S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.11.2024 um 10.30 UTC

Am Wochenende ruhiges Hochdruckwetter bei einem der Jahreszeit entsprechenden
Temperaturniveau. Zu Beginn kommender Woche mit Trogpassage wieder
unbeständiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 03.12.2024

Nach Passage eines kleinräumigen Sturmtiefs steht zu Beginn des
Mittelfristzeitraumes, also ab Freitag und auch am Wochenende, erst einmal
wieder ruhiges Hochdruckwetter ins Haus.

Verantwortlich dafür ist ein kräftiger Höhenrücken, der sich Freitagfrüh,
gestützt durch WLA vorderseitig eines Langwellentroges und eines
korrespondierenden Zentraltiefs über dem mittleren Nordatlantik, von der
Iberischen Halbinsel über Frankreich bis zur Nordsee erstreckt. Bis Samstag, 00
UTC kippt dessen Achse allmählich Richtung Südskandinavien und Mitteleuropa, so
dass die nordnordöstliche Höhenströmung, die sich über dem Vorhersagegebiet auf
der Rückseite des abziehenden Boden- bzw. Höhentiefs eingestellt hat, zunehmend
antizyklonal konturiert ist.
Im Bodenfeld stützt der Rücken ein kräftiges Hochdruckgebiet, dessen Schwerpunkt
(nahe 1035 hPa) sich Freitagmittag noch ziemlich genau über der Mitte des Landes
befindet, sich dann aber allmählich ostsüdostwärts nach Tschechien verlagert,
wobei sich bis Samstagfrüh eine vom Osten Frankreichs über Mitteleuropa hinweg
bis in den Südwesten Russlands reichende Hochdruckbrücke etabliert.
Somit bleibt am Freitag zunächst noch die eingeflossene maritime Polarluft
wetterbestimmend, wobei die Temperatur in 850 hPa bei auch niedertroposphärisch
von Frankreich her einsetzender kräftiger WLA bis zum Abend bereits auf Werte
zwischen -3 Grad im Südosten und knapp +8 Grad ganz im Westen steigt. Während es
im Südosten und Osten noch eher bewölkt bleibt mit letzten Schneeschauern an den
Alpen und am Erzgebirge, setzt sich von Westen her zögernd die Sonne durch,
wobei sich an der markanten Absinkinversion gebietsweise auch noch dichtere
Wolkenfelder halten können.
In der Nacht zum Samstag klart es verbreiteter auf und es gibt vielerorts
leichten Frost.

Am Wochenende nähert sich der Langwellentrog über dem Ostatlantik allmählich
Westeuropa an und greift am Sonntag bzw. in der Nacht zum Montag auf die
Britischen Inseln über. Der Höhenrücken wird dadurch zögernd ostsüdostwärts
abgedrängt, aber durch neue WLA-Schübe über Mitteleuropa in der Nacht zum bzw.
am Sonntag noch einmal regeneriert, so dass sich über dem Westen und Norden des
Vorhersagegebietes rückseitig des Rückens erst ab Sonntagabend eine zunächst
noch eher antizyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung etabliert.
Im Bodenfeld verlagert sich das zentralsteuernde Tief vom Seegebiet südlich
Islands bis zur Nacht zum Montag nach Nordskandinavien. Im Vorhersagegebiet
verstärkt sich somit der Druckfall, die Hochdruckzone wird schließlich weit nach
Osteuropa abgedrängt. Mangels Schubkomponente kommt die Kaltfront des
Zentraltiefs über Westeuropa aber zunächst kaum nach Südosten voran, sondern
verwellt am Sonntag über den Britischen Inseln.
Mit der WLA ziehen vor allem über den Nordwesten und Norden Deutschlands
zeitweise dichtere Wolkenfelder hinweg, es bleibt aber noch trocken. Ansonsten
dominiert aber an beiden Tagen noch eher ruhiges Hochdruckwetter mit der
üblichen Grenzschichtproblematik. Vor allem in den Niederungen Süddeutschlands
halten sich gebietsweise ganztägig Nebel und Hochnebel, während in höheren
Lagen, aber auch im Lee einiger Mittelgebirge häufiger die Sonne scheint. In 850
hPa steigt die Temperatur bis Sonntag auf 5 Grad im Südosten und 9 Grad im
Westen, so dass mit Sonnenschein wieder zweistellige Höchstwerte erreicht werden
können, während es bei beständigem Nebel nur wenig über 0 Grad geht. Nachts
bleibt es in der Nordwesthälfte frostfrei, sonst muss vielerorts mit Frost
gerechnet werden.
In der Nacht zum Montag zieht das Wellentief über die Nordsee nach Südnorwegen,
morgens erreicht die Kaltfront des Nordwesten Deutschlands, wobei sie sich als
kaum wetterwirksam erweist, da sie weiter südwestlich erneut verwellt. In
einigen Höhenlagen könnte es aber für stürmische Böen aus Südwest reichen.

Am Montag und in der Nacht zum Dienstag überquert der Höhentrog die Nordsee und
greift auf das Vorhersagegebiet über. Die Kaltfront neigt weiterhin zur
Wellenbildung und kommt nur zögernd südostwärts voran, immerhin erreicht sie
nach Lesart des IFS in der Nacht zum Dienstag auch den Südosten Deutschlands.
Die Niederschlagsmengen sind nicht warnrelevant, rückseitig folgt maritime
Polarluft mit -1 bis -5 Grad in 850 hPa, so dass es in höheren Lagen in der
Nacht zum Dienstag einzelne Schneeschauer geben kann.

Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch schwenkt der Trog allmählich über das
Vorhersagegebiet hinweg südostwärts, die Kaltfront überquert bis Dienstagmittag
die Alpen. Postfrontal gibt es innerhalb der maritimen Polarluft (-3 bis -7 in
850 hPa) noch einzelne Schauer, die bis in tiefere Lagen als Schnee oder Graupel
fallen können. An den Alpen kann es bis in die Nacht zum Mittwoch auch länger
schneien, auch im Osten gibt es noch Schneeschauer.
Ansonsten setzt sich postfrontal aber rasch Hochdruckeinfluss durch,
Mittwochfrüh erstreckt sich das Bodenhoch von Frankreich über den Westen und
Norden des Vorhersagegebietes bis nach Skandinavien, so dass es gebietsweise
aufklart und innerhalb der Polarluft vielerorts mit leichtem Frost zu rechnen
ist.

In der erweiterten Mittelfrist tropft der Höhentrog über dem Baltikum ab.
Rückseitig baut sich ein Höhenrücken über Mitteleuropa auf, der durch das
Cut-Off-Tief vorübergehend blockiert und am Donnerstag durch kräftige WLA
vorderseitig eines Richtung Ostatlantik vorstoßenden Höhentroges regeneriert
wird.
Das Bodenhoch wird zwar allmählich südost- und nordostwärts abgedrängt, bleibt
aber bis Donnerstag noch wetterbestimmend, wobei sich dann vorderseitig des
Ostatlantiktroges rasch wieder höhenmilde Luft durchsetzt.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der gestrige 12 UTC-Lauf ähnelt dem aktuellen Lauf des IFS, wenngleich die
Trogpassage vor allem in der Nacht zum und am Dienstag etwas progressiver
simuliert wird und in der erweiterten Mittelfrist Höhenrücken und Bodenhoch
zonal ausgerichtet simuliert werden, statt eher meridional wie im aktuellen
Lauf. Auffällig ist im 12 UTC-Lauf das außerordentlich kräftig simulierte
Bodenhoch mit einem Kerndruck von 1052 hPa (!!) genau über der Mitte
Deutschlands am 5.12. um 00 UTC.
Der gestrige 00 UTC-Lauf unterscheidet sich dagegen bereits eingangs der
Mittelfrist. Das für die Sturmtiefpassage in der Kurzfrist verantwortliche
Höhentief kommt gegenüber den beiden Folgeläufen deutlich langsamer südostwärts
voran und verlagert sein Drehzentrum in weiterer Folge bis zum Sonntag gar
retrograd nach Mittelitalien. Somit spaltet sich aus dem sich nach Mitteleuropa
ausweitenden Rücken eine eigenständige Höhenantizyklone über der südlichen
Ostsee ab, so dass sich eine „High-over-Low“ Konstellation über dem
Vorhersagegebiet einstellt. Das Höhenhoch erweist sich auch zu Beginn kommender
Woche noch als robust, so dass der folgende Höhentrog blockiert wird, sich
abschwächt und in einem deutlich antizyklonal konturierten Umfeld auf das
Vorhersagegebiet übergreift. Eine etwas markantere Trogpassage erfolgt dann erst
zu Wochenmitte.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Sonntag unterscheiden sich die vorliegenden Globalmodelle
nicht wesentlich vom IFS. Größere Differenzen gibt es dann zu Beginn kommender
Woche mit der anstehenden Trogpassage.
ICON und UK10 ähneln dabei dem IFS, wobei nach Lesart des ICON der Trog
markanter aufgestellt ist.
GFS simuliert zwar ebenfalls den von den Britischen Inseln zur Nordsee
vordringenden Höhentrog am Montag, hat diesen aber deutlich schwächer auf der
Agenda, da ein weiterer kräftiger Höhentrog Richtung Biskaya und Iberische
Halbinsel vordringt, der diesem die Energie entzieht. Gleichzeitig wird der mit
der auf Westsüdwest drehenden Höhenströmung nach Nordosten abgedrängt, so dass
er lediglich den Norden und die Mitte des Vorhersagegebietes streift.
Entsprechend wenig wetterwirksam fällt auch die Kaltfrontpassage in der Nacht
zum bzw. am Dienstag aus, der nur wenig kühlere Luft folgt.
Dagegen setzt vorderseitig des bis Mittwoch über England zur Nordsee ziehenden,
sich dabei aber deutlich abschwächenden Tiefs bereits am Dienstag von Südwesten
her wieder deutliche Warmluftadvektion ein.
Auch nach Lesart des GEM findet die Trogpassage lediglich über Nord- und
Ostdeutschland in einem deutlich antizyklonalerem Umfeld statt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen suggerieren eine recht hohe Prognosegenauigkeit zumindest bis
einschließlich Sonntag. Die Kurvenschar der 850 hPa-Temperatur der Einzelmember
verläuft in einem recht engen Spread mit nur wenigen Ausreißern (am ehesten nach
unten, was auf wenige, etwas „exotische“ Einzellösungen bzgl. der Lage und
Zugbahn des Höhentiefs ab Freitag hindeutet). Niederschlagssignale stehen so gut
wie keine auf der Agenda.
Die Trogpassage zu Beginn kommender Woche ist dagegen noch mit größeren
Unsicherheiten verbunden. T850 hPa und Geopot 500 hPa zeigen im Median zwar
absteigende Tendenz, dennoch wird der Spread nun deutlich größer, wobei der
Hauptlauf weit im unteren Bereich verordnet ist, somit eine im Vergleich zu den
meisten Einzelmembern markantere Trogpassage auf der Agenda hat.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen Geopot 500 hPa und etwas später auch
wieder T850 hPa wieder steigende Tendenz.

Zu Beginn der Mittelfrist, im Zeitraum 72 bis 96 Stunden, verteilen sich die 51
Ensemblemember, der Haupt- und der Kontrolllauf auf 2 Cluster, die beide dem
Großwetterlagenregime „Blocking“ zugeordnet sind. Diese unterscheiden sich
lediglich bzgl. der Stärke des Höhentiefs über Ost-/Südosteuropa, was kaum
Prognoserelevanz für das Vorhersagegebiet hat.

Der Zeitraum 120 bis 168 Stunden hat ebenfalls zwei Cluster auf der Agenda.
Beide beginnen mit einem Trogvorstoß vom mittleren Nordatlantik Richtung
Westeuropa (Großwetterlageregime NAO positiv). Cluster 1 (28 Member, zuzüglich
Haupt- und Kontrolllauf) spiegelt gut die Entwicklung im Hauptlauf wieder mit
dem Übergreifen des Troges auf die Nordsee und Mitteleuropa zum kommenden
Dienstag hin.
Cluster 2 hingegen deutet einen Cut-Off-Prozess südwestlich der Britischen
Inseln an. Das nördliche Trogresiduum zieht dann nach Skandinavien und kann sich
durch einen markanten Vorstoß polarer Kaltluft dort deutlich verstärken.
Rückseitig baut sich ein kräftiger Rücken nordwestlich der Britischen Inseln
auf, der Verbindung zum Rücken über Südosteuropa aufnimmt, so dass die
Trogpassage über dem Vorhersagebiet lediglich als Streifschuss über dem Norden
und Osten des Landes erfolgt (Übergang zum Großwetterlagenregime Atlantic
Ridge). Diese Variante ähnelt am ehesten noch der des kanadischen GEM-Modells.

Entsprechend groß werden dann die Differenzen zwischen den beiden Clustern in
der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden).
Cluster 1 (34 Member, inklusive Haupt- und Kontrolllauf) zeigt nach Passage des
Troges den Übergang zu einer zyklonalen West-, später Südwestlage mit einem
kräftigen Zentraltief im Bereich Island/Nordmeer (Großwetterlagenregime NAO
positiv).
Cluster 2 (17 Member) hat dagegen eine deutlich antizyklonalere Variante auf der
Agenda mit lediglich „Streifschüssen“ vor allem über dem Norden und Osten
Deutschlands (Großwetterlagenregime Blocking).

FAZIT:
Nach Abzug des Sturmtiefs sollte sich ab Freitag und am Wochenende eine deutlich
ruhigere Hochdruckrandlage einstellen, wobei die Grenzschichtproblematik im
Fokus steht.
Danach werden die Unsicherheiten größer, wobei noch nicht feststeht, wie markant
die Front- und Trogpassage am Montag und Dienstag ausfallen. GFS, vor allem aber
GEM und auch viele ENS-Member haben eine gegenüber dem IFS-Hauptlauf und dem
ICON etwas entschärftere Variante auf der Agenda, auch die KI-Modelle (AIFS,
GraphCastGFS) sind ebenfalls defensiver aufgestellt.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Signifikante Wettererscheinungen stehen zunächst keine auf der Agenda,
warntechnisch steht bis einschließlich Sonntag die Grenzschichtproblematik im
Fokus.
Mit Front- und Trogpassage zu Beginn kommender Woche frischt dann der Wind
vorübergehend stärker auf, allerdings dürfte s für markante Böen (Bft 8 bis 9)
lediglich in den Gipfellagen der Mittelgebirge und eventuell noch an den Küsten
reichen, wenn überhaupt.

Im Bergland und an den Alpen kann es dann vorübergehend schneien, markante
Neuschneemengen sind aber nicht in Sicht.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff