S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.11.2024 um 10.30 UTC

Vor allem im Südosten noch wechselhaft, ansonsten zunehmender Hochdruckeinfluss.
Etwas zurückgehende Temperaturen.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 02.12.2024

Die ab Donnerstag beginnende Mittelfrist wird durch ein Höhentief über
Deutschland geprägt, das bis zum Wochenende Richtung zentrales Mittelmeer
wandert und zusammen mit einem positiv sich neigenden Höhenrücken zunehmend eine
„High-Over-Low“-Wetterlage generiert. Die Großwetterlage HFz, HFa und SEa geben
sich dabei die Klinke in die Hand und aus anfänglich wechselhaft wird nur noch
im Südosten wechselhaft. Mit dem Höhentief gelangt kühlere Luft nach
Deutschland, sodass das aktuell hohe Temperaturniveau wieder verlassen wird. Die
zunächst weit im Norden verlaufende Frontalzone macht das High-over-Low robust,
erst zum Ende des Mittelfristzeitraums könnte es durch Trogvorstöße über dem
Nordostatlantik zu einem Aufbrechen kommen.

Im Detail befindet sich das Höhentief am Donnerstagmittag über dem Osten
Deutschlands, mit bis zu -30 Grad in 500 hPa ist es aber nicht besonders kalt.
Bis zum Abend steuert es die Ostsudeten an, stromaufwärts kann sich ein Keil
über den Britischen Inseln aufwölben. Das Höhentief ist mit einem Bodentief
verbunden, das achsensenkrecht unter ihm liegt und folglich seine Entwicklung
überschritten hat. Dennoch gestaltet sich der Tag in Deutschland wechselhaft und
windig, auf der Westflanke des Bodentiefs wird mit nördlicher Strömung subpolare
Kaltluft mit T850 hPa von -2 bis -4 Grad nach Deutschland gelenkt.

Am Freitag kreist das Höhentief ins südöstliche Polen und zurück nach
Ost-Tschechien, das zugehörige Bodentief füllt sich auf. Der Höhenkeil kippt
dagegen Richtung Südskandinavien, womit der Bodendruck vor allem im Norden und
Westen Deutschlands steigt. Über Norddeutschland entsteht am Abend eine eigene
Zelle mit einem Kerndruck von knapp über 1035 hPa. Im Südosten und Osten bleibt
der Einfluss des Höhentiefs vorerst bestehen. Dort wirkt sich immer noch die
Kaltluft aus mit T850 hPa von -2 bis -5 Grad, während im Nordwesten wieder etwas
mildere Luft mit T850 hPa von 0 bis 3 Grad eingeschleust wird.

Am Samstag ist das Höhentief etwas flotter unterwegs und macht sich auf den Weg
nach Mittel-Italien. Der Höhenkeil bildet über Dänemark ein Höhenkern aus, womit
das High-Over-Low nun vollzogen ist. Das Höhentief sorgt im Südosten weiterhin
für die Zufuhr feucht-kalter Luftmassen, was die Wechselhaftigkeit dort anhalten
lässt. In den anderen Landesteilen dominiert unter Hochdruckeinfluss Absinken.

Am Sonntag und Montag ändert sich nichts Wesentliches an der Großwetterlage,
auch wenn das Höhenhoch langsam Richtung Baltikum driftet. Ganz im Südosten kann
das Höhentief noch letzte Wirkung entfalten. Die Temperaturen ändern sich nicht
grundlegend.

In der erweiterten Mittelfrist ab nächste Woche Dienstag findet das
High-over-Low ein Ende, wenn ein Trog vom Nordostatlantik nach Skandinavien
schwenkt und sich bei seiner Ausweitung nach Süden mit dem Höhentief über dem
zentralen Mittelmeer verbindet. Mit -1 bis -5 Grad in 850 hPa wird aus
Nordwesten erneut ein Schwall kalter Luft nach Deutschland gebracht.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des EZMW-Modells ist bis zum Freitag gut, lässt danach allerdings
deutlich nach. Das liegt vor allem an der Positionierung des Höhentiefs, das ab
Samstag im aktuellen Lauf zum zentralen Mittelmeer zieht, im gestrigen 0
UTC-Lauf dagegen zur Nordsee ziehen sollte mit anschließender Eingliederung in
die Frontalzone. Wechselhaft und feuchtkalt bleibt deshalb mit dem neuen Lauf ab
Freitag auf den Südosten Deutschlands beschränkt. Darüber hinaus erfolgt der
Abbau des High-over-Lows erst in der erweiterten Mittelfrist statt bereits am
Sonntag, womit weite Teile des Landes länger in den Genuss von Hochdruckeinfluss
kommen. Der gestrige 12 UTC-Lauf stellt eine Mittellösung der beiden anderen
Läufe dar, der den Weg für die heutige Lösung ebnet.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Erwartungsgemäß treten auch bei den anderen Modellen Unterschiede bei der
Prognose des Höhentiefs zutage. Bei ICON und UK10 betrifft das aber eher nur die
Details, in groben Zügen folgen sie dem EZMW. GFS siedelt das Höhentief zunächst
über Nord-Italien an. Ab Montag entwächst daraus ein Dipol mit jeweils einem
Höhentief über Nordost-Frankreich und einem über Tschechien. Der Dipol verlagert
sich anschließend nordwärts, womit es wechselhafter und kühler als beim EZMW
werden würde.
AIFS (EZMW-KI-Modell) und GraphCast ML (Google-KI-Modell) lassen das Höhentief
nach Griechenland wandern, was am Montag schon den Weg für einen neuen Trog von
den Britischen Inseln frei machen würde (früher wieder wechselhaft mit
Milderung).

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Aus den Rauchfahnen kann man auch die Unsicherheit bezüglich der
Höhentiefvorhersage herauslesen. Das äußert sich vor allem durch einen hohen
Spread ab Freitag bei den T850 hPa und teils auch beim Geopotenzial 500 hPa. Das
Höhentief beispielsweise könnte im weiteren Verlauf näher an unserem
Vorhersageraum liegen als vom Hauptlauf vorhergesagt, was durch einige kalte
Member bzw. Member mit niedrigeren Geopotenzial gezeigt wird. In südlichen
Städten fächert die Geopotenzial-Kurve sogar ohne erkennbaren Median auf
(Fr/Sa). Anschließend gibt es einen Median mit höherem Geopotenzial, in dem sich
auch der Hauptlauf eingliedert, was den schwindenden Einfluss des Höhentiefs
herausstellt (und die GFS-Vorhersage zur Außenseiter-Lösung macht).
Niederschlagssignale finden sich hauptsächlich am Mittwoch, im Süden teils bis
in den Freitag/Samstag hinein. Danach nehmen sie ab Dienstag nächster Woche
meist wieder zu.

CLUSTER:
Im zweiten Zeitschritt (Fr-So) werden 5 Cluster benötigt, um die Unsicherheiten
des Ensembles zu beschreiben. 3 der 5 Cluster mit insgesamt 38 von 51 Membern
verpflanzen das Höhentief zum zentralen Mittelmeer, die restlichen 13 lassen es
nach Griechenland/Zypern ziehen. Die KI-Modell-Lösungen sind daher nicht völlig
abwegig.
Im dritten Zeitschritt (Mo-Mi) sind 4 Cluster mit deutlich voneinander
divergierenden Lösungen vorhanden. Diese reichen von Trogvorstoß (27 Member)
über Rücken (24 Member) bis hin zu Trograndlage mit Trogdurchgang nordöstlich
von uns (10 Member).

FAZIT:
Bis zum Montag läuft es nach anfänglicher Unbeständigkeit (Donnerstag) auf
Hochdruckeinfluss mit Abstrichen im Südosten hinaus. Die Temperaturen gehen
etwas zurück, winterliche Aspekte bleiben allerdings auf das Bergland
beschränkt. Ab Anfang kommender Woche wird die Reise unsicher, einiges spricht
aber für das Ankommen eines neuen Troges von den Britischen Inseln und damit für
ein Ende des Hochdruckeinflusses.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

WIND:
EFI liefert am Donnerstag Werte bis 0.7 für überdurchschnittlich viel Wind
insbesondere in der Südosthälfte. Bei den Ensembles sind die
Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 in der östlichen Mitte sowie im
Bergland und an der See erhöht, im exponierten Bergland treten mit geringen
Wahrscheinlichkeiten schwere Sturmböen Bft 10 auf.

DAUERREGEN/SCHNEE:
EFI bietet keine Signale für überdurchschnittlich viel Regen, in den Ensembles
gibt es am Donnerstag aber Hinweise für Dauerregen mit mehr als 30 l/qm in 24
Stunden am Alpenrand. Außerdem sind im Bergland dort oberhalb 1000 m 5 bis 15 cm
Schnee innerhalb von 6 bis 12 Stunden möglich.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-ENS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler