S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.12.2024 um 10.30 UTC

Zeit- und gebietsweise windig bis stürmisch. Wiederholt nass, Schneefall
zunächst bevorzugt in den höheren, in der neuen Woche auch in tieferen Lagen.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 09.12.2024

Ich stelle das Mittelfristfazit voran: Egal welches Modell am Ende recht behält,
die Mittelfrist ist geprägt von nassem und windigem Wetter. Wo und wann sich
Sturm und Schneefall durchsetzen, ist offen.

Das „Highlight“ der Mittelfrist ist der Donnerstag, an dem sich in Trog ostwärts
verabschiedet und kurzzeitig Platz macht für einen Keil aus Südwesten. Über
Osteuropa liegt ein umfangreiches Hochdruckgebiet, knapp östlich von Island ein
markantes Tief. Es lenkt zunächst am Donnerstag mildere und feuchte Luft von
Westen ins Land. Bis zum Abend wird die 0 Grad Isobare weit in den Osten
Deutschlands verdrängt. Die Feuchteschliere der Warmfront bröselt unter dem Keil
und die Niederschläge sind marginal. Erst in der Nacht zum Freitag nehmen die
Niederschläge mit Annäherung der Kaltfront und Eindringen eines Tiefablegers in
die Nordsee von Westen her zu. Da im Osten und Südosten noch länger kalte Luft
liegt, ist das Timing von Front und Durchsetzen milder Luft infolge
Durchmischung entscheidend für gefrierenden Regen und Glatteis. Nach aktueller
Lesart lässt sich der in den frühen Freitagmorgenstunden von Vorpommern über das
Erzgebirge bis an den östlichen Alpenrand nicht ausschließen. Die Durchmischung
wird durch das Tief erreicht, das für eine deutliche Windzunahme sorgt. Dabei
sind vor allem auf den Bergen zunehmend Sturmböen wahrscheinlich. Auch an den
Küsten und in anfälligen Leelagen der Mittelgebirge sind Sturmböen möglich. Ob
es exponiert auf Nordseeinseln und in Gipfellagen auch für schwere Sturmböen
reicht, ist derzeit unsicher.

Am Freitag bestimmt das Tief über der Nordsee unser Wetter. Es verlagert sich
ost-südostwärts, füllt sich dabei auf, sorgt aber bis weit in die Nacht für
Feuchtenachschub aus Nordwesten. Dabei fließt auch wieder deutlich kältere Luft
ins Land (bis -5 Grad in 850 hPa). Bei den Britischen Inseln steht ein weiteres
Tief „zum Angriff bereit“. Es hat sich auf dem langen Weg über den Atlantik
reichlich mit Feuchtigkeit vollgesaugt. Zwischen beiden Druckgebilden wölbt sich
ein Keil auf, der zwar theoretisch von Höhenunterstützung profitieren könnte,
dem sich verstärkenden Tief schließlich aber nichts entgegenzusetzen hat. Die
Keilachse zieht in der Nacht zum Samstag und am Samstagmorgen nach Deutschland
und ostwärts durch. Das Wetter beruhigt sich vorübergehend. Der Wind lässt nach.

Das Tief mit Kern dann über England (Kerndruck voraussichtlich 985 hPa) lenkt
gegen Samstagmittag seine Warmfront von Westen her nach Deutschland. Es beginnt
zu regnen. Der Warmsektor ist nicht besonders breit, da sich das Tief im
Tagesverlauf über den Ärmelkanal nach Benelux verlagert. Die Kaltfront folgt
also recht kurz auf die Warmfront, sodass der milderen Luft keine Zeit bleibt,
sich durchzusetzen. Die Niederschläge gehen in der Höhe zunehmend in Schnee
über. Zeit- und gebietsweise regnet und schneit es mal kräftiger, von langer
Dauer ist das jedoch nicht und Warnschwellen werden voraussichtlich nicht
erreicht. Der Wind frischt wieder auf. Im Bergland und an der Nordsee sind
erneut Sturmböen möglich. Vereinzelt können schwere Sturmböen auftreten. Je nach
Lage des Tiefs sind in Gipfellagen orkanartige Böen oder Orkanböen nicht
ausgeschlossen. Auch in den tieferen Lagen sind vorübergehend stürmische Böen
möglich. In der Nacht zum Sonntag erreicht das Tiefzentrum Deutschland von
Westen her. Der frontale Niederschlag zieht ost- und nordwärts aus Deutschland.
Rund um das Tief regnet und schneit es aber weiter. Bei etwa -3 Grad in 850 hPa
fällt Schnee in den Höhenlagen (oberhalb von 800 bis 900 m). Bei stärkerer
Intensität (vor allem im Westen und Südwesten) sind nasse Flocken auch deutlich
darunter möglich. Fraglich ist, was liegen bleibt.

Am Sonntag weitet sich das Tiefdruckgebiet über Süddeutschland und die Alpen
aus. Dabei bilden sich Dipole sowohl am Boden als auch in der Höhe, ein Pol
verbleibt ziemlich mittig über Deutschland. Die Temperatur in 850 hPa geht auf
-5 Grad zurück, die Schneefallgrenze sinkt tagsüber bis gegen 600 m. Vor allem
im Westen und Südwesten sind zeitweise noch mäßige Regen- und Schneefälle
möglich, sonst sind die Niederschläge von meist leichter Intensität. Mit
auffächerndem Druckgradienten lässt der Wind nach. In der Nacht zum Montag sind
mit absterbendem Wind und verbreitet leichten Niederschlägen nasse Flocken im
Süden und Osten bis in tiefe Lagen möglich. Nach Westen und Norden hin fällt in
den tiefsten Lagen meist Regen, Schnee ab etwa 400 bis 600 m.

Am Montag verlagert sich das Tief weiter ost- und südostwärts. Von Nordwesten
her drückt hoher Luftdruck dagegen. Ein umfangreicher Tiefkern liegt über
Italien, ein weiterer kleiner bildet sich über dem Riesengebirge. In weitgehend
östlicher bis nordöstlicher Strömung ist die Luft kalt, die Feuchtigkeit baut
sich nur langsam ab. In 850 hPa liegen meist -3 bis -6 Grad Deutschland. Die
Maxima liegen im tieferen einstelligen Bereich. In den mittleren und höheren
Lagen fällt weiterhin etwas Schnee, in den tiefen Lagen ist es meist Regen oder
Schneeregen. In der Nacht zum Dienstag macht sich im Nordwesten die Nähe zum
Hoch bemerkbar, es trocknet ab. Sonst fällt verbreitet weiterhin etwas Regen und
Schnee. Bei -6 bis -8 Grad in 850 hPa fällt Schnee meist bis in tiefe Lagen.

Am Dienstag liegen wir zwischen tiefem Luftdruck über Südosteuropa und hohem
Luftdruck über den Britischen Inseln weiterhin in nordöstlicher Strömung. Die
Niederschläge lassen weiter nach, leichter Schneefall oder Schneeregen ist bis
in tiefe Lagen möglich.
Am Mittwoch scheint sich der hohe Luftdruck von Norden her durchzusetzen. Es
trocknet rasch ab, die Luft wird etwas weniger kalt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der gestrige und heutige 0z Lauf sind konsistent. Der gestrige 12z Lauf
berechnet das Tief am Freitag deutlich schmaler, aber elongierter. Er lässt das
Tief am Samstag über Belgien nach Deutschland ziehen, die anderen simulieren
eine nördlichere Zugbahn. Bei ihnen verbleibt das Tief auch länger in
Deutschland und es fließt kältere Luft ein. Ab Montag werden die Unterschiede
auch zwischen den 0z Läufen groß.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich mit anderen Modellen ergeben sich bereits am Freitag große
Unterschiede. ICON und GFS sehen das Tief über dem Nordmeer, UK10 lässt einen
Ableger nach Norddeutschland, IFS nach Dänemark ziehen. Auch in weiterer Folge
ergibt sich keine Konsistenz. Immerhin simulieren alle Modelle am Wochenende den
Durchzug eines Tiefdruckgebietes von West nach Ost, allerdings variieren Timing
und Lage stark.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Cluster: Im ersten Zeitschritt (Donnerstag und Freitag) gibt es sechs
Lösungen, alle NAO+ und mit kaum Unterschieden für Deutschland. Zeitschritt zwei
(Samstag bis Montag) hat noch zwei Lösungen, wobei das Wetterregime von NAO+ zu
Blocking wechselt. Die Unterschiede für Deutschland sind hier schon deutlich
größer. Cluster eins (samt Haupt- und Kontrolllauf) lässt das Tief lange über
Süddeutschland kreisen. Cluster zwei ist mit dem Abbau wesentlich schneller und
lässt das Hoch früher durchgreifen. Die erweiterte Mittelfrist (Dienstag bis
Donnerstag) hat vier Lösungen (Memberverteilung: 21-10-10-10), hauptsächlich mit
Blocking. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster vier. Er hat den Keil weit
vom Atlantik bis nach Skandinavien. Cluster eins ist verhaltener und lässt den
Hochdruck eher flach über Nord- und Nordwesteuropa.

Die Rauchfahnen des IFS sind über den gesamten Mittelfristzeitraum leicht
aufgebläht. Aber nur der Samstag weist eine größere Variabilität auf. Da
scheinen eine höhere Temperatur und ein höheres Geopotential möglich.
Grundsätzlich steigen beide ab Donnerstag an, gehen aber am Wochenende wieder
zurück. Der Hauptlauf fügt sich bei beiden Parametern meist mittig ein. Nur im
Süden weist der Hauptlauf für Sonntag einen negativen Ausschlag beim
Geopotential auf. Fast liegt der Lauf außerhalb der Ensembles. Wo das Tief am
Sonntag/Montag langzieht, steht noch nicht fest. Fest steht, dass die
Niederschläge zunehmen. In allen Ensembles sind deutliche Ausschläge zu finden.

Die GFS-Temperaturensembles sehen denen des IFS vom Verlauf her ähnlich.
Allerdings ist die Temperatur ab Sonntag um bis zu 5 K kälter. Das Geopotential
ist ab Montag deutlich höher, allerdings sind Haupt- und Kontrolllauf am oberen
Ende der Ensembles.
Auch die ICON-Ensembles geben kein neues oder besseres Bild. Der Verlauf ist
ähnlich, die Absolutwerte unterscheiden sich. ICON ist wie GFS in der neuen
Woche kälter, wenn auch nicht ganz so viel.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Tiefdruckgebiete sorgen für auffrischenden Wind und die ein oder andere
Sturmbö an den Küsten und im Bergland. Auf den Gipfeln sind zeitweise schwere
Sturmböen wahrscheinlich und Orkanböen vereinzelt nicht ausgeschlossen, alles
aber noch unsicher. Außergewöhnlich ist der Wind nicht und sorgt beim EFI auch
nicht für große Aufregung, außer am Samstag im Südwesten, wenn das Tief
hereinzieht. Da gibt es im EFI deutliche Signale für zumindest mal ungewöhnliche
Windgeschwindigkeiten.

Der Niederschlag ruft etwas häufiger Signale beim EFI hervor. Sowohl am Freitag
im Osten und Südosten als auch am Samstag im Westen und Süden. Warnschwellen
werden am Freitag nicht erreicht. Am Samstag/Sonntag können regional um 25 l/qm
in 24 Stunden fallen, damit wäre die Warnschwelle für Dauerregen verpasst, ob es
für Starkregen in kürzerem Zeitraum reicht, bleibt abzuwarten. Der Schneefall,
dessen Fall- und Liegenbleibgrenze noch sehr unsicher ist, entlockt dem EFI kaum
Signale. Lediglich im Bergland sieht man hier und da ein schwaches Zeichen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn