S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 17.12.2024 um 10.30 UTC

Windige und überwiegend milde West- bis Nordwestlage. „Weiße Weihnacht“ somit
lediglich im höheren Bergland, vor allem an den Alpen.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 24.12.2024

Der gesamte Mittelfristzeitraum bis einschließlich zum Heiligen Abend ist
charakterisiert durch eine relativ milde und zyklonal geprägte West- bis
Nordwestlage. Zwar gibt es immer wieder Einschübe mit Luftmassen aus dem polaren
Raum, diese sind aber maritim geprägt, kommen gut durchmischt und somit
entsprechend erwärmt daher. Mal abgesehen von vereinzelten nassen Flocken in den
Niederungen (am ehesten wohl von Sonntagabend bis Dienstagfrüh) beschränken sich
winterliche Wettererscheinungen auf das höhere Bergland und vor allem auf den
Alpenrand, wo es zumindest bis ins höhere südliche Alpenvorland durchaus eine
ordentliche Packung Neuschnee geben kann.

Doch nun zur Entwicklung im Detail:
Am Freitag stellt sich nach Passage eines in die mäandrierende Frontalzone
eingebetteten, durch Austropfen über dem westlichen Mittelmeer an Kontur
verlierenden Höhentroges über dem Vorhersagegebiet vorübergehend eine leicht
antizyklonale nordwestliche Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld hat die Kaltfront eines zentralsteuernden, vom mittleren Finnland
zur Kola-Halbinsel ziehenden Tiefs bereits die Alpen überquert, ihr folgt von
Nordwesten her maritime Polarluft (T850 hPa um -5 Grad), die rasch in den
Einflussbereich eines sich von Frankreich nach Südwest- und Süddeutschland
ausweitenden Hochkeils gerät. Vor allem an den Alpen kann es anfangs noch bis in
tiefe Lagen schneien, ansonsten gibt es kaum mehr Niederschläge
(Schneefallgrenze meist zwischen 400 und 600 m) und auch der anfangs noch
lebhafte West- bis Nordwestwind flaut rasch ab.
Bereits in der Nacht zum Samstag folgt ein weiterer Kurzwellentrog, dem eine
Okklusion vorgeschaltet ist, die mit dichter Bewölkung und leichten
Niederschlägen (Schneefallgrenze rasch wieder bis in die Kammlagen steigend) auf
den Westen und Nordwesten übergreift.

Am Samstag stößt mit vorübergehender deutlicher Zonalisierung die Frontalzone
Richtung Britische Inseln und Nordsee vor. Am linken Jetausgang entwickelt sich
nordwestlich von Schottland ein Sturmtief, das bis Sonntagfrüh zur Norwegischen
See zieht und eine zentralsteuernde Funktion übernimmt.
Die sich mit verstärkender WLA auflösende Okklusion überquert am
Samstagvormittag mit nur noch geringen Niederschlägen Deutschland rasch
ostwärts. Ihr folgt quasi „auf dem Fuße“ das zunehmend okkludierende
Frontensystem des Zentraltiefs. Die Kaltfront gerät dabei in der Nacht zum
Sonntag mangels Schubkomponente ins Schleifen, eventuell entwickelt sich auch
eine flache Frontalwelle. Je nach deren genauer Zugbahn kann es im Westen und
Südwesten gebietsweise auch länger anhaltend regnen (inklusive Dauerregen in
einigen Staulagen), im Zustrom milder Meeresluft (über 0 Grad in 850 hPa) steigt
die Schneefallgrenze wieder auf über 1000 m.
Dazu weht lebhafter Südwestwind mit stürmischen Böen an den Küsten (Nordsee
eventuell auch Sturmböen) und Sturm- bzw. schweren Sturmböen in den Gipfellagen
einiger Mittelgebirge und später der Alpen.

Am Sonntag stößt ein breiter Höhenrücken Richtung Ostatlantik vor. Stromab wird
dadurch mit dem Vorstoß höhenkalter Luftmassen eine Austrogung über Mitteleuropa
induziert.
Im Bodenfeld nistet sich das Zentraltief über Südschweden bzw. der mittleren
Ostsee ein und füllt sich nur langsam auf. Die Kaltfront überquert nun rasch die
Alpen, ihr folgt in Staffeln (gekoppelt an kurzwellige Troganteile) maritime
Polarluft (-3 bis -6 Grad in 850 hPa), so dass die Schauer zumindest im Bergland
wieder in Schnee übergehen. Im Zuge kräftigerer Entwicklungen kann es neben
einzelnen Graupelgewittern kurzzeitig auch mal bis in tiefe Lagen vorübergehend
Schneeschauer geben, vor allem in der Nacht zum Montag.
Der Wind schwächt sich postfrontal im Norden und in der Mitte ab, präfrontal
kann es aber vor allem im Alpenvorland bis in die Niederungen vorübergehend
stürmische Böen, eventuell sogar Sturmböen geben, je nach Passage eventueller
flacher Frontalwellen. In den Hochlagen gibt es nach wie vor Sturmböen, auf den
Alpengipfeln eventuell vorübergehend auch Orkanböen.

Am Montag schwenkt der Höhentrog allmählich nach Osteuropa und tropft in der
Nacht zum Dienstag über der Adria bzw. dem Balkan ab. Der folgende Höhenrücken
greift vom Ostatlantik auf Westeuropa über, dessen Achse wird in der Nacht zum
Dienstag mit beginnender Zonalisierung weiter nördlich Richtung Nordsee und
Südskandinavien abgedrängt.
An der Westflanke des Höhentroges greift bereits Montagfrüh ein kurzwelliger
Troganteil auf Norddeutschland über, an den auch ein markanter Bodentrog
gekoppelt ist. Dieser passiert das Vorhersagegebiet rasch südostwärts, womit die
Schauertätigkeit erneut auflebt und es vor allem an der Nordsee und in den
Hochlagen stürmische Böen bzw. Sturmböen geben kann. Zumindest im Bergland
oberhalb von etwa 400 m fallen die Schauer überwiegend als Schnee, in Staulagen
können dabei durchaus nennenswerte Schneemengen um 5 cm oder etwas mehr
zusammenkommen. Markanter fällt der Stau an den Westhängen des Schwarzwaldes,
vor allem aber am Alpenrand aus. Je nach Modell kann es dort 10 bis 20 cm
Neuschnee geben, in höher gelegenen Staulagen durchaus auch über 30 cm. In den
Niederungen können die Schauer kurzzeitig zwar auch mal als Schnee fallen, eine
eventuelle Schneedecke taut aber gleich wieder weg. In der Nacht zum Dienstag
kann dann bei vorübergehender Wetterberuhigung allerdings Frost und Glätte durch
Überfrieren auftreten. Lediglich im Südosten dauern die Niederschläge noch bis
Dienstagfrüh an und fallen nun meist bis in tiefe Lagen als Schnee. Vor allem im
Alpenvorland, vielleicht auch im Erzgebirgsvorland könnte es für eine dünne
Schneedecke reichen.

Am Dienstag, dem Heiligen Abend, wird die Zufuhr der maritimen Polarluft aber
bereits wieder gekappt. Der von einer umfangreichen Höhenantizyklone südwestlich
der Britischen Inseln ausgehende Rücken schwenkt von Norden her ins
Vorhersagegebiet. An dessen Nordflanke greift die recht weit nördlich
verlaufende Frontalzone vom Nordmeer auf Südskandinavien und später auf die
mittlere Ostsee über.
Im Bodenfeld weitet sich ein vom kräftigen Hochdruckgebiet westlich der Biskaya
ausgehender Keil von Frankreich her nach Süddeutschland aus. An dessen Ostflanke
dauert die Staulage an den Alpen zunächst noch an und im Alpenstau gibt es bis
in den Nachmittag hinein weitere, wenn auch deutlich an Intensität verlierende
Schneefälle.
Nördlich der sich nun über Süddeutschland etablierenden Hochdruckbrücke setzt
aber bereits wieder kräftige WLA ein und das teilokkludierte Frontensystem eines
Nordmeertiefs überquert ab Dienstagnachmittag bis in die Nacht zum Mittwoch den
Norden und die Mitte des Landes stark abgeschwächt ostsüdostwärts. Dabei fallen
höchstens nur leichte Niederschläge, allerdings wird wieder deutlich mildere
Meeresluft advehiert, so dass bis in höhere Lagen etwas Regen bzw. Nieselregen
fällt. Bei vorübergehender nächtlicher Auskühlung im Vorfeld kann es vor allem
in den mittleren Landesteilen gebietsweise auch gefrierenden Regen geben.

In der erweiterten Mittelfrist, also über die Weihnachtsfeiertage, verlagert
sich nach Lesart des IFS der Schwerpunkt des Hochdruckgebietes mit einer
geschlossenen 1040 hPa-Isobare ins Vorhersagegebiet (2. Weihnachtstag). Durch
beständiges Absinken kann sich die Luftmasse von Nordwesten her auch
niedertroposphärisch deutlich erwärmen, IFS simuliert am 27.12., 00 UTC Werte
zwischen 6 und 11 Grad in 850 hPa. Dabei gelangen an der Nordflanke des Hochs
zunächst noch feuchte Luftmassen in den Norden und Osten des Landes, so dass
sich vielerorts eine kompakte Hochnebeldecke hält. Chancen auf Sonne bestehen am
ehesten noch im Südwesten und Süden.
Generell wird es auch bodennah wieder milder, im Süden kann sich aber noch
längere Zeit die Kaltluft halten und zumindest im südlichen Alpenvorland und im
Schwarzwald bzw. Bayerwald für einen winterlichen Eindruck über die
Weihnachtsfeiertage hinaus sorgen. In den Alpentälern dürfte dann eh einiges an
Schnee liegen. Ansonsten geht es einer eventuellen Schneedecke auch im Bergland
wohl deutlich an den Kragen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Dem aktuellen IFS-Lauf kann eine sehr gute Konsistenz zu den beiden Vorläufen
bescheinigt werden. Selbst der Trogvorstoß am 22./23.12. wird in allen drei
Läufen vom Timing her quasi identisch simuliert, sogar im Detail gibt es nur
kleinere Differenzen, was die Passage eventueller kurzwelliger
(Boden)troganteile angeht. So hat der aktuelle Lauf den Bodentrog Montagfrüh
markanter auf der Agenda als die beiden Vorläufe.
In der erweiterten Mittelfrist, vor allem am 25./26.12., ist der aktuelle
IFS-Lauf mit der Großwetterlage BM bzw. HM allerdings antizyklonaler aufgestellt
als die beiden Vorläufe, die eher Richtung Nordwest antizyklonal tendieren.
Insbesondere nach Lesart des gestrigen 00 UTC-Lauf gibt es, außer im Südwesten,
an beiden Weihnachtsfeiertagen recht verbreitet Niederschläge, die von Norden
her zwar meist wieder bis in die Hochlagen als Regen fallen, dem unmittelbaren
Alpenrand jedoch noch einiges an Neuschnee bescheren.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Auch die aktuell vorliegenden Globalmodelle folgen im Großen und Ganzen dem vom
IFS vorgegebenen Fahrplan. Allerdings haben sowohl GFS als auch ICON den am
Montag vom IFS simulierten Bodentrog markanter auf der Agenda und auch dessen
Passage erfolgt etwa 6 Stunden später. Das hat zwar Einfluss auf die
Windprognosen an dessen Südwestflanke und auch auf die Niederschlagsprognosen im
Detail, was allerdings 6 Tage im Voraus kaum von Belang ist.
Im weiteren Verlauf, also über die Weihnachtsfeiertage hinaus, ähnelt das
kanadische GEM-Modell dem IFS, während das GFS anfangs noch etwas zyklonaler
aufgestellt ist und im weiteren Verlauf den Schwerpunkt des Hochs etwas weiter
nördlich bzw. nordwestlich simuliert, so dass sich die bodennahe Kaltluft im
Südosten und Süden etwas kompakter und hochreichender halten dürfte.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen haben bis einschließlich Montag sowohl bzgl. der 850
hPa-Temperatur als auch des 500 hPa-Geopotenzials eine erstaunlich enge
Bündelung der Member auf der Agenda. Die 850 hPa-Temperatur liegt anfangs meist
zwischen -3 und -6 Grad, steigt dann am Samstag/Nacht zum Sonntag vorübergehend
auf Werte um 0 Grad, um dann wieder auf ein ähnliches Niveau wie vorher
abzusinken. Das alles bei relativ niedrigem Geopotenzial, was zusammen mit den
gehäuft auftretenden Niederschlagssignalen auf gut durchmischte Meeresluft, mal
erwärmt polaren, mal subpolaren Ursprungs hindeutet.
Bei deutlich steigendem Geopotenzial wird der Spread der 850 hPa-Temperatur dann
ab Dienstag rasch größer. Die weitaus meisten Member bewegen sich zu den
Weihnachtsfeiertagen im Bereich zwischen 0 und +5 Grad, vor allem in den
norddeutschen Gitterpunkten auch darüber, kalte Lösungen (unter -5 Grad) gibt es
dagegen lediglich in den süd- und ostdeutschen Gitterpunkten ganz vereinzelt.
Auch die deutlich abnehmenden Niederschlagssignale deuten auf überwiegend
antizyklonale Lösungen hin.

Drei Cluster werden für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden analysiert, die allesamt
dem Großwetterlagenregime „NAO positiv“ zugeordnet sind und sich für
Mitteleuropa kaum unterscheiden.
Auch der nächstfolgende Zeitraum (120 bis 168 Stunden) kommt mit 3 Clustern
daher. Allesamt zeigen den Übergang zu wieder mehr blockierenden Wetterlagen mit
hohem Geopotenzial über Südwest- und Westeuropa, einer weit nördlich
verlaufenden Frontalzone und einem in den zentralen Mittelmeerraum abtropfenden
Trog am Heiligen Abend. Unterschiede, die Mitteleuropa betreffen, lassen sich
lediglich aus der Geometrie des abtropfenden Troges bzw. des nachfolgenden, nach
Südskandinavien reichenden Höhenrückens ableiten, wobei CL 2 (16 Member, zzgl.
Haupt- und Kontrolllauf) und CL 3 (14 Member) zum Ende hin geringfügig schneller
Richtung „antizyklonal“ tendieren als CL 1 (21 Member).
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) dominieren dann deutlich
die antizyklonalen Lösungen mit einem blockierenden Hochdruckgebiet, das sich
langsam von Südwest- nach Mitteleuropa verlagert. „Zyklonal angehauchte“
Streifschüsse gibt es nach CL 1 (25 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) so
gut wie keine, nach Lesart des CL 2 (15 Member) höchstens ganz im Norden und
nach CL 3 11 Member) anfangs noch im Osten und Südosten, ähnlich wie im
GFS-Hauptlauf.

FAZIT:
Der Fahrplan steht – bis zum Heiligen Abend dominiert zyklonal West bis Nordwest
mit durchaus nennenswerten Niederschlägen, die aber lediglich im Bergland
zeitweise als Schnee fallen und vor allem dem Alpenrand zu Weihnachten auch eine
stattliche Schneedecke bescheren.
Über die Weihnachtsfeiertage dominieren dann die antizyklonalen Lösungen,
voraussichtlich mit einem „fetten“ Hochdruckgebiet, das sich mit ordentlich
Höhenwarmluft im Gepäck von Südwest- nach Mitteleuropa verlagert.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Fokus der signifikanten Wettererscheinungen steht in erster Linie der Wind.
Im Zeitraum Samstag bis Montag gibt es in den Hochlagen fast durchgehend
stürmische Böen bzw. Sturmböen, zunächst meist aus Südwest, ab Montag eher aus
Nordwest. In exponierten Hochlagen ist vor allem am Sonntag auch mit schweren
Sturmböen zu rechnen, je nach Zugbahn einer flachen Frontalwelle kann es dann
in den Niederungen Süddeutschlands stürmische Böen und auf exponierten Alpen-
bzw. Schwarzwaldgipfeln orkanartige Böen geben.
Auch im Nordseeumfeld sind zeitweise stürmische Böen möglich, anhängig von der
Intensität und Zugbahn eines Bodentroges sind diese am Montag gebietsweise auch
im Binnenland bzw. in den Niederungen möglich, am ehesten wohl im Nordwesten,
Westen und in der Mitte.

Signale für Dauerregen haben einige Modelle mit der Passage der Frontalwelle in
der Nacht zum und am Sonntag für die Staulagen der west- und südwestdeutschen
Mittelgebirge auf der Agenda, die Entwicklung im Detail ist aber noch unsicher.

Im Zustrom maritimer Polarluft gehen die Niederschläge ab Sonntagabend bis in
mittlere Höhenlagen in Schnee über. Bei kräftigeren Schauern kann es neben
kurzen Graupelgewittern vor allem in der Nacht zum und am Montag auch mal bis in
tiefe Lagen kurzeitig Schnee geben. Während dort eine eventuelle Nassschneedecke
aber gleich wieder wegtaut, fallen in den Mittelgebirgen in einigen Staulagen
örtlich mehr als 5 cm in kurzer Zeit.
Eins ausgeprägtere Staulage stellt sich vor allem an den Alpen ein, wo es bis
weit in den Dienstag hinein durchaus 10 bis 20 cm, in exponierten und höher
gelegenen Staulagen bis über 30 cm Neuschnee geben kann.

In der Nacht zum Samstag kann es im zentralen Mittelgebirgsraum gebietsweise
Glatteis durch gefrierenden Regen bzw. Nieselregen geben. Die Entwicklung
diesbezüglich ist aber noch sehr unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff