SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.11.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
„Wölfe“ schreddern „Dosen“ (BL) – ansonsten ruhiger Herbstausklang respektive
Winterstart (CLEMENS). Erst ab Montag wieder zyklonaler (UTE).

Synoptische Entwicklung bis Montag 06 UTC

Aktuell … präsentiert sich der größte Teil des Landes wolkenarm oder gar
wolkenfrei. Lediglich über bzw. in der Peripherie der Deutschen Bucht tummelt
sich etwas mehr, aber keinesfalls durchweg geschlossenes Gewölk. Und was
natürlich auch nicht fehlen darf, ist Nebel oder Hochnebel. Hier stechen einmal
mehr die üblichen Verdächtigen ins Auge, auch wenn einige davon heute verschont
wurden (z.B. die Niederungen an der unteren Donau). Am meisten Dauergrau, teils
mit Dauerfrost, gab und gibt es im Oberrheingraben, an der Mosel sowie von der
oberen Donau bis hinunter in den Bodenseeraum sowie zum Hochrhein. Ein Mitgrund,
warum die Sonne großflächiger zum Zuge kam als wir das vor 2-3 Tagen noch
erwarten konnten, liegt an der eingeflossenen Polarluft, die per se schon nicht
der klassische Nebelburner ist, sowohl vom Wasserdampfgehalt als auch von seiner
sonstigen Konstitution her (weniger Kondensationskeime). Ein Großteil des
Wasserdampfs konnte vergangene Nacht frühzeitig ausreifen und stand somit nicht
zur Nebelbildung zur Verfügung. Hinzu kommt eine sehr weit unten positionierte,
teils aufliegende Inversion. Die meisten werdenŽs gerne mitgenommen haben an
diesem letzten Novembertag, waren doch die Auftritte von Klärchen sonst in
diesem Monat alles andere als offensiv.

Kommen wir zur Wetterlage, die von der langgestreckten, von Südwest- über
Mittel- bis weit nach Osteuropa reichenden Hochdruckzone CLEMENS geprägt ist.
CLEMENS hat nicht „Rücken“, er hat einen starken (Potenzial)Rücken, der ihn zu
einem stattlichen Burschen mit nur wenigen Schwachstellen macht. Auf unseren
Raum bezogen befindet sich eine davon im Nordwesten, wo die o.e.
Nordseewolkenfelder in der Nacht noch etwas landeinwärts vorankommen. Als echte
Frostverhinderer taugen sie nicht, lediglich in einem vergleichsweise schmalen
Korridor, der von Ostfriesland bis hinüber zur schleswig-holsteinischen
Ostseeküste reicht, bleiben die Nachttemperaturen meist im positiven Bereich.

Ansonsten kühlt es verbreitet in den leichten, vielfach sogar mäßigen
Frostbereich bis zu -8°C ab. In einigen geschützten Mulden und Senken sind am
Boden durchaus um -10°C drin. Eine derartige Abkühlungsrate setzt atmosphärische
Klarheit voraus, was in weiten Landesteilen auch gegeben ist. Eine Ausnahme
bilden die genannten Gebiete mit Dauergrau, wo sich Nebel und Hochnebel in den
nächsten Stunden verdichten respektive etwas ausbreiten. Zudem ist die
Wahrscheinlichkeit hoch, dass insbesondere im Süden noch weitere Gebiete
dazukommen. Namentlich seien hier die gesamten Donauniederungen inkl. das
südlich angrenzende Alpenvorland sowie die nördlich angrenzenden Gebiete bis zum
Main erwähnt. Auch die Flusstäler und Senken der drei Bundesländer Hessen, RP
und Saarland stehen auf der Agenda, wobei jedes Modell für sich die
Grenzschichtprozesse freilich etwas anders parametrisiert. Hier und da kann es
glatt werden, entweder durch Reif oder gefrierende (Nebel)Nässe.

Sonntag … ist nicht nur der erste Advent, es beginnt zudem der meteorologische
Winter. Wir dürfen gespannt sein, ob es mal wieder von ganz wenigen
Unterbrechungen abgesehen ein zu milder und schneearmer wird oder ob nicht doch
mal öfters ein paar arktische Luftmassen vorbeischauen. Der Start jedenfalls,
das ist unstrittig, erfolgt ruhig und unspektakulär, zumindest tagsüber. Zwar
zieht sich der Schwerpunkt des Kollegen CLEMENS (besonderer Gruß an die
Außenstelle in Stuttgart; Insider) langsam aber sicher nach Russland zurück.
Trotzdem sind seine nach Westen gerichteten Ausläufer noch ausreichend in
Schuss, um die schon mit den Hufen scharrende UTE noch auf Distanz zu halten.

Wer ist UTE? Nun, hierbei handelt es sich um ein veritables, stark elliptisch
konfiguriertes Sturmtief, dessen Kern sich morgen Mittag mit etwas unter 985 hPa
von den Färöers in Richtung Nordosten erstreckt. Zusammenarbeiten tut UTE mit
einem auslandenden, weit nach Südwesten zurückhängenden Potenzialtrog, der
voraussichtlich am Montag unweit der Kanaren abtropft. Unter der
trogvorderseitigen südwestlichen Höhenströmung befindet sich die langgestreckte
Kaltfront des Sturmtiefs, die stark verwellt ist und somit nur zögerlich
ostwärts vorankommt.

Entsprechend verläuft ein Großteil des Tages störungsfrei, was nichts anderes
als „vielfach sonnig, in einigen Niederungen (siehe oben welche) aber auch
länger oder gar ganztägig bedeckt bzw. neblig trüb“ bedeutet. Am Nachmittag und
Abend ziehen dann in den westlichen Landesteilen erst hohe, später dann auch
mittelhohe Wolken auf, die als präfrontale, durch schwache WLA getriggerte
Aufgleitbewölkung deklariert werden können.

Dort, wo sich Nebel und Hochnebel gar nicht oder spät auflösen, stehen
Tagestemperaturen um den Gefrierpunkt bzw. leichter Dauerfrost an. Ansonsten
gehtŽs hoch auf 3 bis 8°C. In Hochlagen, die genau im Maximumbereich der
Inversion liegen (Süden) oder aber dort, wo der etwas auflebende Süd- bis
Südostwind die Mittelgebirge überströmt (Leeeffekt; favorisiert der Westen) sind
durchaus 9, 10 oder gar 11°C im Bereich des Möglichen.

In der Nacht zum Montag macht die Umstellung der Wetterlage erste substanzielle
Fortschritte. Während UTE in Richtung Lofoten zieht und sich damit de facto vom
Vorhersageraum entfernt, kommen Kaltfront und nachfolgender Höhentrog immer
näher. Präfrontal lebt der Süd-Südwestwind im Nordwesten sowie über der Nordsee
auf, was außer vielleicht auf Helgoland zwar nicht für eine Warnung reicht (Böen
meist unter 7 Bft). Dafür wird auf unterster Stufe der Quirl angeschmissen, was
vor allem im Westen und Nordwesten einen allmählichen Temperaturanstieg von
Sonntagabend bis Montagmorgen bewirkt.

In den anderen Regionen kann die Temperatur zumindest in Teilen auch etwas
ansteigen, allerdings erst später, nachdem sie zuvor in den leichten, im Süden
und Osten mäßigen Bereich zurückgegangen ist. Das ist im Grunde völlig
unproblematisch und bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung, wenn, ja wenn
nicht die Tatsache wäre, dass von Westen her Regen übergreift. Dabei sind die
impulsgebenden Auslöseprozesse ebenso diffus wie die Organisation des Regens
selbst. Die Front ist nur schwach ausgeprägt, weil es sowohl an Baroklinität als
auch dynamischer Unterstützung aus der Höhe fehlt. So resultiert das Gros der
Hebung wohl im Wesentlichen aus Divergenz innerhalb der leicht diffluenten
südwestlichen Höhenströmung. Wichtiger als diese eher theoretischen Überlegungen
ist jedoch die Frage, wie das genau mit dem Regen abläuft. Dieser tritt hier wie
schon angedeutet als diffuser, nicht zusammenhängender Niederschlag meist
geringer Intensität auf. Im Westen und Nordwesten stellt das kein Problem dar,
weil die Temperatur locker im Plus ist. Kritisch könnte es vorübergehend dort
werden, wo der Regen auf Kältelöcher mit Frost und negativ temperierten Belegen
trifft, also am vorderen, östlichen Rand. Und auch in den Gebieten, wo sich der
Hochnebel zuvor nicht aufgelöst hat, wird dieser leicht gehoben, was
geringfügigen Niesel zur Folge haben kann. Zwar sind die Regen-/Nieselraten
nicht sind, trotzdem kann es an der einen oder anderen Stelle durchaus glatt
werden. Abgesehen von der Hochnebelgeschichte bleibt es im Osten und Südosten
aber noch trocken mit nach Süden hin einigen dichten Nebelfeldern.

An der Nordsee weht ein mäßiger bis frischer Südwestwind, Böen 7 Bft bleiben
aber wohl auf die freie See, Helgoland und vielleicht die Nordfriesischen Inseln
sowie die Halligen beschränkt. Ansonsten springen nur einige Hochlagen an, am
stärksten der Brocken mit Böen 9 Bft. Ob im und am Erzgebirge der Böhmische Wind
soweit durchbricht, dass Böen 7 Bft auftreten, ist fraglich.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Montag … Der 12-UTC-Lauf von ICON zeigt bestenfalls marginale Veränderungen
gegenüber den jüngsten Vorläufen. Entsprechend ist den Ausführungen der heutigen
Frühübersicht nichts Substanzielles hinzuzufügen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die grundlegende Entwicklung wird modellübergreifend gleich simuliert.
Unschärfen treten wie üblich bei der Grundschichtparametrisierung auf
(Verteilung und Andauer von Nebel/Hochnebel). Und auch beim Niederschlag ab der
Nacht zum Montag lässt die Kongruenz etwas zu wünschen übrig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann