SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 25.11.2024 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Wieder „normalere“ Temperaturen. An der Nordsee am Dienstag teilweise stürmische
Böen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Aktuell … liegt Deutschland noch zum großen Teil im Warmsektor eines
Sturmtiefs, das an Schottland vorbei Richtung Färöer Inseln zieht und sich
langsam weiter abschwächt. Mit einer kräftigen Südwestströmung wird dabei
zunächst ungewöhnlich warme Luft zu uns geführt. In ihr wurden am Nachmittag im
Südwesten des Landes mehrfach Höchsttemperaturen von 20°C gemessen, an einigen
Stationen gab es Dekaden- und Monatsrekorde.

Die Kaltfront des Tiefs hat unterdessen schleifend auf das westliche Deutschland
übergegriffen und überquert uns in der Nacht zum Dienstag etwas beschleunigt
nach Osten, weil ein kurzwelliger Troganteil, in der auch in der Höhe
südwestlichen Strömung nach Osten abläuft. Dabei wird die ungewöhnlich milde
Luft postfrontal von erwärmter Meeresluft polaren Ursprungs. Diese ist zwar
kälter als die Luft im Warmsektor, aber alles andere als kalt, geht doch die
Temperatur in 850 hPa von mehr als 10°C lediglich auf um 0°C zurück.
Da Kaltluftadvektion dem eigentlichen Tiefausläufer vorauseilt, ist die
Schichtung stabil und es regnet schauerartig, wobei der Regen zum Morgen auch
Ostsachsen und Südostbayern erfasst. Die Mengen sind nicht warnrelevant. Ganz im
Südosten ist der Himmel noch längere Zeit aufgelockert oder gering bewölkt und
die Luft kühlt auf Werte um 0°C ab. Wenn der Regen dort ankommt ist da, wo sich
etwas Kaltluft sammeln konnte, vereinzelt Glätte durch gefrierenden Regen nicht
ausgeschlossen. Ansonsten bleibt es frostfrei. In der zweiten Nachthälfte geht
die Schneefallgrenze in der einströmenden kühleren Luftmasse etwas nach unten,
sie sinkt zum Morgen in den Alpen bis ca. 1500m. Aber auch in Lagen oberhalb
fällt nicht viel Schnee.
Der Druckgradient wird dabei deutlich auseinandergezogen. Der zunächst teils
noch kräftige, von Südwest nach West drehende Wind, lässt schon abends nach und
die aktuellen Windwarnungen laufen aus.

Im Laufe der Nacht sind dann vor allem noch im höheren Bergland steife bis
stürmische Böen, exponiert Sturmböen zu erwarten. An der Nordsee legt der
Südwest- bis West nach vorübergehender Abnahme unter die Warnschwellen in der
zweiten Nachthälfte wieder etwas zu. An den Küsten, vor allem der
Nordfriesischen, sind einzelne Böen 7 Bft möglich.

Unter dem Trog labilisiert die Schichtung im Westen und Nordwesten später
soweit, dass einzelne Schauer aufkommen.

Dienstag … dreht die Strömung nach Passage des Troges auf westliche Richtungen
und die Kaltfront zieht auch aus dem Osten und Südosten ab. Das ehemalige Sturm-
bzw. Orkantief füllt sich derweil über Südnorwegen weiter auf. An seinem Rand
gelangt mit der westlichen Strömung erwärmte Meereskaltluft heran, die in 850
hPa zwischen -3°C über dem Norden und +2°C über dem Süden bringt.
Die anfänglichen Regenfälle ganz im Osten und im Südosten, hier fällt in den
Alpen oberhalb von 1500m etwas Schnee, lassen im Verlauf des Vormittags nach und
später erfolgt der Übergang zu wechselnder Bewölkung. Dabei baut sich über dem
Süden und der Mitte Deutschlands schwacher Hochdruckeinfluss auf und mangels
Labilität ist die Schauerneigung nur gering.

Etwas anders ist die Situation in der Nordhälfte Deutschlands. Hierher gelangt
vorübergehend ein Schwall etwas höhenkälterer und damit leicht instabiler Luft,
die zudem durch kurzwellige Tröge einen gewissen Hebungsinput erfährt. Es bilden
sich einige Schauer, auf den Nordwesten greift eventuell auch eine Art
Schauerband über und vereinzelt sind Richtung Nordsee Gewitter nicht ganz
ausgeschlossen.
Das sich weiter abschwächende Tief über Norwegen hat zwar nicht mehr viel Wind
im Gepäck, der Gradient nimmt aber an seinem Rand über dem äußersten Norden
Deutschlands etwas zu.
Besonders an der Nordsee treten im Tagesverlauf Böen 7 bis 8 Bft, exponiert und
über der offenen See eventuell mit 9 Bft auch Sturmböen auf. In
Schleswig-Holstein und an der Ostsee sind es eher 7er Böen, vereinzelt 8 Bft aus
südwestlicher Richtung.

Die Temperaturen steigen auf ca. +10°C oder etwas darüber.

In der Nacht zum Mittwoch ziehen die Schauer über dem Osten ab. Im Norden löst
eine weitere Kurzwelle einige Schauer, besonders an den Küsten aus. Ansonsten
weitet sich der Zwischenhocheinfluss noch etwas nach Norden aus. Gebietsweise
bildet sich im Laufe der Nacht Nebel und Hochnebel. Der Wind ist meist nur
schwach unterwegs, lediglich im Norden bleibt er spürbar und bringt vor allem
anfangs an den Küsten steife Böen aus West, die im Laufe der Nacht aber über die
Ostsee abziehen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 06 UTC

Mittwoch … interagiert ein Trog über der Nordsee mit einem vom Ärmelkanal aus
nach Osten ziehenden Tief. Es verstärkt sich dabei, greift abends auf den
Nordwesten über und zieht in der Folgenacht über Norddeutschland nach Osten.
Damit kommen von Nordwesten wieder verbreitet Regenfälle auf und der Wind legt
ordentlich zu. Vor allem im Nordwesten und über der Mitte sind teilweise
stürmische Böen oder Sturmböen möglich. Auch an der Nordflanke im deutschen
Küstenraum sind Sturmböen, dort aus Ost möglich, verbunden mit möglicherweise
warnrelevanten Niederschlägen im Bereich der Zugbahn des Tiefs.

Mehr Details sind in der Frühübersicht zu finden. Die Entwicklung bleibt
unsicher, da sie mit einigen Unterschieden simuliert wird.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis Mittwoch herrscht weitgehend Konsens. Das (Sturm?)-Tief danach wird unsicher
simuliert. Auch wenn dabei keine wirklich kalte Luft im Spiel ist, sind an der
Nordflanke Nassschneefälle zumindest vorübergehend nicht ausgeschlossen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner