S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.12.2024 um 10.30 UTC

Zunächst ruhiges, mäßig kaltes und in den Niederungen oft trübes
Hochdruckwetter. Am Wochenende etwas unbeständiger mit vorübergehend erhöhter
Glättegefahr und ein wenig Schnee im Bergland.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 16.12.2024

Am Donnerstag steht ein markanter Vorstoß sehr kalter Luftmassen arktischen
Ursprungs ins Haus.

Leider nicht bei uns, sondern hauptsächlich über Nordskandinavien, Finnland, dem
Baltikum und vor allem über dem Nordwesten Russlands. Dennoch unterstreicht
dieses Eingangsstatement die Tatsachse, dass zumindest eingangs des
Mittelfristzeitraumes das „blockierungsfreundliche“ Großwetterlagenregime
zunächst noch dominant bleibt.

Verantwortlich für den Kaltluftvorstoß ist ein umfangreicher Langwellentrog, der
sich bei zögernder Ostverlagerung bis Samstag noch zum Schwarzen Meer ausweitet.
Diesem gegenüber steht am Donnerstag noch eine Höhenantizyklone über den
Britischen Inseln, die – mit Vorstoß eines weiteren Höhentroges Richtung Island

  • bis Freitagfrüh ihren Schwerpunkt zur Nordsee verlagert.
    Somit dominieren über dem Vorhersagegebiet im Großen und Ganzen antizyklonale
    Verhältnisse. Eine mit der Höhenantizyklone korrespondierende Hochdruckzone im
    Bodenfeld erstreckt sich am Donnerstag vom Ostatlantik über GB bis nach
    Südskandinavien. An deren Ostflanke hat sich bereits am Mittwoch bei
    nordwestlicher Anströmung im Lee des Norwegischen Küstengebirges ein kleines
    flaches Bodentief etabliert und sich nach Südsüdost in Bewegung gesetzt. Es
    überquert am Donnerstag die Osthälfte Deutschlands, weist aber bei steigendem
    Luftdruck deutliche Auflösungserscheinungen auf. Bis Freitagfrüh verlagert sich
    dann der Schwerpunkt der Hochdruckzone mit einer 1035 hPa-Isobare nach
    Südschweden, Nordostdeutschland und Westpolen.
    Mit dem Bodentief und der ursprünglich nordwestlichen Grundströmung hat sich
    unterhalb der Absinkinversion in den unteren ein bis 2 km eine recht feuchte und
    kühle Luftmasse im Vorhersagegebiet etabliert. Diese wird mit Passage des
    Bodentiefs im Norden und Osten vorübergehend etwas angehoben, so dass es dort
    ein wenig nieseln kann. Vor allem in einigen Mittelgebirgstälern ist dann bei
    eventuell noch leichtem Dauerfrost örtliches Glatteis nicht ausgeschlossen.
    Auch sonst bleibt es in den Niederungen vielerorts trüb. Lediglich im Südwesten
    und an den Alpen bestehen mit beginnender Winddrehung auf Südosten Chancen auf
    Wolkenlücken. Oberhalb der Inversion, in den Kamm- und Gipfellagen einiger
    Mittelgebirge und vor allem an den Alpen, scheint dagegen häufig die Sonne.

Am Freitag wandert das Hoch langsam Richtung Rumänien und Bulgarien, so dass wir
an dessen Westflanke gelangen und die Chancen auf Wolkenlücken vor allem an den
Nordhängen der Mittelgebirge und im Alpenvorland größer werden. Ansonsten ändert
sich nur wenig, vor allem in den Nebelregionen Süddeutschlands kann es leichten
Dauerfrost geben.
In der Nacht zum Samstag stößt der Höhentrog über Nordwesteuropa zur
Norwegischen See bzw. nur Nordsee vor, die Kaltfront eines zu den Lofoten
ziehenden Tiefs erreicht morgens den Westteil der Deutschen Bucht. Im
Nordseeumfeld beginnt der Wind aufzufrischen und vielleicht fällt dort auch
etwas Nieselregen, sonst ändert sich zunächst kaum etwas.

Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag überquert der Höhentrog Skandinavien
südostwärts und reicht Sonntagfrüh über das Baltikum und Polen bis nach
Südostdeutschland. Ihm folgt ein Rücken, der sich dann bereits über die
nördliche Nordsee und die norwegische Küste hinweg nordnordostwärts erstreckt.
Das Tief bei den Lofoten zieht bis Sonntagfrüh nach Karelien, wobei sich über
der mittleren Ostsee ein Teiltief bildet. Dessen Kaltfront überquert von
Samstagnachmittag bis Sonntagfrüh Deutschland südostwärts. In maritim erwärmter
Polarluft (T850 hPa zwischen -1 und -4 Grad) fällt dabei zumindest in höheren
Lagen, oberhalb von etwa 400 bis 600 m, etwas Schnee, nach Osten und Süden zu
kann es in einigen Niederungen und Mittelgebirgstälern vorübergehend auch Regen
mit Glatteisbildung geben. Die Neuschneemengen bleiben dagegen aber unterhalb
der Schwellen für markante Warnungen (1 bis 5 cm, in Staulagen vielleicht etwas
mehr).
Dazu frischt der Wind auf; in einigen Hochlagen reicht es vor allem in der Nacht
zum Sonntag und nach Osten zu eventuell für stürmische Böen bzw. Sturmböen, an
den Küsten für steife, an der vorpommerschen Küste eventuell für stürmische Böen
aus Nordwest bis West.

Am Sonntag stößt ein weiterer Höhentrog aus dem grönländischen raum zum Nordmeer
vor. An dessen Südflanke kann sich eine vom mittleren Nordatlantik bis zur
Norwegischen See reichende und auf Skandinavien übergreifende Frontalzone
etablieren, was dem Großwetterlagenregime „NAO positiv“ entsprecht.
Mit der Frontalzone wird der vorgelagerte Höhenrücken über Skandinavien und das
Baltikum hinweg südostwärts abgedrängt, während sich über GB und Frankreich
erneut ein Höhenhoch etabliert. Somit stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine
zunehmend antizyklonal konturierte nordnordwestliche Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld steigt der Luftdruck nach Passage der Kaltfront am Sonntag tagsüber
deutlich an und von Frankreich her weitet sich ein kräftiges Hochdruckgebiet
nach Südwest-, später nach Süddeutschland aus. Es weist in der Nacht zum Montag
einen Kerndruck von deutlich über 1040 hPa auf. Mit der recht veritablen
nordwestlichen Bodenströmung gibt es an den Küsten und in einigen Hochlagen
anfangs noch steife bis stürmische Böen, ehe der Wind sich abschwächt, an den
Alpen fällt vor allem in Staulagen tagsüber noch etwas Schnee. Im weiteren
Verlauf bis in die Nacht zum Montag werden der Norden und Nordosten des Landes
von der Warmfront eines Nordmeertiefs gestreift, die aber nach Lesart des IFS
kaum Niederschläge bringt, allerdings bleibt es an den Küsten windig. Im Rest
des Landes stellt sich dagegen wieder ruhiges, in den Niederungen teils trübes
Hochdruckwetter ein.

Am Montag schwächt sich das Höhenhoch wieder ab, der von ihm ausgehende Rücken
wandert allerdings allmählich über das Vorhersagegebiet hinweg ostsüdostwärts.
Das korrespondierende Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Südosteuropa,
ein Keil bleibt aber nach wie vor bis ins Vorhersagegebiet gerichtet. An dessen
Nordflanke streift die Kaltfront des Nordmeertiefs noch den Norden bzw.
Nordosten Deutschlands, weist aber deutliche Auflösungstendenzen auf und bringt
zwar nach wie vor dichte Wolken, aber keine nennenswerten Niederschläge.
Im Westen und Süden des Landes dominiert dagegen nach wie vor ruhiges
Hochdruckwetter.
In der erweiterten Mittelfrist meridionalisiert die Höhenströmung im Zuge eines
vom mittleren Nord- zum Ostatlantik gerichteten Trogvorstoßes wieder deutlich.
Vorderseitig kann sich der von Südwest- nach Mitteleuropa gerichtete Höhenrücken
immer wieder regenerieren, so dass sich an der Hochdruckrandlage über dem
Vorhersagegebiet nicht viel ändert. Zu Wochenmitte dreht die Strömung mittel-
und niedertroposphärisch jedoch auf Südwest und es werden deutlich mildere
Luftmassen herangeführt, die sich aber mangels Gradienten nicht bodennah
durchsetzen können.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Sonntag erweist sich der aktuelle IFS-Lauf als einigermaßen
konsistent zu den beiden Vorläufen, auch, wenn die Trogpassage in der Nacht zum
Sonntag nun etwas progressiver gerechnet wird als gestern, wo selbige etwa 6 bis
12 Stunden später simuliert wurde.
Zu Beginn kommender Woche ist der aktuelle Lauf dann allerdings etwas
antizyklonaler aufgestellt. Nach deren Lesart reicht die Frontalzone bis nach
Nord- und Nordostdeutschland und bringt dort bei an den Küsten teils stürmischen
westlichen Winden zumindest am Montag zeitweilige, wenn auch nur leichte
Niederschläge, die bis in die mittleren Landesteile reichen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die vorliegenden Globalmodelle unterscheiden sich zunächst kaum voneinander.
Selbst die Trogpassage in der Nacht zum Sonntag wird relativ einheitlich
simuliert, wobei es kleinere Differenzen bzgl. der Geometrie des Troges gibt,
die aber nur wenig Einfluss auf die Niederschlags- und Windprognosen hat.
Danach deutet ICON allerdings eine raschere Zonalisierung an als IFS, GEM und
GFS und simuliert – ähnlich wie die gestrigen IFS-Läufe – eine weiter nach Süden
reichende Frontalzone. Die anderen Modelle haben dagegen den von Südwest- nach
Mitteleuropa reichenden Höhenrücken stärker auf der Agenda und simulieren
entsprechend ein kräftigeres Bodenhoch, dessen Schwerpunkt sich nach GFS
aufgrund des näher an Westeuropa reichenden Ostatlantiktroges rascher nach Osten
verlagert als im IFS. Infolgedessen stellt sich nach GFS bereits in der Nacht
zum Dienstag eine südwestliche Höhenströmung ein, die am Dienstag vor allem im
Westen und Norden des Landes zunehmend zyklonal konturiert ist. Mit dem
zunehmenden Gradienten kann sich die mildere Luft dann gebietsweise auch in den
Niederungen durchsetzen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

In der Clusteranalyse dominiert im Zeitraum 72 bis 96 Stunden erwartungsgemäß
das Großwetterlagenregime „Blocking“; alle drei Cluster unterscheiden sich für
Mitteleuropa nicht wesentlich, die nach Osteuropa einströmende Kaltluft wird
durch die Höhenantizyklone und insbesondere durch das sich von GB nach
Südskandinavien und Südosteuropa ausweitende Bodenhoch blockiert.

Spannender gestaltet sich dann das Szenario am Ende des nächstfolgenden
Zeitraumes (120 bis 168 Stunden). Die ersten beiden Cluster springen recht
schnell auf ein „NAO positiv“-Szenario um, CL 1 (14 Member), ähnlich wie das
ICON, mit einer weiter nach Süden reichenden Frontalzone als CL 2 (13 Member,
zzgl. Haupt- und Kontrolllauf).
CL 3 (9 Member) ist sogar noch etwas antizyklonaler aufgestellt als die ersten
beiden Cluster, „Blocking“ bleibt noch dominant, am ehesten lassen sich noch die
deterministischen Läufe des GFS und GEM diesem Cluster zuordnen.
Dann aber wird es interessant, denn die Szenarien von CL 4 (8 Member) und 5 (7
Member) hat kein deterministischer Lauf im Programm. Beide, vor allem aber CL5
tendieren zu Beginn kommender Woche Richtung West bzw. Nordwest zyklonal, mit
Sturmoptionen vor allem für Norddeutschland.
Das zieht sich auch in die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 Stunden), deren
vier Cluster allesamt mit dem Großwetterlagenregime „NAO positiv“ beginnen. CL 1
(17 Member) und CL 2(16 Member, zzgl. Haupt- und Kontrolllauf) bleiben für
Mitteleuropa nach wie vor deutlich antizyklonal aufgestellt mit einem von
Südwest- nach Mitteleuropa gerichteten Höhenrücken, wobei CL 2 sogar wieder
Richtung „Blocking“ umschlägt, während CL 1, ähnlich wie GFS, eher Richtung
Südwest (anti)zyklonal tendiert.
CL3 und CL 4 (12 bzw. 6 Member) bleiben dagegen eher auf der Schiene West
zyklonal.

Die zunehmenden Unsicherheiten zu Beginn kommender Woche spiegeln sich auch in
den Rauchfahnen einiger über das Vorhersagegebiet verteilter Gitterpunkte wider.
Der Spread der 850 hPa-Temperatur der einzelnen ENS-Member wird ab Montag
deutlich größer, ähnliches gilt für die Niederschlagssignale, die allerdings in
den Rauchfahnen der südwestdeutschen Gitterpunkte bis zum Ende hin sehr spärlich
gesät bleiben.

FAZIT:
Mit kleineren Unschärfen behaftet steht der Fahrplan bis Sonntag einigermaßen
fest: Donnerstag und Freitag ruhige Hochdruckrandlage, am Wochenende schwache
Trogpassage mit leichten Niederschlägen (im Bergland etwas Schnee) und insgesamt
mäßig.
Zu Wochenbeginn dann zunehmende Unsicherheiten. Das wahrscheinlichste Szenario
ist eine weiter anhaltende Hochdruckrandlage, allerdings eher Richtung West oder
Südwest antizyklonal. Ganz aus dem Auge verlieren sollte man die in einigen
Clustern angedeuteten deutlich zyklonaleren Lösungen jedoch nicht.
Eines lässt sich aber konstatieren: Nachhaltiges Winterwetter ist bis weit in
die erweiterte Mittelfrist nicht in Sicht, und immerhin nähern wir uns dann
schon den Weihnachtsfeiertagen an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die signifikanten Wettererscheinungen halten sich im Mittelfristzeitraum
angesichts der eher antizyklonal geprägten Großwetterlage sehr in Grenzen.
Ob es mit dem sich auflösenden Bodentief am Donnerstag irgendwo im zentralen
oder östlichen Mittelgebirgsraum für Glatteis durch gefrierenden Nieselregen
reicht, ist mehr als fraglich.
Ähnlich verhält es sich ab Samstagabend im Vorfeld der Kaltfront. Erneut kann
gebietsweise gefrierender Regen nicht ausgeschlossen werden, die
Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch als gering einzustufen.
Die zu erwartenden Schneemengen in den Mittelgebirgen und an den Alpen
(Schneefallgrenze meist zwischen 400 und 600 m) halten sich ebenfalls in Grenzen
und genügen voraussichtlich nicht markanten Warnkriterien.

Der Wind frischt vor allem im Zeitraum Samstagnachmittag bis Montag
vorübergehend aus westlichen Richtungen auf. Eventuell reicht es an den Küsten,
am ehesten wohl entlang der vorpommerschen Küste, für stürmische Böen. Etwas
höher sind die Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen bzw. Sturmböen dagegen
in den Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX (Temperaturvorhersagen eher mit Vorsicht zu genießen)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff