#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Donnerstag, den 05.12.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.12.2024 um 10.30 UTC
Winterlich, zunächst nasskalt mit häufigen Niederschlägen, ab der Wochenmitte
Wetterberuhigung und bei Aufklaren oft mäßiger Frost.
Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 12.12.2024
Am Sonntag liegt Deutschland im Randbereich eines aus mehreren Kernen
bestehenden Höhentiefkomplexes. Während der südliche Kern das Ergebnis eines
vorherigen Austropfprozesses war, ist der nördliche Kern dem Sturmtief des
Vortages zuzuschreiben. Dieses hatte sich nicht, wie zunächst erwartet, in den
Ostseeraum verlagert, sondern wurde unter rascher Auffüllung über den Westen
Deutschlands hinweg südwärts gesteuert und in die Zirkulation des dann bereits
südlich der Alpen liegenden Tiefs integriert. Bedingt durch die
gesamttroposphärische Abkühlung gehen die Niederschläge oberhalb 600 m, im
Alpenvorland auch in Lagen darunter, in Schnee über. An den Alpen können mehr
als 10 cm Neuschnee zusammenkommen, wogegen es sonst im Bergland nur für wenige
Zentimeter reicht. Infolge der Kräftigung eines Hochs über Schottland und
Südskandinavien erfolgt eine Gradientverschärfung, so dass der Nordostwind
auffrischt und im Bergland sowie an der See vermehrt Sturmböen Bft 8/9
aufkommen.
Resultierend aus dieser kräftigen Nordostströmung verstärkt sich am Montag der
Zustrom arktischer Polarluft aus Nordosteuropa, so dass die Niederschläge bis in
Lagen um 400 m in Schnee übergehen. In den östlichen und süddeutschen
Mittelgebirgen können einige bis etwa 10, im Bayerischen Wald und in Richtung
Alpen auch deutlich mehr als 10 cm Schnee hinzukommen. Diese Schneefälle dauern
unter Abschwächung bis in die Nacht zum Dienstag an. Da sich an der
Windsituation nur wenig ändert, besteht in freien Hochlagen die Gefahr von
Verwehungen. Mehr zum Hoch hin, d.h. im Nordwesten und im Norden, stellen sich
vermehrt Auflockerungen ein.
Am Dienstag verstärkt sich von Norden her der antizyklonale Einfluss, so dass
allenfalls in den süddeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen noch ein paar
Schneeschauer möglich sind. Ansonsten lockert die Bewölkung vermehrt auf. Da der
Gradient aufzuweichen beginnt, wird der Wind zusehends schwächer, ab dem Abend
sollte es selbst im höheren Bergland kaum noch für warnrelevante Böen reichen,
wobei dann auch die Verwehungsgefahr geringer wird. In der Nacht zum Mittwoch
dürfte sich dann bei Aufklaren verbreitet mäßiger Frost einstellen. Bei
Aufklaren über schneebedeckten Gebieten im Bergland ist dann und auch in den
Folgenächten strenger Frost nicht auszuschließen.
Danach teilt sich der südlich der Alpen liegende Höhentiefkomplex. Während sich
der westliche Kern in die Biskaya verlagert, ist der östliche Kern dann über
Südosteuropa zu finden. Zwischen beiden Kernen stellt sich über Mitteleuropa
eine antizyklonale Ostströmung ein, wodurch sich das Absinken verstärkt. In der
Nacht zum Donnerstag verlagert sich die Achse des Bodenhochs, die sich zunächst
von Schottland nach Südskandinavien erstreckte, in ihrem östlichen Teil südwärts
und damit in den Norden Deutschlands. Dies geht mit einer beginnenden
Abschwächung des Hochs einher. Frontale Prozesse werden vorerst von Mitteleuropa
ferngehalten, so dass auch am Donnerstag das trockene Winterwetter andauert.
Dabei stellt sich zusehends eine Inversionslage ein. In einigen Regionen vor
allem im Süden Deutschlands und mit geringerer Wahrscheinlichkeit auch in Teilen
der Mitte ist durchaus bereits ab Mittwoch vermehrt ab Donnerstag auch tagsüber
leichter Dauerfrost zu erwarten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kommt über Westeuropa wieder
eine Troglage zustande. Zunächst sind die druck- und Geopotentialgegensätze
gering, so dass sich vorerst noch keine Änderung ergibt. Am Samstag arbeitet
sich der nicht allzu kräftige Trog nach Mitteleuropa vor. Im Bodendruckfeld
stellt sich eine schwache südwestliche Strömung ein. Mit dieser können erste
schwache Niederschläge auf den Nordwesten und Westen Deutschlands übergreifen,
wobei deren Phase noch unsicher ist. Über dem Nordatlantik organisiert sich
derweil die Frontalzone neu. Wahrscheinlich ab Sonntag beginnend setzt sich
überall eine südwestliche Strömung und hierdurch eine beginnende Milderung
durch.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bereits ab Montag zeigen sich leichte Unterschiede zu den gestrigen
Modellläufen. Hatte der gestrige 00 UTC-Lauf noch eine Strömung voll aus Nord zu
bieten, zeigt der aktuelle Modelllauf eine nordöstliche Strömung. Der Gradient
ist jedoch ähnlich, so dass sich diese Unterschiede kaum auswirken sollten. Auch
den ab Dienstag ausgeprägt antizyklonalen Charakter hatten die gestrigen
Modellläufe noch nicht im Programm.
Die ab dem dritten Adventswochenende allmählich in Gang kommende Milderung ließ
sich auch anhand der gestrigen Simulationen herausarbeiten.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis einschließlich Dienstag wird die oben beschriebene Entwicklung von allen
verfügbaren Modellen gestützt. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten. Am Mittwoch verlagert sich die Hochbrücke nach GFS und
UK10 bereits in den Norden Deutschlands, wogegen dies bei ICON und EZMW erst ab
der Nacht zum Donnerstag der Fall ist. Am Donnerstag erwarten alle Modelle die
Achse der Brücke über dem Nordosten Deutschlands, wodurch sich an deren
Südflanke eine östliche bodennahe Strömung einstellt. Auch die Milderung ab dem
letzten Adventswochenende ist bei allen Modellen gesetzt, wobei zumindest im
Süden und Südosten ein Luftmassenwechsel noch ausgebremst wird.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das EPS des GFS stützt weitgehend die oben beschriebene Entwicklung und zeigt im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum mit dem Übergang zu einer
trogvorderseitigen Lage Indizien für eine erneute Milderung und zumindest nicht
für eine Andauer der winterlichen Witterung. Der Spread nimmt ab Dienstag
signifikant zu, wobei der deterministische Lauf bzgl. einer Milderung
vorprescht. Bei einem Drittel bis etwa der Hälfte der EPS-Member bleibt ein
Temperaturanstieg auch nach dem dritten Adventswochenende aus. Allerdings lassen
sich ab Freitag wieder vermehrt Niederschlagssignale finden.
Das EPS des EZMW folgt weitgehend dem hauseigenen deterministischen Lauf.
Allerdings kommt zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin die Gradientzunahme
langsamer in Gang als oben beschrieben, wodurch sich mildere Luft nicht so recht
durchsetzen kann. Zumindest im Süden und Südosten Deutschlands sollte die
Milderung noch ausgebremst werden. In diese Richtung zielt auch das Clustering,
das in kann über der Hälfte der Member über Mitteleuropa und später etwas weiter
westlich erneut eine Blockierung ansetzen lässt. Die Folge wäre eine
Hochdruckrandlage mit geringen Luftdruckgegensätzen, Grundschichtprozessen und
ohne Luftmassenwechsel. Der deterministische Lauf ist demzufolge auch dem mit 24
Membern etwas schwächer besetzen Cluster zugeordnet. Beim Clustering gemäß
Großwetterlagen zeigt sich ebenfalls eine annähernd hälftige Verteilung von
antizyklonalen Lagen und Zirkulationsformen mit einem Trog über West- oder
Mitteleuropa. Auch der EFI lässt Anzeichen einer sich nach Mitteleuropa
durchsetzenden Frontalzone vermissen. Erst zur Wochenmitte hin kommen zyklonale
Lagen mit einer straffen Westströmung mehr zum Zuge. Dann wird es auch Zeit für
die weihnachtliche Milderung.
Wie beim EPS des GFS wird auch beim EPS des EZMW der Spread ab Dienstag rasch
größer, wobei der deterministische Lauf im warmen Bereich der Verteilung der
Einzellösungen zu finden ist. Eine Zunahme der Signale für Niederschlag bleibt
jedoch aus, was eher auf einen antizyklonalen Wettercharakter schließen lässt.
Ein leichter Temperaturanstieg ließe sich zum Ende des erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraumes allenfalls für den Nordwesten und Westen
Deutschlands herausarbeiten. Ansonsten bleibt wahrscheinlich ein
Luftmassenwechsel noch aus.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Mit der Drehung der Strömung auf Nordost sind am Sonntag unmittelbar an den
Alpen mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden zu erwarten, in der
Nacht zum Montag dauern diese Schneefälle wahrscheinlich unvermindert an.
Darüber hinaus besteht in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und in der
Nacht zum Montag zusätzlich auch an der Ostseeküste die Gefahr von Sturmböen Bft
8/9 aus Nordost.
Am Montag sind im Südosten und dort vor allem in Richtung Ostalpen weitere und
meist leichte Schneefälle zu erwarten, in Alpennähe und im Bayerischen Wald
zeichnen sich innerhalb 12 Stunden mehr als 10, in Staulagen auch über 15 cm
Neuschnee ab. Im Bayerischen Wald besteht aufgrund des böigen Windes zudem
Gefahr von Verwehungen. In den Hochlagen der Mittelgebirge, an der Ostseeküste
sowie über der offenen Nordsee muss weiterhin Sturmböen Bft 8/9 aus Nordost
gerechnet werden.
Danach lassen die Niederschläge im Süden und Südosten nach. Am Dienstag sind
dort wahrscheinlich keine nennenswerten Schneefälle mehr zu erwarten, zudem
besteht nur noch eine geringe Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen in den
Kamm- und Gipfellagen der süddeutschen und östlichen Mittelgebirge. Insgesamt
erfolgt eine Wetterberuhigung, in den Nächten ist bei Aufklaren mäßiger Frost,
im Bergland über Schnee strenger Frost nicht auszuschließen. In einigen Regionen
vor allem im Süden Deutschlands, mit geringerer Wahrscheinlichkeit aber auch in
Teilen der Mitte kann sich auch tagsüber leichter Dauerfrost einstellen.
Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS, leichter Temperaturanstieg aufgrund der größtenteils
schwachgradientigen Lage im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
allenfalls im Nordwesten und Westen.
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann