S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.12.2024 um 10.30 UTC

Anfangs turbulent mit viel Wind und Niederschlägen, im Bergland als Schnee. Im
Laufe der Feiertage ruhiges, aber oft trübes Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 27.12.2024

Am kommenden Montag setzt sich das wechselhafte Wetter der Vortage fort. Ein
weit nach Süden ausgreifender Trog, der von Skandinavien über Mitteleuropa bis
nach Sizilien reicht, wird von einem sehr warmen Rücken über den Azoren bis
dicht südlich von Island und einem Kältehoch über Russland flankiert. Innerhalb
des Troges rutscht ein Tief südostwärts etwa entlang der Elbe verlaufend über
Deutschland hinweg. Eine Warmluftschliere, die sich an der Südwestflanke des
Tiefs anschließt sorgt für skalige Niederschläge, die in tiefen Lagen meist als
Regen, oberhalb von 400 bis 600 m als Schnee fallen. Staubedingt kommen vor
allem im Erzgebirge, dem Bayerischen Wald, den Alpen bis zum Schwarzwald nochmal
ganz anständige Neuschneemengen zustande mit verbreitet 10 bis 20 cm, an den
Alpen 20 bis 40 cm, in Staulagen bis 60 cm binnen 24 Stunden – inklusive
Verwehungen in den Hochlagen. Damit sind dort weiße Weihnachten fix.
Nicht ganz ausgeschlossen, dass es vorderseitig von der Lausitz bis nach
Vorpommern ebenfalls für Schnee reicht, aufgrund der milden Vorgeschichte und
der eher geringen Raten, die dort simuliert werden, ist die Ausbildung einer
Schneedecke aber unwahrscheinlich. Für mehr reicht die gut durchmischte maritime
Polarluft (mP mit T850 von -2 bis -5°C) nicht aus. Postfrontal gehen die
Niederschläge von der Nordsee in Schauer über, teils mit Schnee und Graupel bis
ins Flachland vermischt. Mit Ausnahme des Nordostens weht ein stark böiger
Nordwestwind mit Böen Bft 7, im Bergland und an der Nordsee Bft 8-9. Die
Höchstwerte liegen bei nasskalten 4 bis 8°C, ganz im Süden und im Bergland um
oder nur wenig über 0°C.

Am Dienstag (Heiligabend) sorgt ein Kaltluftvorstoß von der Labradorsee für eine
Amplifizierung der Strömung über dem Nordatlantik und der Rücken stößt WLA
gestützt über die Britischen Inseln hinweg bis nach Südskandinavien vor. Dadurch
wird der Abtropfprozess über Italien und dem Balkan eingeleitet. Für uns ergibt
sich dadurch die interessante Konstellation, dass feuchte-warme Luftmassen vom
Schwarzen Meer westwärts geführt werden und gleichzeitig eine atlantische
Warmfront von der Nordsee südostwärts vorrückt. Dazwischen altert die maritime
Polarluft bei kompensatorischem Druckanstieg. Gerade in den schneebedeckten
Regionen kann die Kaltluftschicht dadurch konserviert werden und an Mächtigkeit
zulegen. Zuvor fällt vor allem an den Nordrändern der süd- und ostdeutschen
Mittelgebirge noch etwas Schnee, an den Alpen wahrscheinlich nochmals 10 bis 20
cm. Sonst beruhigt sich das Wettergeschehen und es lockert auch gebietsweise
etwas auf. Zum Nachmittag und Abend verdichten sich die Wolken im Nordwesten und
Westen und es beginnt leicht zu regnen bei rückdrehendem (und nicht mehr
warnwürdigem) Wind von Nordwest auf Südwest. Die Temperaturen liegen zur
Bescherung meist bei kühlschranktauglichen +5°C, ganz im Süden und im Bergland
unweit der 0°C-Marke.

Am Mittwoch (1. Weihnachtsfeiertag) verlagert sich das Cut-Off Tief wenig
südostwärts. Unterdessen stößt der Rücken nach Westeuropa vor und der Keil
weitet sich in der Höhe bis nach Lappland aus. Damit setzt die von Nordwesten
einsickernde Warmfront zwar zögernd ihren Weg südostwärts fort, wird aber nun
von Westen immer mehr von Druckanstieg überlaufen, womit allmählich die
Wetteraktivität flöten geht. Ganz im Süden und Südosten kann sich vermutlich bei
nur schwacher Luftbewegung eine bodennahe Kaltluftschicht halten. Aus heutiger
Sicht ist schwer abzuschätzen ob und wieviel Niederschlag diese Region nach
erreicht. Sonst ist es nur gebietsweise etwas Regen bei positiven Temperaturen
und damit unkritisch. Von der Oberlausitz und dem Zittauer Gebirge bis nach
Niederbayern und zum Allgäu hin könnte es sowohl etwas Schnee, durch die
Abtrocknung in der Höhe aber auch etwas Regen oder Sprühregen sein, der
potentiell gefrierend ausfallen kann. Das muss man dann in den kommenden Tagen
im Auge behalten. In der einsickernden Nordseeluft sollte man keine allzu großen
Erwartungen an einen sonnenreichen Spaziergang nach dem Weihnachtsessen haben.
Die Temperaturen liegen zwischen 4 und 10°C, im Südosten oft darunter.

Am Donnerstag (2. Weihnachtsfeiertag) zeichnet sich mit Verlagerung des
Hochschwerpunkts Richtung Balitkum schrittweise die Umstellung zu einer
High-over-Low Lage ab. Das eröffnet zumindest in der Südhälfte Deutschlands die
Chancen mit der auf Ost drehenden bodennahen Strömung etwas trockenere Luft
reinzubekommen. Neben einer Frostverschärfung bzw. Ausweitung nach Nordwesten
steigen damit auch die Sonnanteile tagsüber. Kleinere Störungen in Form flacher
Randtröge Richtung Berchtesgaden sind nicht ausgeschlossen, aber
unwahrscheinlich. Sonst bleibt es wohl überwiegend dicht bewölkt, bis auf
vereinzelten Sprühregen aber weitgehend trocken. An den Höchstwerten ändert sich
wenig.

Am Freitag bleiben wir unter Hochdruckeinfluss, wobei sich das Hoch zunehmend
Richtung Westrussland verlagert und nur noch gradientschwache Reste einer Brücke
bei uns übrig lässt. Nennenswerte Advektionen sind nicht auszumachen und so sind
wir Prozessen in der Grenzschicht ausgesetzt. Mehr als oft hochnebelartig
bewölkt, vor allem auf den Bergen aber auch sonnig lässt sich da derzeit nicht
rausholen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Zugbahn des Tiefs am Montag wurde in den jüngsten Läufen immer weiter
ostwärts verschoben, womit sich das Sturmfeld erweitert, die Chancen auf Schnee
bis in tiefe Lagen aber verringert haben. Zumindest die Intensität wird recht
homogen gerechnet. Die nachfolgende Warmfrontpassage aus Nordwesten hat
ebenfalls einen Booster ostwärts bekommen, was aber aufgrund der komplexen
Wechselwirkung mit dem Cut-Off über Südosteuropa und den beachtlichen
Schneefällen in Süddeutschland mit Ausprägung eines Kältehochs durchaus auch
nochmal kippen kann. Wie weit sich die Warmluft dann letztlich bodennah
durchsetzt, ist noch komplett unsicher und hängt auch von der
Ausprägung/Ausweitung einer Schneedecke am Montag ab.

Anschließend deutet bis in die erweiterte Mittelfrist hinein vieles auf eine
hochdrucklastige Sumpflage mit Grenzschichtproblemen hin.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die übrigen Modelle haben noch sie ihre Liebe Müh und Not mit der
Beurteilung des Tiefs am Montag, eine recht östliche Zugbahn zwischen Berlin und
Dresden hat sich aber gefestigt.
Wenig verwunderlich besitzt auch die nachrückende Warmfront Spielraum. GFS lässt
sie bereits am Mittwoch über der Mitte auflösen, UK sogar bis nach Österreich
durchziehen. Der beschriebenen IFS Lösung als guter Mittelweg kann hier
Vertrauen geschenkt werden.
Nachfolgend gibt es zwar durchaus nennenswerte Unschärfen bezüglich der
Hochschwerpunkte, deren konkrete Auswirkungen halten sich aber in Grenzen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die EPS’s sind anfangs durch ein kurzes Auf und Ab aufgrund der zahlreichen
Störungen bei tiefem Geopotential und kräftigen Niederschlagssignalen
gekennzeichnet. Es folgt ein vor allem im Geopotential gut gebündelter Übergang
zum höhenmilden Rücken. Je weiter nach Süden und Osten desto geringer diese
Zunahme und desto größer die Unsicherheiten, was der nach unsicheren Verlagerung
der Warmfront südostwärts zuzuschreiben ist. Für Passau ist der Hauptlauf eher
am unteren Rand der Memberschar zu finden. Vermutlich kommt also auch dort
(zumindest in der Höhe) mildere Luft und etwas Niederschlag an.

CLUSTER:
Ein recht weit südlich ansetzendes Blocking kennzeichnet auch sämtliche Cluster
in der Mittelfrist, die sich in ihren Auswirkungen für Deutschland kaum
unterscheiden und bis Jahresende fortsetzen.

FAZIT:
Die Prognose für Weiße Weihnachten gewinnt an Schärfe und kann zumindest für die
Berglagen oberhalb rund 600 m als vielversprechend bezeichnet werden. Auch
München darf noch hoffen. Wer Winterwetter pur möchte, sollte sich rasch in die
Alpen begeben, wo bis Heiligabend in Staulagen locker über ein halber Meter
Neuschnee zusammenkommt und bei nachfolgendem Hochdruckeinfluss Kaiserwetter
herrscht.
Für die meisten jedoch geht es nach turbulentem Wochenstart mit viel Wind und
zahlreichen Schauern (teils mit Schnee und Graupel bis in tiefe Lagen vermischt)
grün und grau durch die Feiertage bei kühlschrankähnlichen Temperaturen.
Immerhin bleibt es ab Wochenmitte weitgehend trocken und mit ein bisschen Glück
kann sich auch die Sonne zeitweise durchsetzen. Nachhaltige Änderungen sind dann
frühestens zum Jahreswechsel zu erwarten.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STURM:
Am Montag springt der EFI in Teilen der Nordsee und des Berglandes zwar an,
letztlich ist es aber eine „handelsübliche“ und der Jahreszeit entsprechende
eher schwächere Sturmlage mit Böen Bft 8-9 und nur in exponierten Lagen mal
darüber hinaus.
Über der freien Nordsee kommt es in der Nacht zum Montag allerdings recht
flächendeckend zu Orkanböen. Die Wahrscheinlichkeit für schwere Sturmböen (Bft
10) liegt in den Frühstunden des Montags an der ostfriesischen Küste nach
IFS-EPS immerhin bei 20-50%, nachfolgend deutlich geringer und nur in
exponierten Gipfellagen auf vergleichbarem Niveau.
An den Folgetagen ist Wind kein Thema mehr.

SCHNEE/VERWEHUNGEN:
Den Alpen steht unzweifelhaft ein markantes Schneefallereignis bevor, bei dem am
Montag in Staulagen teils mehr als ein halber Meter Neuschnee fällt. 20-40 cm
sind aufgrund der übereinstimmenden Signale aus Deterministik und Probabilistik
quasi gesichert. Für Schwarzwald, Bayerischen Wald und Erzgebirge ist die
Streuung da noch deutlich größer. Wahrscheinlich reicht es dort meist „nur“ für
10 bis 20 cm Neuschnee, Signale für mehr finden sich am ehesten noch im
Südschwarzwald. Durch den zugleich kräftigen Wind muss oberhalb etwa 1000 m, wo
der Schnee trockener wird, mit Schneeverwehungen gerechnet werden.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen