#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag den 14.12.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 141800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 14.12.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Unbeständige Nordwestlage. Zunehmend stürmisch im Küstenumfeld und in höheren
Berglagen. Sonst keine markanten Wetterwarnungen.
Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC
Aktuell … befindet sich der Vorhersageraum in eine nordwestlichen
Höhenströmung. Darin eingelagert ist ein Kurzwellentrog der derzeit Deutschland
südostwärts überquert. Am Boden befindet sich ein Tief, dessen Schwerpunkt sich
allmählich in Richtung Südfinnland verschiebt. Die davon ausgehende Front wird
gestützt durch den erwähnten Kurzwellentrog.
Auf dem Papier handelt es sich bei der Front um die Kaltfront des Tiefs.
Allerdings bringt diese keine Abkühlung.
Im Winter ist es klassisch, dass Kaltfronten nach eine Hochdrucklage mit
Bodeninversion aufgrund zunehmender Durchmischung als maskierte Fronten agieren.
Das heißt postfrontal steigt die Temperatur an. Im Bergland, nimmt die
Temperatur postfrontal in aller Regel ab. Diesmal ist es aber ein wenig anders.
Auch in 850 und 700 hPa steigt die Temperatur postfrontal an. Erst in noch
höheren Schichten lässt sich eine leichte Abkühlung erahnen (z.B. 500 hPa).
Im Vorfeld der Frontenpassage (die Mitternacht etwa die Mitte erreicht) setzen
bereits leichte Hebungsprozesse ein. Die vorgelagerte Hochnebeldecke wird
dadurch etwas gehoben, die Luft kühlt ab und es kommt zu Kondensationsprozessen
und damit geringen Niederschlägen. Da der Sättigungsbereich in Temperaturbereich
oberhalb von -10 Grad liegt kam es zu Sprühregen, der in höheren Lagen aufgrund
negativer Beläge auch gefrieren konnte.
In den Abend- und Nachtstunden steigt der Sättigungsbereich mit Übergriff der
Front an, sodass bei Temperaturen unter -10 Grad dann zunehmend auch
Eiskristalle verfügbar sind. Damit gehen die Niederschläge zunehmend in Schnee
über. Im höheren Bergland gibt es damit bis Sonntagmorgen wenige Zentimeter
Neuschnee.
Etwas Vorsicht ist in den östlichen Landesteilen geboten. Dort liegen die Werte
in 2 m und 5 cm Höhe um den Gefrierpunkt und auch die Beläge nur knapp im
positiven Bereich. Sollte es nochmal etwas anziehen, erscheint eine
vorübergehende Glättewarnung möglich.
Andere Regionen zum Monitoren bezüglich Glätte sind der Südwesten (z.B.
Saarland), Nordbayern sowie Schleswig-Holstein (wo es etwas auflockert).
Auch im Alpenvorland verstärken sich am Abend die Niederschläge. Mit der
nordwestlichen Höhenströmung kommen dort auch gewisse Staueffekte in Gang. Meist
sind es auch dort nur wenige Zentimeter (5 bis 15 cm bis Sonntagmittag). Im
Allgäu und Berchtesgadener Land können um 20 cm Neuschnee im Gesamtzeitraum bis
morgen Mittag fallen.
An der Südflanke des Tiefs, das nach Finnland zieht, nimmt der Gradient
allmählich zu. Am Abend und in der Nacht gibt es Windböen vor allem an den
Küsten und im höheren Bergland. Exponiert sind zudem stürmische Böen nicht
ausgeschlossen. Auf dem Brocken gibt es Sturmböen…
Sonntag … liegen die Feuchtefelder der Front noch im Südosten des Landes. Vor
allem am Alpenrand und im Bayerischen Wald fällt in höheren Lagen noch etwas
Schnee
Von Westen schiebt sich im Tagesverlauf ein Höhenrücken bis nach Deutschlands.
Die nordwestliche Höhenströmung bleibt aber erhalten und der Rücken ist von
Warmluftadvektion überlaufen. Entsprechend ziehen neue meist nur schwache
Niederschläge von Nordwesten auf und erreichen am Nachmittag den Osten des
Landes. Im Tiefland fällt etwas Regen, in höheren Berglagen kann es zunächst
noch ein wenig Schnee geben. Die 850 hPa Temperatur steigt aber recht fix an,
sodass ab dem Abend auch in höheren Lagen der Schnee alsbald in Regen übergehen
dürfte.
Auf dem Warnzettel steht vor allem der Wind, der mit dem im Tagesverlauf
zunehmenden Gradienten, in den Fokus rückt. Durch die stabile Schichtung kann er
im Flachland noch nicht so richtig durchgreifen. In anfälligen Leelagen kann der
Westwind aber zum Teil die gelbe Warnstufe überschreiten.
Im höheren Bergland und an den Küsten gibt es bereits Windböen, die sich bis zum
Abend auf stürmische Böen in exponierten Lagen steigern können.
In der Nacht auf Montag wird Deutschland weiterhin von Hebungsprozessen durch
die Warmfront beeinflusst. Die Kaltfront des nach Estland gezogenen Tiefs
streift den Norden. Durch die strömungsparallele Lage kann die Front aber nicht
weiter nach Süden vorankommen, sondern wird im Zuge der Höhenströmung eher
wieder rückläufig.
Die 850 hPa Temperatur liegt mittlerweile landesweit oberhalb der 0 Grad Marke,
sodass Schnee und Glätte auch im Bergland zunehmend keine Rolle mehr spielen.
Leichter Niederschlag fällt vornehmlich im Südosten, vom Norden bis in den Osten
sowie allgemein an den Nord(west)rändern der Mittelgebirge. Ertragreich sind die
Mengen wie angesprochen aber nicht.
Warnrelevant für die Nacht bleibt der Wind. Im Vergleich zum Tag nimmt der
Gradient noch etwas zu. Somit muss in der gesamten Nordosthälfte zeitweise mit
Windböen gerechnet werden. In für Westwind anfälligen Leelagen kann es auch
stürmische Böen geben. Zudem greifen die stürmischen Böen im Norden bis ins
Binnenland aus. Direkt an der See kann es Sturmböen. Die von MOS anberaumte 10er
Böen erscheinen nach Sichtung der EPS-Wahrscheinlichkeiten des ICON-D2 etwas zu
hoch angesetzt. Der Brocken kann bis in den Orkanbereich gehen. Sonst im höheren
Bergland ebenfalls stürmische Böen.
Frost kann es in der Nacht noch in den Hochlagen des süddeutschen Berglandes
geben, wo entsprechend vereinzelt auch nochmal Glätte ein Thema sein kann.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC
Montag … bleibt die zyklonal geprägte Nordwestlage bestehen. Nach Südosten
liegt man näher am Höhenrücken, nach Nordosten näher an der Frontalzone. Damit
bleibt es bei leichten Niederschlägen vor allem im Nordosten des Landes sowie im
Anstau der Mittelgebirge. Weitgehen trocken ist es nach Süden und Südwesten des
Landes.
Im Warnfokus steht weiterhin der Wind. In der Nordosthälfte sowie in anfälligen
Leelagen weiter nach Süden/Südwesten muss mit Windböen gerechnet werden. In den
küstennahen Gebieten. An der See Sturm, wie auch auf den Bergen.
Im Vergleich zur Frühübersicht ergeben sich diesbezüglich keine signifikanten
Unterschiede.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle zeigen keine großen Unterschiede. Allerdings fällt auf, dass das
ECMWF etwas aggressiver ist, was die Niederschläge im Nordweststau der
Mittelgebirge in der Nacht auf Montag betrifft. ICON hat diesbezüglich kaum
etwas drin.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer