SXEU31 DWAV 151800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.12.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Bevorzugt im Norden und Nordosten steife bis stürmische Böen, an der See und im
oberen Bergland (schwere) Sturmböen. Zeitweise leichte Regenfälle. Sehr mild.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … wölbt sich auf dem nahen Ostatlantik ein umfangreicher Höhenrücken
langsam weiter in Richtung Mitteleuropa auf und drängt dabei den osteuropäischen
Trog zur Ukraine und nach Westrussland ab. Bodennah entwickelt sich aus einer
schwach angedeuteten Welle im Lee der skandinavischen Gebirge ein neues,
eigenständiges Bodentief über Mittelschweden und dem Bottnischen Meerbusen, das
die über Deutschland befindliche Warmfront weiter nach Osten führt. Ausgangs der
Nacht zum Montag tangiert diese bereits den Westen der Ukraine. Die rasche
Verlagerung ist dem sich auf der Südflanke des Tiefs weiter verstärkenden
Gradienten geschuldet, der in der Nacht sowie am Montagvormittag in der
Nordosthälfte seinen Höhepunkt erreicht.

Die sonst flüssigen Niederschläge der Warmfront treffen am heutigen Abend im
Bereich der östlichen Mittelgebirge und später in manchen Tälern der Alpen auf
die örtlich vorhandene Reste der kalten und teils auch negativ temperierten
Grundschicht. Die aktuellen Synops zeigen, dass es dort bis in einige Täler
schneit. Die verschiedene Modelloutputs lassen aber einen schnellen Übergang in
die Regenphase zu. Je nach genauem Timing und Intensität der Niederschläge ist
vorübergehend auch die gefrierende Phase möglich, die mit entsprechender
ocker-Glätte gewarnt werden müsste (die Prognosetemps ID2 geben dafür aber nicht
viel Spielraum). Am längsten dauert dieser Prozess in den windgeschützten Tälern
des Bayerwaldes und des östlichen Alpenrandes. In den frühen Vormittagsstunden
des Montags sollte sich die Situation aber auch dort rasch entspannen. Abseits
dieser angesprochenen Regionen ist der leichte Frost WLA-bedingt kein großes
Thema mehr. Die Tiefstwerte der Nacht liegen im Norden im höheren einstelligen
Bereich, im Emsland und an der See örtlich bei etwa 10 Grad, sonst zwischen 4
und 0 Grad.

Etwas markanter ist dagegen die Entwicklung des Windes. Zwischen dem Bodenhoch
über Südosteuropa und dem sich neu entwickelnden Tief über Nordeuropa stellt
sich die bereits erwähnte Gradientverschärfung ein. Diese tangiert bevorzugt die
Nordosthälfte mit zunehmendem Potential für stürmische Böen aus Südwest bis West
in den küstennahen Regionen sowie im Bergland, direkt an der See sowie in
exponierten Lagen sind Sturmböen wahrscheinlich, im Einzelfall können auch
schwere Sturmböen auftreten. Auf dem Brocken und dem Fichtelberg sind
orkanartige Böen möglich. Sonst treten einzelne steife Böen auf.

Montag … verlagert sich das Bodentief vom Süden Finnlands bei kaum verändertem
Kerndruck weiter in den Nordwesten Russlands. Von dessen wellender Kaltfront
wird Deutschland im Norden und Nordosten nur gestreift. Damit befindet sich das
Bundesgebiet weiterhin in der milden Meeresluft mit knapp positiven Temperaturen
in 850 hPa. Zum Nachmittag kühlt diese etwas ab und die 0 Grad-Isotherme
verschafft sich mehr Raum. Das Bodenhoch über Südwesteuropa behält im
Wesentlichen seine Stärke und verlagert sich kaum. Außerdem bleibt zunächst auch
die kräftige nordwestliche Höhenströmung erhalten.

Am Boden fächert der Gradient nur wenig auf, besonders am Vormittag muss in der
Nordosthälfte auch im Tiefland mit weiteren stürmischen Böen gerechnet werden,
bevor es am Nachmittag überwiegend steife Böen sein werden. An den Küsten sowie
im Bergland muss aber weiterhin mit häufigeren stürmischen Böen oder Sturmböen
gerechnet werden, in exponierten Kammlagen zunächst mit orkanartigen Böen,
später mit schweren Sturmböen aus West. Demzufolge ändert sich im Vergleich zur
nächtlichen Windsituation nur wenig.

Schwacher Hebungsantrieb sorgt zeit- und gebietsweise für geringe Niederschläge,
wobei an der Phase kein Zweifel mehr besteht. Bei T850 hPa zwischen 0 und +2
Grad ist es nur noch in den höchsten Kammlagen der nördlichen Mittelgebirge
geringer Schneefall. Überwiegend trocken ist es unter schwachem
Hochdruckeinfluss im Südwesten, dort, sowie später auch an den Alpen, sind
längere sonnige Abschnitte möglich – sonst bleibt es trüb bzw. bedeckt. In der
feuchten, aber milden bis sehr milden Luftmasse werden in der Nordhälfte knapp
zweistellige Höchstwerte erreicht, im Süden reichen diese von 7 bis 10 Grad.
Lediglich im höheren Bergland bleibt es etwas kühler.

In der Nacht zum Dienstag passiert den Norden Deutschlands, eingebettet in die
weiterhin starke nordwestliche Höhenströmung, ein markanter Kurzwellentrog.
Ausgangs der Nacht hat dieser den deutschen Bereich bereits nach Osten
verlassen. Anschließend fächert der Gradient sowohl in der Höhe, als auch durch
das sich weiter entfernende und auffüllende Tief am Boden etwas auf. Das
Bodenhoch über Südwesteuropa bleibt allerdings im Wesentlichen erhalten, weitet
sich aber etwas in Richtung Italien aus. Damit schwächt auch im Norden und
Nordosten der in Böen noch steife, in Küstennähe stürmische Wind besonders nach
Mitternacht ab. Am längsten halten sich die stürmischen Böen an der Ostseeküste.
Auf den Bergen schwächt sich der Wind ebenso langsam ab, in einigen Kammlagen
gibt es aber am Morgen noch stürmische Böen oder Sturmböen, auf dem Brocken
orkanartige Böen.

Abseits des äußersten Südens fällt gebietsweise weiterhin leichter Regen, der
während der Passage des Kurzwellentroges besonders in den mittleren Regionen
vorübergehend schauerartig verstärkt sein kann. Im äußersten Nordosten sorgt die
in der Nähe befindliche Kaltfront für einige Schauer. Klare Abschnitte sind
maximal in Alpennähe möglich, sonst bleibt es überwiegend stark bewölkt bis
bedeckt. Aufgrund dieser Umstände, der weiterhin milden Luftmasse und dem noch
anhaltenden Wind sinken die Temperaturen im Norden nur auf 10 bis 5 Grad, in
Alpennähe bei länger klarem Himmel auf +2 Grad. In den Alpentälern ist leichter
Frost möglich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … weitet sich der vom Atlantik kommende Höhenrücken endgültig auf
Mitteleuropa, flacht sich dabei aber etwas ab. Seine Achse passiert am
Nachmittag Benelux und erreicht zum Abend die westliche Landesgrenze
Deutschlands. Die Höhenströmung dreht dabei zunehmend von Nordwest auf West und
schwächt sich weiter ab. Am Boden übernimmt nun das südeuropäische Hoch das
Kommando und weitet sich mit seinem Keil ebenfalls nach Mitteleuropa aus. Der
Gradient fächert nun auch im Nordosten endgültig auf, sodass es nur noch am
Vormittag entlang der Ostseeküste zu stürmischen Böen kommt. Auch im östlichen
und nördlichen Mittelgebirgsraum sind noch einzelne Sturmböen möglich. Am
Nachmittag ergeben sich schließlich die letzten steifen Böen auf Rügen.

Unter dem zunehmendem Hochdruckeinfluss bleibt es in vielen Teilen Deutschlands
bedeckt, allerdings weiten sich die längeren sonnigen Phasen von den Alpen und
dem Schwarzwald etwas ins Alpenvorland aus. Außerdem fällt in den östlichen
Regionen noch letzter Regen des abziehenden Kurzwellentroges, sonst ist es
überwiegend trocken. Neue, WLA-induzierte schwäche Regenfälle eines neuen
Systems über dem Nordostatlantik sind jedoch am Abend am Niederrhein möglich.
Mit dem sich abschwächendem Wind ist die Durchmischung etwas eingeschränkter als
am Vortag, sodass die Marke von 10 Grad nur noch stellenweise überschritten
wird. Es bleibt für die Jahreszeit zu mild.

Modellvergleich und -einschätzung

Die verschiedenen Modelle zeigen im Wesentlichen eine einheitliche Linie. Sowohl
bei der Windentwicklung, als auch beim Niederschlag sind die Unterschiede nur
gering und somit gut in ein Warn- und Vorhersagekonzept umzusetzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri