#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 09.12.2024 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 091800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.12.2024 um 18 UTC
SCHLAGZEILE:
Zunehmend ruhiges Hochdruckwetter mit Frost, Nebel und lokal gefr. Sprühregen,
anfangs im Bergland Schnee.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC
Aktuell … gilt: Nicht Fisch nicht Fleisch oder anders, ein bisschen Herbst,
ein bisschen Winter und ab und an eine Messerspitze Frühling?!
Nachdem das Wetter in den letzten Tagen bezüglich der Warntätigkeit etwas
unruhiger war, soll nun in den nächsten Tagen wieder ein Hoch für überwiegend
ruhiges Herbst-/Winterwetter sorgen. Dies wird auch durch das IFS-EPS gestützt.
Dort dominiert zunächst bis einschließlich Dienstag die Wetterlage Hoch
Nordmeer-Fennoskandien zyklonal. Dies bedeutet, dass über Nordeuropa ein fettes
Hoch bestimmend ist, wir jedoch noch zwischen den Stühlen, also zwischen dem
Hoch und dem tiefen Luftdruck über dem Mittelmeerraum liegen und dabei auch noch
überwiegend zyklonal geprägte Strömungsbedingungen unterliegen. Ab Mittwoch
nimmt im IFS-EPS zwar die Vielfalt an Lösungen zu, insgesamt dominiert jedoch
weiter ein Hoch! Die offene Frage lautet allenfalls wo der Schwerpunkt vor Anker
geht. Demnach duellieren sich die Wetterlagen Hoch Nordmeer, Hoch Mitteleuropa
und Hoch Britische Inseln, wobei letztgenannte Wetterlage die meisten Member
unter sich vereint. Recht sicher scheint, dass hierzulande, egal wo der
Schwerpunkt liegt, antizyklonale Strömungsbedingungen vorherrschen sollen.
Als Folge würden zwar anfangs noch leichte Niederschläge auftreten, im Verlauf
aber eher Frost und Nebel in den Fokus rücken. Je nach Temperaturniveau und
Mächtigkeit einer potentiellen Hochnebeldecke ist auch gefrierender Sprühregen
ein Thema. Aber der Reihe nach …
Heute Abend wirbelt ein hochreichendes Tief etwa über Golf von Genua und spannt
dabei eine großräumige Tiefdruckzone bzw. Zone von tiefem Geopotential auf, die
sich von der Iberischen Halbinsel und Nordafrika bis nach Polen und die Ukraine
erstreckt. Den Gegenpart liefert ein Rücken, der sich vom Atlantik über
Schottland und dem Nordostatlantik bis nach Skandinavien aufbäumt und bodennah
ein Hoch vom Nordostatlantik über Südskandinavien bis nach Russland stützt.
Deutschland liegt somit zwischen beiden Geopotential- und Luftdruckgebilden in
einer östlichen bis nordöstlichen Grundströmung, die durch das hochreichende
Tief hierzulande überwiegend zyklonal gekrümmt ist. Zudem sind in die Strömung
wiederholt schwache kurzwellige Anteile eingelagert, die etwas Hebung
generieren. So verlassen im Westen die Reste eines Niederschlaggebietes das
Land, während von Brandenburg und Sachsen neue, leichte Regen, Schneeregen, im
Bergland auch Schneefälle westwärts wandern und sich dabei stetig abschwächen.
Bis Dienstagmorgen sollen demnach vor allem östlich von Harz, Meißner und
Thüringer Wald nennenswerte Mengen zusammenkommen. Dabei befindet sich in der
Südwesthälfte des Landes bei Temperaturen in 850 hPa von -2 bis -7 Grad noch die
eingeflossene Kaltluft, während in den Nordosten, um das Hoch herum, mildere
Luft atlantischen Ursprungs einsickern kann und in 850 hPa die Temperaturen auf
+2 bis -2 Grad klettern lässt. Aus Warnsicht stehen also regional der geringe
Neuschnee, Glätte und Frost im Fokus. Nicht völlig zu vernachlässigen ist
potentieller gefr. Sprühregen im Bergland. Die Neuschneemengen von 1-5 cm, im
Stau evtl. auch bis 10 cm im Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge wurden über die
Nacht hinweg mit einer gelben Warnung versehen. Weiter westlich reichen
voraussichtlich gelbe Glättewarnungen aus, um die wenigen Flocken sowie
potentiell gefrierende Nässe über 500-600 Meter einzufangen. Im Süden wurde von
der Schwarzwald- und Alb-Region bis nach Ostbayern insgesamt vor vereinzelter
Glätte gewarnt. Aufgrund der noch recht dichten Bewölkung ist derzeit auch nicht
davon auszugehen, dass es länger aufklart und somit die Temperaturen auch
außerhalb der aktuell bewarnten Gebiete in den kritischen Bereich sinken und
Glätte nach sich ziehen. Der Wind weht im Küstenumfeld sowie in Gipfellagen der
Mittelgebirge noch stark bis stürmisch. Auch dies wurde schon über die Nacht
hinweg mit entsprechenden Warnungen notiert. Da sich die Bergkuppen häufig in
den Wolken befinden, sind bei der gesättigten Luft auch Raueisansammlungen zu
erwarten. Allerdings sollten dies zunächst noch keine gesonderten Probleme
darstellen.
Dienstag … sind zwei gegensätzlich Entwicklungen zu beobachten. Zum einen
schwächelt das hochreichende Tief langsam und verlagert sich west-südwestwärts.
Vor allem am Boden bleibt nur noch ein schwach ausgeprägter Tiefdruckbereich
übrig. In der Höhe ist das Tief in der Nacht zum Mittwoch zumindest über
Südwestfrankreich noch signifikant zu erkennen, sodass es zunehmend den
Charakter eines Kaltlufttropfens annimmt. Im Gegensatz zu diesen Entwicklungen
kann sich der Rücken vor allem über den Britischen Inseln deutlich stärken und
etwa an gleicher Stelle ein kräftiges Hoch induzieren. Insgesamt wird eine
Hochdruckzone vom Atlantik nach Polen und der südlichen Ostsee aufgespannt. Die
beschriebenen Vorgänge sorgen schließlich dafür, dass sich im Verlauf des
Dienstags hierzulande zunehmend antizyklonale Strömungsbedingungen durchsetzen
und somit das Hoch an Einfluss gewinnt. Entsprechend nehmen auch die sowieso
schon geringen Hebungsimpulse weiter ab, sodass auch die Niederschläge kaum noch
nennenswert daherkommen. In den höheren Lagen der östlichen und südlichen
Mittelgebirge kann es noch etwas krümeln. Durch die Stärkung des Hochs bei den
Britischen Inseln kann von der Nord- und Ostsee weiter auch etwas mildere Luft
ins Land fließen und die eingeflossene kühlere Luft in den Süden drängen.
Demnach sollen die Temperaturen in 850 hPa in der Nacht zum Mittwoch von Nord
nach Südwest etwa zwischen +4 und -7 Grad liegen. Im gleichen Zuge hat die
Stärkung des Hochs und das Schwächeln des Tiefs auch Einfluss auf die
Windentwicklung. Dieser lässt nämlich aufgrund der Auffächerung des Gradienten
weiter nach und weht allenfalls in Gipfellagen anfangs noch stark bis stürmisch.
An der Küste sind selbst auflandig nur noch einzelne steife Böen im Programm.
Entsprechend wird sich die Warnkarte wohl zumindest tagsüber weiter lüften. Ob
man die stürmischen Böen auf dem Brocken oder die einzelnen, auflandigen steifen
Böen an der Ostsee noch bewarnt, ist wohl Ansichtssache und kein Muss mehr. Für
die wenigen Schneeflocken in höheren Lagen einzelner Mittelgebirge würde auf
jeden Fall auch eine gelbe Glättewarnung reichen. Nachts sieht es dann etwas
anders aus, da könnte sich die Warnkarte aufgrund von Frostwarnungen und
regionaler Glättehinweise etwa zur Hälfte bis zu zweidrittel in gelb verwandeln.
Zudem besteht zumindest partiell ein geringes Nebelrisiko. Die Hochlagen der
Mittelgebirge liegen wohl weiter in den Wolken, sodass sich nachts bei Frost
erneut Raureif ablagern kann. Etwas Interessanter dürfte der potentielle
Sprühregen werden, der durch eine doch sich kräftigen Absinkinversion induziert
wird. Im Fokus steht dabei vor allem Mitteldeutschland. Da dort die
Prognosesoundings nahezu komplett unter 0 Grad liegen und gleichzeitig die -10
Grad Grenze recht weit verfehlt wird, wäre gefr. Sprühregen die Folge. Demnach
besteht regional das Potential für eine markante Warnung.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC
Mittwoch … ändert sich an der Großwetterlage wenig. Der Rücken sowie das
korrelierende Hoch sind weiter stabil über den Britischen Inseln. Gleichermaßen
ist von der Iberischen Halbinsel bis zum Schwarzen Meer tiefes Geopotential zu
verzeichnen, welches bodennah eine Tiefdruckzone mit schwachen
Luftdruckgegensätzen induziert. Deutschland wird dabei weiter vom Hoch
beeinflusst, sodass antizyklonale Strömungsbedingungen weiter auf der Agenda
stehen. Dabei wird auch die Kaltluft im Süden weiter abgebaut, sodass in der
Nacht zum Donnerstag in 850 hPa nur noch Werte zwischen +5 und -5 Grad mit
steigender Tendenz prognostiziert werden. Da sich der Rücken genau über
Deutschland hinweg bis nach Norditalien amplifiziert, kann sich auch der hohe
Luftdruck am Boden von den Britischen Inseln und der Nordsee bis nach Italien
und die Adria stärken. In der Folge nehmen auch hierzulande die Absinkprozesse
weiter zu. Doch einen kleinen Spielverderber haben wir noch im Programm. So soll
sich auf der Ostflanke des Hochs ein kleines Tief von Dänemark Richtung Hamburg
bewegen. Allerdings kommen die Hebungsimpulse des Tiefs gegen die Absinkvorgänge
des Rückens und des Hochs kaum an. Allenfalls kann die Absinkinversion regional
etwas gehoben werden, sodass im Norden gebietsweise Sprühregen fällt. Was
bedeuten nun die synoptischen Prozesse für die Warnkarte in Deutschland? Der
Wind spielt keine Rolle mehr. Er weht zwar noch spürbar aber halt nicht mehr
warnrelevant. Da es tagsüber abgesehen von den Hochlagen der Mittelgebirge
frostfrei bleibt, könnte voraussichtliche eine grüne Warnkarte winken. In der
Nacht sieht es jedoch anders aus. Bis auf den Norden werden wohl landesweit
Frostwarnungen nötig. Dazu kann sich regional Nebel bilden, der auch Glätte
induzieren kann. Zudem besteht weiter die Gefahr vor gefr. Sprühregen. In der
Nacht zum Donnerstag kann dieser wieder in Mitteldeutschland aber auch in
anderen Regionen auftreten. Demnach sind gebietsweise auch orange Flecken nicht
auszuschließen.
Modellvergleich und -einschätzung
Bis einschließlich Dienstag gibt es kaum oder keine Unterschiede bei der
Beurteilung der synoptischen Entwicklungen. Am Mittwoch wird das kleinräumige
Tief im Norden derzeit noch leicht abweichend in der Stärke sowie der zeitlichen
und räumlichen Entwicklung simuliert. Ansonsten beschreiben die Modelle die
Geopotential- und Luftdruckverteilung weiter vergleichbar.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel