S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.11.2024 um 10.30 UTC

Unbeständig. Vor allem in der zweiten Wochenhälfte eventuell stürmisch und
regnerisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 07.12.2024

Am Dienstag, zu Beginn des Mittelfristzeitraums, zieht eine Tiefdruckrinne über
die Ostsee nach Osteuropa ab. Sie wird gefolgt von einer schwachen
Hochdruckzone, die sich von Westeuropa zu uns nach Deutschland ausweitet. Mit
einer schwachen nordwestlichen Strömung strömt erwärmte Meereskaltluft nach
Mitteleuropa, die unter einem nachfolgenden Höhentrog leidlich instabil
geschichtet ist. Die entsprechenden schauerartigen Niederschläge fallen im
höheren Bergland teilweise als Schnee, in tiefen Lagen als Regen. Sie lassen im
Tagesverlauf von Nordwesten her nach.
Am Mittwoch läuft von Westen her ein nächster Tiefausläufer mit einem
Kurzwellentrog Richtung Mitteleuropa ab. Erreichen werden sie Deutschland
möglicherwiese nicht, allerdings sorgt zumindest der Trog dafür, dass sich in
der Höhe vorübergehend Trogstrukturen festigen, während im Bodendruckfeld ein
Zwischenhoch sichtbar wird. Reste der Tiefdruckrinne halten sich über der Ostsee
und bringen dem Nordosten unbeständiges und nasskaltes Wetter. Ob eine
Zyklogenese über Oberitalien bis in den äußersten Süden Deutschlands mit
Aufgleitniederschlägen ausgreift, ist unsicher. Ansonsten deutet sich ruhigeres
Wetter an, dem Bodendruckfeld entsprechend, da aus der Höhe heraus kaum Antriebe
wirken. Die Temperaturen gehen zurück, nachts tritt verbreitet leichter, im
Bergland stellenweise mäßiger Frost auf.
Am Donnerstag orientiert sich eine stark gebündelte Frontalzone über dem
Nordatlantik zum europäischen Festland. Ein zugehöriges Sturmtief zieht an
Schottland vorbei zu den Färöern, wobei dessen Tiefausläufer mit einem Schwall
milder Meeresluft von Westen auf Deutschland übergreifen. Die kurze
Wetterberuhigung ist wieder passé und im Nordwesten setzt Regen ein, begleitet
von auffrischendem Südwind. Im Osten und Südosten hält sich noch der
Hochdruckeinfluss.
Am Freitag setzt sich am Rand von Tiefdruckgebieten über Nord- und Westeuropa in
ganz Deutschland mildes Westwindwetter durch. Hier werden die Unsicherheiten
aber deutlich größer, eventuell verläuft die Frontalzone in der Höhe genau über
uns. Tiefausläufer bringen wahrscheinlich gebietsweise Regen und auffrischender
Südwestwind dürfte an den Küsten und im Bergland starke bis stürmische Böen zur
Folge haben, eventuell auch Sturmböen. Die Nächte sind dann wieder weitgehend
frostfrei.
Am Samstag beginnt die Strömung stärker zu mäandrieren. Während sich über dem
Atlantik ein Langwellenrücken aufwölbt, stößt kalte Luft mit einer Austrogung
vom Nordmeer nach Süden vor. Wir liegen zunächst aber noch in der milden
Westströmung mit der ein weiteres Tief über uns nach Osten zieht und den feucht
milden Wettercharakter aufrecht hält. Je nach Zugbahn, die auch genau über
Deutschland nach Osten möglich ist, frischt der Wind an der Südflanke des Tiefs
stark bis stürmisch auf und es regnet gebietsweise länger anhaltend und kräftig.

Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich wenigstens vorübergehend eine
Troglage an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der Europäer ist eigentlich recht gut, allerdings ergeben sich
gerade in der zweiten Wochenhälfte einige Unschärfen. Diese betreffen das Timing
der Milderung ab Donnerstag und die Entwicklung etwaiger Sturmtiefs in der
Folge. Der aktuelle Lauf ist etwas progressiver als die Vorläufe was die
Milderung angeht, die Entwicklung danach wird im Detail unsicher. Gerade zum
Samstag werden Tiefs mit Sturmpotential, in unterschiedlicher Zugbahn simuliert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Dem stehen die Simulationen der anderen Globalmodelle nicht grundsätzlich
entgegen, auch wenn natürlich die Schere der Lösungen auseinander geht. Den
groben Fahrplan kann man stehen lassen. Dabei erscheint bei GFS und ICON am
Donnerstag die Blockadewirkung eines Hochs über Nordosteuropa etwas stärker und
verzögert das Übergreifen der Tiefausläufer bei uns. Danach wird es recht
diffus, die Milderung kommt aber bei allen Modellen. ICON lässt dann zum Samstag
ein Tief über Deutschland nach Osten ziehen, ähnlich wie IFS. Beim GFS und UKMO
fehlen diese markanten Randtiefentwicklungen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Ensembles stützen im Wesentlichen die Aussagen des operationellen Laufs. Die
Rauchfahnen der Lösungen zeigen zwar schon zu Beginn einen gewissen Spread,
gerade bei der 850er Temperatur und den Niederschlägen, der Hauptlauf liegt aber
zumindest im Bereich der meisten Lösungen. Dabei zeichnen sich sowohl die
relativ niedrigen Temperaturen zur Wochenmitte, die Milderung der zweiten
Wochenhälfte als auch die Troglage zum Ende/erweiterte Mittelfrist einigermaßen
ab.

Die Clusterung liefert erst 4, dann 5 Cluster, die fast alle ins Regime NAO+
einsortiert werden. Die Unterschiede liegen im gros bei den kurzen Wellen. Erst
zur erweiterten Mittelfrist tendieren die Lösungen zum Blocking mit einem
markanten Rücken über dem Nordostatlantik und hohem Geopotential über
Nordeuropa. Der Temperaturpfeil bei uns zeigt dabei nach unten, wie deutlich
oder nachhaltig, bleibt unklar.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Mittelfrist ist zunächst nicht gerade gespickt mit warnrelevanten
Wetterereignissen. Ein bisschen Wind, Frost und eventuell Nebel stehen auf der
Karte.
In der zweiten Wochenhälfte kann es spannender werden mit der aufkommenden
Westlage. Wirklich sattelfeste Signale für Sturm oder Dauerregen gibt es bis
dato aber nicht, möglich wird beides aber schon.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS und dessen EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner