#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 19.12.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.12.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Windige zyklonale Westlage mit markenten Kaltfrontdurchgang. Anschließend
Rückseitenwetter in maritimer Polarluft mit etwas Schnee im Bergland und
Nordstaulage an den Alpen.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC
Aktuell … haben wir eine stärker mäandrierende zyklonale Westlage, wobei
Westeuropa gerade von einem ausgeprägteren Trog erfasst wird, dessen Achse von
der Nordsee bis nach Südfrankreich reicht. Das zugehörige steuernde Zentraltief
befindet sich mit seinem Kern dabei über Skandinavien. Seine Kaltfront überquert
gerad mit einem scharfen Bodentrog Deutschland südostwärts. Durch
Feuchtekonvergenz an der Front hat sich eine schwache CAPE-Fläche im
Frontbereich mit wenigen 100 J/kg CAPE aufgebaut. Zudem sorgt ein Low-Level-Jet
mit bis zu 50 kt auf 850 hPa für sehr hohe Low-Level Scherung. An der Kaltfront
zeigt das Radar eine schwache LEWP (linienhaftes Wellenmuster), das sich in den
vergangenen Stunden etwas abgeschwächt hat. Dabei wurden vermehrt stürmische
Böen und auch einzelne Sturmböen registriert. Das CAPE reicht gerade so, um
einzelne eingelagerte Gewitter mit Graupel hervorzubringen. Eine sehr schwache
Sperrschicht im Vorfeld der Front verhindert, dass die vollen 50 kt in der
Fläche in die labile Grenzschicht herunter gemischt werden. Lokal, und besonders
in Zusammenhang mit Gewittern sind aber Böen im hohen 9er-Bereich durchaus
weiterhin möglich. Bei gekurvten Hodografen in der unteren Schicht sind selbst
Tornados nicht ausgeschlossen.
Im Vorfeld der Front treten besonders in den Leelagen der Mittelgebirge
östlichen Mittelgebirge ebenfalls starke bis stürmische Böen auf. In den
Kammlagen gibt es Sturmböen. Mit Eintreffen der Front im Alpenvorland sollte
sich dort die Windgeschwindigkeit mit der Druckwelle verstärken, sodass dort
stürmische Böen in der Fläche zu erwarten sind. Rückseitig der Front lässt der
Wind von Nordwesten her rasch nach.
Auf der Frontrückseite fließt mit Durchschwenken der Trogachse hochreichende
kalte, maritime Polarluft ein (850 hPa-Temperatur -5 °C 500-hPa-Temperatur ~ -30
°C), in der sich Schauer, anfangs eventuell sogar kurze Graupelgewitter bilden.
Dabei sinkt die Schneefallgrenze bis etwa 500 m. Oberhalb von 600 m fallen somit
in den Mittelgebirgen bis 3 cm, im Schwarzwald bis, in Staulagen dort bis 10 cm
Neuschnee. An den Alpen setzt Nordweststau ein. Dort fallen bis Freitagfrüh etwa
10 cm Neuschnee, in Staulagen, besonders im Allgäu um 25 cm.
Im Laufe der Nacht verlagert sich das Zentrum des Tiefs ostwärts Richtung
Ostschweden. Zwischen einem von Westen nachrückenden Azorenhochkeil und der
Südwestflanke des Tiefs verstärkt sich der Gradient im Nordosten Deutschlands,
sodass zunächst in Schleswig-Holstein, in der zweiten Nachthälfte dann im
Nordosten vermehrt mit stürmischen Böen, an der Küste eventuell sogar einzelnen
schweren Sturmböen zu rechnen ist. Ansonsten nimmt der Wind von Westen weiter
ab.
Freitag … zieht der Höhentrog ostwärts ab und die maritime Polarluft gelangt
unter den Einfluss eines nachrückenden Zwischenhochkeils, der von einem
Azorenhoch ausgeht. Dennoch ist bei wechselnder Bewölkung mit einzelnen Schauern
zu rechnen, die im Mittelgebirge aber nur sehr wenig Neuschnee bringen. Auch der
Stau an den Alpen lässt nach, sodass dort nur noch etwa 5 cm Neuschnee zu
erwarten sind. Ab dem Abend stabilisiert sich vorderseitig einer von Westen
aufziehenden Okklusion die Schichtung, sodass die Schauer weiter nachlassen. Im
Nordosten herrscht immer noch ein stärkerer Gradient, der dort starke bis
stürmische Böen bringt, die im Laufe des Nachmittags aber nachlassen.
Mit Höchstwerten zwischen 4 und 8 Grad wird es merklich kälter, als an den
Vortagen. Im höheren Bergland herrscht Dauerfrost.
In der Nacht zum Samstag greift die angesprochene Okklusion auf den Westen
Deutschlands über und erreicht gegen Samstagmorgen eine Linie
Ostsee-Schwarzwald. Dabei fallen leichte Niederschläge. Die Schneefallgrenze
steigt in den westlichen Mittelgebirgen bei steigender 850-hPa-Temperatur und
mäßiger Durchmischung auf etwa 600 – 700 m. Dort gibt es nur wenige Zentimeter
Neuschnee. In der Mitte ist es eingangs der Nacht noch klar, sodass dort die
bodennahen Schichten auskühlen können. Mit Eintreffen der Front liegt die
Schneefallgrenze dort deutlich tiefer, sodass es oberhalb von etwa 400 m zu
Glätte durch leichten Schneefall kommen kann.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 06 UTC
Samstag … setzt sich die zyklonale Westwetterlage fort. Nach Durchzug der
Okklusion, die den östlichen Mittelgebirgen und den Alpen noch geringe
Neuschneemengen bringt, lockert die Bewölkung teilweise stärker auf. Von Westen
nähert sich bereits ein weiteres Tiefdruckgebiet, das als Sturmtief vor die
Küste Norwegens zieht. Bei zunehmend stürmischen Böen greift sein okkludierendes
Frontensystem in der Nacht zum Sonntag auf Deutschland über. Dabei gibt es bei
850-hPa-Temperaturen, die vorübergehend auf über 0 °C steigen, nur anfangs in
den Gipfellagen etwas Schnee.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modellsimulationen sind alle recht ähnlich. ICON-D2 hat die
Windgeschwindigkeit an der Front allgemein etwas unterschätzt. SuperHD war zu
aggresiv.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold