#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 13.12.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 13.12.2024 um 10.30 UTC
Der Herbst gibt nochmal alles.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 20.12.2024
Die Mittelfrist ist geprägt von hohem Luftdruck über Südwest- bis Südosteuropa
und tiefem Luftdruck über Nordwest- bis Nordosteuropa. Deutschland liegt
dazwischen in westlicher Strömung und mehrheitlich im Zustrom verhältnismäßig
milder und wiederholt feuchter Luft.
Fazit: Wer Winter sucht, muss woanders hin. In Deutschland ist es herbstlich:
überwiegend trüb, nass und zeitweise windig bis stürmisch.
Zu Beginn am Montag liegen wir zwischen einem Tiefdruckkomplex über Skandinavien
und einem ausgedehnten Hochdruckgebiet über Südwesteuropa in nordwestlicher
Strömung. Ein Teiltief des Komplexes zieht dabei von Südskandinavien über das
Baltikum ostwärts. Seine Warmfront überquert uns bereits in der Nacht und zieht
am Morgen über den Osten ab. Die zum Tief gehörige Kaltfront wird von sich
nordwärts ausdehnendem Hochdruck am Boden und in der Höhe am Einzug nach
Deutschland gehindert und rückläufig. Die sich bildende Frontalzone reicht vom
Baltikum und Polen über Südskandinavien und Schottland bis auf den Atlantik. Mit
nordwestlicher Strömung wird feuchte Luft zu uns geführt und es fällt
gebietsweise Regen. Der erhöhte Druckgradient sorgt für einen kräftigen, im
Bergland und im Norden Deutschlands auch stürmischen westlichen Wind. Mit der
milden Meeresluft (-1 bis +2 Grad in 850 hPa) ist Frost eine Ausnahmeerscheinung
und beschränkt sich auf das Bergland in der Nacht, sonst ist es eher herbstlich
statt winterlich.
Am Dienstag dehnt sich der Hochdruckeinfluss über Südeuropa weiter nach Norden
aus. In der Südhälfte Deutschlands liegt der Druck über 1030 hPa. Unter Absinken
trocknet die feuchte Luft ab und im Süden scheint häufig die Sonne. Nach Norden
hin dominiert grau. Die Luft ist anhaltend mild, Frost weiterhin eine
Randerscheinung. Der Druckgradient fächert etwas auf, der Wind dreht auf Südwest
und lässt nach. Allerdings sind im Bergland und an den Küsten noch stürmische
Böen und Sturmböen wahrscheinlich. In der Höhe wölbt sich über weiten Teilen
West- und Südwesteuropas ein kräftiger Keil auf, dessen Achse in der Nacht zum
Mittwoch Deutschland erreicht.
Westlich des Keils stehen auf dem Atlantik Bodentiefs bereit, unser Wetter
umzustellen, allerdings wird das erste, kräftigere Tief vom Keil nordwärts
abgelenkt. Dessen Warmfront schafft es am Mittwoch in abgeschwächter Form von
Nordwesten her nach Deutschland und bringt wieder feuchtere Luft, die vor allem
über dem Norden für etwas Regen sorgt. Der Hochdruck bei uns wird durch das Tief
mit Zentrum bei Island (Kerndruck etwa 960 hPa) etwas nach Süden verschoben, die
Südhälfte profitiert dennoch von weitgehend niederschlagsfreiem und
voraussichtlich auch heiterem Wetter. Der Wind schläft ein. Ausgehend vom
Islandtief bildet sich am Abend und in der Nacht über dem Atlantik ein
Langwellentrog, der durch ein Randtief vor Irland und Schottland noch verstärkt
wird. Indes zieht der Hochkeil ostwärts über uns hinweg.
Am Donnerstag weitet sich der Tiefdruckeinfluss von Nordwesten her aus. Der
Hochdruck verlagert sich weiter nach Südosteuropa. Der Druckgradient nimmt
wieder zu und der Südwestwind frischt spürbar auf. Der Trog reicht am
Donnerstagmorgen von Island bis zu den Britischen Inseln. Vorderseitig wird
feuchte Meeresluft zu uns geführt, die gebietsweise Regenfälle bringt. Sonne ist
Mangelware. Bei 0 bis 7 Grad in 850 hPa (von Nord nach Süd) bleibt uns der
Winter weiterhin fern. Erst später am Donnerstag erreicht uns die Kaltfront des
Tiefs bei Island von Nordwesten her mit etwas kräftigeren Regenfällen. In der
Nacht zum Freitag fließt mit Hereinbrechen des Troges kühlere Luft ein (-2 bis
-5 Grad in 850 hPa) und die Schneefallgrenze sinkt bis auf etwa 800 m. In den
höheren Lagen der Mittelgebirge sowie an den Alpen sind leichter Frost und
Schneefälle möglich, sonst fällt bei Tiefstwerten zwischen 2 und 6 Grad Regen.
Am Freitag zieht die Trogachse rasch ostwärts raus. Aus Nordwesten gelangt
weniger kalte und feuchte Meeresluft ins Land. Zwischen dem Tiefkomplex über
Nordeuropa und sich erneut ausdehnendem Hochdruck aus Südwesten ist der
Druckgradient hoch genug für windiges und exponiert stürmisches Wetter. Auf den
Gebirgsgipfeln sind schwere Sturmböen wahrscheinlich. Es ist mehr oder weniger
trüb und nass, „dank“ guter Durchmischung fällt Schnee nur in den höheren Lagen
der Alpen. Auch in der Nacht zum Samstag geht die Schneefallgrenze nur auf 1000
bis 800 m zurück.
Die erweiterte Mittelfrist ist undankbar. Nach aktuellem IFS-Lauf ergibt sich:
Am Samstag dehnt sich der Hochdruckeinfluss bis in den Norden Deutschlands aus.
In westlicher Strömung erreicht uns feuchte und wieder mildere Luft mit vielen
Wolken und gebietsweisen Regenfällen. Es bleibt windig, exponiert auch
stürmisch. Ab Samstagabend sorgt ein flacher Höhenrücken für Beruhigung. Am
Sonntag etabliert sich über Westeuropa ein Trog, der uns voraussichtlich in den
Abendstunden erreicht. Er führt wieder kühlere und feuchte Luft zu uns.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
In der Grundsache ist der aktuelle Lauf konsistent zu seinen Vorgängern. Nur das
Timing verschiebt sich. So ist die Warmfront, die gestern mit dem 0z-Lauf
Mittwochabend kommen sollte, nun schon Mittwochfrüh da. Entsprechend früher
zieht der Langwellentrog am Donnerstag von Westen herein. Das Bodentief, gestern
noch über der Nordsee, ist heute verschwunden.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Im Vergleich mit anderen Modellen stellt IFS keinen Ausreißer dar. Das Timing
der Frontdurchgänge variiert zwar leicht und auch die Trogamplitude ist
unterschiedlich, aber insgesamt sind die Unterschiede verschmerzbar.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse bietet sowohl im ersten als auch im zweiten Zeitschritt drei
Cluster, hauptsächlich und wenig verwunderlich mit NAO positiv. Eher mild ist
uns also sicher! Der dritte Zeitschritt (ab Samstag) bietet fünf Lösungen,
Haupt- und Kontrolllauf in Cluster drei. Nicht klar ist, ob und wann sich ein
Trog aus Westen (Cluster drei und vier) oder doch eher Norden (Cluster eins)
durchsetzt. Oder ob der Hochdruck alles ablenkt (Cluster zwei und fünf).
Die Rauchfahnen sind bis zum Donnerstag recht eng, der Hauptlauf liegt mittig.
Das Geopotential ist bemerkenswert hoch, die Temperatur in 850 hPa schwankt ein
wenig, liegt aber großteils über 0 Grad. Winter ist also nicht in Sicht.
Ab Freitag wird der Spread größer, der Trend deutlich rückläufig, fast kann man
es einen Absturz nennen. Der Hauptlauf liegt allerdings bei T850 und Geopot am
oberen Ende der Ensembles (oder gar darüber). Über der Nordhälfte Deutschlands
sind die gesamte Zeit über Ausschläge beim Niederschlag zu finden, über der
Südhälfte markiert der Beginn der neuen Woche einen vorübergehend trockenen
Abschnitt. Die erweiterte Mittelfrist (viertes Adventswochenende) ist unsicher,
der Spread umfasst gut und gerne bis 15 K und 50 dam.
Die Ensembles des GFS ergeben kein anderes Bild. Ab dem vierten Advent ist der
Spread so groß, dass man das Wetter auch würfeln kann. Für Weihnachten ist der
operationelle Lauf auf der zunehmend warmen Hochdruckschiene. Eine Mehrzahl der
Ensembles sieht es anders.
Bei den ICON-Ensembles (reichen bis Freitag, 20.12.) fügt sich der aktuelle
Hauptlauf ebenfalls schön mittig ein. Der Trend „mild und nass“ ist auch hier
deutlich zu erkennen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Es ist über die gesamte Mittelfrist recht windig, allerdings treten markante
Böen (ab Bft 8) meist nur exponiert, an den Küsten und im Bergland auf. Im
höheren Bergland lassen sich zeitweise orkanartige Böen nicht ausschließen. Der
EFI ist entsprechend verhalten mit Signalen. Lediglich zu Beginn der Mittelfrist
am Montag liefert er Signale im Nordosten und Osten Deutschlands, der SOT zieht
allerdings nicht mit. Die erwarteten Bft 8 sind also klimatologisch
ungewöhnlich, allerdings nicht extrem.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn