S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.12.2024 um 10.30 UTC

Milderung, in den Nächten weitgehend frostfrei. Vor allem im Norden und
Nordosten zeitweise sehr windig und leicht wechselhaft.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 18.12.2024

Das bisher wetterbestimmende blockierende Hoch hat sich auf den nahen
Ostatlantik zurückgezogen. In der Frontalzone, die sich vom Raum Island über
Südskandinavien hinweg zum Schwarzen Meer erstreckt, läuft am Samstag ein Trog
nach Südosten ab und greift auf den Nordwesten Deutschlands über. Das
korrespondierende Tief verlagert sich in den südlichen Bottnischen Meerbusen,
dessen maskierte Kaltfront erreicht mit schauerartigem Regen zum Abend hin den
Nordwesten Deutschlands. Zudem legt im Norden und in der Mitte Deutschlands der
Gradient zu, so dass dort Atlantikluft eine Milderung bringt. Im Süden und
Südwesten hält sich noch leichter Hochdruckeinfluss, bevor in der Nacht zum
Sonntag auch dort mit der rasch bis über die Alpen hinweg südwärts vorstoßenden
Kaltfront Regen aufkommt. Oberhalb 600 bis 800 m gehen die Niederschläge in
Schnee über. Zudem frischt an der Rückseite des sich zu den Baltischen Staaten
verlagernden und noch etwas intensivierenden Tiefs der Wind auf, an der Küste
und in den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge muss
mit Sturmböen gerechnet werden.
Am Sonntag weitet sich der Trog über Osteuropa nach Süden aus und regeneriert
den dort noch vorhandenen schwachen Trog. Ausgehend von einem Omega-Hoch
unmittelbar westlich des Ärmelkanals greift ein Keil nach Skandinavien aus,
wodurch sich von Westen her der antizyklonale Einfluss kräftigt. Hierdurch
bleibt im Norden und Osten ein kräftiger Gradient bestehen, wodurch, wenngleich
mit vorübergehend abnehmender Tendenz, vor allem an der Ostseeküste und in den
Hochlagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge weiterhin die Gefahr von
Sturmböen besteht. Bedingt durch die Nähe zum Trog sind im Osten und Süden und
sonst an den Nordwestflanken der Mittelgebirge weitere schauerartige
Niederschläge zu erwarten, die im östlichen Bergland und an den Alpen oberhalb
etwa 600 m als Schnee fallen. An den Alpen können deutlich mehr als 10 cm
Neuschnee zusammenkommen.
In der Nacht zum Montag deutet sich über dem Skagerrak eine schwache
Okklusionspunktzyklogenese an. Die Warmfront des hieraus resultierenden
Randtiefs dringt rasch nach Süden vor, was die Niederschläge in den
Mittelgebirgen bis in Lagen oberhalb 1000 m wieder in Regen übergehen lässt. An
den Alpen können vor allem nach Osten hin noch einmal um 10 cm Neuschnee
hinzukommen, wobei sich auch hier von Westen her ein Anstieg der
Schneefallgrenze abzeichnet. An der Südflanke des Randtiefs erfolgt eine erneute
Gradientzunahme, was Sturmböen im höheren Bergland und an der See wieder
wahrscheinlicher werden lässt. Auf exponierten Gipfeln besteht dann die Gefahr
schwerer Sturmböen.
Am Montag setzt sich mit einer kräftigen nordwestlichen Strömung auch an den
Alpen milde Meeresluft durch, was dort die Schneefallgrenze ebenfalls auf Lagen
über 1000 m ansteigen lässt. Durch das sich von Frankreich nach Süddeutschland
ausweitende Bodenhoch bleibt ein kräftiger Gradient bestehen, wodurch an der See
sowie im höheren Bergland weiterhin Böen bis Sturmstärke zu erwarten sind, die
in der Nacht zum Dienstag andauern. Dann kräftigt sich im Westen und Süden der
antizyklonale Einfluss, der Gradient weicht auf, Absinken lässt den Himmel
gebietsweise aufklaren, nachfolgend entsteht Nebel. Im Norden und Osten ist die
Windsituation unverändert. Die Schneefallgrenze liegt dann bei etwa 800 bis 1000
m, wobei lediglich an den Alpen ein paar Zentimeter zusammenkommen.
Am Dienstag setzt mit der Kräftigung des Hochs und dessen Verlagerung nach
Süddeutschland auch im Norden und Osten Deutschlands eine Gradientabnahme ein,
so dass nur noch anfangs und mit geringer werdender Wahrscheinlichkeit an der
Ostsee und in den Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge noch
stürmische Böen vorstellbar sind. Bis zur Wochenmitte greift ein flacher, aber
breiter Rücken auf Mitteleuropa über, wodurch sich aufgrund der Nähe zur
Frontalzone allenfalls noch im Norden Deutschlands geringe Niederschläge
abzeichnen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum nähert sich ein weiterer, aber
nicht allzu kräftig ausgeprägter Trog, wodurch bereits am Donnerstag von Westen
her wieder Niederschlag aufkommt, in der Nacht zum Freitag das gesamte
Vorhersagegebiet erfasst und der Gradient erneut anzieht. Rückseitig der über
die Alpen hinweg nach Süden vordringenden Kaltfront gehen die Niederschläge
oberhalb 600 bis 800 m wieder in die feste Phase über. Zudem muss an der Küste
und im Bergland wieder vermehrt mit Böen bis Sturmstärke und in exponierten
Kamm- und Gipfellagen auch mit schweren Sturmböen gerechnet werden. Ein leichter
Temperaturrückgang ist dann zu erwarten, ohne dass sich ein echter
Wintereinbruch abzeichnet.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Mittwoch ist der aktuelle Modelllauf im Vergleich mit den
gestrigen Simulationen relativ konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten. Am Donnerstag wölbt sich über Mitteleuropa nach
dem aktuellsten Lauf ein flacher Rücken auf. Die beiden gestrigen
Modellrechnungen hatten dann eine relativ glatte, zum Teil auch leicht zyklonale
Westströmung im Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hatte der gestrige 12 UTC-Lauf
ein Sturmtief im Angebot, das sich in Küstennähe ostwärts verlagern sollte. Nach
der oben beschriebenen Variante liegt dieses Tief in schwächerer Ausprägung etwa
800 km weiter nördlich.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Mittwoch wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen gestützt. Danach ergeben sich größere Modellunterschiede.
Während EZMW und das Modell des kanadischen Wetterdienstes den ab Freitag auf
Deutschland übergreifenden Trog nur sehr schwach ausprägen (beim kanadischen
Modell noch etwas schwächer als bei EZMW) lässt GFS diesen Trog über
Ostfrankreich nach Süden austropfen, was die Kaltfront rascher nach Süden
vordringen lässt als oben beschrieben wurde. Die postfrontale Abkühlung wird
nach GFS und erst recht nach dem kanadischen Modell ausgeprägter gezeigt;
demnach wäre im östlichen Bergland bis in Lagen um 400 m ein Übergang der
Niederschläge in die feste Phase vorstellbar.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS zeigt die im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
erfolgende Trogpassage schwächer, was eher der oben beschriebenen Variante
ähnelt als dem hauseigenen deterministischen Lauf. Dieser lässt zum vierten
Adventswochenende hin im Westen sogar die Ausbildung einer dünnen Schneedecke
zu, was von kaum einem EPS-Member gestützt wird. Ohnehin bilden nur wenige
Einzelläufe eine kräftige Trogpassage ab, wobei der Spread ab Donnerstag
kommender Woche signifikant zunimmt.
Das EPS des EZMW folgt dem deterministischen Lauf, anhand des EPS-Mittels sind
keine signifikanten Unterschiede ableitbar. Die im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum vom 12 UTC-Lauf simulierte Sturmlage wird nur von
Einzelmembern (weniger als 5) gezeigt, die ein Tief mit einem Kerndruck bis
unter 990 hPa anbieten. Hinsichtlich möglicher Schneefälle nach Passage der
Kaltfront sind es dann noch weniger Einzelläufe. Mit anderen Worten – belastbare
Signale für einen Wintereinbruch lassen sich nicht finden. Auch das Clustering
gemäß Großwetterlagen zeigt hierfür keine Indizien. Vielmehr dominieren
antizyklonale West- bis Nordwestlagen. Erst zum vierten Adventswochenende und
somit noch rechtzeitig vor Weihnachten erfolgt der übliche Übergang zu einer
zyklonalen West- bis Nordwestlage.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag kommen im Tagesverlauf an der Nordsee, der Mecklenburgischen
Ostseeküste und auf dem Brockenplateau Sturmböen Bft 8/9 aus West auf. In der
Nacht zum Sonntag frischt dann auch an der Vorpommerschen Ostseeküste sowie
generell in den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge
der Wind mit Böen bis Sturmstärke auf. Darüber hinaus setzt an den Alpen
oberhalb 800 m Schneefall ein, wodurch mehr als 10 cm Neuschnee nicht
auszuschließen sind.
Am Sonntag und in der Nacht zum Montag sind an der Küste sowie in den Hochlagen
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge weiterhin Sturmböen zu erwarten. An
den Alpen fällt oberhalb 600 m längere Zeit Schnee, wodurch jeweils innerhalb
von 12 Stunden sehr wahrscheinlich mehr als 10 cm Neuschnee zusammenkommen.
Am Montag dauern an der Küste und in höheren Berglagen der nördlichen und
östlichen Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9 an, in exponierten Gipfellagen sind
schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Zudem kommt es an den Alpen bei
ansteigender Schneefallgrenze weiterhin zu Schneefällen, vor allem am östlichen
Alpenrand sind noch einmal um 10 cm Neuschnee möglich.
Am Dienstag muss anfangs an der Küste und in den Kamm- und Gipfellagen der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge noch mit Sturmböen gerechnet werden,
wobei der Wind im Tagesverlauf schwächer wird.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann