunächst in exponierten Küstenabschnitten der Nordsee und
in exponierten Lagen der zentralen Mittelgebirge mit stürmischen Böen bis
Sturmböen (Bft 8 bis 9) aus westlichen Richtungen zu rechnen. Am Montag betrifft
es dann die Küsten allgemein, exponiert sind dann auch einzelne Böen Bft 9 aus
West bis Südwest möglich, auf dem Brocken auch schwere Sturmböen (Bft 10). Ab
Montag sind diesbezüglich auch leichte EFI-Signale zu finden. Am Dienstag setzt
sich die Windzunahme voraussichtlich noch etwas fort, ist aber abhängig von der
Lage und Intensität der potenziellen Frontalwelle.
A propos Frontalwelle: Im Zusammenhang mit der Frontalwelle, die in Richtung
Jahreswechsel/Neujahr angedeutet wird, kann es zu der erwähnten weiteren
Windzunahme kommen (eine markante Sturmlage abseits der Küsten und Bergländer
deutet sich aber aktuell nicht an) und im Nordwesten sind je nach Ausgestaltung
und Position der Welle teils andauernde/kräftigere Niederschläge nicht
ausgeschlossen, auf der kalten Seite potenziell auch gebietsweise Schneefall.
Rückseitig der Frontalwelle bleibt insbesondere in der südlichen Mitte und im
Süden das Zusammenspiel von dann gebietsweise gefrorenen Böden und aufkommenden
Niederschlägen (anfangs Regen, Übergang in Schnee, vorübergehend evtl.
gefrierender Regen) im Bereich der erweiterten Mittelfrist Ende kommender Woche
spannend. Aber da sind noch sehr viele Konjunktive im Spiel…
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger