#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 06.12.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 06.12.2024 um 10.30 UTC
Winterlich. Anfangs windig und im Bergland zeitweise leichter Schneefall, ab der
Wochenmitte Wetterberuhigung, in den Nächten mäßiger Frost.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 13.12.2024
Am Montag liegt Deutschland an der Nordflanke eines Höhentiefkomplexes, der
mehrere Kerne über Süd- und Südosteuropa aufweist. Dieser wird flankiert von
einem Höhenkeil, der sich vom nahen Ostatlantik bis in den Ostseeraum ausweitet.
Die Frontalzone ist weit im Norden zu finden und erstreckt sich vom Raum Island
über Lappland hinweg zum nördlichen Ural. An der Südflanke des Höhenkeils ergibt
sich über Mitteleuropa eine kräftige nordöstliche Strömung. Resultierend hieraus
verstärkt sich der Zustrom arktischer Polarluft aus Nordosteuropa, so dass die
Niederschläge bis in Lagen um 400 m in Schnee übergehen. Im Bayerischen Wald und
am östlichen Alpenrand sind um 10 cm Neuschnee möglich, sonst reicht es meist
nur für ein paar Flocken. Diese Schneefälle dauern im Südosten unter
Abschwächung bis in die Nacht zum Dienstag an. In Hochlagen sowie an hierfür
anfälligen Küstenabschnitten sind stürmische Böen nicht auszuschließen. Mehr zum
Hoch hin, d.h. im Nordwesten und im Norden, stellen sich vermehrt Auflockerungen
ein.
Am Dienstag verstärkt sich von Norden her der antizyklonale Einfluss, so dass
allenfalls im Bayerischen Wald und an den Alpen noch ein paar Schneeschauer
möglich sind. Ansonsten lockert die Bewölkung vermehrt auf. Da der Gradient
aufzuweichen beginnt, wird der Wind schwächer, ab dem Abend sollte es selbst im
höheren Bergland kaum noch für warnrelevante Böen reichen. In der Nacht zum
Mittwoch dürfte sich dann bei Aufklaren verbreitet mäßiger Frost einstellen. Bei
Aufklaren über schneebedeckten Gebieten im Bergland ist dann und auch in den
Folgenächten strenger Frost nicht auszuschließen.
Danach wird der über Südeuropa liegende Höhentiefkomplex unter Auffüllung
auseinandergezogen. Während sich der westliche Kern über die Iberische Halbinsel
hinweg westwärts verlagert, ist der östliche Kern dann über Südosteuropa zu
finden. Zwischen beiden Kernen wird über Mitteleuropa die Ostströmung
antizyklonaler, was das Absinken verstärkt. Gleichzeitig verlagert sich die
Achse des Bodenhochs, die sich zunächst von Schottland nach Südskandinavien
erstreckte, in ihrem östlichen Teil südwärts und damit in den Norden
Deutschlands. Dies geht mit einer beginnenden Abschwächung des Hochs einher. An
der Ostflanke des Hochs und somit über Westrussland weitet sich ein Trog nach
Süden aus. Ein vorgelagertes schwaches Frontensystem kann den Norden und
Nordosten Deutschlands streifen, so dass dort geringe Niederschläge möglich
sind. Deren Phase ist noch unsicher, zumindest nachts und in den Frühstunden
besteht dabei Glättegefahr. In den anderen Gebieten stellt sich zusehends eine
Inversionslage ein. In einigen Regionen vor allem im Süden Deutschlands ist ab
Donnerstag auch tagsüber leichter Dauerfrost möglich.
Am Freitag erfolgt von Island ausgehend nach Schottland gerichtet eine weitere
Austrogung. Druckfall schwächt die Hochbrücke in ihrem westlichen Teil, so dass
die Strömung auf Südwest zu drehen beginnt. Dabei sind die Luftdruckgegensätze
zunächst noch sehr gering.
Am Samstag arbeitet sich der nicht allzu kräftige, aber breite Trog nach
Mitteleuropa vor. Im Bodendruckfeld stellt sich eine zunächst schwache westliche
Strömung ein. Mit dieser können erste Niederschläge von Nordwesten und Westen
bis auf die Mitte Deutschlands übergreifen, wobei deren Phase noch unsicher ist.
Zumindest im Bergland sind anfangs noch einige Zentimeter Schnee zu erwarten.
Über dem Nordatlantik organisiert sich derweil die Frontalzone neu.
Wahrscheinlich ab Sonntag beginnend setzt sich wie üblich bereits in der
Vorweihnachtszeit überall eine straffe westliche Strömung und hierdurch eine
Milderung durch, wobei die Niederschläge dann auch Süddeutschland erfassen. Der
Gradient verschärft sich, so dass im Bergland und an der Küste Sturmböen
aufkommen; exponiert sind dann auch schwere Sturmböen möglich. Vom westlichen
Bergland bis in die Mitte hinein können die Niederschläge, die dann durchweg als
Regen fallen, längere Zeit andauern.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich Mittwoch zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zu den
gestrigen Modellrechnungen. Am Donnerstag wird vom aktuellsten Lauf die
Austrogung über Osteuropa kräftiger und weiter im Westen gezeigt, wodurch das
wetterbestimmende Hoch weiter nach Westen abgedrängt wird. Mit dieser
Trogbildung scheint das Modell so seine Probleme zu haben. Während der gestrige
Modelllauf am Freitag diesen Trog in Richtung Südural ausweiten ließ, zeigte der
nachfolgende 12 UTC-Lauf die Achse ca. 2000 km weiter westlich in Richtung
Adria.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird das Übergreifen eines
weiteren Troges auf Mitteleuropa rascher simuliert als dies noch bei den
gestrigen Modellläufen der Fall war. Demnach würde am Samstag eine
durchgreifende Milderung im Norden und Westen und am Samstag dann auch in den
anderen Gebieten erfolgen. Nach dem gestrigen 12 UTC-Lauf würde der in Richtung
Süditalien austropfende Trog die Zirkulation blockieren und die Milderung über
Mitteleuropa somit unterbinden.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Freitag wird die oben beschriebene Entwicklung von den
verfügbaren Modellen gestützt. Prognoserelevante Unterschiede sind bis dahin
nicht erkennbar.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergeben sich dann
unterschiedliche Ergebnisse. Den Trog, den EZMW auf Mitteleuropa übergreifen
lässt, zeigt GFS weiter im Norden nach Osten ablaufend. Demnach wäre am
Wochenende eine Milderung auf den Norden und Teile der Mitte beschränkt, wogegen
südlich der Mittelgebirgsschwelle ein Luftmassenwechsel ausbleiben würde. Das
Modell des kanadischen Wetterdienstes konserviert den antizyklonalen Einfluss,
was auf eine Andauer des ruhigen Winterwetters hinauslaufen würde.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS stützt über Mitteleuropa den antizyklonalen Einfluss. Anzeichen
einer durchgreifenden Milderung sind hier nicht zu sehen. Erst mit Beginn der
Woche nach dem dritten Advent zeigen sich im Nordwesten schwache Signale für
leicht ansteigende Temperaturen.
Das EPS des EZMW bremst gegenüber dem hauseigenen deterministischen Lauf die ab
dem dritten Adventswochenede beginnende Milderung zumindest im Süden aus. Der
EFI zeigt dort weiterhin leicht unternormale Temperaturen; Signale, dass sich
die Frontalzone nach Mitteleuropa durchsetzt, sind beim EFI nicht zu finden. Bei
den Rauchfahnen begibt sich der deterministische Lauf an die warme Seite der
Verteilung der Einzellösungen.
Allerdings ergibt das Clustering andere Resultate. Hier ist es nur das mit 12
Einzelläufen am schwächsten besetzte Cluster, das die antizyklonale Lage
andauern lässt. Aber die straffe Westströmung, wie sie der deterministische Lauf
im Angebot hat, wird auch nur von 16 Membern gestützt. Knapp die Hälfte der
Member beschränken die Milderung auf die Gebiete nördlich der
Mittelgebirgsschwelle, was als Kompromisslösung zu sehen ist.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen favorisiert ebenfalls einen Übergang zu
einer durchgreifenden Milderung. Bereits am dritten Adventswochenende zeigen die
Hälfte der EPS-Member mit zunehmender Tendenz den Übergang zu einer Westlage,
wobei antizyklonale und zyklonale Member in etwa dieselbe Anzahl ergeben. Bei
einer antizyklonalen Lage würde die Milderung südlich der Mittelgebirgsschwelle
hinausgezögert, was bei etwas mehr als der Hälfte der Einzelläufe der Fall wäre.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Montag sind im Bayerischen Wald und an den Ostalpen noch einmal um 10 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden zu erwarten, wobei die leichten Schneefälle
in der Nacht zum Dienstag noch andauern. Außerdem gibt es mit geringer werdender
Wahrscheinlichkeit in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und anfangs an
exponierten Abschnitten der Ostseeküste noch Sturmböen Bft 8/9.
Bedingt durch eine von Norden einsetzende Gradientabnahme sind am Dienstag
stürmische Böen auf exponierte Hochlagen des Bayerischen Waldes und des
Schwarzwaldes beschränkt. Sonst sind keine markanten Wettergefahren zu erwarten.
In der Nacht zum Mittwoch muss bei Aufklaren mit mäßigem Frost unter -5 Grad
gerechnet werden.
In Verbindung mit einem sich auflösenden Frontensystem kommt am Mittwoch von
Norden und in der Nacht zum Donnerstag auf Teile der Mitte übergreifend geringer
Niederschlag auf, der teils als Schnee oder Schneegriesel, teils als Sprühregen
fällt, vor allem im Mittelgebirgsraum besteht dabei nach vorherigem Frost
Glättegefahr. Im Süden ist in den Folgenächten bei Aufklaren über Schnee
strenger Frost nicht auszuschließen.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann