#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Dienstag, den 03.12.2024 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 03.12.2024 um 10.30 UTC
Insgesamt wechselhaft mit Niederschlägen, sinkende Schneefallgrenze bis in
mittlere Lagen, bei intensiveren Niederschlägen bis in tiefere Lagen. Zeit- und
gebietsweise stürmisch.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 10.12.2024
Die mittelfristige Wetterentwicklung ist insgesamt mit größeren Unsicherheiten
behaftet, von daher sind detaillierte Beschreibungen schwierig. Insgesamt steht
uns aber ein zyklonal beeinflusster, nass-kalter und zumindest im Bergland
wahrscheinlich winterlicher Witterungsabschnitt ins Haus. Die Beschreibung der
mittelfristigen Entwicklung erfolgt auf Basis des aktuellen Modelllaufes, da die
Clusterung des IFS-Ensembles diesen zumindest in den „stärksten“ Cluster
einsortiert und sich auch die Anzahl der Cluster erstaunlicherweise in Grenzen
hält (zur Clusterung aber später mehr).
Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag überquert uns die zunehmend okkludierende
Front eines Tiefs, das von der nördlichen Nordsee ostwärts über Südskandinavien
zieht. Dabei kommt es von Nordwest südostwärts ausgreifend zu Niederschlägen,
nach Osten und Südosten hin kann anfangs kurzzeitig Schnee, Schneeregen oder
gefrierender Regen (vor allem höhere, „kalte“ Muldenlagen) nicht ausgeschlossen
werden, meist fällt aber Regen. An den Alpen, eventuell am Erzgebirge stauen die
Niederschläge bis in die Abendstunden oder auch die Nacht hinein an. Der Wind
weht zudem zeit- und gebietsweise stark bis stürmisch und dreht von südlichen
Richtungen auf West bis Nordwest. Im höheren Bergland und an den Küsten muss mit
schweren Sturmböen gerechnet werden, exponiert sind orkanartige Böen nicht
ausgeschlossen (v.a. auch an der nordfriesischen Küste). Im späteren
Tagesverlauf nachlassend, an den Küsten nachts. Rückseitig der Front fließt ein
Schwall Polarluft ein. Im Trogbereich, der uns im Tagesverlauf ebenfalls
überquert, folgen vor allem im Norden Schauer/schauerartige Niederschläge. Die
Schneefallgrenze sinkt auf etwa 800 bis 1000 m, im Süden bleibt sie um 1200 m,
in Hochlagen vom Erzgebirge bzw. in den Alpen kann es daher etwas Neuschnee
geben. In der Nacht setzt sich im Süden kurzzeitig Zwischenhocheinfluss durch,
die Niederschläge klingen meist ab, im Norden bleibt etwas höhenkältere Luft und
ggf. sorgt ein flacher Kurzwellentrog noch für einzelne Schauer.
Am Samstag nähert sich von den Britischen Inseln her der nächste Trog und
vorgelagert ein sich intensivierendes Wellentief. Bewölkung und aufkommender
Regen greifen von Westen her morgens (nach ICON bereits im Laufe der Nacht) auf
Deutschland über, Unsicherheiten bestehen nicht nur beim Timing, sondern auch in
der Lage des Tiefs. Nach aktuellem Vorhersagestand zieht es mit seinem Zentrum
über die mittleren Landesteile von West nach Ost. Auf der Südflanke des Tiefs
frischt der Wind deutlich auf, es muss voraussichtlich vor allem über den
südlichen Landesteilen (je nach Zugbahn) zeitweise mit stürmischen
Böen/Sturmböen, im Bergland mit schweren Sturm-/orkanartigen Böen gerechnet
werden. Auf der Nord-/Nordwestflanke des Tiefs, also über dem Westen und
Südwesten des Landes, werden erhöhte Niederschlagsmengen simuliert, insbesondere
mit Nordanstau im Bereich der westlichen und südwestlichen Mittelgebirge auf der
Rückseite des Tiefs. Ob dabei Dauerregenschwellen überschritten werden, muss
abgewartet werden, da auf der Rückseite zudem Polarluft einfließt und die
Schneefallgrenze möglicherweise recht rasch bis in recht tiefe Lagen sinken
könnte. Bei intensiveren Niederschlägen im Westen/Südwesten könnte auch bis in
tiefere Lagen Schnee fallen. Wahrscheinlich aber vor allem im Bergland oberhalb
400 bis 600 m Übergang in Schnee und einige Zentimeter Neuschnee. Im
Zusammenspiel mit dem Wind sind auch Verwehungen – vor allem im Bergland –
möglich.
Am Sonntag und Montag befindet sich Deutschland unter einem umfangreichen
Höhentief wieder, dessen Drehzentrum sich im Bereich Südostbayern, Tschechien,
Österreich befindet. Das Bodentief liegt östlich von uns. Um das Tief herum wird
feuchte Luft von Osten her ins Land gesteuert, im Höhentiefbereich herrscht
Höhenkaltluft. Es kommt daher wiederholt zu Niederschlägen, teils schauerartig
verstärkt. Genaue Schwerpunkte und Mengen sind recht unsicher, allerdings deutet
sich eine Schneefallgrenze um 200 bis 400 m an, so dass in mittleren und höheren
Lagen überwiegend Schnee fällt. Bei intensiveren Niederschlägen auch mal bis in
recht tiefe Lagen. Am Sonntag gibt es im Südosten ggf. noch „Restböen“ des
abziehenden Tiefs vom Samstag, ansonsten nimmt der Gradient zwischen der sich
über Nordeuropa bildenden Hochdruckzone und dem Tief über dem östlichen
Mitteleuropa/Osteuropa zu, daher muss insbesondere im Küstenumfeld mit
stürmischem Nordostwind gerechnet werden, exponiert (vor allem an der Ostsee)
muss mit Sturmböen, teils schweren Sturmböen gerechnet werden.
Am Dienstag dominiert weiterhin das umfangreiche Höhentief über großen Teilen
Europas, das Bodentief (das Tief, was uns am Samstag ja wahrscheinlich recht
intensiv ostwärts überquert) soll von Osten her (nun wieder) westwärts über
Deutschland ziehen. Insgesamt ändert sich am Wettercharakter dadurch aber wenig,
eventuell nimmt in der Osthälfte die Niederschlagsneigung gegenüber den Vortagen
ab. Ansonsten regnet es gebietsweise, in mittleren bis höheren Lagen fällt
Schnee. Vor allem im Küstenumfeld voraussichtlich weiterhin starker bis
stürmischer Wind aus Nordost bis Ost.
Auch für die erweiterte Mittelfrist ergeben sich kaum Änderungen,
voraussichtlich dominiert das über Europa liegende Höhentief weiterhin die
Wetterentwicklung, die genaue Ausgestaltung ist freilich unsicher.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe kann nur als mäßig, im Verlauf
der Mittelfrist gar als schlecht bezeichnet werden. Bereits zu Beginn der
Mittelfrist am Freitag wird das Tief über dem südlichen Skandinavien
unterschiedlich, im gestrigen 12 UTC-Lauf sogar mit einem weiteren Drehzentrum
über der Nordhälfte Deutschlands simuliert. Damit gehen Unsicherheiten bezüglich
der Niederschlagsschwerpunkte und -andauer einher. Dass die Temperatur
rückseitig zurückgeht, ist dagegen recht sicher. Die Unsicherheiten in der
weiteren Entwicklung nehmen weiter zu. Zwar zeigen sich in der mittleren
Troposphäre insgesamt recht ähnliche Grundstrukturen mit leichten Abweichungen
in Amplitude und Timing, schaut man sich allerdings die Luftdruckverteilung am
Boden an, wird z.B. das sich zu Samstag bei den Britischen Inseln
intensivierende Wellentief in der Position und Verlagerung sehr unter
prognostiziert. Der aktuellste Lauf hat das Tief um 500 km weiter südlich im
Plan und verlagert es daher eher über die Südhälfte des Landes ostwärts, die
Vorläufe ließen es eher über Benelux auf die nördlichen Landesteile übergreifen
und simulierten den Kerndruck teils um 10 hPa tiefer.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Mit Blick auf andere Globalmodelle zeigen sich ebenfalls größere Diskrepanzen.
Alle zeigen das sich intensivierende Wellentief für Samstag, allerdings sehr
unterschiedlich: GFS am intensivsten und noch intensiver als die IFS-Vorläufe
sowie auf einer recht nördlichen Zugbahn, ICON mit einer ähnlichen Zugbahn wie
der aktuelle IFS-Modelllauf, allerdings deutlich flacher und progressiver, UK10
liegt irgendwo dazwischen. Hinzu kommt im weiteren Verlauf, dass ICON deutlich
kälter aufgestellt ist, da es das Drehzentrum des Höhentiefs noch etwas weiter
östlich verortet.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC bis
Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) lediglich zwei Cluster mit 33 und 18 Membern,
wobei der Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1 einsortiert werden. Cluster 2
unterschiedet sich dahingehen, dass der von der Nordsee hereinschwenkende Trog
noch weiter nach Süden ausgreift. In wie weit das für unser Gebiet
prognoserelevant ist, ist unsicher, eventuell ergibt sich dadurch eine etwas
geringere Verlagerung der okkludierenden Front nach Osten. Marginale
Unterschiede ergeben sich daraus aber wohl nicht. Der Freitag an sich hält sich
bezüglich der Unsicherheiten also noch im Rahmen, die oben angesprochenen
Differenzen für den Samstag fallen aufgrund der zeitlichen Auflösung hier
offensichtlich unter den Tisch.
Für den zweiten Zeitabschnitt von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis
+168 h) werden drei Cluster mit 27, 21 und 3 Membern angeboten. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich erneut in Cluster 1. Cluster zwei zeigt ebenfalls
eine Höhentief über weiten Teilen Europas, das Drehzentrum wird etwas weiter
südlich angedeutet, insgesamt dürfte sich an der Grundeinschätzung Dadurch aber
kaum etwas ändern, die Unsicherheiten bzgl. möglicher Niederschlagsschwerpunkte
wurde ja bereits erwähnt. Noch weiter südlich verortet der 3. Cluster
(allerdings mit nur 3 Membern) das Höhentief, letztendlich über dem westlichen
Mittelmeer. Für unseren Vorhersageraum würde dann überwiegend das sich bei den
Britischen Inseln etablierende Höhenhoch wetterbestimmend sein: kalte
Ostströmung, aber tendenziell trocken… das ist bisher aber eine sehr „elitäre“
Lösung.
Die Rauchfahnen zeigen in allen Parametern einen bereits zu Beginn deutlichen
vorhandenen Spread, der sich im Verlauf der Mittelfrist noch etwas weitet. Die
Temperaturkurve in 850 hPa fällt langsam aber stetig ab (bei zunehmendem
Spread), der Durchzug des Tiefs macht sich in der Mitte und im Süden teils
nochmal durch einen kurzen Temperaturanstieg im Warmsektor (Südflanke)
bemerkbar. Niederschlagssignale sind reichlich vorhanden, Peaks sind am Freitag
mit Frontdurchgang und mit Durchzug des Tiefs vor allem am Samstag zu sehen. Die
Außenseiter-Clusterlösung zum Ende der Mittelfrist mit ansteigendem Geopotenzial
zeigt sich auch in den Rauchfahnen als Möglichkeit mit 1 oder 2 Membern, wenn
auch gering wahrscheinlich.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Warntechnisch steht der Wind auf dem Programm, insbesondere auch mit der
Tiefquerung im Verlauf des Samstages mit gebietsweise stürmischen Böen,
exponiert eventuell auch schwere Sturm-/orkanartige Böen. Am Freitag in Böen
starker bis stürmischer (Bft 8), auf West drehender Wind, zeitweise Sturmböen
(Bft 9) im Bergland und an den Küsten exponiert schwere Sturmböen (Bft 10). An
der Nordsee und auf den Inseln (Nordfriesen) lokal orkanartige Böen (Bft 11) aus
West bis Nordwest nicht ausgeschlossen. Und im weiteren Verlauf dann kräftiger
Wind um Nordost an den Küsten durch den erhöhten Gradienten zwischen tiefem
Luftdruck über Mittel-/Osteuropa und hohem Luftdruck über dem Nordmeer und
Skandinavien.
Hinsichtlich erhöhter Niederschlagsmengen deutet sich am Wochenende mit dem Tief
eventuell gebietsweise Dauerregen an, allerdings sinkt dann auch die
Schneefallgrenze, in intensiveren Niederschlägen eventuell auch bis in recht
tiefe Lagen. Die Unsicherheiten bzgl. Menge, Schwerpunkten und auch
Niederschlagsphase sind also noch groß. Der EFI zeigt bzgl. Schneefall erhöhte
Signale am Freitag an den Alpen und in Richtung Erzgebirge, am Samstag recht
großflächig im Westen/Südwesten, am Sonntag ebenfalls recht großflächig im
Süden/Südosten und am Montag ebenfalls gebietsweise (v.a. Bergland?) diagonal
über der Mitte. Bezüglich Niederschlag im allgemeinen finden sich im EFI erhöhte
Signale mit der okkludierenden Front am Freitag in der Osthälfte und der
Tiefquerung am Samstag vor allem im Westen/Südwesten.
Im Verlauf des Wochenendes zurückgehendes Temperaturniveau, dabei häufig
Nachtfrost.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-EZ
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger