SXEU31 DWAV 011800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 01.12.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Von Westen wieder zyklonaler (UTE) mit vereinzelter Glatteisgefahr (Nacht zum
Montag). Wechselhafter Wochenstart mit allmählichem Luftmassenwechsel und
Normalisierung des vertikalen Temperaturgradienten.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … fällt der Luftdruck über Deutschland und damit ist es ausgemachte
Sache, dass unser Wochenendhoch CLEMENS seine Hauptschuldigkeit getan hat – gut
gemacht lieber CLEMENS, hast dir viel Mühe gegeben und vielerorts für ein
komplett sonniges erstes Adventswochenende gesorgt. Dass zu dieser Jahreszeit
mal mehr, mal weniger zähe Grautöne als Störenfriede auftreten, lässt sich kaum
verhindern. Nun zieht sich die Hochdruckzone aber allmählich nach Osteuropa
zurück und auch der überlagerte Potenzialrücken verliert mehr und mehr an
Substanz. In der Regel bleibt sowas nicht unbestraft in der Troposphäre, so auch
in diesem Fall. Die Lücke wird – wenn auch nicht im Höllentempo – von UTE und
ihrer Entourage (Potenzialtrog, Fronten, Teiltief usw.) gefüllt, von Beruf
Sturmtief mit Kerndruck knapp unter 985 hPa (heute Mittag 12 UTC) und Sitz über
der südlichen Norwegischen See. Der korrespondierende Höhentrog überdeckt mit
positiver, also nach Südwesten ausgerichteter Achsstellung weite Teile des nahen
Atlantiks. Er wird morgen im Bereich der Kanaren abtropfen. Dann wären da noch
zwei Fronten, die es zu erwähnen gilt: eine teilokkudierte verwellte Kaltfront,
die aufgrund nur gering ausgeprägter thermischer Gegensätze relativ schwach auf
der Brust ist. Zudem hängt noch eine Okklusionsschleppe aus dem Tiefkern nach
Südwesten heraus, aus der bis Montag eine zweite, baroklin deutlich besser
ausgestattete Kaltfront erwächst.

In den nächsten Stunden nähern sich Trog und erste Kaltfront langsam an, was
unter der leicht diffluenten südwestlichen Höhenströmung zwar flächige, von der
Intensität her aber eher schwache Hebungsprozesse auslöst. Trotzdem reicht es
aus, um von Westen her mehrschichtige Bewölkung und geringfügigen Regen
übergreifen zu lassen. Keine große Sache, weniger als gestern noch gerechnet und
alles sehr diffus ohne Organisation. Was man sagen kann, dass der Niederschlag
im Norden weiter nach Osten ausgreift als im Süden. Dort könnte es dafür eher
mal aus dem recht verbreitet auftretenden Nebel und Hochnebel sprühen, die in
der Nacht etwas angehoben werden. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt
besteht dabei ebenso Glättegefahr wie dort, wo der „frontale“ Regen auf negativ
temperierte Kältelöcher der Mitte und des Südens trifft. Ansonsten geht der
Trend aber in Richtung Temperaturanstieg, sei es durch Gegenstrahlung, sei es
durch einen etwas auflebenden südlichen Wind (vor allem im Westen und Norden).
Über der Deutschen Bucht zieht der Wind am meisten an, was Helgoland, den
Nordfriesischen Inseln und den Halligen die eine oder andere steife Böe 7 Bft
bringt. Mit dabei freilich auch der Harzer Brocken, wo es im Laufe der Nacht auf
8-9 Bft in Böen hochgeht. Außerdem nimmt im östlichen Sachsen der Böhmische Wind
den Betrieb auf (7 Bft).

Montag … mogelt sich die erste Kaltfront ost-südostwärts über den
Vorhersageraum hinweg. Dabei kommt es zu leichtem Regen oder Nieselregen, der im
Süden und in der östlichen Mitte bis in den Vormittag hinein stellenweise
gefrieren kann. Im Schlepptau folgt das Residuum des inzwischen abgetropften
Troges, an den auch die zweite Kaltfront gekoppelt ist. Sie stellt im Grunde die
Verlängerung der o.e. Okklusion da, die zur Mittagszeit Norwegen und Schweden
weitgehend hinter sich gelassen hat. Okklusion und Kaltfront, die zur
Mittagszeit von der Nordsee und den Niederlanden auf Deutschland übergreift,
werden durch das kleine Teiltief UTE II getrennt, welches sich um 12 UTC mit
rund 1000 hPa im Gepäck unweit des Oslofjords befindet.

Mit Annäherung der Front und der Trogvorderseite werden weitere Hebungsimpulse
initiiert, die in neuerliche, auf die Westhälfte übergreifende schauerartige
Regenfälle münden. Dabei deutet sich im Südwesten vom Elsass und von Lothringen
her eine Wellenbildung an, die ab dem Abend zunächst in BaWü, später dann auch
in großen Teilen Bayerns eine deutliche Niederschlagsintensivierung zur Folge
hat. Das alles in unkritisch flüssiger Phase, weil die Temperatur in der
einfließenden erwärmten Meereskaltluft subpolaren Ursprungs (mPs) mittlerweile
deutlich in den positiven Bereich angestiegen ist (Tmax 6 bis 12, ganz im Westen
punktuell vielleicht 13°C). Einzig nach Südosten hin, wo der Wind nicht so
richtig durchgreift, um die kalte Grundschicht aufzurubbeln, bleibt es mit 1 bis
5°C frischer. Nicht ausgeschlossen, dass es eingangs der Nacht in Teilen
Niederbayerns sowie in den ostbayerischen Mittelgebirgen und im Erzgebirge lokal
noch mal glatt wird, evtl. auch durch gefrierende Nässe.

Ansonsten bliebe nur noch mitzuteilen, dass die Sonne zu Wochenbeginn in den
meisten Regionen auf Tieftauchstation geht. Auflockerungen sind am ehesten im
Süden sowie in der östlichen Mitte zu erwarten, in den Alpen und in den
Hochlagen des Bajuwarischen Waldes scheint sogar länger die Sonne. Außerdem
nimmt der Südwestwind auf und an der Nordsee vorübergehend ab.

In der Nacht zum Dienstag zieht das kleine Teiltief UTE II vom Skagerrak nach
Südschweden (00 UTC) und später gen Dänemark. Die wellende Kaltfront verlagert
sich weiter langsam südostwärts, wobei es im Süden und Südosten des Landes zu
weiteren Regenfällen kommt (im Süden BaWüs sowie im Alpenvorland gebietsweise 5
bis 10, lokal um 15 l/m² innert 12 h). Hinter der Front greift dann auch das
inzwischen verkürzte Trogresiduum auf den Norden und Westen über. Es
korrespondiert mit einem gut definierten Bodentrog, hinter dem der vor allem an
und auf der Nordsee merklich auffrischende Wind (Böen 7-8 Bft) von Südwest auf
Nordwest dreht. Damit erfolgt ein nochmaliger Luftmassenwechsel vom mPs zu mP,
in der T850 auf Werte um -5°C sinkt. Die Schauer, die mit dem Trog übergreifen,
gehen im höheren Bergland oberhalb etwa 600 bis 900 m in Schnee über. In den
Alpen hält sich die Schneefallgrenze zunächst noch oberhalb der 1000m-Marke.

Die Temperatur bleibt in den meisten Regionen positiv, einzig im höheren
Bergland sowie örtlich im östlichen und südöstlichen Bayern stehen 0°C oder
etwas weniger auf der Karte.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … nisten sich der Rest vom Höhentrog sowie maritime Polarluft (mP;
T850 -2 bis -6°C) bei uns ein. Damit stellt sich ein wechselhafter
Wetterabschnitt mit Schauern (Bergland oberhalb 500 bis 800 m als Schnee) ein
bei maximal nur noch 2 bis 8°C.

Modellvergleich und -einschätzung

Die grobe Entwicklung passt, bei der Niederschlagsprognose hapert es hingegen
noch etwas. Fakt ist, dass die Mengen für die kommenden Nacht von den Modellen
kontinuierlich zurückgerechnet wurden. Einfacher wirdŽs dadurch nicht mit der
Einschätzung, wo Glätte auftritt und wo nicht. Eine überregional markante
Glatteislage ist aber unwahrscheinlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann