S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.12.2024 um 10.30 UTC

Nasskalt, im Bergland winterlich. Am Samstag zumindest im Westen und Südwesten
Gefahr einer Sturmlage, danach Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 08.12.2024

Am Mittwoch liegt Deutschland an der Westflanke eines schwachen, allmählich nach
Osten abziehenden Troges. In der rückseitigen nordwestlichen Strömung laufen
noch kurzwellige Anteile nach Südosten ab, die vor allem im Küstenbereich und im
Bergland eine leichte Schauertätigkeit am Leben halten. Oberhalb 600 m fällt
dabei meist Schnee. Dazwischen sind im Bereich einer von Fennoskandien bis in
den Azorenraum reichenden Hochbrücke auch größere Auflockerungen vorstellbar.
Über dem Atlantik hat sich derweil eine zonal ausgerichtete Frontalzone
entwickelt, die sich über die Britischen Inseln hinweg ostwärts durchsetzt. Da
der über dem östlichen Mitteleuropa liegende Trog sich eher nach Süden ausweitet
als dass er weiter nach Osten vorankommt, bleibt vorerst noch antizyklonaler
Einfluss bestehen.
Im Laufe des Donnerstags beginnt sich die Frontalzone bis nach Mitteleuropa
durchzusetzen. Mit der Annäherung der Warmfront eines knapp nördlich an
Schottland vorbeiziehenden Randtiefs erfolgt von Westen her Wolkenaufzug. Hebung
und der hieraus resultierende Druckfall schwächen die Hochbrücke ab. Zum Abend
hin frischt im Westen der Wind aus Süd auf, in der Nacht zum Freitag setzt
zeitweise Regen ein, der rasch bis nach Osten und Süden ausgreift. Von der Mitte
aus ostwärts sowie im Bergland fallen die Niederschläge anfangs als Schnee oder
auch in gefrierender Phase, wodurch Glättegefahr besteht.
Am Freitag wird das Tief vom Seegebiet knapp nördlich von Schottland nach
Jütland gesteuert, wodurch dessen okkludierendes Frontensystem Deutschland
weitgehend überquert. Von Westen her lassen später am Tag die Niederschläge
nach. Die Schneefallgrenze steigt vorübergehend auf über 1000 m, sinkt aber im
Tagesverlauf wieder auf etwa 800 m ab.
In der inzwischen wieder stärker mäandrierenden Frontalzone nähert sich ein
weiteres Tief Irland. Entwicklungsgünstig zu einem nachfolgenden Trog liegend
wird dieses Tief, das sich zu einer Sturmzyklone entwickelt, nach Nordengland
gesteuert. Mit der Warmfront dieses Tiefs kommt ausgangs der Nacht zum Samstag
im Westen erneut Regen auf. Dieses Sturmtief wird im Laufe des Samstags in den
Nordwesten Deutschlands gesteuert. An dessen Südflanke frischt der Wind auf und
erreicht im Westen und Südwesten in Böen auch in tiefen Lagen Sturmstärke, an
der See und im Bergland sind schwere Sturmböen zu erwarten, auf exponierten
Gipfeln besteht Gefahr orkanartiger Böen, die bis in die Nacht zum Sonntag
hinein andauern können.
Am Sonntag verlagert sich das dann auffüllende Tief über den östlichen
Mittelgebirgsraum hinweg ostwärts. Nach wie vor muss in Berglagen sowie an der
See mit Böen bis Sturmstärke gerechnet werden. In der Nacht zum Montag gelangt
dann Deutschland auf die Rückseite des Tiefs. Mit der auf Nord bis Nordost
drehenden Strömung dringt Polarluft nach Mitteleuropa vor, so dass bis in Lagen
oberhalb 600 m die Niederschläge wieder durchweg in Schnee übergehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich die Frontalzone
nördlich an Island vorbei bis in die Barents-See durch. Südlich daran angrenzend
kommt eine Hochbrücke zustande, die sich vom Azorenraum über die Norwegische See
bis nach Karelien erstreckt. Über Mitteleuropa wird das Wettergeschehen durch
einen Höhentiefkomplex bestimmt. Die Temperaturen gehen weiter zurück,
allenfalls sind noch niedrige einstellige Maxima zu erwarten. Dabei bleibt es
wechselhaft mit schauerartigen Niederschlägen, die oberhalb 400 m bei
winterlichen Bedingungen durchweg als Schnee fallen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Danach ergeben sich größere Unterschiede
hinsichtlich des weiter oben beschriebenen Sturmtiefs, das die beiden gestrigen
Simulationen noch nicht so ausgeprägt entwickelt hatten. Auch ließen diese
Modellläufe das Tief rascher nach Osten abziehen als dass dies bei der neuesten
Modellrechnung der Fall ist. Die rückseitige Abkühlung ist auch bei den
Modellläufen vom Vortag erkennbar, wobei der gestrige 00 UTC-Lauf antizyklonaler
geprägt war.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Donnerstag ergeben sich keine signifikanten Abweichungen
zwischen den einzelnen Modellen. Ab der Nacht zum Freitag zeigen sich
unterschiedliche Ergebnisse. So wird nach UK10 ein kräftiges Tief (noch nicht
das oben beschrieben Sturmtief) in die südliche Nordsee gesteuert. ICON und erst
recht EZMW belassen dieses Tief deutlich weiter nördlich. Dieses Tief verlagert
sich nach UK10 am Freitag über Deutschland hinweg südostwärts. Durch diese
Entwicklung wird das nachfolgende Sturmtief ausgebremst und liegt Samstagfrüh
500 bis 1000 km weiter westlich, um dann in der Nacht zum Sonntag bereits über
Mittelfrankreich Südkurs einzuschlagen. ICON und GFS favorisieren eine
Verlagerung des Sturmtiefs zu den Baltischen Staaten, EZMW zeigt in der Nacht
zum Sonntag dieses Tief über dem Westen Deutschlands und lässt es am Sonntag
unter Verlagerung über die Mitte hinweg in den östlichen Mittelgebirgsraum
auffüllen. Der UK10-Variante am nächsten kommt noch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes, das dieses Tief über die Benelux-Staaten nach Süden ablaufen
lässt.
Übereinstimmend zeigt sich bei allen Modellen im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ein Temperaturrückgang, wobei das Wettergeschehen auch nach
GFS eher zyklonal, nach dem kanadischen Modell antizyklonal geprägt ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS lässt ab Sonntag in Gegensatz zum hauseigenen deterministischen
Modell anhand des EPS-Mittels den Trog weiter im Westen nach Süden ausgreifen
und austropfen. Eine derartige Entwicklung würde ein Sturmtief, das das
Vorhersagegebiet erfasst, eher unwahrscheinlich werden lassen. Im Grunde
genommen kommt diese Variante der von UK10 und der vom Modell des kanadischen
Wetterdienstes näher. Aber immerhin wird die oben beschriebene Variante mit dem
Sturmtief noch von etwa einem Drittel der Einzellösungen gestützt, wobei dann
eher eine nördlichere Zugbahn (wie bei ICON) favorisiert wird. Der
Temperaturrückgang ab Sonntag wird dagegen von allen EPS-Membern mitgetragen.
Das EPS des EZMW lässt ab Sonntag den Trog auch etwas weiter im Westen nach
Süden austropfen, aber das ist nicht so ausgeprägt der Fall wie beim EPS des
GFS. Gegenüber dem hauseigenen deterministischen Lauf wird eher eine etwas
weiter im Norden erfolgende Verlagerung des Sturmtiefs erwartet, was der Version
von ICON und GFS nahekommt. Von Seiten des EFI werden nur schwache Signale für
Böen gezeigt, die den Westen und Südwesten Deutschlands erfassen können. Von den
Britischen Inseln über Frankreich hinweg bis nach Nordwestspanien sind die
Signale ausgeprägter, was auch als Indiz für die UK10- bzw. kanadische Variante
zu sehen wäre. Wie beim EPS des GFS lassen auch hier etwa ein Drittel der
EPS-Member dieses Sturmtief westlich an Deutschland vorbei nach Süden ziehen.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt ab Sonntag bei reichlich zwei Drittel
der Member einen Übergang zu einer zyklonalen Nordostlage, ggf. auch Tief
Mitteleuropa, wodurch sich ein nasskalter Witterungsabschnitt mit winterlichen
Verhältnissen bis in Lagen um 600 m einstellen dürfte.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Mittwoch sind sehr wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden
Wetterereignisse zu erwarten. Am Donnerstag und in der Nacht zum Freitag frischt
der Wind aus Süd bis Südwest auf, in exponierten Lagen der westlichen und
nördlichen Mittelgebirge sowie an der Nordfriesischen Küste sind einzelne
Sturmböen nicht auszuschließen.
Am Freitag sind dann in den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge Sturmböen zu erwarten. Darüber hinaus muss auch an der Nordsee und
an Teilen der Ostseeküste mit Sturmböen gerechnet werden.
Am Samstag kommen generell in höheren Berglagen und im Westen und Südwesten bis
zum Teil in die Niederungen Sturmböen auf, im Bergland gibt es dann
wahrscheinlich schwere Sturmböen, exponiert auch orkanartige Böen. Allerdings
ist diese Entwicklung aber noch sehr unsicher.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW), anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann